Frankreich 2010 - Bericht zur Tour |
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Endlich mal wieder eine Motorradtour und kein Radfahren ;-) Trotzdem beginnt die Tour mit Radfahren. Da ich mittwochs erst in der Nacht von unserer Eurovelo-Radtour nach Hause gekommen bin, kommen wir am nächsten Morgen (Fronleichnam) erst relativ spät aus den Betten. Macht aber nichts, es regnet nämlich. Nun haben wir Zeit gemütlich zu frühstücken und unsere Siebensachen für die Tour zu packen, die wir aus wettertechnischen Gründen nun erst Freitag starten wollen. Es geht (endlich) los. Über Wissembourg steigen wir in die Nordvogesen ein und kurven auf unserer üblichen Strecke zum Col du Donon. Auf der Passstrecke liegt ein Motorrad im Graben. Wahrscheinlich ist der Fahrer zu flott in die Kurve und hat seine Maschine überbremst, als ein Holztransporter entgegen kam. Nach dem wir uns überzeugt haben, dass dem Mann nichts Ernstes passiert ist und auch schon andere Helfer vor Ort sind, fahren wir weiter zur Passhöhe hinauf. In Schirmeck kaufen wir Baguette und Käse ein und lassen uns das Ganze auf einer Bank hinter dem Col du Kreuzweg schmecken. Hinter Gérardmer erreichen wir die zahlreichen Kurven der Südvogesen. Auf dem Weg nach Süden streifen wir den Col de la Schlucht, lassen dann aber wegen Spritmangel an Vronis Transalp den Grand Ballon und andere feine Strecken links liegen und bleiben im parallel verlaufenden Tal des Flüsschens Thur, um eine offene Tankstelle zu finden. Bei Moosch werden wir fündig und können nach dem Ergänzen des Treibstoffes wieder in die Bergstrecken eintauchen. Um größere Ortschaften wie Belfort und Montbéliard zu umgehen, halten wir uns östlich davon und machen einen Bogen durch die Schweiz. Bis Porrentruy ist die Landschaft ziemlich flach und fast öde. Hinter dem Städtchen verpassen wir leider ein kleines Sträßchen, das uns zum Doubs führen sollte. Unsere Alternativroute bringt uns zwar auf sehr schmalen Wegen zum 927 Meter hohen Faux d’Enson hinauf, aber der Grenzübertritt zurück nach Frankreich bleibt uns verwehrt, da alle Wege hier in Bauernhöfen enden und nicht weiter führen. Als wir in einem der Höfe wenden, kommt der Wachhund auf uns zu gelaufen. Doch er will uns nicht vertreiben, sondern lässt sich von Vroni streicheln und tätscheln und will uns gar nicht mehr weglassen ;-). Wir kurven auf dem gleichen Weg wieder ins Tal hinab und finden einen anderen Weg zum „zweifelnden Fluss“ (Doubs), dessen Lauf wir durch schöne Landschaften bis St. Hippolyte folgen. Bevor wir es uns in dem Ort, in dem sich Doubs und Dessoubre vereinen, auf dem Campingplatz gemütlich machen, stürmen wir zunächst den Supermarkt und kaufen fünf Minuten vor Ladenschluss noch schnell das übliche „Frankreichfutter“ ein: Käse, Baguette und Rotwein – der Abend ist gerettet ;-) Während Vroni sich um den Kaffee kümmert, besorge ich zum Frühstück Croissants avec Chocolat. Nach dem petit déjeuner düsen wir am Ufer des Dessoubre entlang und genießen den kühlen Schatten der dicht stehenden Bäume. Nach einigen Kilometern queren wir über eine kleine Brücke das Flüsschen und fahren nach Maîche hinauf, um mal wieder zu tanken. Danach machen wir einen großen Bogen durch die hügelige Landschaft und fahren zum Doubs, an die Französisch-/Schweizer Grenze. Enge Kurven führen ins Tal hinab, dort überqueren wir das Gewässer und folgen seinem Lauf auf der Schweizer Seite. Kurz darauf erreichen wir ein kleines Café/Restaurant, in dem ich vor einiger Zeit schon mal eine Pause eingelegt habe. Unter einem Schatten spendendem Sonnenschirm genießen wir unsere Apfelschorle. Den weiteren Weg hat Vroni aus der Karte herausgesucht, die Strichlein auf dem Papier sind so schmal, dass man sie kaum erkennen kann ;-). Nach einigen Kilometern durch Wald und Flur, enden wir an eindeutigen Verbotsschildern. Auch eine zweite Variante bringt uns nicht wirklich weiter, so dass wir schließlich wenden und auf den etwas deutlicher zu erkennenden Sträßchen unserer Landkarte bleiben. Im Bahnhof von Les Brenets steht ein Elektro-Triebwagen und wartet auf das Abfahrtssignal. Zeit genug noch schnell ein Foto zu schießen. Auf einer Bank im Schatten vor dem Bahnhof legen wir eine Picknickpause ein. Wir müssen unbedingt unseren Käse essen, bevor er bei den heißen Temperaturen Beine bekommt. Ein Mountainbiker kommt auf ein Schwätzchen vorbei, er kennt uns vom Campingplatz in St. Hippolyte. Damit keine falschen Vorstellungen über unsere möglicherweise schwuchtelige Fahrweise aufkommen, er hat sich mit dem Auto in diese Gegend bringen lassen ;-). Bald darauf finden wir uns am Ufer des Doubs wieder. Vroni hat wieder ein paar kleine Wege herausgesucht, die wir nun finden wollen. Ein Stück weit hinter Morteau wenden wir dem Doubs den Rücken zu und fahren den Col de Tounet hinauf. Einige Kurven später folgen wir der Beschilderung zur Chapelle Ste. Radegonde. Wie schon so oft, haben wir wieder das Glück, dass eine Sehenswürdigkeit wie diese halb in den Fels gebaute Kapelle, gerade renoviert wird. Außen stehen Gerüste und innen darf man nicht rein :-(. Na gut, folgen wir den kleinen Wegelchen weiter, irgendwo soll es noch Wasserfälle geben. Tatsächlich treffen wir auf ein ansehnliches Bächlein, das sich todesmutig gut 10 Meter in die Tiefe stürzt. Vroni setzt sich auf einen Stein in der Nähe der Gischt, um sich etwas abzukühlen – komisch, sonst friert sie immer, auch im Hochsommer ;-) … Durch die bewaldeten Hügel schiebt sich immer wieder der Jurakalk in Form von kleineren und größeren Felsmassiven, die das satte Grün auflockern. Über Almen, mit zahlreichen Kühen auf den Weiden, steigen wir ins Tal hinab, bis wir wieder das Ufer des Dessoubre erreichen. Über eine verdächtig schmale Brücke wechseln wir auf die andere Seite und müssen gleich darauf einen steilen schottrigen Pfad mit engen Kehren hinauf klettern. Nass geschwitzt kommen wir einige Höhenmeter weiter oben an und treffen hinter einem Ansammlung von Bauernhäusern wieder auf Straßen, die die Bezeichnung auch verdienen. Da die Spritvorräte schon ziemlich angegriffen sind und am morgigen Sonntag die meisten Tankstellen geschlossen sind, rollen wir gleich nach Maîche zum Supermarkt durch, um dort zum Einen die Tanks zu füllen und zum Anderen auch gleich für das Abendessen vorzusorgen. Um nicht wieder den gleichen Weg wie heute Morgen zum Campingplatz zurück zu fahren, winden wir uns auf Umwegen durch Täler und über Hügel quer durch die schönen Landschaften, bis wir wieder auf den Doubs treffen. Die Straße schmiegt sich an das Profil des Flusslaufes und wir genießen die Kurven. Immer wieder gibt es neues „Augenfutter“, sei es eine Schlossruine, eine Kirche auf einem Hügel oder einfach nur Felsformationen, die in der tief stehenden Sonne glänzen. Eigentlich schade, dass der Tag schon zu Ende ist. Aber die Aussicht, nach dem Duschen den Käse und den Wein im Freien zu genießen, ist ja auch nicht so schlecht ;-). Die Nacht war kurz, der Schlaf wurde um halb vier von Froschgequake und vielstimmigen Vogelgezwitscher unterbrochen. Doch wir mögen die Natur und sind über das Balzen und Singen nicht böse. Nach dem wir uns aus den Schlafsäcken geschält haben, packen wir unsere Sachen zusammen und fahren dann zum Marktplatz von St. Hippolyte, um wie üblich auf der Terrasse des dortigen kleinen Hotels, das Frühstück vor der Heimfahrt zu genießen. Dieses Café ist gleichzeitig ein Treffpunkt für viele Motorradfahrer, dementsprechend viele Maschinen sind hier auch aufgereiht. Zurück fahren wir zunächst wieder am Doubs entlang nach Westen und biegen bei St. Ursanne zum Col de la Croix ab. Bis Masevaux kommt nun eine weniger spektakuläre Etappe, bevor wir über den Col du Hundsrück nach Thann gelangen. Bevor wir weiter in die Vogesenberge fahren, muss Vroni wieder nachtanken. Wir machen einen kleinen Abstecher nach Moosch, dort hatten wir auf der Runterfahrt schon getankt und ich kann mich erinnern, dass diese Tanke auch sonntags offen ist. Mittlerweile ist dem wohl nicht mehr so :-(. Den meisten Tankautomaten im Elsass (in ganz Frankreich?) kann man nur mit französischen EC-/Kreditkarten Sprit entlocken, aber dieser Automat ist dreisprachig (Französisch, Englisch, Deutsch) ausgeführt, das sollte ja bedeuten, dass wir auch mit nicht französischen Karten Erfolg haben könnten. Mit der Visacard haben wir keinen Erfolg, aber mit der EC-Karte klappt es beim dritten Anlauf. Warum nicht gleich beim ersten Versuch? Ich habe jeweils identische Angaben gemacht? Egal, Hauptsache der Saft kommt aus dem Schlauch … Mit frisch gefüllten Tanks erklimmen wir dann den Grand Ballon. Da es Sonntag ist, sind außer uns noch eine Menge anderer Leute unterwegs, vom Wanderer über Rad- und Motorradfahrer und vom Kleinwagen bis zum Wohnmobil ist alles dabei. Der vielgepriesene Alpenblick von der Passhöhe aus ist uns dieses Mal verwehrt, zu viele Wolken tummeln sich am Himmel. Nach zwei oder drei weiteren Pässen biegen wir dann zum Petit Ballon ab. Ich glaube, den sind wir bisher noch nie gefahren. Ein schmales Asphaltband führt uns bis auf über 1.100 Meter hinauf. Im Gegensatz zum großen Bruder ist hier verkehrstechnisch kaum etwas los. Dieses Sträßchen sollten wir uns merken! Kurz vor der Passhöhe kehren wir bei einer Ferme Auberge ein und gönnen uns ein verspätetes Mittagessen. Wir wählen Quiche mit Salatplatte und mit regionalem Käse überbackene Bratkartoffeln. Das Essen ist mehr als lecker, aber der viele Käse liegt uns dann doch schwer im Magen. Bis zum Col de Fouchy sammeln wir dann bergauf und bergab Kurven bis zum schwindlig werden – aber genau das haben wir ja gewollt. Hinter dem Fouchy wird der Himmel jedoch ziemlich dunkel. Wir kommen noch bis über den Col de la Charbonniére, dann öffnen sich die Schleusen und unter Donnergetöse und zuckenden Blitzen fallen dicke Regentropfen auf uns herab. Unter einem kleinen Vordach stellen wir uns unter und ziehen die Regenkombis an. Als der Regen nachlässt, setzen wir den Weg fort. Jedoch nicht mehr über schöne Hügel sondern über eine vom GPS berechnete schnelle Route. Das „Schnell“ relativiert sich jedoch schon bald, als wir im kilometerlangen Stau vor Strasbourg stehen bzw. langsam durch die Lücken rollen, die die französischen Autofahrer bereitwillig öffnen. Auch die Autobahn um Strasbourg ist ziemlich dicht. Nach einem kurzen Tankstopp wechseln wir bei Kehl auf die deutsche Seite hinüber und kommen auf der A5 doch zügiger voran. Trotz des feuchten Endes war es eine schöne Tour, die uns beiden viel Spaß gemacht hat. Vielleicht sollte ich in Zukunft doch etwas weniger Fahrrad fahren und mal wieder öfter das Motorrad aus der Garage lassen – schau mer mal …;-) |
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