15. Sahara Rallye El Chott 1999 |
Tagebuch der Teilnehmer
Dies hier ist die Abschrift von dem Gekritzel, was abwechselnd von einigen der motorradfahrenden Teilnehmern als sogenanntes Tagebuch niedergeschrieben wurde. Es schildert einen kleinen Teil der Erlebnisse und Gedanken der einzelnen Personen während der Rallye. Durch den Stress hatte natürlich keiner Lust auf hochgeistige literarische Ergüsse, weshalb wir um etwas Nachsicht bitten.
Michael Käuper
18.03.99, Start zu Hause in Thüle
Schon auf dem Weg nach Leopoldshöhe geht mein Fahrradtacho ca. 5 km/h nach, egal. Nach 12 Kilometern fällt meine nagelneue Roadbookbeleuchtung aus, schade! Als wir um 19:30 Uhr in Leopoldshöhe ankommen, ist Anja (die Reporterin von Enduroszene Online) schon da. Marc Ahlene aus Münster kommt kurz nach uns an. Als wir uns den Anhänger ansehen, sagen wir erst mal nichts, er sieht viel zu klein aus. Danach haben wir die beiden Adventures von Anja und Marc aufgeladen, da war der Anhänger erst mal voll. Nach einigen Versuchen stellen wir die beiden Adventures mit dem Motorschutz auf die vordere Ladebordwand, so dass die Vorderräder in der Luft hängen. Die TT und die LC4 haben wir dann hintendran gepfuscht. Dirks LC4 hing hinten genauso über, wie die Adventures vorne. Nach einigen abschätzenden Tests halten wir unser Transportsystem für akzeptabel, ich glaube aber, dass alle skeptisch waren. Nachdem dann die Rücksitzbank von Brodemanns Franz überhaupt nicht passt, wir sie aber trotzdem einbauen, fahren wir endlich los.
Theo Käuper
18.03.99, Start zu Hause in Karlsruhe
Tja, immer noch oder schon wieder. Auch wir, also Gernot, Leo und ich, sind heute gestartet. Um 12:00 Uhr ist alles gepackt und ich warte in Ettlingen auf Hans Nägele mit dem Anhänger, sowie auf die anderen zwei Jogies. Um 13:00 Uhr ist Hans da, knallt die Moppeds auf den Anhänger und ab geht die Post. Na ja, nicht ganz: Nen' bisschen Fußrasten abschrauben war ja doch noch zu machen. Gegen 14:30 Uhr rollt die 2,5 Tonnen-Fuhre Richtung Marseille und wir haben schon unterwegs viel Spaß beim Lästern über die Organisation von JSO oder sonst wen. Der A4 läuft, aber säuft nix und um 01:00 Uhr parken wir am "Haus mit Flagge" in Marseille. Es sind schon einige Leute mit Auto da, aber das Gros fehlt noch. Nach und nach trudeln die anderen Leute ein. Es ist saukalt und an Schlaf ist nicht zu denken. Jedenfalls nicht an gesunden, aber es ist auch nicht sooo wichtig. Irgendwie machen sich alle über JSO, die bestreikte Fähre, den kommenden Flug usw. lustig und wir schlagen uns so die Nacht um die Ohren. Gegen 06:30 Uhr trifft das Team aus Leopoldshöhe ein. Vier Moppeds auf einem Hänger für zwei! Kein Problem, meint Dirk (sowieso der Schnellste). Entsprechend verrückt sieht das Ganze dann auch aus. Steini, der Cheforganisator versucht die Situation zu klären in dem er überflüssige Ansprachen hält. Die wirklich wichtigen Aussagen kommen dann später vom Rennleiter Rainer. So wird es die nächsten zwei Wochen auch bleiben. Dann bringen wir die Mopeds durch den Zoll: Alle machen irgendwas, meistens warten, dann Zoll, dann Schiff, dann hinterm Bus her fahren, dann Autos & Anhänger in einer Art Halle einschließen, dann per Bus zum Flughafen, was ein Chaos. Irgendwann sitzen wir mit Leo, Michael, Hans, Dirk, Theo und Marc im Flughafenrestaurant und besaufen uns für das Geld, was uns die Fährgesellschaft als Warteentschädigung ausgezahlt hatte. Falsch! Wir betreiben natürlich angeregte Konversation, verbessern die Welt, finden Politik echt sch... und planen die eigene Rallye. Dirk meldet sich spontan an, obwohl er hofft, dass sie nie durchgeführt wird. So, jetzt ist 19:49 Uhr und ich habe keinen Bock mehr zum Schreiben.
Michael Käuper
19.03.99, Warten auf dem Flughafen
Jeder von uns legt die 200 Franc, die wir von der Fährgesellschaft als Taschengeld erhalten haben auf den Tisch und wir zahlen den vielen Wein und das gute Essen. Erst jetzt merken wir, dass der Wein auch hier 12 % hat. Noch 3 Stunden, und ab geht's nach Tunis, per Flieger. Eigentlich bräuchte die Rallye gar nicht mehr stattfinden, da ja schon völlig klar ist, wer gewinnt. Na ja, ein wenig Krankengymnastik tut ganz gut. Der Leo schläft so fest, dass wenn der Theo ihn nicht geweckt hätte, er glatt den Flieger verpasst hätte. In Tunis geht's ins Hotel, und es ist nicht zu glauben, wie Füße riechen können.
Michael Käuper
20.03.99, Warten in Tunis
Am Samstag in der Medina kaufen wir wichtige Dinge, wie Wasserpfeifen, "Frösche", super T-Shirts und erstklassiges Essen für kleines Geld (80 Mark) ein. Auch die Schuhputzer wissen, wie man mit Touris umgeht. Schuhe putzen 1 Dinar, ach ja, halbe Schuhe 1 Dinar, fertig putzen 2 Dinar. Wir haben viel Spaß, abends noch ein paar Bier zum Essen und ab geht's in die Falle. Morgen um 05:15 Uhr wecken.
Theo Käuper/Wolfgang "Leo" Leonhard
21.03.99, 1. Fahrtag
Verbindungsetappe: Hammamet - Kairouan
Wertungsetappe: Prolog am Strand von Salloum
Der Wecker klingelt, Zähne putzen, ein Stück Weißbrot zum Frühstück und
mit dem Bus zum Hafen, die Moppeds holen. Die Zollformalitäten sind heute mit
nur 3 Stunden schnell erledigt, für Tunesien sehr wenig, und wir fahren,
nachdem wir unsere Sachen vom IFA-LKW geladen haben, Richtung Hammamet zum
Start. Langweilige 100 km über die Autobahn. Von Hammamet geht's dann nach
Bou Ficha zum Prolog. Einmal dort am Strand entlang, Hahn auf und geradeaus. Das
erste Drittel hatte seinen ersten Sturz weg, aber zum Glück ohne
Personenschäden. Wir starten gemeinsam die Verbindungsetappe nach Kairouan,
jedoch nicht ohne vorher ein ordentliches kaltes Kebap zu verschlucken. Die
Etappe dorthin war
teilweise sehr interessant, da sie über eine schmale Piste entlang eines
ausgetrockneten Salzsees führte.
Auch hier hat Leo seine Navigationskenntnisse hervorragend unter Beweis
gestellt. Wir fanden auf Anhieb eine versteckte DK. Als wir in Kairouan
ankommen, ist es dunkel.
Jetzt schreibt Leo weiter mit der Hoffnung, dass Ihr das lesen könnt. Das Essen war wenig und kalt. Die Zimmer waren ok, nur die WCs hatten keine Spülung (es stank!). Nach den nötigen Reparaturen, einigen Bieren und jeder Menge blöder Sprüche gingen wir zu Bett. Morgen soll die 1. Etappe starten.
Michael Käuper
22.3.99, 1. Etappe
Verbindungsetappe: Kairouan - Tozeur
Wertungsetappe: Flussbettrennen
Nach einer ruhigen Nacht, spärlichem Frühstück und kurzer Verbindungsetappe treffen wir uns wieder zur Startaufstellung. Jetzt geht's los, 17 km durch das ausgetrocknete Flussbett. Alle kommen heil durch, bis auf den Sturz von Luigi mit seiner Adventure. Danach ging es ca. 120 km Verbindungsetappe zum 2. Rennen. Wieder ein ausgetrocknetes Flußbett. Hier sollte es 39 km Richtung 178° Nord=Süd gehen. Ohne GPS hatten Leo und Dirk erschwerte Startbedingungen. Als wir am Ziel waren, haben sich viele Leute zersemmelt, Knut, der Favorit und Erzrivale (von wem?), hatte einen heftigen Sturz. Die Verbindungsetappe nach Touzeur ist dann echt ätzend: nur Landstraße und viel Geradeaus. Aber wenigstens ein paar grandiose Landschaften. In Touzeur wird am Hotel gecampt. Leider kommt der LKW mit unseren Sachen sehr spät nach uns an, so dass wir bis in die Nacht schrauben oder Zelte aufbauen müssen. Manche brauchen sehr lange. (weil falsche Stangen dabei...) Unsere Reporterin Anja ist ausgefallen. Grund: Steine schmeißende Kinder am Straßenrand. Sie haben ihr einen Riesenwacker bei Tempo 100 auf den Fuß geschmissen. Solche Steinewerfer sollten uns noch öfter begegnen...
Theo Käuper
23.3.99, 2. Etappe
Verbindungsetappe: Tozeur - Douz
Wertungsetappe: Piste um Chott el Jerid
Die Nacht ist viel zu kurz! Um 08:00 Uhr ist alles verpackt, wir haben gefrühstückt und stehen am Start. Das Roadbook hat gleich zu Beginn eine Abweichung von 800 Metern, was anschließend noch zu Schwierigkeiten führen sollte: Wir fahren eine große Dünen rauf und wieder zurück, finden aber dadurch die erste DK schneller als geplant. Dann geht es leicht durch Dünen und über Teerstraßen zum Start der Wertungsetappe. Dort warten wir lange auf die Belgier und verschieben sogar den Start von 10:00 auf 11:00 Uhr. Die folgenden Kilometer sind eine einzige Mutprobe: Geradeaus auf Stein-/Sandpisten mit Vollgas. Nach dem letzten Schotterstück, wird von Steini persönlich das Roadbook abgekürzt. Leider hat er nicht jedem gesagt, wie zu fahren ist und somit sind Proteste vorprogrammiert. Das Ende vom Lied ist, das Theo. Leo, Hans und Dirk weit nach vorn gespült werden, da wir als eine der wenigen die ZK2 finden. Glück? Abends nehmen wir uns ein Zimmer im Hotel Touareg in Douz und bekleben die Zimmerwände mit netten Mädels. Morgen geht's in die Dünen und deshalb muss ich jetzt schlafen. Gute Nacht!
Marc Ahlene
24.03.99, 3. Etappe
Verbindungsetappe: Douz - Ksar Ghilane
Wertungsetappe: Durch die Dünen
Ganz früh morgens. Ich ziehe keine Fäden mehr beim Laufen. Der Scheiß ist über Nacht angetrocknet. Jetzt hab ich Fußschuppen. Wie in einer Legebatterie gab's Frühstück - "Intercontinental Breakfast". Für die Wurst haben sie extra das Dorfschwein geschlachtet.
Dirk und ich fahren Tanken. Stopp! Dirk konnte nicht starten, kein Choke. Gleiches gilt für Leo. Auf zum Start. Lange Zeiten geht's flott auf der "Autobahn". Rechts hohe Kamele, links platte Schweizer. Dann DK1. Hohe Dünen, aber gut zu fahren. Gott sei Dank, ist es nicht zu heiß. Der Sand ist befahrbar, Camelbags und Buddelhände werden geschont. In zwei Stunden sind wir nach Ksar Ghilane gehopst. Der eine weniger, der andere flummiartig mehr. Mit ein paar Kugeln weniger im Radlager hat man schon einen Gewichtsvorteil. In Ksar Ghilane schnell in die "warme Wanne", Cola gesoffen, dann rumgeschraubt, gemütlich Bilder aufgehängt und aufs Essen gewartet. Essen war warm und gut. Bei der Fahrerbesprechung gab's wieder Zirkus. Die (Fahrzeiten-) Liste war falsch ausgedruckt... Mehr nicht dazu. Der schwule Pressefriseur hat sich vorgestellt: Wir möchten doch bitte morgen spektakulär gestellte Posen machen, damit er seine Bilder "schöpfen" kann. Na ja, warten wir's ab. So, jetzt hab ich meine Pflicht erfüllt. Prost!
Michael Käuper
25.03.99, 1. Ruhetag, Ksar Ghilane
Der Ruhetag wurde zu Filmaufnahmen genutzt. "Achieeem" und seine Filmschnitten wollten sich dazu um 11:00 Uhr am Fort von Ksar Ghilane postieren. Leider wehte aber ein recht strammer Ghibli, so dass nicht allzu viele Moppedfahrer zum Set kamen. Die meisten zogen es vor, sich in der warmen Quelle zu aalen oder sonst wie zu relaxen. Abends, als das Wetter sich gebessert hatte, gab es einen weiteren Filmtermin, bei dem Theo sich spektakulär verspulte, woraufhin er einen (filmisch festgehaltenen) Abflug machte. Anschließend machten Theo, Carlo, Marcel, Olsen und ich einen anstrengenden Abstecher zum Fort. Auf dem Rückweg hatte Carlo starke Probleme, wir mussten ihm also helfen. Der dazu nötige Dünenmarsch (per Pedes) war wesentlich anstrengender als das Dünensurfen. Alles in allem klappt das Dünenfahren sehr gut und meine schlechten Erfahrungen vom Vortag vertiefen sich nicht.
Michael Käuper
26.03.99, 4. Etappe
Wertungsetappe: Kleiner Dünenrundkurs, Ksar Ghilane
Vor dem Dünenkurs werden wir eindringlich gewarnt: Nehmt ausreichend Wasser und außerdem Signalraketen und die Rettungsdecke mit, ihr werdet mit Sicherheit den ganzen Tag unterwegs sein, der Kurs ist sehr schwer. Da sich aber in der Nacht sehr stark der Tau niedergeschlagen hatte, lassen sich die Dünen erstaunlich gut befahren. Wir sind also schon mittags wieder im Camp und müssen hungrig erfahren, dass es nichts zu essen gibt. Wenn die Hunzikers (Michel & Denise) ihre Bordküche nicht geöffnet hätten, wäre ich wahrscheinlich glatt verhungert. Nachmittags legt sich der halbe Rallyetross wieder in die "Badewanne". Wie immer geht kurz vor Dunkelwerden das rege Schrauben an den Moppeds los. Durch das Springen in den Dünen hat sich mein Tachokabel verabschiedet. Mit Andis (Superschrauber) Hilfe gelingt es mir ein Kabel durch die Schutzhülle der Bremsleitung zu schieben (diese Konstruktion hält aber leider nicht lange). Nach einigen Bieren und den ersten Nachrichten (aus tunesischem Fernsehen auf arabisch) >Bomben auf Belgrad< geht's ins Bett. In dieser Nacht setzt Sturm und Regen ein, das Zelt kann nur mit Mühe widerstehen.
Michael Käuper
27.03.99, 5. Etappe
Wertungsetappe: Piste bis Bir Soltane, Dünen zurück nach Ksar Ghilane
Heute startete das Rennen mit einem Le-Mans-Start - bei laufendem Motor - so'n Quatsch. Nachdem der Tross sich dann an der ersten DK allmählich in den Dünen zerlief, hielt ich mich an Theo und Michel Hunziker und stellte verblüfft fest, dass ich ziemlich problemlos mithalten konnte. Der Michel ist uns dann nur deshalb davon gefahren, weil er das GPS hatte und wir nicht, zumal bei Theo und mir der Tacho ausgefallen war. Ohne zu wissen wie weit man sich bewegt hat (und das bei zig Kilometer Dünen) ist es, nur mit Kompass bewaffnet, gar nicht so einfach die nächste DK zu finden. Zufällig haben wir es doch geschafft. Der Tag lief also prima, was mit Platz 10 in Gesamt- und Tageswertung belohnt wurde. Bei der Fahrerbesprechung am Abend gab es etwas Tumult, weil Dirk Mielke sich zurecht über das nicht ausreichende Essen beschwert hatte. Steini versprach darauf hin, sich mit Djamel, tunesischer Diplomat und unser Dolmetscher (oder so ähnlich) um Besserung zu bemühen.
Michael Käuper
28.03.99, 6. Etappe
Wertungsetappe: Großer Dünenrundkurs, Ksar Ghilane
Von der guten Vortagesleistung beflügelt, wollte ich mich an den vor mir startenden Michel Hunziker hängen. Da dieser aber eine Minute vor mir startete, habe ich ihn in den Dünen verloren. Schon sehr früh riss die Leitung meines Sigma-Tachos mal wieder. Infolge dessen habe ich DK1 nicht gefunden. Fehler Nummer 1 an diesem Tag war, nicht 180° entgegengesetzt der Richtung zu suchen oder zumindest Verfolgern aufzulauern, um mich ihnen anzuschließen, sondern zufällig kreuzenden Geländewagenspuren zu folgen. So kam ich erst zu DK2. Von hier aus fuhr ich zur DK1 und wollte dann wieder zurück zur DK2. Fehler Nr. 2, denn dadurch und durch das vorausgegangene umherirren vergeudete ich wertvolles Benzin. Am DK2 traf ich Olsen. Da auch er allein unterwegs war, beschlossen wir zusammen zu fahren. An DK4 schließlich warf Olsen das Handtuch, weil ihm der Sprit knapp wurde und es zunehmend stürmischer wurde. Fehler Nr. 3 an diesem Tag war, allein und ohne Tacho im Ghibli in Richtung DK5 aufzubrechen. So fuhr ich und fuhr ich, immer Richtung 353°. Irgendwann beschloss ich, dass ich DK5 schon lange erreicht haben musste, ich fuhr also genau 180° entgegengesetzt, in der Ahnung, DK5 knapp verfehlt zu haben. Der Sturm war jetzt so stark, dass ich Dünenkonturen, Täler usw. nur schlecht oder gar nicht erkennen konnte. Ich stürzte also häufiger. Nach einigen Kilometern musste ich auf Reserve schalten und wenig später beschloss ich auf eine hohe Düne zu fahren und stehen zu bleiben. In der Hoffnung, dass die Orga mich von DK4 her zu suchen anfangen würde, richtete ich das Mopped mit dem Scheinwerfer in Richtung 353° minus 180° aus, um gegebenenfalls Lichtsignale zu geben. Schnell stellte sich Fehler Nr. 4 heraus. Ich hatte Anjas Panzer an und nicht meine Jacke, woraus Fehler 4a resultierte: die fehlende Rettungsdecke, es war nämlich rattenkalt, der Sand wehte einem in jede Ritze und schließlich begann es auch zu regnen. Nach saukalten zweieinhalb bis drei Stunden bemerkte ich erste Lichter am Horizont - Rettung nahte in Form von zwei Geländewagen und dem Unimog. 20 Minuten später erreichten mich die Autos, das Mopped wurde verladen und nach schaukeliger Autofahrt erreichte ich, passend zum Abendessen, das Lager. Nach diesem fehlerbehafteten Tag, hat es mich von Platz 10 wieder ziemlich nach unten gespült. Die Rechnung ist leider nicht aufgegangen, aber gelernt haben wir wieder einiges.
Giancarlo "Carlo" Albrecht
Noch 28.03.99
Heute Abend haben wir uns wieder über das schlechte Essen beschwert. Das Fleisch besteht nur aus Knochen und Fett, außen schwarz und innen roh. Die Portionen sind zu klein und mittags gibt es kaum was zu trinken. Steini hat endlich reagiert und entschieden, dass wir schon einen Tag früher nach Douz zurückfahren und zwei Nächte im dortigen Hotel verbringen -> gute Entscheidung!
Giancarlo "Carlo" Albrecht (müde und mit schmerzenden Knochen)
29.03.99, 2. Ruhetag, Ksar Ghilane
Heute ist der zweite Ruhetag in Ksar Ghilane. Morgens schrauben wir an den Moppeds und fahren danach zum "warmen Teich", wo wir uns mehrere Stunden lang einweichen lassen, meine Hände sehen aus wie bei einer Wasserleiche. Mittags fahren wir zum einzigen Nobelhotel in Ksar Ghilane. Die Übernachtung in einem der komfortablen nachgebauten Beduinenzelten, Innen mit einem richtigen luxuriösen Doppelbett ausgestattet, kostet ca. DM 200.-. Hier bekommen wir eine Kleinigkeit zu essen, genießen den Ausblick von einem Turm aus auf die Wüste und albern ein wenig herum. Den frühen Abend verbringen wir mit Dösen oder Lesen oder Tagebuch schreiben :-)). Während ich diese Zeilen schreibe, singt ein Tunesier laut und für unsere Ohren auch falsch. Wenn er nicht gleich ruhig ist, muss sich Allah nach einem Ersatz für ihn umsehen :-)). Hoffentlich gibt es jetzt bald was zu essen!
Jürgen "Luigi" Koch
30.03.99, 7. Etappe
Verbindungsetappe: Ksat Ghilane - Douz
Wertungsetappe: Durch Dünen
Der Sand ließ sich super fahren. Die Etappe hat richtig Spaß gemacht. Leider hat sich Peter Tressi kurz vor einer DK heftig hingelegt - Schlüsselbeinbruch, Mopped stark beschädigt, aber noch fahrbereit. Die letzten Tage waren aus meiner persönlichen Sicht ziemlich abwechslungsreich. Vom typischen Rallyegeschehen, Brigitte und ich hatten uns verloren und stundenlang im Dünenmeer gesucht, über technische Probleme, der Staubsauger meiner Adventure machte Probs, Folge: 1 Tag Pause (zwangsweise) mit 28! Strafstunden und einem Grippeanflug, wieder 1 Tag Pause (eher freiwilliger Art), war alles dabei. Nachdem mir (und vielen anderen) der Kragen beim Abendessen in Ksar Ghilane geplatzt war und wir bei Steini rebelliert hatten, wird der Aufenthalt in der teuersten und be***issensten Oase Tunesiens um einen Tag verkürzt. Endlich mal eine weise Entscheidung der Orga. Zurück in Douz lassen wir uns von dem vorzüglichen Essen verwöhnen - wohlgemerkt zum gleichen Preis!
Jürgen "Luigi" Koch
31.03.99, 8. Etappe
Wertungsetappe: kleiner Dünenrundkurs Douz
Der kleine Dünenrundkurs um Douz herum sollte sich als ziemlich heftig herausstellen. Fesch Fesch ohne Ende! Günter (der belgische Motorradfahrer aus dem Orgateam) prophezeit schon nach kurzer Zeit, dass heute mit Sicherheit Teilnehmer stecken bleiben, weil die Strecke zu heftig ist. Und so sollte es auch kommen. Gegen 21 Uhr kamen die letzten Bergungsfahrzeuge mit den liegengebliebenen Fahrzeugen zurück. Meiner Meinung nach war diese Etappe um Klassen zu "heavy" für diese "Einsteiger"-Rallye. Die Orga wollte es wohl dem sehr gut fahrenden Spitzenfeld zeigen. Die Anzahl der Teilnehmer die abgebrochen hatten, und die technischen Ausfälle bestätigten dies. An dieser Stelle sei jedoch erwähnt, dass es besonders in den Dünen von Ksar Ghilane hervorragende Etappen gab, die allen Teilnehmern großen Spaß bereiteten.
Jürgen "Luigi" Koch
01.04.99, 9. Etappe
Verbindungsetappe: Douz - Tozeur
Wertungsetappe: Piste
Heute, am Abreisetag von Douz nach Touzeur, legen wir einen absolut freiwilligen Pausentag ein. Olsen, Nicole, Steffen, Marc, Brigitte und ich gammeln am Pool des Touareg-Hotels herum und lassen uns von der Sonne grillen. Wir genießen die warme Sonne hier, weil es die Tage davor in Ksar Ghilane eher unangenehm kalt (Bodenfrost) war. Vorhin waren wir in Douz beim Kamel- bzw. Viehmarkt, der nur Donnerstags vormittags stattfindet. Gegen Mittag werden wir nun gen Touzeur aufbrechen. Doch vorher müssen wir Olsens Moppedschlüssel suchen. Er hat diesen möglicherweise verloren. Die Mühle steht abgesperrt vor dem Hotel.
Giancarlo "Carlo" Albrecht
Noch 01.04.99
Die Verbindungsetappe führt uns, vorbei an Salzseen, in die Berge. Die Wertungsetappe führt uns durch ein Hochtal und die Bodenbeschaffenheit läßt eine schnelle Fahrt zu, jedoch macht die Orientierung auf den sich verzweigenden Pisten etwas Schwierigkeiten. Damit wir abends mehr Zeit zum Schrauben haben, wird die Verbindungsetappe nach dem Wertungslauf gekürzt.
Gernot Gassner
02.04.99, 10. Etappe
Verbindungsetappe: Tozeur - Kairouan
Wertungsetappe: Keine
Überführungsfahrt von Touzeur nach Kairouan. Da fällt mir außer einem wunden Arsch nichts mehr ein. Doch, die Fahrt ging durch landschaftlich schöne Teile Tunesiens und die Bergüberquerung weckte heimatliche Erinnerungen in mir. Andreas und ich fuhren gemeinsam und hielten einige Male an, um die Gegend zu genießen und um Fotos zu schießen. Die Weiterfahrt bis ins Hotel Continental war etwas mühevoll aber problemlos. Nach erfolgreicher Suche nach unserem Zimmer (Nr. 135) stellten wir fest, dass das WC zwar Wasser lässt, aber im Kasten keines behält. Soweit - so gut.
Valerie und Katja (zwei der drei Filmschnitten)
03.04.99, 11. Etappe
Verbindungsetappe: Kairouan - Hammamet
Wertungsetappe: Strandrennen
Der große Tag ist gekommen - die Siegerehrung ! Nach ein paar Stunden Entspannung am Pool und einem guten Essen im Hotel Sultan, findet nun der wichtigste Teil der Rallye statt. Feucht-fröhlich fallen nun alle Anspannungen der letzten Tage nun langsam von uns ab. Jetzt zum Tagesablauf: Um 09:00 Uhr ging's von Kairouan nach Salloum. Dort nahm das Strandrennen seinen Lauf. Bis auf ein paar Zwischenfälle (der Tatra blieb mal wieder hängen) ging alles recht glimpflich aus. In Hammamet (Burg) wurde die Rallye mit deutscher Touristenunterstützung offiziell beendet. Die Trauer konnte keiner der Teilnehmer verbergen ! Doch wie so oft gibt es immer ein nächstes Mal. So nahm der Abend seinen Lauf. Theo kam mit seinem nagelneuen, zum Geburtstag geschenkten Teppich (mit Brandloch!) angeflogen, war aber so angespannt, dass er nicht mehr kitzelig war. Da half auch keine Massage mehr. Die Moral von dieser Geschicht' - wissen wir nicht!
P.S. von Marc Ahlene zum Zieleinlauf des Strandrennens:
Thorsten B. als Führender bleibt kurz vor dem Ziel stehen. O-Ton Steini: "So 'ne Scheisse, warum fährt der nicht weiter! Will der mich verarschen ?" Thorsten B. wartet auf den 2., 3., 4., 5. gemeinsame Fahrt ins Ziel! Steini fühlt sich ziemlich verarscht! "Na ja! Bei der Dakar haben 'ses auch gemacht. Warum nicht hier...!"
Theo Käuper
04.04.99, Rückfahrt nach Europa
Im Hintergrund dröhnt der Motor des Schiffes, die Sonne scheint, und irgendwie riecht es hier nach Pisse. Hafenromantik, oder nicht ? Soeben haben wir unsere Kabinen an Bord der "Liberté" bezogen und die Moppeds im Bauch des Schiffes vertäut. Die vorhergehenden Zollformalitäten gestalten sich kürzer als erwartet, so dass wir umsonst so früh aufgestanden waren. Macht nix. So, jetzt sitze ich hier und mache mir meine Gedanken zur Rallye. Rundherum war es doch eine gelungene Veranstaltung. Die anfänglichen Probleme und Bedenken gegenüber der Orga haben sich nicht fortgesetzt. Für 1500,- DM darf man auch nicht mehr erwarten. Trotzdem werde ich noch ein paar Tipps fürs nächste Mal an Steini faxen; vielleicht liest er es ja. Ganz entscheidend war die tolle Truppe, die sich hier gefunden hat. Vom Start weg hatten wir sehr viel Spaß und haben uns sehr gut verstanden. Das Endurofahren als Gemeinsamkeit bringt hier verdammt unterschiedliche Typen zusammen, und das macht es vielleicht aus. Wenn wir alle wieder zu Hause sind, kann jeder ein paar Geschichten mehr erzählen. So war es doch ein Abenteuer. Ich selbst freue mich aber auch schon auf zu Hause. Endlich saubere Sachen, ein großes Bett und regelmäßige Mahlzeiten. Aber ich bin sicher, in 4-5 Wochen habe ich schon wieder Lust auf die nächste Rallye. Es hat Spaß gemacht. P.S. Das Schiff legt ab, es geht nach Hause.
Tagebucheintrag von Steini
Ich freute mich, als der letzte Teilnehmer die Ziellinie überquert hat und alle gesund waren. Kleine Gedanken sind mein Wunsch.