Italien 1997: Gardasee ⇒ Bericht |
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Außer Essen viel gewesen ;-) Nun ist es wieder soweit, Ostern steht vor der Tür und damit die alljährliche Reise zum Gardasee. Leider gibt es dieses Mal kleine Probleme. Ulli kann erst Gründonnerstag nach Feierabend weg aber dafür die Woche nach Ostern frei machen. Ich kann zwar schon am Dienstag vor Ostern losziehen, muss aber am Mittwoch nach Ostern wieder zur Arbeit. Unser Kumpel Stephan hat die Woche vor und nach Ostern komplett frei. Also beschließen wir folgendes: Stephan fährt sonntags zu seinem Cousin "Giovanni" (eigentlich heißt der ja ganz anders, aber jeder nennt ihn so) nach Bayern und wartet dort auf mich. Ich fahre dienstags zu ihm runter und mittwochs fahren wir gemeinsam von Giovanni aus zum Gardasee weiter. Ulli kommt am Gründonnerstag nach der Arbeit mit dem Campingbus und ihrer Maschine auf dem Anhänger nach. Ich fahre dann am Dienstag nach Ostern mit dem Bus und meiner Maschine auf dem Anhänger wieder nach Hause und Ulli und Stephan bleiben noch bis zum Wochenende am Gardasee. Kompliziert? Nein, überhaupt nicht :-))). Gesagt getan, die Vorbereitungen werden getroffen, Maschine und Bus stehen gepackt vor der Tür und ich mache mich auf den Weg nach Bayern. Das Wetter ist etwas durchwachsen, doch den größten Teil der Strecke bleibt es trocken. Kurz vor dem Ziel muss ich trotzdem noch den Regenkombi anziehen, aber was soll's. Bei Giovanni angekommen weiß ich zunächst nicht wo ich klingeln soll, ich kenne weder seinen richtigen Vornamen, noch seinen Nachnamen. Aber bei drei Namensschildern ist die Auswahl nicht schwer und ich treffe auf Anhieb die richtige Klingel. Giovanni ist noch beim Arbeiten und so dusche ich erst einmal. Bis er nach Hause kommt, erkunden Stephan und ich die Gegend zu Fuß (tatsächlich ohne Mopped!) und enden schließlich bei einem Weißbier in einem typisch bayerischen Gasthaus. Nach (je) einem Weißbier und einem Radler gehen wir zurück und lassen uns von dem inzwischen heimgekehrten Cousin in eine Pizzeria chauffieren. Na, was isst man schon in einer Pizzeria? Nach dem Essen, noch in der Nacht, muss Giovanni in seine eigentliche Heimat (bei Kaiserslautern) fahren, da er am nächsten Tag Trauzeuge bei der Hochzeit seines Bruder ist. Stephan und ich stellen uns den Wecker und gehen zu Bett. Der nächste Morgen weckt uns unsanft mit Regen. Also alles wasserdicht einpacken, rein in den Regenkombi und schon geht es los in Richtung Grenze. Der österreichische Grenzer stoppt uns und will von Stephan den Ausweis sehen. Während Stephan unter seiner Regenbekleidung kramt, fragt der Grenzer ihn ob ich auch einen Ausweis hätte. Ich nehme an, meint Stephan und gibt mir entsprechende Zeichen. Ich beginne auch mit dem Kramen und gehe zum Grenzer nach vorn. Als erstes frage ich ihn, was eigentlich mit der EG ist, wenn wir immer den Ausweis vorzeigen müssen. Er fragt zurück, was denn die EG sei? Dann belehrt er mich. Die EG gibt es schon lange nicht mehr, er kenne nur die EU, in der Österreich zwar Mitglied sei, aber das Land hätte nicht das Schengener Abkommen unterzeichnet. D. h. keine Zollkontrollen mehr, aber Personenkontrollen. Wenn ich also schon so g´scheit daherschwätzen würde, dann soll ich mich vorher kundig machen. Abgesehen davon, dass er recht hat, fange ich trotzdem noch eine Diskussion mit dem Schergen an und als er mich barsch auffordert, "schauns das weidakumma!" habe ich natürlich alle Zeit der Welt, mich wieder wasserdicht und verkehrssicher anzukleiden. Auf dem nassen Boden lasse ich dann noch das Hinterrad radieren und fahre zu Stephan, der in der Zwischenzeit schon losgefahren ist. In Österreich bleibt uns der Regen noch treu, doch auf dem Brennerpass können wir dann endlich unsere Regenkombis ausziehen. Je weiter wir nach Süden kommen, desto besser wird das Wetter. Kurz vor Bozen trinken wir unseren wohlverdienten Capuccino in der Sonne vor einem Straßencafe. Die Maschinen knistern leise vor sich hin, die Vögel singen und hübsche Italienerinnen zwinkern uns zu, oder wir ihnen? So gefällt uns la dolce Vita, das süße Leben. Nun ist es nicht mehr allzu weit bis zum Gardasee und wir beschließen uns ihm auf kleinen Umwegen zu nähern. In Trento biegen wir nach Westen ab und fahren den Berg hinauf in Richtung Cádine. Vorbei am Lage di Terlago, Lago di Toblino und dem Lago di Cavedine folgen wir dem kurvigen Sträßchen dann wieder in südlicher Richtung nach Arco. Von Arco aus geht es dann Richtung Torbole, wo die Straße dann direkt auf den Campingplatz Maroardi stößt, auf dem wir jedes Jahr unser Domizil errichten. Schnell ist das Zelt aufgebaut und dann machen wir sofort eine kleine Erkundungsfahrt für Stephan, der das erste Mal am Gardasee ist. Wir fahren am Westufer entlang bis ein paar Kilometer hinter Limone, dort geht dann rechts ein kleines schmales Sträßchen hoch. Es windet sich parallel zum Ufer an der Steilwand empor, von wo aus man einen super Blick auf den See und die Uferstraße hat. Die Straße führt dann weiter durch enge Tunnels und durch eine hohe enge Schlucht und nach einer Anzahl Kehren kommen wir nach Villa. Von dort aus halten wir uns dann Richtung Voltino, bis wir zu einem schön gelegenen Restaurant mit Tischen im Freien, direkt in einer Kurve kommen. Ich kenne dieses Restaurant schon seit Jahren und weiß, dass man dort relativ günstig und gut Essen kann. Es gibt Spaghetti Aglio e Olio (mit Knoblauch und Olivenöl) und zum Abschluss natürlich wieder einen Capuccino. Die Straße an der wir sitzen führt nach Vesio, dem Einstieg zum Tremalzo, weshalb hier immer einige Crosser vorbeikommen. Kurz vor dem Restaurant rein in die Kurve, gaaas, und direkt vor den Tischen auf´s Hinterrad, wenn es denn klappt. Einige haben diese Fahrweise beneidenswert gut drauf und uns bleibt nur der verstohlene Blick auf unsere, für solche Spielereien zu schwere Transalp und Africa Twin. Während wir die Sonne genießen, sehen wir eine kleine Rauchsäule aus dem Hügel gegenüber steigen. Da wird wohl wieder einer seinen Müll im Wald verbrennen, denken wir und schenken dem keine weitere Beachtung mehr. Viel lieber fahren wir jetzt weiter, um noch ein paar Kurven zu genießen. Zurück am Campingplatz Duschen wir erst einmal ausgiebig und laufen dann Torbole rein, um wieder einmal zu essen. Zunächst sitzen wir noch eine Weile in einem Cafe direkt am See und beobachten die Surfer, die sich vom Wind über das Wasser jagen lassen. Der Abend endet natürlich wieder in einer Pizzeria, diesmal jedoch bei Nudelgerichten und einigen Gläsern Vino rosso. Der nächste Morgen führt uns wieder in die Berge am westlichen Ufer, denn Stephan hatte gestern noch ein schönes Cafe entdeckt, wo er gerne frühstücken möchte. Während wir dann so gemütlich in der warmen Sonne sitzen und unseren Capuccino schlürfen, können wir alle paar Minuten ein Flugzeug beobachten, das unten vom See her kommt und in sehr geringer Höhe über uns hinweg in Richtung Berge fliegt. Dann fällt uns auf, das der Dunst am Horizont kein solcher ist, sondern Rauch. Unsere kleine Rauchsäule von gestern hat sich zu einem handfesten Waldbrand gemausert. Ständig fliegen Löschflugzeuge und Hubschrauber mit wassergefüllten Behältern zwischen See und Bergen hin und her. Nach einer Weile machen wir uns dann auf den Weg zum Tremalzo. Am Fuß des Passes angekommen, traue ich zunächst meinen Augen nicht. Der Pass ist für Motorräder komplett gesperrt. Was tun sprach Zeus. Wir gehen davon aus, das alles was zu Polizei und Forstbehörde gehört beim Löschen ist und beschließen trotz des Verbotsschildes hochzufahren. Das erste Stück ist asphaltiert, geht aber schnell in Schotter über. Nach einer kleinen Brücke dann die nächste Überraschung, es geht wieder asphaltiert weiter, aber diesmal mit einer dicken Schicht Rollsplitt. Wir fahren weiter und nach einiger Zeit wechselt der Belag glücklicherweise wieder auf Schotter. Wir sind ganz alleine hier oben, kein Fußgänger, kein Mountainbiker und keine Polizei. Die Aussicht ist zwar etwas durch den Rauch getrübt, aber dennoch nicht schlecht. Meistens war es hier oben ziemlich zugezogen, auch wenn am See die Sonne schien. Weiter oben müssen wir dann einige Schneefelder durchfahren. Ein Auto hat schon Spuren hinterlassen, in denen wir recht gut vorwärts kommen. Dann kommt der letzte Tunnel vor der Passhöhe. Reinfahren können wir noch, jedoch nicht mehr auf der anderen Seite hinaus. Direkt am Tunnelausgang ist eine hohe Schneewand, die ein Weiterkommen verhindert. Wir klettern hinauf und finden Reifenabdrücke von Enduros. Der Größe nach waren es kleine leichte Maschinen, die mit vereinten Kräften hier hochgewuchtet wurden und auf der dicken Schneedecke weiterfuhren. Für unsere schweren Böcke ist das natürlich nichts, zumal die Oberfläche sehr glatt ist, wie ich plötzlich auf dem Rücken liegend feststelle. Außerdem wissen wir auch nicht, wie es hinter der Passhöhe aussieht. Es bleibt uns nichts anders übrig als umzudrehen und den gleichen Weg wieder zurückzufahren. Na ja, bergab auf Schotter macht mir zwar nicht soviel Spaß wie bergauf, aber wir haben keine andere Wahl. Die größte Tücke kommt allerdings am Ende der Strecke in Form des splittübersätem Asphalts. Wir rollen zwar vorsichtig hinunter, jedoch blockieren beide Räder bei der kleinsten Bremsung vor jeder Kehre und wir haben Mühe ohne Sturz um die Kurve zu kommen. Schließlich schaffen wir auch dieses Stück und kommen nassgeschwitzt wieder in Vesio an. Nach einem kleinen Imbiss in unserem Kurvenrestaurant machen wir jedes kleine Sträßchen in der Gegend unsicher. Bergauf, bergab, Kehre links, Kehre rechts, ausweichen weil die Einheimischen immer zu weit auf unserer Spur fahren. Vor den engen unübersichtlichen Kurven hupen, damit der Gegenverkehr weiß das was kommt, das funktioniert zwar bei den Eingeborenen gut, doch viele Touristen wissen nicht was es bedeutet und kommen uns trotzdem erschrocken auf unserer Seite entgegen. Zum Glück ist wieder Essenszeit als wir abends in Torbole ankommen. Wir freuen uns auf unser verdientes Bierchen zu Carne Salada, das sind dünne kurzgebratene Scheiben sehr schmackhaftes Pökelfleisch, eine Spezialität hier in der Gegend. "Hallo, guten Morgen ihr Faulpelze!" Ulli schaut ins Zelt hinein und verkündet stolz, dass es schon halb sieben ist und sie schon geduscht hat. Sie ist in der Nacht hier angekommen und hat noch zwei Stunden im Campingbus vor der geschlossenen Rezeption geschlafen. Bei soviel Frauenpower am frühen Morgen können wir natürlich nicht liegen bleiben. Wir holen den Bus rein, bauen "Wallensteins Lager" auf, holen Ullis Suzi vom Hänger und ... frühstücken erst einmal bevor wir uns für die nächste Tour fertig machen. Weil Ulli kaum geschlafen hat, will sie heute nicht selbst fahren, sondern schwingt sich bei mir hintendrauf, was bestimmt sicherer ist als sich übermüdet über kurvenreichen Strecken zu quälen. Wir halten uns zunächst nach Norden und fahren über Mori nach Rovereto. In Rovereto geht es dann östlich in die Dolomiten hinein. Wir wollen heute zum Pasubio fahren. Erstaunlicherweise sind die Straßen ziemlich leer, doch halt, was ist das? Ein Pärchen, er mit einer R 1100 GS, sie mit einer F 650, steht rechts am Straßenrand und schraubt. Wir halten an und bieten unsere Hilfe an. Doch es ist nur der BMW-Helm der Probleme macht und das BMW-Werkzeug will einfach nicht in die winzigen Schraubenköpfe passen. Wie sich herausstellt, passt das Honda-Werkzeug ganz gut und so können wir den beiden Helfen. Auf der weiteren Fahrt treffen wir auf einige Wohnwagengespanne vor uns, die fast die gesamte Straßenbreite in Anspruch nehmen. Das machen sie allerdings aus Bequemlichkeit, damit sie auf der relativ engen Straße, wo sie unserer Meinung nach eh nichts zum suchen haben, nicht so viel mit dem Lenkrad kurbeln müssen. Erst nach einem andauernden Hupkonzert bequemen sie sich dazu etwas mehr nach rechts zu fahren, damit wir gefahrlos überholen können. Bevor wir dann auf die kleine Zufahrtsstraße zum Pasubio fahren, wollen wir noch einen Capuccino trinken und vielleicht noch ein Schinken- oder Käsebrötchen dazu essen. Doch welch schwerer Schlag, das eingeplante Gasthaus ist geschlossen und so müssen wir mit knurrenden Mägen weiterfahren. Der kleine Weg schlängelt sich nun durch ein kleines Waldgebiet und ist übersäht mit kleinen Ästen und Steinen. Bei jeder Ausweichübung hoffen wir, dass niemand plötzlich um die Kurve kommt und uns auf die Haube nimmt. Als sich der Wald lichtet, haben wir auch schon die kleine Passhöhe erreicht. Das Asphaltsträßchen geht geradeaus weiter, jedoch versperrt uns ein rundes weißes Schild mit rotem Rand den Weg. Da ich hier schon öfters war, weiß ich dass das an dieser Stelle nicht mehr bedeutet, als das es nun auf eigene Gefahr weitergeht. Trotzdem biegen wir zunächst nach links auf den Schotter, ohne Verbotsschild ;-)))), ab. Es geht bergauf und wir treffen auf viele italienische Spaziergänger. Weiter oben, nach ca. zwei Kilometern stehen auch die Autos der Wanderer, ich hab mir doch gleich gedacht, dass die nicht den ganzen Weg gelaufen sind. Dann wird der Weg schmaler und wir müssen uns um einige in den Weg hineinragende Schneefelder herumarbeiten. Nach weiteren hundert Metern versperrt eine Schranke den Weg. Ulli stellt fest, dass sie nicht abgeschlossen ist, außerdem führen zahlreiche Stollenspuren um die Schranke herum die Wiese hinauf. Doch ich habe keine Lust mich mit Sozia den Schotterweg raufzuquälen und außerdem, wenn hier schon der Schnee so weit in den Weg ragt, wie sieht es dann erst einige Höhenmeter weiter oben aus. Wir fahren zurück zum Asphalt und die "verbotene" Straße weiter ins Tal hinunter. Bei der Gabelung im Wald halten wir uns links und fahren durch ein Dörfchen hindurch in Richtung Passo della Borcola. Auch hier, am Fuße des Passes steht ein Verbotsschild, das wir wiederum ignorieren und zirkeln flott eine Kehre nach der anderen hinauf. Im oberen Drittel des Passes angekommen, halten wir kurz an und erinnern uns daran, als wir das Jahr zuvor hier oben waren. Damals war hier Schluss, der weitere Weg war mit ca. 20 cm Schnee bedeckt, Tendenz steigend. Heute geht es aber auf trockener Straße weiter. Kurz hinter der Passhöhe stehen die Überreste eines österreichischen Feldlazaretts aus dem ersten Weltkrieg. Nur noch die Grundmauern und eine Gedenktafel erinnern daran. Blickfang ist allerdings eine kleine Kapelle auf der blumenübersäten Alm. Hier im warmen Gras legen wir eine kurze Pause ein und überlegen, ob das Haus weiter vorn wohl eine Gaststätte sein könnte. Weitere Recherchen lassen unsere Mägen fast verzweifeln. Hier gibt es nichts, aber auch gar nichts zu essen. Also packen wir unseren Krempel wieder zusammen und fahren weiter. Auf dem Weg ins Tal wundern wir uns über die zahlreichen kleinen Ortschaften, die wie Perlen an einer Kette aufgereiht, dicht auf dicht hintereinander folgen. Manche sind nur 50 Meter lang und schon kommt das nächste Ortsschild. Zum Glück (für unsere Mägen) sind wir bald wieder in Rovereto und können uns in einer Paninotheka (Lokal, wo es belegte Brötchen gibt) vor dem Hungertod retten. Da die Brötchen gerade mal den hohlen Zahn füllen, fahren wir danach noch weiter in Richtung Gardasee, zu unserer geheimen Eisdiele, wo es riesiges Eis mit frischen Früchten gibt. Nach dem herrlichen Eis geht es wieder in Richtung Riva und dort wiederum ein Stück nach Norden, um über einen langen Tunnel wieder nach Süden abzufallen. Seit einigen Jahren ist die Strecke, die direkt vom Gardasee zum Ledrosee führt gesperrt und zwingt uns zu diesem Umweg. Vorbei am spiegelglatten Ledrosee fahren wir durch Tiarno und ca. fünf Kilometer später geht es links zum Tremalzo hoch. Auf dieser Seite ist die Auffahrt breit und gut geteert und lädt zum Heizen ein, was die zwei Kuttenträger vor uns auf ihren CBR 600 gleich zu spüren bekommen. Trotz Sozia klebe ich an deren Hinterrad, komme aber wegen der unübersichtlichen Kurven, und nur deswegen :-))), nicht an ihnen vorbei. Ab dem Rifugio Garibaldi ist ein Teil der normalen Straße dann gesperrt und es geht auf einer ca. 200 m langen Schotterpassage um das beschädigte Straßenstück herum. Bei der Gelegenheit treibe ich den Sportlern außer etwas Schotter auch noch die Tränen in die Augen, als ich statt wie sie abzubremsen, noch mal runterschalte und halb im Drift vorbeiziehe. Außer der Führung bringt mir das noch einige empörte Seitenhiebe der Sozia ein, obwohl sie mit der eigenen Maschine wahrscheinlich selbst noch an mir vorbei wäre - so sind die Mädels halt ;-). Eigentlich ist es noch zu früh um wieder zu essen, deshalb fahren wir an der Spaghetteria am Ende der Asphaltstrecke vorbei auf das Schotterstück und schauen wie weit wir kommen. Dabei fällt uns auf, dass hier oben immer noch das alte Schild steht, auf dem nur motocross-mäßiges Fahren verboten ist. Anständiger Fahrweise steht also (noch) nichts im Wege. Nach einigen hundert Metern, kurz vor dem Gipfeltunnel ist dann auch schon Schluss. Der Schnee ist zu hoch für unsere Reiseenduros. Nach einer kurzen Pause, die Männer pinkeln, die Frau raucht, kehren wir wieder um. Leider ist es immer noch zu früh zum Essen, also wieder ins Tal hinab, weiter in Richtung Lago di Idro und auf der anderen Seite zum Passo Croce Domini hoch. Hier gefällt es uns auch sehr gut. Die Straße ist schmal, die Kehren sind eng und außer uns ist fast niemand unterwegs. In der Luft liegt der Geruch von - nein, nicht von Mittagessen - sondern von frisch geschlagenem Holz. Fast oben auf dem Pass blockiert eine Schneefräse die Straße und dessen Fahrer will uns partout nicht vorbeilassen. Der Pass sei gesperrt und nach hundert Metern kämen wir sowieso nicht mehr weiter. Etwas betrübt fahren wir ein Stück zurück in ein Cafe und trinken erst einmal einen, nein eigentlich zwei Cappuccini. Wieder unten beim Idrosee fahren wir an dessen Westufer entlang bis zur Südspitze und biegen dann zum Ostufer ab. Gleich im ersten Ort, Lemprato, gibt es direkt an der Hauptstraße, gegenüber einer kleinen Tankstelle, ein kleines Restaurant mit vorzüglichen Spaghetti. Darauf haben wir schon den ganzen Tag gewartet. Ich nehme Spaghetti mit einer Schinken-Sahnesoße, Ulli hat Lachsstückchen drin und Stephan versucht die Spaghetti Carbonara. Sichtlich zufrieden genießen wir die Sonnenstrahlen, die uns auf den Pelz brennen und spülen das ganze noch mit einer Mischung aus Cola und Mineralwasser hinunter. Für die, die jetzt das Gesicht verziehen, dieses Gemisch hat sich schon in Afrika bewährt, das Wasser ist nicht geschmacklos, und die Cola hat nicht mehr die Süße, dass man noch mehr Durst bekommt. Eine gute Flasche Wein hätte es zwar auch getan, aber in Sachen Alkohol und Fahren sind wir konsequent. Nach dem obligatorischen Capuccino fahren wir zunächst in südöstlicher Richtung weiter nach Vicco, schwenken dort auf kleinen Pfaden wieder nach Norden und schlängeln uns zum Lago di Valvestino weiter. Die Straße entlang des Lago di Valvestino hat kaum ein Stück das geradeaus führt, eine Kurve folgt der nächsten. Ulli setzt sich verkehrt herum hinter mich und stützt sich am Topcase ab. Während der Fahrt fotografiert sie Stephan, wie er sich hinter uns in die Kurven legt. Dabei geht in kürzester Zeit ein ganzer Film drauf. Als sie auf einem Parkplatz wieder "umsteigt", staunen die rastenden Dosenfahrer nicht schlecht. Jetzt, wo Ulli wieder richtig herum sitzt, geht es noch mal ordentlich zur Sache. Als wir hoch über dem Gardasee wieder an einem Aussichtspunkt anhalten, können wir zuschauen, wie die Löschflugzeuge kurz auf dem See aufsetzen um Wasser zu tanken und sich dann in einem weiten Bogen wieder zum Brandherd hinaufschrauben. Wir fahren runter zur Gardesana Occidentale, der westlichen Uferstraße, und arbeiten uns wieder gen Norden nach Riva durch. Arbeiten deswegen, weil hier ein Tunnel den nächsten jagt und die Dosentouries kein Stück kriegen, weshalb wir oft auch im Überholverbot (natürlich sehr vorsichtig) überholen müssen. Da es noch früh am Nachmittag ist fahren wir weiter nach ... ich verrate es hier nicht ... zu unserem Geheimtipp, ein wirklich wunderbares Cafe mit dem besten Eis das ich kenne. Da hier kaum Touris sind, sind die Preise sehr moderat und die Atmosphäre echt italienisch. Abends, wieder auf dem Campingplatz wird erst mal was anständiges gekocht. Beim abendlichen Verdauungsspaziergang über den Platz fällt mir ein Wohnmobil mit Anhänger und Transalp auf. Das Gespann kenne ich doch, denke ich mir, und richtig, da sitzt er und kocht Spargel, Hajo von den Transalp-Freunden, den ich im letzten Jahr beim Treffen in Champagnole kennen gelernt habe. Wir sitzen noch den ganzen Abend bei Cola, Wein und Bier zusammen und verabreden uns für eine gemeinsame Tour am nächsten Tag. Die strahlende Sonne (und einige spielende Bälger) lassen uns schon früh erwachen. Schnell etwas gefrühstückt, die Maschinen gesattelt und ab zu Hajo. Bei ihm ist noch alles dicht. Nachdem wir vor lauter Anklopfen fast sein Wohnmobil zertrümmert haben, öffnet er verschlafen die Tür. Ojeh, er hatte zwar den Wecker am Morgen gehört, diesen jedoch ausgemacht und wollte nur noch 10 Minuten liegen bleiben. Er ist dann einfach wieder eingeschlafen. Aber ruck zuck hat er sich in Schale geschmissen und schon können wir losbrausen. Wir fahren durch Arco und kurz dahinter biegen wir zum Passo Velo ab. Dieser Pass windet sich mit engen Kehren den steilen Berg hinauf. Nach kurzer Zeit haben Ulli (heute auf der eigenen Maschine) und ich das lästige Verfolgerfeld bestehend aus Stephan und Hajo hinter uns gelassen und schrauben uns flott in Richtung Gipfel hinauf. Ein im Schritttempo bergauf fahrendes Wohnmobil ist uns nur Bruchteile von Sekunden im Weg, zum Glück kam gerade kein Gegenverkehr. Weiter oben ist der Asphalt nicht mehr ganz so gut, was unseren Maschinen und der Fahrweise aber eher entgegen kommt. Auf der Passhöhe warten wir kurz auf die anderen beiden, fahren einige Kehren hinab und biegen im Dorf nach Norden ab. Hinter dem kleinen Ort führen einige Kurven auf die östliche Seite des Bergkamms. Nach einer Weile sehen wir tief unten im Tal die Brennerautobahn parallel zu unserer Richtung verlaufen. Die Autos wirken wie Ameisen, die geschäftig ihre Bahnen ziehen. Als unser Sträßchen sich wieder nach Westen über den Kamm beugen möchte, halten wir an einem kleinen, uns aus früheren Besuchen bekannten Cafe an, um zu frühstücken. Für uns das Zweite, für Hajo leider das Erste. Nach köstlichen Schinken- und Käsebroten und einigen Tassen Capuccino brechen wir wieder auf. Nun geht es über den Monte Bondone. Vereinzelt sieht man noch kleine Schneereste am Straßenrand und im Schatten der Berge liegen, teilweise frösteln wir hier oben etwas. Auf der östlichen Kammseite erwartet uns dann ein faszinierendes Panorama. Direkt vor uns fällt der Fels fast senkrecht einige hundert Meter ins Tal hinab. Eine Startrampe für Drachenflieger und Paraglider, die weit über den Rand hinausführt, lässt uns erschauern. Auf der anderen Talseite erhebt sich wieder eine riesige Wand, deren Gipfel schneebedeckt sind und in der Sonne glänzen. Der Himmel über uns strahlt tiefblau. Wir sind alle von diesem Anblick wirklich tief beeindruckt. Die Fahrt hinab ins Tal führt über eine breite Trasse mit einigen Kehren. In einer Kehre kommen uns einige Hardenduros entgegen, die freudig ihr Vorderrad zum Gruß erheben. Da können wir mit unseren schweren Brocken nur neidisch staunen. Wieder im Tal unten halten wir uns grob in Richtung Riva, fahren aber wieder zum Tunnel hoch, der uns wieder zum Lago die Ledro bringt. Hajo möchte auch noch mal auf den Tremalzo rauf, allerdings fahren wir wieder die Teerstraße hoch, da die Schotterstrecke ja gesperrt ist. Nach der Kurvenhatz zur Passhöhe hinauf, fahren wir Männer alle in den wegversperrenden Schnee um ein paar Fotos zu schießen. Ulli bleibt an der Spaghetteria zurück und möchte sich sonnen. Später sitzen auch wir in der Sonne, natürlich nicht ohne einen Teller Spaghetti zu verzehren. Während wir so am kauen sind, kommen noch ein paar Transalper und Transalperinnen hinzu. Im Laufe des Gesprächs kommen wir natürlich auch auf das Internet zu sprechen. Einer der Jungs fragt mich plötzlich, ob ich auch die sogenannten RRRs kennen würde. Natürlich kenne ich die, antworte ich. Da eröffnet er mir, dass zu ihrer Reisegruppe auch noch Dea gehören würde, die allerdings mit ihrem Freund im Tal geblieben wäre, weil sie noch zuwenig Erfahrung auf Schotter habe. Eigentlich schade, dass sie nicht mit raufkam, denke ich, so ein zufälliges Treffen wäre sicher lustig geworden. Bald darauf fahren wir weiter. Es geht wieder den Tremalzo hinab, später am Idrosee entlang und hinter diesem wieder nordöstlich in die Berge hinauf. Hier verlaufen einige kleine versteckte Wege, die sonst um diese Jahreszeit auch mal mit Schnee bedeckt sind. Aber diesmal ist es zum Glück warm und trocken. Wir schrauben uns immer weiter hinauf, vorbei an tiefen Schluchten mit tollen Ausblicken und durch winzige, fast verlassen wirkende Dörfchen. Das wir nicht ganz so einsam sind, merken wir gleich in der nächsten Kurve. Da kommt uns nämlich mit einem Affenzahn ein italienischer Schuhmacher in seinem Fiat entgegengeflogen. Wir können uns nur noch an die Leitplanken drücken und hoffen, das es gut geht. Es geht gut und wir versprechen uns selbst, noch besser aufzupassen. Als wir fast oben auf dem Kamm sind, versperrt uns ein vereistes Schneefeld den Weg. Während wir überlegen, ob es Sinn hat da weiterzufahren, kommt plötzlich ein weiterer Motorradfahrer auf einer 750er Zephyr hinzu, er stoppt kurz, nickt uns zu und fährt einfach durch die hartgefrorenen, ca. 30 cm tiefen Spurrillen durch das Schneefeld, so als ob das nichts wäre. Wir schauen uns an, dann prüfend unsere Enduros und fällen dann die Entscheidung es auch zu versuchen. Leider sind wir nicht ganz so graziös beim Durchfahren, also entweder war der Kerl besoffen und hat nichts mehr gemerkt, oder er ist wirklich ein begnadeter Fahrer. Kurze Zeit später haben wir den Draufgänger wieder gestellt. Wieder eine knifflige Stelle, diesmal jedoch ziert ein Verbotsschild den weiterführenden Weg, der nach einigen Metern in eine schmale Wiese übergeht. Wir beschließen wieder umzukehren und bewundern noch einmal die Zephyr auf der scheinbar mühelosen Fahrt durch das Eis. Im nächsten Dorf ist erst mal wieder ein Capuccino fällig. Wir spekulieren über unseren Tankinhalt bzw. über die uns noch verbleibende Reichweite. Auf kleinen Umwegen fahren wir wieder zum Idrosee zurück, tanken und gehen natürlich noch einen kleinen Teller Spaghetti essen. Schließlich macht so eine erlebnisreiche Fahrt hungrig. Dann zeigen wir Hajo noch die schöne kurvenreiche Strecke am Lago die Valvestino entlang und quälen uns zwischen schleichenden Touridosen wieder zum Campingplatz zurück. Langsam wird es dunkel und wir müssen noch das Abendessen vorbereiten. Wir schmeißen alle zusammen was wir haben und kochen und essen in Hajos Wohnmobil. Der Abend wird wieder sehr lange und kalorienschwer, was nicht nur am Essen liegt. Trotz der kurzen Nacht, machen Stephan und ich uns sehr früh auf den Weg, um nochmals, verbotenerweise, den Tremalzo auf Schotter zu erklimmen. Hajo hat noch eine Verabredung in Bayern und macht sich später auf den Heimweg. Ulli schläft ihren verdienten Schlaf, sie hatte im Jahr zuvor schon den Tremalzo erklommen und fühlt sich nun zu Höherem berufen. Leise pirschen wir uns durch die menschenleeren Dörfer bis nach Vesio. Von dort aus tasten wir uns wieder vorsichtig den Schotter bis zum durch Schnee versperrten Tunnel hinauf. Natürlich sind wir nur in unserer Einbildung vorsichtig. Wenn hier irgendwo Polizei ist, sieht sie uns so oder so. Wo endet so eine kräftezehrende Schottertour? Natürlich wieder in einem Cafe. Bis wir wieder zurück am Campingplatz sind, hat Ulli sicher schon alleine gefrühstückt und will eine Tour fahren. Viel fahren wir an diesem Tag allerdings nicht mehr. Wir gondeln etwas ziellos durch die nähere Umgebung und kehren mal hier auf einen Capuccino und mal dort auf eine Pizza ein. Ich will nicht zu spät zurück sein, denn morgen fahre ich wieder zurück und muss noch den Bus fertig packen und die Alpia auf den Hänger laden. Der Abend endet dann im "La Terrassa", einem eigentlich recht guten Speiserestaurant in Torbole mit trotzdem noch moderaten Preisen. Unser Abschiedsessen ist ein Menü mit drei Gängen und zwei guten Flaschen Wein. Nachdem ich mich von Stephan und Ulli verabschiedet habe, fahre ich noch nach Mori, da muss ich sowieso durch, um zur Autobahn zu kommen. Dort ist unsere Stamm-Metzgerei, wo wir bei jedem Gardaseebesuch unser Carne Salada bestellen. Wie immer reichen hundert Mark nicht für die kiloschwere Fracht, immer vier Scheiben zusammen in einer Folie eingeschweißt. Außerdem nehme ich noch Luganeche mit, eine schmackhafte Salami hier aus der Gegend. Auf der Autobahn höre ich im Radio den Wetterbericht. Ab morgen soll es regnen. Ulli und Stephan haben das Zelt und ich den Campingbus. Und ich sag noch, behaltet ihr den Bus, da kann man auch bei Regen gut drin kochen :-)))). |
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