Schweiz 2005: Swiss KTM Adventure Treffen ⇒ Bericht |
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Freitag Mittag, es regnet wie aus Eimern. Pünktlich um 12:00 Uhr hört es(vorübergehend) auf zu regnen, so kann ich ohne Gummipelle zum Treffpunkt fahren. Nach mir trifft Antje dort ein, Marcel und Michael haben bereits telefonisch gemeldet, dass sie noch ein paar Minuten länger brauchen. Da Antje keinen Regenkombi hat, trägt sie einen wasserdichten Winterkombi, darunter nur T-Shirt und Minirock ;-). Als die beiden anderen eintreffen, fängt es gerade wieder an zu tröpfeln. Trotzdem fahren wir erst einmal ohne Überzieher los. Wir kommen bis Bad Herrenalb, dann wird der Regen zu arg. Vor einem Café halten wir an und wollen dort den Schauer abwarten. Doch die Bedienung ist unfreundlich und barsch, wahrscheinlich sind Motorradfahrer in dem Kurort unerwünscht. Dann ziehen wir halt doch den Regenkombi an, wer kein Geld verdienen will, der hat anscheinend schon genug. Wir fahren den Dobel hinauf und halten dann auf Bad Wildbad zu. Dort gibt es einen Fahrradladen, der sich auf Downhill spezialisiert hat und wo sich Antje nach einem Protektoren-Shirt umschauen möchte. Sie hatte bereits telefonisch Kontakt aufgenommen und es wären auch verschiedene Modell vorrätig. Bei der Anprobe im Laden haben wir viel Spaß. Schließlich gilt es Antjes "weibliche Attribute" hinter den Schutz zu zwängen, während die Ärmel natürlich nicht zu weit ausfallen dürfen, damit die Protektoren an den wichtigen Stellen sitzen bleiben ohne zu verrutschen. Nach zahlreichen Anproben und mehr oder weniger qualifizierten Sprüchen, hat sie ein passendes Modell gefunden. Somit wird der Minirock unter dem Winterkombi durch ein Protektoren-Shirt ergänzt. Die regennassen Straßen führen uns an Freudenstadt vorbei Richtung Villingen-Schwenningen. Zwischendurch stärken wir uns in einem Stehcafé mit heißem Kaffee, Butterbrezeln und süßen Teilchen. Auf dem Weg zum Titisee geraten wir in einen Megastau, an dem wir dank schmaler Baubreite gut vorbei fahren können - nervig ist es trotzdem. Mittlerweile ist das Wetter besser geworden, in einer Pause trauen uns die Regenhäute auszuziehen und wegzupacken. Nur Antje muss ihren Winterkombi anlassen, sie hat keine Lust jetzt noch die richtigen Motorradklamotten auszupacken. Zwischen Titisee und Schluchsee verfahre ich mich noch einmal gründlich, doch die Strecke ist kurvenreich und landschaftlich schön, so dass ich glaube, den anderen fällt das gar nicht auf ;-). Bei Grafenhausen erreichen wir dann das Fernwehtreffen, unserem Zwischenziel auf dem Weg in die Schweiz. Marcel und Michael bleiben hier bei diesem Treffen, während Antje und ich später zum KTM-Adventure Treffen weiterfahren. Organisator Fred weiß uns wieder mit gekonnten Sprüchen zu begrüßen und kocht uns gleich einen heißen Kaffee. Wir treffen viele alte Bekannte, die wir auf unseren Reisen in Nordafrika kennen gelernt hatten. Zweck dieses Treffens ist es, eben diese Kontakte aufrecht zu erhalten und sich - bei dem einen Bier oder dem anderen Wein - an die "gemeinsamen Abenteuer" zu erinnern und neue zu planen. Außerdem müssen wir Freds DR Big madig machen, die er in der Wüste wohl mehr als einmal schieben musste, aber immer gegen unsere treuen Katis wettert ;-). Da Antje und ich noch vor Dunkelheit in der Schweiz sein wollen, müssen wir uns schon bald verabschieden. Bis Diessenhofen sind es nun noch ca. 50 kurvenreiche Kilometer. Zwischendurch finden wir noch einen offenen Laden, in dem wir ein paar Flaschen Rotwein und etwas zu knabbern kaufen. Gar nicht so einfach, das ganze Zeug im knapp bemessenen Wochenendgepäck unterzubringen. Nach dem wir Schaffhausen durchquert, den Rheinfall jedoch links liegen gelassen haben, erreichen wir unser Ziel bei Diessenhofen. Lt. Karte liegt hier das "Paradies" nur ca. zweieinhalb Kilometer entfernt ;-). Da Marko, Antjes Freund, und Ralf, mein Zeltgenosse, noch nicht da sind, bauen wir schon mal die Zelte auf. Ich könnt' wetten, dass Ralf irgendwo im Feld steht, zuguckt und wartet bis ich mit dem Aufbau fertig bin ;-). Danach setzen wir uns zu den anderen Adventuristi ins Lokal und führen Benzingespräche - was sonst. Marko und Ralf tauchen fast gleichzeitig auf. Wir gehen zum Camp zurück, damit die beiden ihre Unterkunft beziehen können. Am Ufer des Badeteiches ist eine hölzerne Befestigung angebracht. Darauf lässt es sich prima sitzen und liegen und den mitgebrachten Wein genießen. Am frühen Morgen stört ein dunkles Wuffwuff die Nachtruhe. Irgendein bescheuerter Köter bellt sich die Seele aus dem Leib. Fast jeder möchte ihm am liebsten den Hals rumdrehen. Nach dem Aufstehen sehen wir, dass ein ausgewachsener Bernhardiner für die Ruhestörung verantwortlich war. Ok, da relativiert sich wieder die Sache mit dem Hals rumdrehen ;-). Zum Frühstücken fahren wir um die Ecke zu SK-Motoparts, dem Schweizer Importeur für Touratech-Produkte. Dort ist ein leckeres Frühstücks-Buffet hergerichtet. Das Wetter ist freundlich und warm, so können wir zum Frühstücken draußen bei den Moppeds sitzen und klönen. Um ca. 10:30 Uhr sind Antje, Ralf, Marko und ich wieder am Platz zurück und melden uns für die 10:00 Uhr Ausfahrt an, die wegen des langen Frühstücks verschoben wurde. Nach einer viertel Stunde hat sich unsere Gruppe fertig formiert. Wir sind ca. 12 Leute stark, der Rest der Treffen-Teilnehmer möchte sich lieber auf dem Endurogelände austoben bzw. nutzt das Angebot an einem Endurotraining für Anfänger teilzunehmen. Antje entscheidet sich für letzteres, lässt sich von Fabi in die Geheimnisse des Endurofahrens einführen und uns Männer "alleine" die Gegend erkunden. Unter der Führung von Tourguide Pascal lernen wir, dass man auch in der Schweiz einige Schotterwege legal fahren kann. Im Zickzack geht es zwischen Felder und Wälder hindurch bis zu einem Aussichtspunkt hoch über dem Untersee. Im Umkreis zeugen mehrere Burgen und Klöster von einer geschichtsträchtigen Vergangenheit. Auf kleinen Sträßchen geht es zwischen weidenden Kühen und einsamen Höfen hindurch. Zwischendurch lockern immer wieder unbefestigte Wege die Fahrt auf. Als wir von der Tour zurück kommen, werden Spaghetti und Salat serviert. Zumindest die Off Road Fraktion hat die Kohlenhydrate sicher sehr nötig. Nach dem Essen schaue ich den Leuten zu, die sich auf dem Endurogelände austoben bzw. am zweiten Endurokurs unter der Leitung von David teilnehmen. Ich selbst kann leider nicht auf der Strecke fahren, da ich Probleme mit meiner Schulter habe und momentan eigentlich überhaupt kein Motorrad fahren darf :-(. Dazu kommt noch, dass ich gerade nach dem Essen meine Brille kaputt gemacht habe und alles zwischen Kopf und Verkleidungsscheibe nun unscharf ist. So ein Mist, und keine Ersatzbrille dabei :-(. Na ja, dafür erspare ich mir doch die ein oder andere Fango-Packung, die sich einige der unermüdlichen Pistenschrecke mehr oder weniger freiwillig gönnen. Unglaublich, wie einige der Maschinen und deren Fahrer zentimeterdick mit schweizer Boden überzogen sind. Nach dem Abendessen schauen wir uns die Diavorträge von Roland und David an. Roland berichtet über eine Tour, die ihn 2001 zum Baikalsee führte. Ein Kampf mit Behörden, schlechten Straßen und vor allen Dingen Moskitos. David beschreibt eindrücklich seine Australientour 2003. Zusammen mit seiner Freundin Isabel fuhr er 16 Wochen lang durch die britische Sträflingskolonie. [Dabei fällt mir gerade ein, dass man bei der Einreise einen Fragebogen ausfüllen muss, in dem unter anderem gefragt wird, ob man vorbestraft sei. Frage eines Einreisenden: "Ich wusste nicht, dass das immer noch Voraussetzung ist!" ;-) ] Nach den beeindruckenden Vorträgen spendiert Steffen noch eine Runde "GlenIrgendwas" an die Whiskyliebhaber und solche die es vielleicht noch werden wollen. Dann gehen wir langsam aber sicher in die Falle. Nach einem hervorragenden Frühstücksbuffet kommt leider die Zeit des Abschieds. Einige können nicht genug bekommen und toben sich noch auf der Endurostrecke aus, bevor auch sie gen Heimat aufbrechen. Ralf und ich bleiben erst mal dem Asphalt treu und rollen Richtung Jura. Wir haben noch zwei Tage Zeit und wollen noch etwas durch französische Kurven hetzen. Es war wieder einmal ein sehr schönes Treffen, das vom Swiss KTM Adventure Club organisiert wurde. Man konnte alte Bekannte treffen und neue Leute kennen lernen. Sich bei Diavorträgen Fernweh holen oder auf der Endurostrecke in der Praxis üben. Ich freue mich auf jeden Fall schon auf das nächste Jahr! Ralf fährt voraus, ohne Brille kann ich eh keine Karte lesen ;-) und führt mich immer weiter nach Westen rüber. Das ein oder andere schmalbrüstige Pässchen nehmen wir dabei auch mit. Auf französischer Seite können wir dann endlich eine beherztere Gangart einlegen, in der Schweiz bremsen einen immer die 80 km/h Begrenzung und die horrenden Strafen bei schon kleinen Übertretungen. Da gefällt uns das Laissez-faire in Gallien schon viel besser. Unseren obligatorischen Café au Lait nehmen wir im Schatten eines alten Cafés direkt an der Straße entlang des ... ein. Durch das kurvenreiche Tal düsen wir weiter nach St. Hypolyte. Im Ortskern ist ein Platz, der hauptsächlich als Parkplatz genutzt wird. Nicht besonders anzusehen, und doch hat es seine Reize auf der Terrasse des Cafés am Kopfende zu sitzen und die Leute zu beobachten. Nach dem koffeinhaltigen Getränk trennen sich unsere Wege. Ralf muss heute noch zuhause sein, ich habe noch zwei Tage Zeit. In St. Hypolyte gibt es einen Campingplatz, auf dem ich schon ein paar Mal zu Gast war. Dort schlage ich mein Zelt auf, bevor ich wieder in den Ort laufe, um eine Kleinigkeit zu essen. Hier findet gerade eine Art Bergrennen mit Old- und Youngtimern statt. Bierzelte und Pommesbuden stehen bereit, um die Zuschauer zu bewirten. Was spricht eigentlich gegen ein paar Pommes und ein Bier? Zum Glück nichts Ernstes ;-) Ich schau mir noch ein wenig das ohrenbetäubende Treiben auf der Strecke an, doch schon bald ist die Veranstaltung zu Ende. Vor dem Zelt trinke ich noch einen Schluck Rotwein, bevor der Schlaf mich übermannt (letzteres natürlich im Zelt). Der Morgenhimmel sieht nicht besonders gut aus. Die vorherrschende Farbe ist grau, in allen Schattierungen. Ich packe meine Siebensachen und fahre zum gestrigen Café, um dort zu frühstücken. Danach muss ich mir eine Ersatzbrille suchen, sonst kann ich keine Landkarte lesen. Etwas nördlich, soviel kann ich noch erkennen ;-), liegt xx, eine größere Stadt. Dort gibt es sicher einen Optiker oder einen Supermarkt. Ich düse los und genieße die Kurven. Da die Ortschaft noch nicht ausgeschildert ist, macht die Navigation (ohne die Karte wirklich lesen zu können) etwas Probleme. Trotzdem finde ich Ort und Supermarkt in angemessener Zeit. Tatsächlich finde ich auch eine passende Brille, nur nicht ganz so billig wie bei uns. Egal, ich brauch das Teil, denn wenn man nichts sieht, ist man wie blind. Und wo ich jetzt schon wieder sehen kann, da kaufe ich gleich noch etwas Käse und ein Baguette. Jetzt, wo ich wieder Karte lesen kann, steht einer Tour über kleine Streckchen im Jura nichts entgegen, zumindest noch nicht ... |
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[Bericht] - Album 1 ⇒ |