Vogesen/Jura 2010/2: Swiss KTM Treffen ⇒ Bericht |
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Endlich Feierabend! Ich schwinge mich auf meine Twin - ja, ich fahre mit einer Honda zum KTM-Treffen, auch wenn ich noch eine KTM Adventure in der Garage habe. Mir ist halt gerade eher nach Touren als nach „über Gräben springen“. Bei Lauterbourg flitze ich nach Frankreich hinüber, um dort auf kleinen Straßen den Weg nach Süden zu suchen. In einem Supermarkt kaufe ich Käse und Baguette, sowie ein paar Paprika und etwas Obst ein. Statt Vin Rouge gibt es leider nur Carola Rouge (Mineralwasser mit Kohlensäure), ich will ja heil ankommen. Auf dem Parkplatz spricht mich eine nette Frau auf die Aufkleber auf meinen Koffern an. Sie reist auch gerne und wir tauschen einige Erlebnisse unserer Touren aus. Dann muss ich weiter, denn hinter Wissembourg beginnen endlich die kleinen Sträßchen … Da ich das Motorradfahren in letzter Zeit vernachlässigt habe, macht es gleich doppelt soviel Spaß über die engen und etwas holprigen Wege zu fahren. Das Elsass mit seinen „rauen“ Straßen ist geradezu prädestiniert für Reiseenduros, Heizerkisten verirren sich nicht so oft hierher. Allerdings sollte man auch mit stollenbereiften Maschinen vorsichtig fahren. Unverhofft liegt in einer Kurve tiefer Schotter und tauscht meine Fahrfreude gegen Panik aus. Doch es geht alles noch mal gut und die Gashand wird ab jetzt etwas zurückhaltender agieren. Irgendwie sind mir solche Aktionen früher seltener passiert, da war ich auch öfter mit den Moppeds unterwegs – Fahrpraxis rulez … Ein Weg entlang eines Bachlaufes mit dem ultrakurzen Namen „La Zinsel du Nord Ruisseau“ lockt mich in ein abgelegenes Tal. Hier finde ich einen alten öffentlichen Wäschewaschplatz, wie er im Elsass früher in fast jedem Dorf üblich war. Eine Quelle speist ein oder mehrere Becken, an denen die Frauen seinerzeit die Wäsche gewaschen haben. Es gibt diese Waschplätze in den verschiedensten Ausführungen, gemauert oder aus Holz, reich verziert oder schlicht. Dieser hier ist mit einem Holzdach versehen und daneben steht eine Picknick-Bank. Genau das Richtige, um Käse und Baguette auszupacken und dem Zirpen der Grillen zu lauschen. Einige Zeit später düse ich den Col du Donon hinauf, meinen Lieblingspass im Elsass. Heute ist es dort sehr einsam, ich treffe auf der gesamten Auffahrt zur Passhöhe auf kein anderes Fahrzeug. Statt der üblichen Straße nach Schirmeck, wähle ich den Schotterweg in den Süden. 26 Kilometer legalen ungeteerten Weg am Stück findet man in unseren Breiten nur noch selten. Auch hier bin ich ganz alleine unterwegs, nur einmal treffe ich auf ein paar Wanderer, die meinen Weg kreuzen. Über den Col du Mandray erreiche ich Fraize. Da die Zeit nicht stehen bleibt, entscheide ich mich hier für die raschere Variante in die Schweiz hinunter. Über den Col du Bonhomme fahre ich Richtung Colmar und halte mich dann parallel zum Rheintal um „Kilometer zu machen“. Schön ist das zwar nicht, aber ich möchte noch vor der Dunkelheit mein Zelt aufbauen. Kurz vor der Schweizer Grenze treffe ich auf Omar, der mit seiner Adventure auch zum Treffen unterwegs ist. Da er aus Hannover kommt, hat er schon einige Kilometer hinter sich. Die letzten Kilometer zum Treffen bestreiten wir natürlich gemeinsam … Bald darauf erreichen wir den Truppenübungsplatz in Bure, dort findet das Treffen des Swiss-KTM Adventure Clubs statt. Kaum stehen unsere Zelte, wird auch schon zum Abendessen gerufen. Gemeinsam mit alten und neuen Bekannten verspachteln wir die Spaghetti und genießen die Kaltgetränke, die aber kaum eine Chance gegen die Hitze haben. Zur Abwechslung regnet es nämlich mal nicht ;-). Nach der Stärkung werden Bilder einer Offroad-Reise durch Ostdeutschland und Polen gezeigt. Diese wecken die Lust selbst durch die Pampa zu pflügen, doch dazu müssen sich die Leute bis morgen gedulden, wenn die Pisten auf dem Militärgelände geöffnet werden. Nach dem Frühstück stürzen sich die meisten Leute auf die Offroad-Strecke des Schweizer Militärs. Ich möchte lieber die schönen Landschaften des Juras erkunden, die Twin wäre mir eh zu schwer für die tiefen Furchen. Nach dem ich aus dem Gewirr der Militärstraßen herausgefunden habe, wir dürfen nicht auf jedem Weg fahren, halte ich auf das Tal des Doubs zu. Die Grenze zu Frankreich ist nicht weit und kaum habe ich das Land gewechselt, öffnet sich die Landschaft und gibt den Blick auf das „zweifelnde“ Flüsschen frei, das tief im Tal unten auf Saint Ursanne zu fließt. Rechterhand steht eine kleine Schlossruine, ich halte nach links, auf die Kirche von Vaufrey zu. Nach einigen Serpentinen erreiche ich den Talgrund und biege Richtung St. Hippolyte ab. Beim Abbiegen auf die Hauptstraße merke ich, dass mein linker hinterer Blinker nicht geht. Der Sache möchte ich auf den Grund gehen und halte auf einem schattigen Parkplatz an. Nach einigen Minuten Schrauberei ist die Maschine halb zerlegt, denn das Birnchen ist nicht der Grund für die Fehlfunktion. Ein Stecker an der Warnblinkanlage hatte sich gelöst und der sitzt natürlich tief unter den Seitendeckeln. Nach der Schraubaktion erhole ich mich in einem Café in St. Hippolyte. Ich möchte den Tag ja ruhig angehen und mich nicht hetzen. Bald darauf düse ich die Kurven am Ufer des Dessoubre entlang. Sonnige und schattige Abschnitte wechseln sich ab, man spürt deutlich die Temperaturunterschiede. Leider muss ich schon bald Richtung Maîche abbiegen, denn mein Tank braucht dringend Nachschub und die Tankstellen sind im Elsass und im Jura nicht gerade dicht gesät. Bei der Gelegenheit besorge ich gleich noch Käse und Baguette, denn erst mit diesen Zutaten ist eine Frankreich-Tour richtig komplett. Auf den Rotwein muss ich natürlich verzichten, meinen Führerschein und vor allem meine Gesundheit möchte ich ja behalten. Nach dem Auffüllen der Vorräte rolle ich wieder zum Dessoubre hinab und passiere nach einigen Kilometern deren Quelle in einem dunklen Waldstück. Einige Serpentinen lassen mich Höhenmeter gewinnen, bevor ich mich dem Örtchen Vennes nähere und dort auf einen schmalen Waldweg einbiege. Hier geht es zur Chapelle Ste. Radegonde, an der ich letztens schon mal vorbei gekommen bin. Damals war sie wegen Renovierung eingehüllt und gesperrt. Heute habe ich Glück und die Baustelle von damals ist keine mehr. Dafür grummelt der Himmel hinter mir und schwarze Wolken schieben sich immer weiter in meine Richtung. Da bleibt mir nur die Flucht vor dem Gewitter. Schnell schwinge ich mich aufs Stahlross und düse weiter. In einem weiten Bogen versuche ich das Gewitter zu umfahren. Trotz der relativen Eile versäume ich es nicht, noch die eine oder andere Schotterstrecke einzubauen. Nur auf Teer alleine will ich nun auch nicht unterwegs sein. Bei Morteau erwischen mich einige wenige zaghafte Tropfen, doch ein weiterer Haken nach Süden bringt mich rasch aus dem Gefahrengebiet. Ich kratze etwas an der Schweizer Grenze, als ich auf einer weiteren Offroad-Strecke durch einen Wald fahre. Dann biege ich wieder Richtung Morteau ab und erreiche bald darauf wieder den Doubs, an dessen Ufer ich mich die nächsten Kilometer entlang schlängele. Ein Abstecher in eine Sackgasse führt mich hoch über den Staudamm des Lac de Moron, ab hier geht es nur noch auf Schusters Rappen weiter. Ich wähle lieber die umfangsvermehrende Variante und mache mich über den Käse und das Baguette her. Ich halte mich nun wieder ganz grob Richtung Bure. Durch try and error, finde ich kleine Straßen und Schotterwege, die laut Beschilderung in den Wintermonaten gesperrt sind. Aber auch jetzt bin ich hier ganz alleine unterwegs, sieht man einmal von zwei Reiterinnen ab, die mir im Wald entgegen galoppieren. Die gegenüberliegenden Bergrücken sind bewaldet, doch immer wieder drückt sich der weiß-beige glänzende Jura-Kalkstein durch das satte Grün. Tief im Tal unten kann man den Dessoubre erahnen. Winzige Dörfchen unterbrechen die Wald- und Weideflächen, deren Kirchen im Vergleich zum Ort oft überdimensional groß erscheinen. Da morgen Sonntag ist und dann die sowieso nur dünn gesäten Tankstellen meist geschlossen sind, peile ich nun wieder den Supermarkt in Maîche an. Hier hat mich die Zivilisation wieder eingeholt. Innerhalb weniger Minuten treffe ich auf mehr Autos, als ich den ganzen Tag über gesehen habe. Im Stopp-and-go Verkehr schiebe ich mich durch die Kleinstadt bis zur Tanke. Vor den Zapfsäulen steht eine lange Schlange, bei dem heißen Wetter habe ich überhaupt keine Lust mich dort einzureihen. Was soll’s, in meinen 43 Liter fassenden Tank sollte noch genug Sprit sein, um auch morgen noch eine Tankstelle zu erreichen. Viele Kurven später erreiche ich wieder Schweizer Hoheitsgebiet. In Chevenez finde ich eine Tankstelle mit Automatenbedienung. Hier in der Schweiz sollte man, anders als in Frankreich, auch mit einer deutschen EC- oder Kreditkarte tanken können – prima, man kann ;-). Zufällig treffe ich hier auch auf Elke, die ihre Kati abkärchern wollte, jedoch keine Fränklis für den Waschplatz hatte. Egal, dann fährt sie halt schmutzig äh ich meine natürlich mit artgerechtem Äußeren wieder zurück. Auf dem Weg zum Camp stoppen wir noch an einem kleinen Bioladen, dessen Werbetafeln Eis versprechen. Drinnen gibt es alles Mögliche, von Seife bis zum Schnaps, von Käse bis zu Hautcreme. Und natürlich auch das lang ersehnte Eis … Bei unserer Rückkehr auf dem Truppenübungsplatz sind die anderen Maschinen alle vor der Halle aufgereiht. Alle sind mit Dreckkrusten übersät, nur meine Twin sticht durch Sauberkeit aus dem Haufen heraus. Und das, obwohl ich auch einige zehn Kilometer auf ungeteertem Terrain unterwegs war. Nach dem Abendessen werden Bilder einer Afrikadurchquerung gezeigt. Passend dazu verhalten sich momentan auch die Temperaturen. Man kann gar nicht soviel trinken, wie einem durch die Poren wieder aus dem Körper fließt. An einem Schlauch kann man sich wenigstens mit kaltem Wasser abspülen, um dem Hitzetod zu entkommen. Später am Abend droht uns ein Gewitter mit etwas Donner und viel Wind. Doch nur wenige halbherzige Tropfen finden den Weg bis zum Boden … Auf dem Rückweg in die Heimat werde ich von Elke begleitet. Nach dem Frühstück brechen wir auf und … verfahren uns gleich mal bei Porrentruy. Etwas umständlich weist uns das GPS dann den richtigen Weg und führt uns nach Norden aus der Schweiz hinaus. Kurz vor dem Col du Hundsrück legen wir eine Kaffeepause ein. Während Elke und ich den warmen Sud langsam in uns hinein kippen, ziehen sich dunkle Wolken zusammen. Es donnert, ein paar Tropfen fallen, aber so richtig will das Gewitter nicht losbrechen. Schließlich fassen wir uns ein Herz und wagen die Weiterfahrt. Wenige hundert Meter später werden wir dann doch noch voll erwischt. Noch ehe wir überhaupt an den Regenkombi denken können, sind wir schon klitschnass. An einem Waldweg halten wir an und versuchen uns unter dichten Bäumen vor den Wassermassen zu schützen, allerdings bleibt es bei dem Versuch. Als der Regen nachlässt fahren wir weiter. Bei Thann ist es dann wieder halbwegs trocken, so dass wir den Grand Ballon in Angriff nehmen. Hinter dem Col Amic öffnet der Himmel wieder seine Schleusen. Ich bin nass bis auf die Haut und hier oben, auf mittlerweile über 1.000 Meter Höhe, wird es auch noch kalt. Nebelfetzen ziehen über den Grand Ballon und die trübe Brühe verfolgt uns auf der gesamten Route des Crêtes. Am Col de la Schlucht scheint sich das Wetter beruhigt zu haben. Ich ziehe die nassen Klamotten aus und den Regenkombi an. Darunter trage ich nur eine Unterhose und ein T-Shirt. Nicht gerade ideal im Falle eines Sturzes, aber trocken – zumindest vorerst. Denn nun kommt die Feuchtigkeit von innen, da die Sonne wieder scheint und der Gummi dicht ist und ein entsprechendes Kleinklima aufbaut. Ich versuche mich davon nicht beeindrucken zu lassen. Über Fraize, den Col de Mandray und den Col de Saales arbeiten wir uns bis Schirmeck voran. Oben, auf dem Col du Donon, legen wir noch eine Kaffeepause ein. Dazu lassen wir uns Heidelbeerkuchen servieren. Die anderen Gäste staunen natürlich nicht schlecht, weil ich bei schönstem Sonnenschein im Regenkombi am Tisch sitze ;-). Der Rest des Weges ist dann praktisch nur noch abfahren der Hausstrecke. In Hagenbach verabschiedet sich Elke von mir, denn sie muss Richtung Rastatt runter, während ich noch durch Karlsruhe bis hinter Ettlingen fahre. Später werde ich erfahren, dass Elkes KTM der Sprit ausging und sie ein ganzes Stück weit ihre Maschine schieben musste, bis ihr jemand half Sprit zu besorgen. Aber so ist das im Leben, Shit happens. Wenn man dann aber wieder trocken und zufrieden zuhause sitzt und alles Revue passieren lässt, war alles nur halb so schlimm … |
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[Bericht] - Album 1 ⇒ |