Frankreich 2004: SommerHandschuhEröffnungsFahrt ⇒ Bericht Von Claudia Heinrich |
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Mal eben nach Frankreich? Am WE? Na, dann fahr mal schön und komm gesund wieder, Verrückte! So der Tenor meines Süßen auf meinen Vorschlag, wo man am WE hinfahren sollte. Und da sich mein anderer Reisebegleiter aus RO auch schon wegen akuter Gesundheitseinschränkungen ausgeklinkt hatte, packte ich am Donnerstag-Abend den großen Eisenhaufen für die Tour. Freitag-Morgen ging's los, im Kopf schon am Reiseziel: die Vogesen. Die Rumänien-Connection hatte eingeladen und da die drei ein lustiger Haufen sind und wir uns lange nicht gesehen hatten, versprach es ein vergnügliches WE zu werden. Es ging also los, aber wie immer, schon bei Kerpen fand' ich's so langweilig und öde, es kamen Zweifel, tut datt Not, noch mindestens bis KA, das wird ja was, wär' ich doch schon da, ab da ist's nur noch schön, oder vielleicht schon vorher quer durch die Pfalz? Mal sehen. Den Moselblick wollte ich mir geben und einen Schluck trinken und dann weiter. Keine 3 Meter weiter meldet sich die Tankanzeige, Reserve! Jetzt schon, warst du so flott unterwegs? Los, erledige, was zu erledigen ist, mit dem Ergebnis, dass die Anzeige mich mal wieder veräppelt hat. Wieder 3 Meter weiter meldet sich die andere Tankanzeige wegen Überfüllung, der Tee. Mädel, du hast ein Timing, sei froh, dass du allein unterwegs bist, alle anderen hätten dir jetzt 'ne Windel gereicht und dich zum Weiterfahren genötigt. Ob ich heute jemals noch irgendwo ankomme? Jetzt aber nix wie los. Die Pfalz spar' ich mir, ich sehe sie zu meiner Rechten als lang gezogenen Schatten? Vielleicht auf dem Rückweg. Wegen meiner Trödelei entscheide ich mich bis hinter Straßburg auf der BAB zu bleiben, dann noch in Deutschland eine kleine Mittagspause zu halten, Bimbes und Sprit zu tanken und von da aus nur noch schöne Straßen bis zum Treffpunkt zu fahren. Aber so richtig Fluss kommt immer noch nicht in die Sache und so bin ich erst gegen 15.00 Uhr in Obernai, mein Einstieg in die Berge. Von da an läuft die Sache allerdings rund, Col für Col fliegt vorbei, auf manchen schimmert noch reichlich Schnee durch die Bäume, aber in den Tälern ist schon ein Hauch von Frühlingsgrün zu sehen. Endlich im Zielgebiet treffe ich statt auf den richtigen Abzweig auf eine hochbeinige, verdächtig-orange Maschine mit Fahrer drauf, wir grüßen und fahren weiter, war das jemand von der Truppe? Dann ist's wohl nicht mehr weit, aber finden kann ich's auch nicht so richtig. Nach ein paar Halsen treffe ich ihn wieder und er geleitet mich netterdings zum Ziel. Mittlerweile ist es ungefähr 18.00 Uhr, Junge, wie die Zeit vergeht. Die Wiedersehensfreude ist riesig und wird entsprechend heftig gefeiert. Alles nette Leute hier, wie ich es von der Quer-Beet-Fraktion gewöhnt bin. Am nächsten Morgen werden 2 Roadbooks zur Verfügung gestellt, von denen eins auch für mich fahrbar sein soll. Erfreulicherweise brauche ich es nicht allein anzugehen und so fahren wir zu sechst los. Endlich kommt die Sonne jetzt mit Macht durch, am Morgen war es noch sehr kalt und es wollte so recht keiner los, zumal es auch etliche Startschwierigkeiten gab. Nach kurzer Asphaltstrecke geht's ab in den Busch. Der befestigte Waldweg ist gut zu fahren und ich lasse mit der Titanic die Eisschollen auf den Pfützen krachen. An einem herrlichen Aussichtspunkt hat sich eine größere Gruppe Mopeds versammelt, es gibt wohl eine kleinere Reparatur, nichts Ernstes und so geht's weiter. Eine mit Holz eingefasste Querrille sehe ich erst zu spät und so fahre ich stumpf dagegen, dass es nur so knallt und ich denke: Ob es ein Volltreffer war, merkst du sowieso erst auf der nächsten BAB, also fahr weiter. Wir kommen gut voran und es macht riesig Spaß. An einer Kreuzung entlassen wir einen Mitfahrer in den Krankenstand, bei ihm hatte sich schon vorher eine heftige Grippe angekündigt und nun ist der Helm wirklich zu eng. Ein kleines Stück weiter, wird's für mich ziemlich unangenehm, die Sonne hat die oberer Schicht des lehmigen Weges aufgetaut und die dicke Trine schiebt mit ihrer Viertel-Tonne kreuz und quer über die Piste. Jetzt ist mir warm. Da unser Guide nach GPS fährt, müssen wir gelegentlich drehen, wenn wir in einer Sackgasse gelandet sind. Für die kleinen Spaßgeräte kein Problem, für mich heißt es wenden in 32 Zügen, aber es haut immer hin. Nach so einem Wendemanöver und flotter Weiterfahrt fehlen mir meine drei Nachfolger im Rückspiegel, also wieder drehen und nachsehen. Wie sich herausstellt, wurde es in einer Kurve etwas eng für Moped und Post-Auto und so haben sich Fahrerin und Moped beide das Rahmenheck tüchtig verbogen, so ein Pech. Wie ich inzwischen erfahren habe, ist bei beiden wieder alles heil, war aber schon ziemlich frustrierend. Zusammen mit Ihrem Begleiter fuhr sie zurück nach Le Vic. So waren wir zu dritt. Mit einem Klos im Hals fuhren wir weiter, einen Wiesenweg an einem Bachlauf entlang bis zu einem kleinen Wäldchen. Dort fädelt sich mein Vorderrad im tiefen Untergrund vor einem quer liegenden Baumstamm ein, statt darüber zu rollen, Madame schlägt der Länge nach im weichen Bachufer ein, so wie ich. Aufheben, starten, wenden, weitersuchen nach dem richtigen Weg. Von hier aus nur noch 600 Meter bis zum Punkt, sagt das GPS?, sagt unser Guide und ich weiß, was so was heißen kann. Vor uns sehe ich einen alten tief gespurten Forstweg mit grasigem hohem Mittelstreifen, nix für mich, zu eng für zwei Zylinder und zu heftig für meine Fahrkünste. Um nicht die Spaßbremse zu spielen, schicke ich die zwei allein weiter und mal ehrlich, lange bitten lassen sich die Buben nicht. So bin also übrig mit einer 200.000er Karte und keinem Schimmer, wo ich mich eigentlich befinde. Ich schlage spontan den jeweils schönsten Weg ein und komme am Ende immer ganz woanders aus als geplant, aber die Sonne lacht und ich sehe viel von der Gegend. Ich trödle durch die Dörfer und genieße jede Aussicht, komme sogar ein wenig zum Botanisieren. Zwischendurch ein paar flotte Kurven als Verbindung zum nächsten Waldweg - wie Göttin in Frankreich. Langsam mache ich mich auf den Heimweg. Ich stelle mir vor, nach einer heißen Dusche mit den anderen Heimgekehrten auf der Sonnenterrasse bei einem Kaffee noch ein paar entspannte Quasseleien zu führen und schön die Füße hochzulegen. Das mit dem Duschen, dem Kaffee und der Sonne funktioniert auch prima, aber meine Witze muss ich mir selbst erzählen, hoffentlich kenn' ich noch nicht alle. Die Abbrecher waren bereits ganz nach Haus gefahren und alle anderen tobten noch durch Wald und Feld. Irgendwann kündigte sich aber lautstark der erste Trupp an. Sie sahen, wie erwartet, glücklich geschafft aus und wollten das Tanken noch mit einer kleine Extra-Tour verbinden, und weg waren sie. Nach und nach füllt sich der Platz und alle überbieten sich mit den üblichen Heldentaten: Seid Ihr auch an dem umgestürzten Baum vorbei? Und das Schneefeld, haarig, haarig. Von solchen Malästen hatte ich eher nicht zu berichten, aber den Mädel-des-Tages-Pokal habe ich auch nicht erhalten. Ich sollte aber unbedingt noch erwähnen, dass sich ein tapferer Recke mit einer noch schwereren Tante und passender Bereifung ins Gelände gestürzt hatte und nebenbei noch etliche Fotos locker aus der Hüfte schoss, Rrrrespekt. Die beiden letzten Mohikaner meines Teams hatten den GPS-Punkt wohl gefunden und waren im Nachhinein froh über meine Entscheidung. Spaß hatten sie allemal. Beim ausgedehnten Abendessen mit tückischem Cous-Cous lernte ich, dass es nix Schärferes gibt, als Harissa (schreibt man das so?), anwesende Herren eingeschlossen, doch-doch, war der reinste Bildungsurlaub. Danach gab's, na klar, Abwasch und gemütlicher Teil. Die Diashow über den letztjährigen Algerien-Urlaub war wirklich beeindruckend und zum ersten Mal muss ich wirklich darüber nachdenken, meine Reiseziele mal unabhängig von der dortigen Durchschnittstemperatur zu planen. Einige mokierten, dass offensichtlich nicht alle Bilder im Netz veröffentlicht waren, die konnte man aber wirklich nur in diesem intimen Kreis zeigen. Da ich nicht schon wieder vom 'Kaminfeuer' Kopfschmerzen bekommen will, gehe ich früh in die Falle. Morgen ist Abreise und ich habe ein ziemliche Strecke vor mir. Die Nacht war wieder schattig, alles ist starr vor Eis. Und so träge ist auch die Stimmung, keiner will so richtig als Erster los, alle palavern bis in die Puppen. Es bilden sich wieder kleine Teams, die je nach Laune eine gemeinsame Strecke planen. Auch ich finde drei Gleichgesinnte und so fahren wir irgendwann vor Mittag los. Tschüss, ihr Lieben, es war ein herrliches WE, ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, denke ich und schließe so langsam ab, aber unsere Motoren sind noch gar nicht warm, da merke ich in der zweiten Kurve: Mädel, wenn du dich nicht zusammenreißt, wirst du von einer Twin und einer KLR so richtig vernascht. Das WE ist noch lange nicht zu Ende! Also, alle Cavallis versammeln, die legendären Drehmomentberge in Position bringen, die Schräglagenfreiheit voll auskosten und aufi geht's? naja, gewartet haben die zwei trotzdem gelegentlich auf mich. Der Kutscher kennt offensichtlich den Weg, es bleibt kein Stück Reifen kalt. Gelegentlich kamen uns noch Schneereste in die Quere aber nach dem dritten oder vierten erfolgreich bewältigten Hindernis lockert sich die Gesäßhaltung merklich. Zwischendurch treffen wir noch zweimal Gäste aus Le Vic. Die wissen auch, wo's schön ist. Irgendwann wird erst der Durst der kleinen Kawa und dann meiner auf Kaffee in Haguenau gestillt, der Hunger ist schon wieder weg, bin viel zu beschäftigt. Nach der kleinen Stärkung geht's weiter auf hübschen Nebensträßchen bis nach KA, dort biegen zwei Mitfahrer ab, Richtung Heimat. Wir Zwei fahren noch weiter bis ins Zentrum. Komisches Gefühl, gerade noch in der Pampa und jetzt umgeben von Schildern und Ampeln und hirnlosen Bunten - grad saust einer an uns vorbei- und Fußball ist auch noch, mhm. Wir stellen unsere bepackten, leicht verschmuddelten Mulis direkt vor dem Saloon, Pardon Imbiss, ab. Etwas verwegen komm' ich mir nach so'ner Tour immer vor und auch etwas fehl am Platze, passt so gar nicht ins Stadtbild und dann machen sich die Teile auch noch so unverschämt breit auf dem Bürgersteig. Nach einer ordentlichen Mahlzeit räumen wir dann auch das Feld, jetzt gab es nämlich noch einen kleinen Heimatkunde-Unterricht mit angeschlossener Führung durch den Schlosspark. Ja, so nennt man das jetzt. Richtig klasse, ich hoffe, ich kann mich im Rheinland mal irgendwann revanchieren. Tja, alles hat ein Ende und so schlage ich etwas später das letzte Stück Rückweg nach Hause ein. Einmal KA- NE bitte, Express. Die Kiste zieht ihre Bahn, ich fühl' mich wohl, habe den Kopf voller Bilder und Geschichten und grinse ab und zu in mich hinein, wenn mir Harissa wieder einfällt oder die Legende von der Kuh auf dem Hinterrad oder wer eigentlich wirklich erster ist. Links von mir versinkt die glutrote Abendsonne hinter der Pfalz. Was für ein WE! Claudia |
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[Bericht] - Album 1 ⇒ |