Oman 2007 - Bericht


Sechs lange Gesichter. Die Jugendherberge in Dubai, bei der wir die erste Nacht reserviert (und bestätigt bekommen) haben, ist ausgebucht – ohne uns! Was nun? Wir sind gerade auf dem Flugplatz gelandet, es ist Mitternacht durch und wir stehen ohne Unterkunft da. Clemens beschließt den schwarzen Peter an den Mann von der Rezeption weiterzugeben. Schließlich hatten wir reserviert und eine Zusage. Er soll sich nun um Abhilfe bemühen. Wie wild wird telefoniert und improvisiert. Eine halbe Stunde später ist wie von Geisterhand doch ein Zimmer frei und wir können die Nacht unter einem festen Dach verbringen. Bevor wir die Augenlieder auf Durchlässigkeit prüfen, laufen wir noch rasch zum Inder schräg gegenüber und lassen uns ein erstes Chicken-Byriani schmecken.

Sechs lange Gesichter. Bei unserem Anruf bei Aramex wird uns mitgeteilt, dass unsere Motorräder erst heute Nachmittag ankommen. Sie ständen noch beim Zoll und müssten abgefertigt werden. Wir planen um und machen uns stadtfein. An der Haltestelle vor der Juhe warten wir auf einen Bus, der uns in die Stadt bringen soll. Doch entweder fahren sie vorbei oder es ist die falsche Linie. Nach einiger Zeit reicht es uns und wir stoppen zwei Taxis. Meg, ein Mädel aus Japan, das auch an der Haltestelle wartete, packen wir gleich mit ein. Wir lassen uns nach Deira bringen, der eigentlichen „Altstadt“ am Dubai Creek. Am Hafen stürzen sich sofort einige Bootsführer auf uns und bieten eine Rundfahrt auf dem Creek an. Gerd feilscht um die Preise und um unsere Gleichgültigkeit zu beweisen, holen wir uns am Kiosk nebenan erstmal ein paar frisch gepresste Säfte. Nach erneutem Handeln sind wir uns über den Preis einig und tuckern auf das Wasser hinaus. Die Skyline ist hier nicht so gewaltig wie im südlichen Teil von Dubai. Die Hochhäuser sind nicht ganz so hoch und haben auch schon einige Jährchen auf dem Buckel. Trotzdem sind die Fassaden aus Glas, Beton und Stahl ein toller Anblick. Nach der Bootsfahrt laufen wir durch die Stadt und ziehen durch die Elektronikmärkte. Alte stimmungsvolle Souks, wie in Nordafrika gibt es leider nicht (mehr). Moderne Geschäfte prägen das Stadtbild.

Sechs lange Gesichter. Wir sind mit dem Taxi zu Aramex rausgefahren und von unseren Kisten ist nichts zu sehen. Es gäbe Probleme mit dem Zoll, wird uns mitgeteilt. Irgendwie glauben die Zöllner nicht, dass wir unsere Maschinen nur für diese Urlaubstour einführen wollen, sie fürchten eine illegale Einfuhr auf Dauer. Nach ewiger hin und her Anruferei steht fest, dass es heute nichts mehr wird. Einer von uns solle morgen früh mit seinem Pass beim Zoll sein und durch das Einreisedatum beweisen, dass wir wirklich gerade erst eingetroffen seien. Nun bleibt noch das Problem der Schlafstatt. Die Juhe ist ausgebucht und eine zweite Nacht hatten wir nicht reserviert. Zum Glück hatte uns Meg bei unserem Stadtbummel auf ein günstiges Hotel in Deira hingewiesen und Gerd hatte, wohl in gewisser Vorahnung, gleich mal spaßeshalber nach den Preisen gefragt. Wir lassen uns zwei Taxis bestellen und fahren wieder nach Deira. Die Zimmer sind einigermaßen ok nur in den Fluren stehen allerlei Kisten und Ballen herum. Waren, die anscheinend hier umgeschlagen werden. Hoffentlich brennt es nicht, die Fluchtwege wären ganz schön eng …

Um 09:00 Uhr stehen Gerd, Clemens und ich beim Zoll auf der Matte. Ein indischer Mitarbeiter von Aramex hatte uns dort erwartet und nun stehen wir gemeinsam vor dem Zöllner. Der macht erst einmal unseren Inder rund, warum nicht alles im Hafen von Jebel Ali abwickelt, wo unsere Kisten stehen. Zunächst sieht es sehr schlecht für uns aus, da der Zollmensch uns keines Blickes würdigt und nur am Schimpfen ist. Schließlich müssen wir die die Seite mit dem Einreisestempel in unseren Pässen kopieren und die Kopien am Schalter abliefern. Dann werden wir von unserem Inder angehalten, uns beim Zöllner zu bedanken. Nun, so verspricht er uns, sei alles in Butter und gegen 12:00 Uhr werden die Motorräder beim Warehouse sein – inshallah denken wir uns alle ;-). Am Mittag bekommen wir tatsächlich eine SMS, dass die Moppeds wie versprochen da seien. Nichts wie ein Taxi gesucht und ab geht’s …

Sechs fröhliche Gesichter! Die Kisten stehen auf dem Hof. Sogleich ziehen wir uns etwas „Arbeitskleidung“ an und machen uns daran die Kisten zu öffnen und unsere Motorräder zusammenzusetzen. Nachdem alles fertig ist, duschen wir noch im „Bathroom“ von Aramex. Da der Tag sich langsam dem Ende zuneigt, müssen wir uns gleich um einen Schlafplatz kümmern. Ich schlage meinen Platz in den Dünen vor, den ich letztes Jahr für meine letzte Nacht in Dubai gefunden habe. Bis dort hin sind es etwa 40 Kilometer Luftlinie. Meinem Vorschlag wird einstimmig zugestimmt und wir machen uns auf den Weg. Als wir die Dünen endlich erreichen, ist es schon dunkel. Es fällt uns allen nicht leicht, die ersten Meter im Sand im finsteren zurückzulegen. Wir stellen die Zelte ca. 200 Meter von der Straße entfernt auf. Das ist weit genug, um hinter den Sandhügeln nicht mehr gesehen zu werden. Noch schnell ein Feuerchen gemacht, denn es ist verhältnismäßig kühl und dann ab in die Falle.

Die Nacht war mit ca. 6-8°C ziemlich kalt. Zwar nicht für mich, da ich einen feinen Daunenschlafsack habe, aber Rigo ist in seiner Penntüte (Komfortbereich bei +15°C) fast eingefroren. Irgendwie scheint er einige Infos missinterpretiert zu haben. Während die Zelte in der Morgensonne trocknen, es gab ziemlich viel Tau in der Nacht, bereiten wir das Frühstück zu und lassen es uns schmecken. Auf gut ausgebauten Straßen rollen wir über Hatta zur omanischen Grenze. Vor der Grenze schließen wir noch die für den Oman notwendige Fahrzeugversicherung ab. Der Grenzübertritt an sich ist zwar unproblematisch, doch die Tücke steckt im Detail. Zuerst frisst der Bankautomat meine Kreditkarte. Zum Glück ist der zuständige Banker in der Nähe und ich kann meine Karte wieder in Empfang nehmen. Dann halte ich die Einfuhrbescheinigung für das Motorrad von Frank in meinen Händen, aber meine ist weg. Nach panischer Sucherei muss ich feststellen, dass ich meinen Zettel gar nicht abgegeben habe und ihn so auch nicht abgestempelt zurückbekommen kann.

Nun ist die Strecke bergig und kurvenreich. Wir düsen zur Küste hinunter und machen in Majis Mittagspause. Einige Studenten des nahe gelegenen Technical College kommen vorbei und heißen uns in Oman willkommen. Sie tragen blütenweiße Dishdashas, ein knöchellanges Gewand, das immer langärmelig und gerade geschnitten ist. Dazu schmückt ein Khanjar den Kopf, das ist die traditionelle, oft reich bestickte runde Kappe. Nach dem Mahl fahren wir die Küstenstraße entlang. Unterwegs kaufen wir noch Vorräte für das Abendessen ein. In Sohar muckelt Rigos Maschine herum. Ständig läuft Benzin aus dem Vergaserüberlauf und sie zieht nicht richtig. Frank und Rigo beginnen mit dem Schrauben. Wir anderen fahren schon mal weiter, um einen geeigneten Platz für die Nach zu suchen. Dazu biegen wir in Sohar nach Westen in die Berge ab. In der folgenden akazienbestandenen Ebene verlassen wir die Straße und fahren querfeldein weiter. Wir müssen ein breites Wadi überwinden und erreichen eine Kamelrennbahn. Hier wurde eine große Stufe aufgeschüttet und befestigt. Auf dieser erhabenen Fläche stecken dicke Häringe im Boden, bei Kamelrennen wird hier sicher ein großes Zelt als Schattenspender aufgestellt. Im Windschatten der Stufe bauen wir unsere Zelte auf. Da unsere Funkgeräte nicht bis zu den zurückgebliebenen Schraubern reichen, fährt Gerd zurück, um die beiden zum Lagerplatz zu leiten. In der Zwischenzeit baue ich meine Verkleidung ab, denn ich habe zuhause das Kabel für das GPS falsch angeschlossen. Schnell habe ich es von Zündung auf Dauerstrom umgeschraubt. Nun noch den linken Spiegel in einer anderen Position befestigen, jetzt passt alles. Gemeinsam sammeln wir nun Holz für das abendliche Feuer. Im Wadi liegt einiges herum, dass bei Regenfällen durch die Wassermassen hier angespült wurde. Die Omanis kochen meist mit Gas, das es hier billig gibt. Das Holz bleibt liegen, bis es verrottet. In der Dämmerung stoßen die Gerd, Rigo und Frank endlich zu uns. Rigos KTM läuft wieder. Ein Entlüftungsschlauch war eingeklemmt und das Schwimmernadelventil war undicht. In der Zwischenzeit haben wir die Zelte aufgebaut und Holz für das Lagerfeuer gesammelt. Nun prasseln die Flammen um die Töpfe, in denen wir unser Abendessen brutzeln.

Wir folgen der Küstenstraße nach Süden bis Al-Mintayfah und biegen dann in die Berge ab. Schon bald wechselt der Boden von Teer zu ziemlich staubigem Schotter, was uns trotzdem nicht unangenehm ist. Nach einigen zehn Kilometern wechseln wir für kurze Zeit wieder auf zivilisierten Untergrund, der schon bald wieder in Schotter wechselt. In einem Tal fließt ein schöner Bach. Einige Einheimische nutzen das Wasser um sich zu waschen. Wir greifen die Idee auf und fragen sie nach einem geeigneten Ort für uns. Sie beschreiben uns den Weg zu einem abgeschiedenen Ort und wir düsen los. Nach einiger Zeit erreichen wir den Platz. Wir lassen die Maschinen und unsere Moppedsachen zurück und laufen noch ungefähr 50 Meter bis zum Flüsschen hinunter. Dann heißt es raus aus den Klamotten und rein ins Wasser. Überraschenderweise ist das Wasser ziemlich warm. Wir waschen uns gründlich und planschen übermütig herum. Schade, das wir weiter müssen. Bei Al-Hayyal erreichen wir abermals Teer. Wir tanken die Maschinen und nutzen die Gelegenheit, um ein indisches Restaurant zu besuchen. Leider gibt es statt indischer Küche nur Hamburger und Pommes. Zum Glück bleibt das der einzige kulinarische Reinfall auf dieser Tour. Nach dem frühen Abendessen fährt Frank voraus. Er kennt hier in der Nähe einen netten Übernachtungsplatz, den er schon im letzten Jahr genutzt hatte. Er führt uns tief in ein mit Büschen und Bäumen bewachsenes Wadi hinein. Einziger Nachteil, die Piste ist weichsandig und verspurt und kostet einiges an Kraft. Doch der Platz ist wirklich schön. Eingebettet zwischen hohen Felsen und umgeben von viel Grün.

Bis Al Rustaq haben wir eine Menge Teer hinter uns bringen müssen. Nun wollen wir einkaufen und zu Mittag essen. Doch zuerst kauft sich Rigo eine warme Decke, damit er endlich mal durchschlafen kann ohne zu frieren. Danach suchen wir uns einen Inder, bei dem wir uns lecker stärken. Die nächste Etappe führt uns dann durch das Wadi Sathan. Der Weg ist tiefschottrig und wir müssen zahlreiche Wasserdurchfahrten meistern. Eine besonders üble Stelle wird mir zum Verhängnis. Statt Gas zu geben, um dem tiefen Kies zu entrinnen, nehme ich das Gas weg und falle um. Schnell hebe ich meine Fuhre auf und weiter geht's. Ab jetzt fahre ich um einiges forscher weiter, was mir tatsächlich die Beherrschung der Maschine um einiges erleichtert. Auch Gerd uns Dani frönen der Fallsucht, aber es sind nur Umfaller und alles bleibt heil. In einem tiefen Tal erreichen wir dann den Endpunkt der heutigen Etappe. Hinter einigen Palmen versteckt sich ein Wasserfall. Zunächst erkunden wir zu Fuß den Fall. Wir klettern die Berge hinauf bis zum Kopf des Wasserfalls und laufen dort in den anschließenden Canyon hinein. Dort treffen wir einige omanische Jugendliche, die gerade auf dem Weg zum Fußballplatz sind. Sie begrüßen uns sehr herzlich und wir plaudern eine Weile. Wieder bei den Maschinen zurück, diskutieren wir, wo wir hier übernachten können. Direkt am Wasserfall ist das Gelände ziemlich unzugänglich. Weiter oben wäre zwar Platz, aber wir müssten unser Gepäck ein ganzes Stück zu Fuß schleppen. Ich laufe am vorbeifließenden Bach ein Stück stromabwärts entlang und finde einen schönen Platz auf terrassenförmigen Anbauflächen, die nun brach liegen. Jeder findet dort eine eigene Parzelle, die von Palmen beschattet sind. Wirklich ein schönes Örtchen, klopfe ich mir selbst auf die Schulter ;-) Da heute mein Geburtstag ist, sitzen wir noch lange am Feuer und klönen.

Um den vor uns liegenden 2000 Meter hohen Pass zu erklimmen, müssen wir ziemlich steile Schotterwege bewältigen. Besonders die Kehren sind schwierig zu fahren. Bei zuviel Gas rutscht das Hinterradweg, bei zuwenig Gas fällt man um. Letzteres wird Gerd zum Verhängnis. Da er zu diesem Zeitpunkt der letzte in der Gruppe ist, merkt zunächst niemand von uns. Als er nach einiger Zeit nicht nachkommt, schalten wir die Funkgeräte ein. Kaum sind wir auf Empfang, zetert Gerd schon los und ruft nach Hilfe. Da ich der Vorletzte und damit am dichtesten an ihm dran bin, düse ich sofort los. Die steilen Wege bergab zu fahren ist noch schwieriger als bergauf. Mehrmals rutsche ich in den Kehren mit zwei blockierenden Rädern geradeaus weiter und kann die Fuhre nur mit großer Anstrengung auf der Strecke halten. Als ich Gerd erreiche und rasch von meiner Alp springe, sitzt er entspannt vor seiner immer noch liegenden Maschine. "Jetzt liegt der Bock schon so lange da", beruhigt er mich, "da braucht es jetzt auch keine Hektik".

Als wir die Passhöhe erreichen, müssen wir uns fast festhalten, damit der Wind uns nicht davon weht. Trotzdem bleiben wir eine ganze Weile oben stehen und genießen die Aussicht in die tiefen Täler hinunter. Ab hier geht es jetzt auf Teer weiter. Im letzten Jahr war das alles noch Schotter. Nach so viel Offroad, tut uns der glatte Asphalt auch wieder mal gut. Entspannt rollen wir hinab und genießen die Kurven. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch gleich die Al Hota Cave besuchen. In diese Tropfsteinhöhle muss man mit einem Zug hineinfahren. Clemens besorgt die Tickets und wir fiebern im Wartesaal gespannt der Abfahrt "unseres" Zuges entgegen. Auf den Billets stehen Uhrzeiten, doch die Züge haben Verspätung und so kommen erst eine Menge anderer Besucher vor uns an die Reihe. Endlich sind wir dran. Der Zug fährt um eine Kurve und schon nach wenigen hundert Metern sind wir in der Höhle. Irgendwie enttäuschend, wir dachten, dass die Zugfahrt viel länger sei. Unsere Gruppe bekommt eine nette Führerin, die zuerst auf arabisch und dann in englisch die Sehenswürdigkeiten beschreibt. Der interessante Rundgang dauert fast eine Stunde und endet mit einer Überraschung - es fährt kein Zug mehr. Nun sind wir froh, dass die Strecke zwischen Höhle und Bahnhof nur so kurz ist. Nach der Höhlenforschung sitzen wir unter Sonnenschirmen und essen Sandwiches aus dem Kiosk. Clemens ruft im Majan Guest House an und reserviert Zimmer für uns. Das Hotel ist ziemlich begehrt und am Abend schnell ausgebucht. Da wir ohne Hetze nach Nizwa fahren wollen, buchen wir lieber vor. Bevor wir ins Hotel fahren, gehen wir zum Abendessen. Wir lassen ordentlich auffahren und genießen leckeren Fisch, Fleisch, Salate und Reis. Als Nachtisch gibt es Kaffee und Eis. Als wir im Hotel einchecken, freuen wir uns über die heiße Dusche und waschen bei der Gelegenheit gleich unsere Wäsche. Nach getaner Arbeit laufen wir noch ein Stück weit in den Ort hinein und trinken in einem türkischen Restaurant noch ein paar Softdrinks. Morgen wollen wir hier essen gehen, das Angebot sieht prima aus.

Heute legen wir einen Pausentag ein. Das heißt Daniela, Gerd, Clemens und ich pausieren. Frank und Rigo wollen ihre KTMs lieber noch einmal in die Berge treiben und einige Offroad-Strecken unter die stollenbereiften Räder nehmen. Gleich nach dem Frühstück fahren wir vier mit dem Taxi in die Stadt. Erstes Ziel ist der Viehmarkt, der hier jeden Freitag stattfindet. Entgegen unseren Erwartungen gibt es hier keine Stände oder Koppeln, in denen das Vieh angeboten wird. Die potentiellen Käufer bilden zwei Kreise, einen inneren und einen äußeren. Dazwischen laufen die Verkäufer und bieten lauthals ihre Tiere an, die sie am Strick hinter sich her ziehen und ihre Runden drehen. Die Interessenten begutachten die Viecher, schauen ins Maul, tasten Euter ab und feilschen mit den Anbietern. Gleich neben dem Viehmarkt geht es zum Souk weiter. Zuerst betreten wir die Fischhalle. Hier liegen ganze Thunfische herum, bestimmt anderthalb bis zwei Meter lang. Auf den Auslagen liegen alle mögliche Arten von Meeresgetier, von ganz klein bis ganz groß, am Stück oder in Scheiben, Fische Krebse, Krabben, Muscheln. Dazu gibt es auch den passenden Geruch. In der Gemüse- und auch in der Fleischhalle ist leider nicht mehr so viel los, da hätten wir vielleicht etwas früher aufstehen sollen. Also verlassen wir die Märkte und besichtigen das Fort. Das besondere an dieser Festung ist der große ovale Turm, der im Oman einigartig ist. Die Renovierungsarbeiten, die im letzten Jahr noch voll im Gange waren, sind nahezu abgeschlossen, so können wir die gesamte Anlage im vollen Glanz genießen. Ein omanischer Touristenführer kommt auf uns zu. Er hatte uns schon bei der Hatta Cave gesehen und uns wiedererkannt. Wir plaudern ein wenig und er bietet uns seine Hilfe an, falls wir irgendwelche Probleme bekommen sollten - Shukran.

Nach der Besichtigung schlendern wir durch die Neustadt. Da sich mein 12 Volt Handy Ladegerät zerlegt hat, suche ich einen der zahlreichen Mobilfunkläden auf, um mich um Ersatz zu bemühen. Für ein originales Nokia Auto-Ladegerät muss ich nur umgerechnet 2 Euro bezahlen. Wenn ich mich recht entsinne, wird in Deutschland gut das Zehnfache verlangt. Bei dem Preis nimmt sich Clemens auch noch eines mit. Das Mittagessen nehmen wir beim Türken vom Vorabend ein. Nur eine Kleinigkeit, den heute Abend wollen wir noch mal hierher kommen. Zurück am Hotel, beginnt Clemens die Schraubaktion an seiner alten XT. Aus dem rechten Motorseitendeckel läuft Öl und auch die Ansaugstutzen sind nicht mehr dicht. Gemeinsam mit Gerd und einer guten Dichtungsmasse wird der inkontinente Deckel wieder instand gesetzt. Bei den Ansaugstutzen gehe ich Clemens zur Hand so dass die Probleme schon bald gelöst sind. Am späten Nachmittag fahren wir noch mal in die Stadt. Ein Besuch im Internetcafé, ein wenig durch die Straßen schlendern und irgendwo noch einen Kaffee trinken. Als wir gerade vom Einkaufen aus einem Geschäft kommen, rollen Frank und Rigo vorbei. Wir stoppen die beiden und verabreden uns für später zum Abendessen beim Türken.

Trotz oder wegen allen Komforts im Hotel, sind wir erst spät in die Puschen gekommen. So müssen wir schon in Musallah wieder zum Mittagessen anhalten. Das Mittagessen ist für Frank notwendig, da er ein schlechter Futterverwerter ist und beim Ausfall der Mittags-Mahlzeit schier zusammenklappt. Und da wir ihm nicht nur beim Essen zuschauen wollen, essen wir halt immer mit - das indische Essen schmeckt aber auch nur zu gut. Danach versuchen wir das Innere eines kleinen Gebirgszuges zu erkunden. Frank hat das interessante Hochtal in Google Earth gefunden und nun suchen wir einen Weg, um es zu erreichen. Leider ist die Piste so schlecht, dass sie für Daniela und mich zu schwierig ist. Zunächst warten wir zwei im Schatten einer Akazie, während die anderen ohne uns ein paar Kilometer weiter fahren. Doch schon bald müssen auch sie aufgeben und wir ändern unsere Pläne. Wir folgen nun einer guten Piste und durchqueren fast schnurgerade den Nordrand der Wahiba. Ungefähr auf halber Strecke verlangt es Frank, Rigo und Clemens nach weiteren Herausforderungen. Sie wollen querfeldein den Weg abkürzen. Dani, Gerd und ich bevorzugen die Piste. So trennen wir uns und wollen uns an der Tankstelle in Al Qabil wieder treffen. Obwohl wir die längere Strecke gewählt haben, sind wir als erstes dort. Wir tanken voll und kaufen im Supermarkt nebenan ein. Außerdem essen wir ein leckeres Eis. Es wird immer später und einen Nachtplatz haben wir auch noch nicht. Gerade als wir an der Tanke eine Nachricht hinterlassen wollen, dass wir schon mal einen Lagerplatz suchen wollen, rollt das vermisste Trio an. Natürlich ist kürzer nicht immer schneller, das gilt besonders in der Wüste. Nachdem die Nachzügler auch ihre Vorräte aufgefüllt haben, düsen wir wieder gemeinsam weiter.

Da wir morgen durch die Wahiba Sands fahren wollen, versuchen wir unseren Schlafplatz möglichst an den Einstieg zu legen. Leider ist die Dämmerung schneller als wir, so das Gerd etwas früher als geplant in die Dünen will. Auf dem Weg in den Sand überqueren wir eine holprige Ebene. Als ich den etwas überhöhten Rand eines trockenen Wadis erreiche, liegen Dani und Frank samt ihrer Maschinen im Dreck. Beide haben sie einen ungefähr 60 Zentimeter tiefen Absatz übersehen, der sie zu Fall gebracht hatte. Hätten die beiden nicht schon dagelegen, wäre ich sicher auch in die Falle getappt. Zum Glück ist beiden nichts passiert. Die Moppeds werden rasch wieder "gerade gebogen" und schon zirkeln wir weiter zum Rand der Dünen. Nun müssen wir noch einige Dünenzüge überwinden, um eine geeignete Stelle zu finden. Ein oder zweimal bleibe ich stecken, kämpfe mich aber tapfer weiter. Eine flache Senke scheint uns als Lagerplatz geeignet. Wir stellen die Zelte auf und sammeln Feuerholz. In der Dämmerung sehen wir noch eine dunkle Wand auf uns zukommen. Ehe wir wirklich sicher sind, was das sein könnte, frischt der Wind kräftig auf und zerrt an unseren Zeltplanen. Sand wirbelt durch die Luft, brennt auf der Haut und beißt in den Augen. Unter diesen Umständen hält man es außerhalb des Zeltes nicht aus. Wir teilen das Essen auf und jeder verschwindet in seiner Hütte. Schlafen kann man bei dem Sturm auch nicht. Die Zeltplanen flattern laut im Wind, es ist heiß und durch das Mückennetz rieselt ständig mehlfeiner Staub in das Zelt, der einen regelrecht paniert. Nach einigen Stunden ist der Spuk halbwegs vorbei. Bis auf Dani kriechen wir alle aus unseren Behausungen. Jetzt zünden wir doch noch ein Feuer an und genießen die einsetzende Kühle nach dem Sturm.

Nachdem wir alles entsandet und verpackt haben, fahren wir zur Straße zurück. Nach einigen Asphaltkilometern ergänzen wir die verbrauchten Vorräte und suchen den Einstieg in die Wahiba. Wir haben im letzten Jahr schon einmal diese Sandwüste etwas weiter im Westen durchquert und wollen diesmal einen anderen Weg nehmen. Zunächst folgen wir der Ausschilderung zu einem Touristencamp, das wir nach ca. 30 Kilometern erreichen. Die Strecke hatte sich trotz weichverspurtem Sand gut fahren lassen, da sie hauptsächlich geradeaus führte und mit einem Tempo von ca. 70 km/h kraftschonend meistern ließ. Wir nutzen das Camp, um eine letzte kalte Cola zu trinken. Ich Schatten eines Beduinenzeltes tauschen wir uns noch mit einem französischen Pärchen aus, das mit einem Mietauto unterwegs ist. Sie sind sich unschlüssig, ob sie alleine die Durchquerung wagen sollten. Grundsätzlich ist es nicht so gefährlich, solange man auf den Pisten bleibt. Die Wahiba ist verhältnismäßig dicht besiedelt. Überall trifft man auf Menschen und immer wieder gibt es Brunnen. Doch nach Murphy's Law natürlich dann nicht, wenn man darauf angewiesen wäre.

Ein ganzes Stück weiter machen wir im Schatten eines Baumes Pause. Hinter dem Baum steht ein Brunnen und einige Wüstenbewohner pumpen gerade den Wassertank auf ihrem Pickup voll. Von irgendwoher kommen ein paar neugierige Kinder angelaufen. Sie bestaunen uns und stellen Fragen in rudimentärem Englisch. Nach einiger Zeit kommt ein Geländewagen an. Zwei Omanis steigen aus, in einer Hand ein Satellitentelefon. Sie begrüßen uns mit Handschlag, fragen nach dem Woher und Wohin und wünschen uns eine gute Fahrt. Ganz schön viel los in der "einsamen" Wüste.

Am Nachmittag erreichen wir wieder einen Brunnen. Diesmal ist außer uns niemand da. Außer dem Brunnen finden wir noch eine gefüllte Kameltränke vor und ein Häuschen, in dem ein motorgetriebener Generator steht. Natürlich müssen wir das Teil in Gang bringen. Tucktucktuck, schon läuft der Motor. Der Generator treibt eine elektrische Tauchpumpe tief unten im Brunnen an. Nach einiger Zeit beginnt der Schlauch zu zucken und Wasser läuft im Bogen aus der Öffnung. Schnell springen wir aus den Klamotten und nutzen das Wasser um uns wieder mal richtig zu waschen. Überlegungen, hier auch über Nacht zu bleiben, verwerfen wir aus mehreren Gründen. Zum einen ist es noch zu früh und zum anderen ist der Platz auch nicht besonders schön, weil einiges an Müll herumliegt. Außerdem gibt es hier Kamelzecken, auf die wir erst recht keine Lust haben. Beim Anziehen müssen wir ständig schauen, dass wir nicht eines dieser unangenehmen Viecher mit in die Hose packen. Bevor wir weiterfahren, lassen wir noch etwas Benzingeld zurück. Der Kraftstoff kostet hier zwar fast nichts, aber wenn wir den Brennstoff schon ungefragt verbrauchen, wollen wir wenigstens einen kleinen Obolus für den Transport und die Mühen hinterlassen. Frisch gewaschen setzen wir unseren Weg fort. In einer langen Reihe queren einige Dünenfelder. Ab und zu sind einige Hütten zu sehen. Einmal bekommen wir auch Besuch. Eine ganze Familie in einem Pickup interessiert sich für uns. Warum auch nicht, schließlich fahren wir durch ihr Gebiet. Wie immer werden die üblichen Fragen gestellt und wir werden freundlich willkommen geheißen.

Laut Karte erreichen wir bald das Ende des Dünenfeldes. Die Nacht wollen wir aber noch innerhalb der Sandberge verbringen, es ist einfach viel schöner, als in der Ebene. Schon bald finden wir einen schönen Platz, mit viel Feuerholz (und keinen Zecken). Wir wollen die Gelegenheit auch gleich nutzen, um wieder Brot im heißen Sand zu backen. Während wir ein anständiges Feuer schüren, bereitet Frank den Teig zu. Als das Holz sich zu glühender Holzkohle gewandelt hat, beginnen wir mit der Brotproduktion. Kaum sind die ersten Fladen im heißen Sand verschwunden, tauchen in der Nähe die Scheinwerfer eines Autos auf. Zielstrebig fährt es auf das Licht unseres Feuers zu und stoppt bei unserem Lager. Unter großem Hallo springen fünf Omanis aus dem Wagen und begrüßen uns. Wir bieten ihnen Platz an unserem Lager an. Sie lassen sich nieder und schauen, was wir da so machen. Leider sprechen sie kaum Englisch und wir noch weniger Arabisch. Dann nehmen sie das Brotbacken in die Hand und zeigen uns ihre Methode. Während wir die Teigfladen direkt in den heißen Sand legen, lassen die Locals den Teig zuerst einige Zeit direkt auf der Glut schmoren und erst dann kommt der Fladen in den heißen Sand. Außerdem bereiten sie die Fladen etwas dünner zu als wir. Tatsächlich schmecken die omanischen Brote besser als unsere Variante. Als wir unserem Besuch einige der Brote anbieten, lehnen sie jedoch ab. Dafür schlagen sie zu, als wir ihnen unser Zuckerlsackerl (von Clemens geprägter, österreichischer Ausdruck für Danis Bonbontüte) hinhalten. Das Süße scheint ihnen wohl mehr zu liegen als unser Brot. Nach einer guten halben Stunde verabschiedet sich unser Besuch und verschwindet im Dunkel der Nacht.

Nun geht es aus der Wahiba hinaus. Im Gegensatz zum letzten Mal, bei dem wir eine schwierige Dünenpassage überwinden mussten, haben wir diesmal eine leichtere Variante gewählt. Pisten, kleine Dünchen und Kamelgrasbuckel stellen keine wirkliche Hürde dar. Sieben Kilometer vor der Tankstelle in Hijj, bleibe ich mit leerem Tank liegen. Demnach sind 10 Liter/100 km durch die Vergaser gelaufen, letztes Jahr waren es nur 8 Liter. Gerd hilft mir mit zwei Litern aus, so dass ich auch noch bis zur Tankstelle fahren kann und nicht schieben muss. Der Sand war weicher als im letzten Jahr und wir sind auch flotter gefahren, so lässt sich der höhere Verbrauch erklären. Nachdem die Tanks gefüllt sind gehen wir im gleichen Restaurant wie im letzten Jahr essen. Das Personal erkennt uns sogar wieder. Ok, so viele Motorradfahrer werden hier auch nicht vorbei kommen.

Nach dem Essen kaufen wir ein und fahren zur Küste hinunter. Plötzlich fehlen Frank und Rigo hinter uns. Zunächst warten wir eine Weile und versuchen per Funk Kontakt aufzunehmen, doch vergebens. Dann fahren wir den Weg zurück, den wir gekommen sind. Bis zum Restaurant sind es ganze 17 Kilometer, doch von den beiden ist auch hier nichts zu sehen. Was tun sprach Zeus? Wir beschließen zu unserem Ziel, dem Strand an der Südküste, zu fahren und hoffen, dass die beiden auch dorthin gefahren sind. Zunächst müssen wir jedoch eine teils holprige und teils extrem tiefsandige Salzebene überwinden, die über 50 Kilometer lang ist. Hoffentlich regnet es hier nicht, sonst kommen wir hier nicht mehr raus. Wenige Kilometer vor unserem Ziel stoßen wir auf zwei Motorradspuren und folgen ihnen. Tatsächlich finden wir die beiden Vermissten dann am Strand. Schnell bauen wir unser Nachtlager auf und baden in der Dämmerung schnell noch mal im Meer. Danach duschen wir uns mit extra mitgebrachtem Süßwasser ab und waschen uns gründlich. Mit dem Lagerfeuer klappt es dann leider nicht so gut, das Holz ist feucht und salzig und es ist ziemlich windig. Dafür marschieren wir in der Nacht den Strand hinauf und suchen erfolglos nach Schildkröten. Dafür erleben wir einen tollen Mondaufgang. Blassrosa erhebt sich die kreisrunde Scheibe aus dem Meer, umgeben von Millionen von Sternen ...

Über den großen Salzsee fahren wir wieder nach Hijj zurück. Vorräte ergänzen, Mittagessen, volltanken und weiter geht es nach Süden. Auf Teerstraße fahren wir nach Ras Madrakah. Unterwegs legen wir an einer Tankstelle eine Pause ein. Clemens und ich kontrollieren den Reifenfülldruck. Danach schauen wir uns einen Pickup näher an, der mit lauter jungen Haien beladen ist. Besonders eindrucksvoll sind die kleinen Hammerhaie. Die Ortschaft Madrakah ist nicht besonders eindrucksvoll. Dafür ist die umgebende Landschaft super schön. Felsen in verschiedenen Farben, Grautöne, Brauntöne und dazu das blaue Meer. Frank erkundet mögliche Lagerplätze am Strand. Doch die Zufahrten sind alle zu weich für unsere beladenen Maschinen. So bauen wir die Zelte oberhalb des Strandes auf einer Fläche zwischen den Felsen auf. Von meinem Zelt aus kann ich direkt auf das Meer sehen, traumhaft. Leider ist das Feuerholz auch hier nur spärlich vorhanden. Wir sammeln das Wenige ein, das wir in der Umgebung finden und lagern es zwischen den Felsen, um am Abend Material für ein kleines Feuerchen zu haben. Danach erkunden wir den Strand. Überall laufen Einsiedlerkrebse herum und zwischen den Steinen verstecken sich Krabben. Wir finden eine tote Muräne, lebende Muscheln und viele Schnecken, die sich im Sand vor uns verstecken. Einige von ihnen können wir fangen - Schneckenjäger Clemens leider nicht, "husch, husch, weg sans!" ;-)

Es geht immer weiter nach Süden, immer an der Küste entlang. Bei Suqrah versuchen wir die in der Karte eingezeichnete Strecke nach Miji zu finden. Doch wir finden nur eine gut ausgebaute Sackgasse und fahren zweimal im Kreis herum, die Straße gibt es also nicht. Dann halt doch auf Umwegen weiter. Zunächst nehmen wir die Erdöl-Piste nach Shalim. Weil es ziemlich staubig ist, müssen wir weit auseinander gezogen fahren. Einige sagen plötzlich, "... lasst mal Frank und Rigo vorausfahren, damit sie sich austoben können", und schon sind die beiden weg. Das kränkt mich doch etwas. 2.000 Kilometer bin ich vorausgefahren, hab die Gruppe zusammengehalten bin artig nicht schneller als 90 km/h gefahren, bei kaltem Motor auch nur 70 km/h, habe navigiert und auf Tank- und Essenswünsche geachtet und nun sollen sich die anderen austoben? Nicht mit mir, ich gebe Gas. Die KTM-Fahrer hole ich mir schon, so schlecht ist die Transalp auf Pisten auch nicht. Mit laut Tacho 150 Sachen fetze ich über das Wellblech. Das GPS bestätigt mir später echte 139 km/h. Zuerst hole ich mir Frank und dann auch noch Rigo. OK, die wussten nicht, dass ich die beiden einholen wollte, trotzdem ist es eine innere Befriedigung für mich, dass ich sie noch gekriegt habe. Daniela gibt mir später noch recht, dass es etwas "ungerecht" war. Die anderen meinen, dass sie gar nicht gewusst haben, dass ich auch mal schnell fahren möchte und frotzeln, dass sie nicht geglaubt haben, dass es mit der Transe überhaupt möglich ist ;-)

Ok, das Können der Alp (und auch meines) sind nun geklärt und bewiesen. In Shalim besorgen wir uns noch Wasser und düsen zum Meer runter. Wir müssen uns schon wieder um einen Schlafplatz kümmern, die Zeit im Sattel vergeht wie im Flug. Bei Shu'aymiah fahren wir zum Strand runter, um zwischen den Felsen nach einem Lagerplatz Ausschau zu halten. Nach dem Umkreisen möglicher Plätze entscheiden wir uns für ein aus großen Steinplatten gebildetes offenes Karree. Da das angeschwemmte Holz vom Strand schlecht brennt, werfen wir zum Kochen unsere Benzinöfen an. Nach dem Essen sitzen wir noch lange zusammen. Clemens versucht auf lustige Weise, eine allgemeingültige Lösung für die Quantentheorie zu finden, eines seiner Hobbies. Irgendwann wird es Rigo doch zu wissenschaftlich und er verzieht sich ins Zelt. Wir lachen noch eine Weile weiter. Clemens kann dozieren wie ein Professor und ein Komiker zugleich, ohne den Ernst der Sache aus den Augen zu verlieren, einfach super!

Auf dem Weg ins Wadi Shu'aymiah müssen wir erst den richtigen Einstieg finden. Nach dem Prinzip von Versuch und Irrtum werden wir schließlich fündig. Eine staubige Piste empfängt uns und führt durch ein mit Bergzügen eingefasstes Tal. Beiderseits der Piste stehen grüne Bäume. Auf den Felsen hat fließendes Wasser seine Spuren hinterlassen, momentan ist jedoch alles trocken. Ein Geländewagen steht auf der Piste, darin sitzen zwei hübsche Australierinnen, die für eine Reisezeitschrift recherchieren. Ich unterhalte mich eine ganze Weile mit den beiden, bis auch die anderen uns erreichen und auf Weiterfahrt drängen. Na gut, dann streichen wir die Mädels und halten uns weiterhin an kahle Felsen ;-). Das Wadi ist eine Sackgasse und nach guten 20 Kilometern haben wir das Ende erreicht, zumindest das motorisiert erreichbare Ende. Die Rückfahrt führt uns zwar auf gleichem Wege zum Ausgangspunkt zurück, doch die nun andere Perspektive und den mittlerweile geänderten Sonnenstand entstehen immer wieder neue Eindrücke. Licht und Schatten zeichnen ständig neue Muster an die Wände, Farben wechseln und wir können uns kaum an den Eindrücken satt sehen. In der Ortschaft Shu'aymiah trennen wir uns von Frank und Rigo. Die beiden wollen zu Mittag essen, wir anderen wollen lieber Strecke machen, denn Salalah ist weit und unser Tempo eher gemächlich. So kurven wir zur Erdölpiste hinauf und nehmen das Wellblech unter die Räder.

Auf dieser Strecke ist relativ viel Verkehr. LKW kommen entgegen oder arbeiten sich in gleicher Richtung vorwärts und Baustellen begleiten über weite Strecken die Piste. Mit dementsprechend viel Staubanfall haben wir zu kämpfen. Ich fahre an der Spitze und warte ab und zu, dass die anderen aufrücken und wir uns nicht verlieren. Als ich wieder mal anhalte, stoppt ein Geländewagen neben mir. Alle Scheiben gleiten elektrisch betrieben und synchron hinunter und vier sonnenbebrillte Köpfe starren mich an. Einer fragt mich, woher ich komme und setzt gleich hinterher, warum ich denn diese Strecke mit einem Motorrad befahre, obwohl sie schon mit einem Auto nicht einfach zu bewältigen sei? Ich erkläre ihm, dass wir spezielle Motorräder haben und uns solche Strecken Spaß machen. Das Quartett schüttelt ungläubig mit den Köpfen. Der Wortführer meint noch lächelnd, dass es immer nur Deutsche seien, die sich hier mit Motorrädern abmühen. Dann gleiten die verdunkelten Fenster wieder synchron hinauf und mit kraftvollem Antritt staubt der Wagen davon. Nun schüttele ich mit dem Kopf, mit einem klimatisierten Allrad-Boliden kann das ja jeder ...

Mit Marmul erreichen wir den Hauptort des Erdölgebietes. Die ganze Gegend ist geprägt von Pumpen, Pipelines, Umspannstationen und Speichertanks. Wir tanken voll, kaufen ein, essen eine Kleinigkeit und genießen ein Eis. Neugierige Arbeiter fragen uns aus und bewundern unsere Maschinen. Bei aller Bewunderung sind ihnen aber die 4x4-Autos lieber, aus Sicherheitsgründen, sagen sie. Bis Thumrayt, unserem nächsten Etappenziel, sind es nun noch mal 160 Kilometer Piste. Also dehnen wir die Pause nicht zu lange aus und fahren bald weiter. Im Gegensatz zum letzten Jahr sind zumindest die letzten 30 Kilometer mittlerweile geteert und erleichtern die Fahrt. Endlich in Thumrayt angekommen, ergänze ich meinen Spritvorrat, die anderen wollen erst in Salalah tanken. Danach belagern wir ein Restaurant und lassen und Sandwiches und kalte Säfte schmecken. Gerade als wir uns wieder aufraffen wollen, kommen Frank und Rigo angedüst. Sie wollen auch noch eine Kleinigkeit essen. Daniela, Clemens und ich fahren schon mal nach Salalah vor, um noch vor Einbruch der Dunkelheit beim Hotel anzukommen und die geplante Wohnung zu buchen. An einer Ampel in Salalah, kurz vor dem Hotel, haben uns die anderen dann wieder eingeholt, so dass wir komplett in dem Hotelkomplex einrollen. Wie auch im letzten Jahr, bekommen wir auch diesmal eine große schöne Ferienwohnung mit allem drum und dran. Wir beziehen die "Hütte", waschen Wäsche in der vorhandenen Waschmaschine und duschen ausgiebig. Später fahren Frank, Rigo, Clemens und ich mit dem Taxi nach Salalah hinein, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Dani und Gerd sind müde und bleiben in der Wohnung.

Am Morgen fahre ich, wie letztes Jahr auch schon, zum Bäcker, um frisches Brot zu kaufen. Beim ersten Laden ist der Teig noch nicht fertig, "... in einer halben Stunde", ruft mir der Mann zu. Ok, halbe Stunde mal "arabischem Faktor", ist zu lang. Also weiter zum nächsten Bäcker, kenne ich ja noch vom letzten Mal. Dort bekomme ich mein frisches, noch ganz warmes Brot. Als ich zurück komme, ist Clemens schon dabei Wasser heiß zu machen und den Tisch zu decken. Nach und nach kriechen auch die anderen aus ihren Betten und wir frühstücken gemütlich. Danach ist Schrauben angesagt. Luftfilter reinigen/wechseln, Kette und Ölstand prüfen, einfach mal alles durchschauen. Frank muss auch das Schwimmernadelventil seiner Kati abdichten. Ein indischer Angestellter kommt vorbei und will die Wohnung sauber machen, doch wir lassen ihn (noch) nicht rein. Da schaut er uns beim Schrauben zu und hilft auch etwas mit. Bei mir macht er den Luftfilter sauber, bei Clemens hilft er den Scheinwerfer notdürftig zu reparieren, dessen Glas auf einer Piste zerbrach. Ich bin als erstes fertig und nachdem niemand meine Hilfe zu brauchen scheint, mache ich mich poolfein. Jetzt kommt der angenehme Teil, das Faulenzen. Am Pool bekomme ich ein Handtuch und einen Sonnenschirm an die Liege gebracht - endlich ausspannen. Es dauert noch eine Weile, bis die anderen nachkommen. Wir schwimmen und planschen, tauchen und springen vom Sprungbrett aus ins Becken. Danach hängen wir im Whirlpool herum und lassen die bisherige Tour Revue passieren. Am Nachmittag fahren wir nach Salalah hinein. Zuerst zu den Ständen, an denen frische Kokosnüsse angeboten werden. Die Teile schmecken wirklich sehr lecker. Außer den einheimischen Nüssen, testen wir noch welche aus Indonesien, die ziemlich süß schmecken und probieren auch noch Zuckerrohr aus. Letzterer ist ziemlich hart, aber wenn man die äußere Schicht abschält, dann kann man den Zucker recht gut herauskauen. Nach dem obligatorischen Besuch am Kokospalmenstrand, fahren wir zum Einkaufen weiter. Wir durchstöbern sämtliche Abteilungen eines großen Lulu-Einkaufzentrums. Rigo ersteht einen warmen Schlafsack, damit er die riesengroße Decke nicht immer mitschleppen muss und Clemens leistet sich einen Satz Unterhosen. In der Lebensmittelabteilung decken wir uns mit all dem ein, auf das wir in den letzten Tagen verzichten mussten. Vom alkoholfreien Bier bis zur Eiscreme ist alles dabei. Als wir zu den parkenden Motorrädern zurückkommen, sind einer meiner Kofferdeckel und der Reißverschluss meines Werkzeugtäschchens offen. Ich kontrolliere den Inhalt, aber zum Glück fehlt nichts. Entweder haben wir den potentiellen Dieb gestört, oder es war nur ein neugieriger Mensch, der halt mal schauen wollte, was wir so alles mitschleifen. In Zukunft werde ich doch lieber alles abschließen. Gegenüber vom Supermarkt ist ein Restaurant, bei dem man auch im Freien sitzen kann. Tische im Freien sind im Oman nicht die Regel, deshalb nutzen wir diese Gelegenheit gleich, um zu Abend zu essen und um den Tag zu beschließen.

Nach dem Frühstück zieht es mich gleich wieder zum Pool. Es ist einfach schön, im Schatten des Sonnenschirms zu dösen. Morgen geht der "Stress" weiter, denn wir wollen in die Rub al Khali. Frank und Rigo wollten noch eine Runde drehen, aber Frank muss noch mal Hand an seine Kati legen, weil der Vergaser immer noch überläuft. Gegen Mittag ziehen die beiden dann los. Mittlerweile hat sich Clemens zu mir gesellt und überredet mich, auch noch eine Runde zu drehen. Also gut, noch eine Runde durch das kühle Nass und dann ab auf die Maschine. Unser erstes Ziel ist eine Quelle in den Bergen oberhalb Salalahs. Zurzeit ist sie leider trocken, aber den Spuren nach muss hier in der Regenzeit ein schöner Wasserfall die Felsen herab stürzen. Auf dem Weg zum Grab Hiobs, ja, genau der mit der schlechten Botschaft, treffen wir Frank und Rigo, die gerade auf dem Rückweg sind. Für den Grab-Besuch schließen sie sich uns an. Zwei Kilometer abseits der Hauptstraße, steht ein klosterartiger Komplex. Die Pforte ist unbesetzt und so treten wir ein. In der Mitte der Anlage dominiert eine kleine Moschee. Darum herum gruppieren sich einige niedrige Gebäude und zahlreiche blühende Büsche. Ein Stück vor uns sehen wir einen Mann, der uns zuwinkt. Wir folgen ihm und erreichen ein Haus, in dem wir das Grab Hiobs vorfinden. Vor dem Betreten müssen wir unsere Stiefel ausziehen. Im Inneren finden wir ein über drei Meter langes Grab, das mit Teppichen bedeckt ist. Überall stehen Schalen mit kokelndem Weihrauch. Nachdem wir einen kleinen Obolus auf dem dafür vorgesehenen Teller hinterlassen haben, erklärt uns der Führer, dass Hiob 11 Fuß groß gewesen sein soll, deshalb das riesengroße Grab. Draußen vor dem Haus öffnet er eine Luke am Boden. In der darunterliegenden Vertiefung ist - bei gutem Willen - ein riesengroßer Fußabdruck zu sehen. Den hat Hiob hinterlassen, erklärt der Führer stolz und drückt mit den Fingern noch mal die Zehenabdrücke nach ;-) Nach dem Besuch fahren Frank und Rigo zum Hotel zurück. Clemens und mich treibt es weiter in die Berge hinauf. Wir besichten einige schilfumgebene Teiche, die sich in einer engen Schlucht verstecken. Dann fahren wir einen großen Bogen, kreuzen südlich von Thumrayt die Hauptstraße und bewegen uns auf die Baobabs in der Nähe von Mirbat zu. Mittlerweile haben sich viele Wolken über uns gesammelt. Hoffentlich regnet es nicht, denn wir haben kein "Regngwand" dabei, wie Clemens im Ösi-Dialekt so schön sagt. Kurz vor den Affenbrotbäumen, steht mitten auf der Piste eine Polizeikontrolle. Uns lächeln die Uniformierten zu und winken uns weiter, prima. Die nächste Hürde ist eine kleine Kuhherde. Der Hirte hält uns an und bitte uns in relativ gutem Englisch, etwas zu warten, bis seine Tiere zur Tränke abgebogen sind. Mitten in der Unterhaltung klingelt es plötzlich. Der gute Mann entschuldigt sich, kramt sein Handy hervor und telefoniert. In der Zwischenzeit sind die Rindviecher abgebogen, wir winken dem modernen Viehhüter zu und rollen weiter.

Die Baobabs sind wie immer einen Ausflug wert, auch wenn sie nicht ganz die Größe wie in Ostafrika haben. Nun wollen wir noch schnell dem Örtchen Mirbat einen Besuch abstatten. Vorsichtig, aber nicht ängstlich, rollen wir die steilen Schotterkehren hinab. Noch ein paar Kilometer Teer und schon sind wir da. Durch den bewölkten Himmel sieht alles leider etwas farblos aus. Dem Hafen fehlt das bunte Flair und das Fort sieht eher nach Ruine aus. Bei Sonne ist doch alles etwas freundlicher. Was soll's, das können wir jetzt auch nicht ändern. In einem Restaurant schlingen wir noch rasch ein Chicken-Sandwich herunter. So langsam müssen wir uns sputen, denn es wird dunkel. Ungefähr 100 Kilometer später erreichen wir unser Hotel. Es ist stockfinster und die anderen sind anscheinend zum Essen gefahren. Macht nix, wir haben ja schon eine Kleinigkeit gemampft. Rasch tauschen wir unsere Motorradklamotten gegen die Badesachen und marschieren zum Pool, der bis 21:00 Uhr geöffnet hat. Erst schwimmen wir ein paar Runden und dann klönen wir im Whirlpool, bis der Bademeister das Licht ausmacht.

Gut 80 Kilometer haben wir heute Morgen schon hinter uns. Wir stehen an der Tankstelle in Thumrayt und treffen dort eine Gruppe Touristen aus Deutschland, die mit Allradfahrzeugen durch den Oman gefahren werden. Sie freuen sich auf uns Landsleute zu treffen. Da sie sie gerade aus der Rub al Khali kommen, stellen wir ihnen und ihren Führer einige Fragen zur Route usw. Wichtigste Info für uns ist, dass die Tankstelle in Ubar geschlossen sein soll. Also füllen wir Tanks und Reservekanister bis zum Rand und ergänzen die Wasservorräte. Nach einigen Kilometern biegen wir auf die Piste nach Ubar ab. Bis zur Ortschaft sind es rund 70 Kilometer. Wegen dem Staub teilen wir uns in Zweiergruppen auf. Gerd und ich fahren voraus, und zwar parallel zueinander, so dass keiner alleine ist und auch niemand von uns Staub schlucken muss. Es sieht toll aus, wie er neben mir herfährt und die Räder im raschen unregelmäßigen Takt immer auf und ab springen. Zwei lange Staubfahnen sind im Spiegel hinter uns zu erkennen. Einfach nur geil. In Ubar halten wir an einem Krämerladen an und warten auf die anderen. Neugierig laufe ich zum Museum hinüber. Ubar rühmt sich, eine versunkene Stadt, das Atlantis der Wüste zu sein. Doch die Enttäuschung ist groß. Ein schmutziges Areal und zwei dürftige Ruinen, die alles andere als Antik aussehen. Mittlerweile sind auch die restlichen Vier angekommen. Wir trinken noch ein paar kühle Säfte, bevor wir zur Tankstelle hinüber fahren, die etwa drei Kilometer von hier entfernt ist. Doch die Enttäuschung ist groß. Die Tanke ist wirklich geschlossen. Das Benzin interessiert uns dabei weniger, aber dass das Restaurant zu ist, ist ärgerlich. Gerd, Daniela und Frank waren schon im letzten Jahr hier und schwärmen noch heute von der guten Küche. Da Frank auf das Mittagessen angewiesen ist, packt er seinen Kocher aus und kocht Spaghetti. Zwei Lastwagenfahrer setzen sich zu uns und mit Händen und Füßen und etwas Englisch plaudern wir miteinander, bis die beiden weiter müssen.

Nach dem Essen wird es ernst. Zunächst folgen wir noch einer Weile der Piste. Als die Dünen am Horizont auftauchen, verlassen wir den geschobenen Weg und halten auf die Sandhügel zu. Erste kleine Dünen werfen sich uns in den Weg. Der Sand ist sauweich und wir noch zu zaghaft. Doch wir beißen uns durch und erreichen hinter dem ersten Riegel eine weite Ebene. Rechts am Horizont scheint eine Ortschaft zu sein. Wir fahren rüber und schauen mal nach, was und dort erwartet. Beim Näherkommen sieht die Anlage aus wie eine große Kaserne. Jedoch sind keine Leute zu sehen. Hinter der Anlage werden gerade neue Häuser gebaut. Ein Junge kommt auf uns zu. Wir lesen ihm mögliche Ortschaften aus unserer Karte vor, bis er Stopp sagt. Nun wissen wir, dass wir in Fasad sind. Irgendwie ist hier tote Hose, fahren wir lieber weiter. Raus aus dem Ort, mit Vollgas über die Ebene und in die nächste Düne hinein. Waaahhh, ist der Sand weich. Ruckzuck stecke ich fest. Frank kommt mir zu Hilfe. Wir buddeln die Maschine aus, ich fahre ein Stück zurück und mit neuem Schwung geht es hinein in die körnige Masse. Diesmal komme ich durch und bleibe erst stehen, als ich meinen potentiellen Zeltplatz erreiche. Während die anderen mit relaxen anfangen, baue ich mein Zelt auf. Als mein Haus steht und alles geordnet ist, relaxe ich und die anderen fangen mit dem Hausbau an. Mir ist es anders herum lieber, erst die Arbeit und dann das Vergnügen. Da es hier nur Sand gibt, fahren Gerd und Frank mit Danis DR Holz holen. Einige Zeit später kommen sie zurück. An einem Spannriemen ziehen sie einen halben vertrockneten Baum hinter dem Motorrad her und stauben wie ein LKW. In der Zwischenzeit ist Clemens auf eine Düne gestiegen. Da die Sonne sich dem Horizont zuneigt, klettere ich ihm hinterher, um auch von ganz oben den Sonnenuntergang zu genießen. Ein wahnsinns Ausblick entschädigt für den beschwerlichen Aufstieg. Licht und Schatten spielen mit den Sandbergen, färben sie von sonnengelb bis tiefrot. Frank und Rigo wollen nicht laufen, sie versuchen mit ihren KTMs die Dünen zu erklimmen. Ganz bis zu uns hoch schaffen sie es nicht, aber fast.

Am Morgen sind wir schon zeitig unterwegs, um die Kühle auszunutzen. Zunächst kommen wir gut vorwärts, doch immer mehr weiche Dünen stellen sich uns in den Weg. Manchmal lassen sie sich gut meistern, doch manchmal muss ich richtig kämpfen, um meine Transalp über die Haufen zu bekommen. Nach einer Weile zieht der Motor nicht mehr richtig. Bei niedrigen Drehzahlen geht nichts mehr, nur mit richtig hohen Drehzahlen komme ich weiter - zumindest soweit, bis ich in einem richtig tiefen Loch feststecke. Da auch einige der anderen Probleme haben, legen wir erstmal eine Pause ein. Gerd und Dani spannen eine Plane als Schattenspender und wir legen uns zum Ausruhen darunter. Nun haben wir zwar Schatten, dennoch messen wir unter dem Sonnensegel noch stolze 40°C! Wir müssen reichlich trinken und hoffen, dass unsere Wasservorräte das mitmachen. Lange kann ich natürlich nicht liegen bleiben, während mein Mopped im Sand festsitzt. Ich baue Gepäckrolle und Koffer ab, um die Maschine zu erleichtern. Dann wechsele ich den bis zum Stehkragen mit Sand gefüllten Luftfilter. Danach befestige ich zwei Spannriemen an der Gabel, damit die anderen mich rausziehen können. Mit gemeinsamen Kräften und mit dem nun wieder besser laufenden Motor ist die Alp im Nu aus der Falle befreit. Gepäck wieder drauf und weiter geht die Fahrt. Wiederum überqueren wir eine Ebene. Die glatte Wand einer hohen Düne weckt unser Interesse. Gerd gibt seiner XT die Sporen und fegt die steile Fläche hinauf. Man kann hören, wie der Sand die Motorleistung frisst. Je höher er kommt, desto quälender wird der Ton. Dann kommt der Punkt, wo er die Maschine in einem Bogen wieder nach unten führen muss, wenn er nicht stecken bleiben will. Rigo versucht es als nächster. Er gibt seiner Adventure die Sporen, kommt ein Stück weiter hinauf als Gerd, muss dann aber auch die Biege machen. Nach einigem Hadern gebe ich dann auch noch Gas. Mein Motor läuft wieder besser, also warum nicht. Zweiter Gang, Vollgas. Die Maschine zieht den Berg hinauf, die Drehzahl sinkt aber immer weiter ab. Ohne Kupplung haue ich den ersten Gang rein, weiter Vollgas. Jetzt die Nerven behalten. Ich komme noch ein Stückchen weiter hinauf als Rigo, ok, das langt mir jetzt. Die alte Transe hat gezeigt, dass sie es auch kann.

Ab jetzt wollen wir ohne Spielereien weiter. Wer weiß, ob der Sprit reicht. Wir können nicht auf unserer geplanten Route bleiben, da die Dünen immer wieder den Weg versperren. Frank fährt ab und zu voraus und erkundet den Weg. Oft genug müssen wir umdisponieren und einen Umweg fahren. In einem Dünenfeld fahren wir uns wieder einmal fest und brauchen über eine Stunde, bis wir wieder alle frei sind. Langsam wird es eng. So wie es aussieht, müssen wir eine weitere Nacht im Sand verbringen, das war eigentlich nicht so geplant. Noch haben wir genug Wasser und Sprit, aber wenn die Strecke nicht bald besser wird oder wir aus den weichen Sandfeldern heraus kommen, müssen wir uns Gedanken machen. Zwischendurch ist an Franks Kati auch noch der Vorderreifen platt. Ein Stück Holz hat sich durch die Lauffläche gebohrt. Gemeinsam flicken wir den Schlauch. Nach einer Weile fängt mein Motor auch wieder an zu Spinnen. Anfahren ist wieder kaum möglich und die Vergaserschieber scheinen auch immer wieder mal hängenzubleiben. Beim Anfahren muss ich richtig Vollgas geben, dann bricht die Drehzahl ein, man hat das Gefühl, als ob der Motor nur noch auf einem Zylinder läuft. Plötzlich und unvermittelt dreht der Bock dann hoch und katapultiert mich nach vorn. Ich durchlebe einige gefährliche Situationen, in denen mich die Maschine wie ein wilder Mustang über die Düne wirft. Nur mit viel Glück und Kraft, kann ich einen Sturz verhindern. Solange die Maschine am rollen ist und ich nicht anfahren muss, habe ich die Sache einigermaßen im Griff, deshalb fahre ich meist voraus. Einmal muss ich etwas länger auf die anderen warten. Es hat sich wieder jemand böse festgefahren. Als wir alle wieder zusammen sind, entscheiden wir ein Nachtlager zu suchen, bevor es ganz dunkel wird. Heute kommen wir hier nicht mehr raus. Rigo hat kein Wasser mehr, aber wir können noch etwas umverteilen. Kommen wir morgen endlich hier raus?

Schon bei Sonnenaufgang haben wir unsere Siebensachen gepackt. Wir hoffen, dass der Sand durch den Tau besser trägt und auch, dass wir in der kühlen Luft weniger Wasser verbrauchen. Als wieder mal jede Richtung unüberwindlich erscheint, fahren Gerd und Clemens voraus. Über Funk geben sie uns Anweisungen, wie wir am besten durch das Dünenlabyrinth kommen. So wollen wir unnötigen Spritverbrauch vermeiden. Ich habe keinen Zweifel, dass wir hier rauskommen, es ist nur eine Frage der Zeit. Laut GPS kann das Dünenende nicht mehr weit sein. Endlich kommt wieder eine Ebene. Sie ist sogar dicht bewachsen. Der Sand trägt gut und es riecht nach Dünenende. Wenige Kilometer später haben wir es geschafft. Wir sind draußen. Im Parallelflug düsen wir nun über eine harte Oberfläche. Die Piste kommt immer näher. Endlich. Geschafft.

Entspannt düsen wir Richtung Ubar. Als wir wieder an der Tankstelle vorbei kommen, ist sie geöffnet, das Restaurant auch, super! Es ist zwar noch nicht Mittag, aber wir hatten das Frühstück ja ausfallen lassen und haben nun einen Mordshunger. Wir fragen den Wirt, warum geschlossen war. Er war vier Wochen im Urlaub, erzählt er, zuhause in Pakistan. Da haben wir ja echt Glück, dass er heute wieder öffnet. Wir bestellen Gemüse, Reis und leckeres Poroto, das ist ein pfannenkuchenartiges Brot. Natürlich freuen wir uns auch über kalte Getränke in Hülle und Fülle. Hinter dem Haus gibt es eine Toilette mit Dusche. Da machen wir uns gleich noch etwas frisch, während wir auf das Essen warten. Bevor wir weiter fahren, tanken Clemens, Dani und ich noch voll. Die anderen wollen nicht tanken, da es nur Normalbenzin gibt und die Katis das evtl. nicht vertragen. Bis zur nächsten Tanke in Dawkah sind es noch ca. 70 Kilometer Piste, das wollen sie noch schaffen. Ich fahre vorneweg, die anderen wegen dem Staub hinterher. Eine knappe Stunde später suche ich die Tankstelle in Dawkah. Aber eigentlich suche ich erstmal Dawkah selbst. So wie es aussieht, gibt es den Ort nicht (mehr). Ich warte auf die anderen. Frank und Rigo kommen als nächstes. Ihre Tanks sind so gut wie leer. Da es hier keinen Sprit gibt, zapfen wir bei mir ein paar Liter ab, dann muss es halt doch mit Normalbenzin gehen. Inzwischen haben wir gemerkt, dass die anderen gar nicht erst in Richtung Dawkah gefahren sind, sondern gleich nach Norden weiter. Also düsen wir hinterher. In Quitbit, ungefähr 80 Kilometer weiter, ist die nächste Tankstelle. Bis dahin nichts als langweilige Teerstraße. Irgendwann kommt uns Gerd entgegen. Er hat gemerkt, dass wohl etwas schief gelaufen ist. Nun nehmen wir zu viert die Verfolgung von Dani und Clemens auf. Vier Kilometer vor der Zapfsäule bleibt Rigo ohne Sprit stehen. Ich fahre schnell zur Tanke und mache einen Kanister voll, den ich Rigo dann bringe. Nachdem alle Tanks wieder voll sind, genehmigen wir uns noch ein paar kühle Drinks. Frank besorgt frisches Brot für das Abendessen. Wiederum 70 Kilometer weiter fahren wir von der Straße runter und ein paar Kilometer in die Pampa. Wir versuchen einen windgeschützten Platz zu finden, doch so richtig gelingt uns das nicht. Dann müssen wir die Zelte halt gut verankern und dem Wind trotzen.

Bei starkem Seitenwind folgen wir weiter dem Teerband nach Norden. Bei der Raststelle Al Ghaftain nehmen wir unplanmäßig ein zweites Frühstück ein. Die Straße ist einfach zu langweilig, da freut man sich über jede Unterbrechung. In Hayma tanken wir nach und kaufen Brot. Dann biegen wir nach Osten, Richtung Küste ab. Die Straße ist neu, gerade und genauso aufregend wie das bisherige Stück. In Al Duqm machen wir endlich Mittagspause. Erst essen, dann weiter Kilometer fressen. Es windet immer noch ziemlich stark und es hört auch bis zum Abend nicht auf. Wir versuchen uns zwischen Felsen vor dem Wind zu schützen. Wir müssen Steine auf die Häringe legen, damit der Wind sie nicht herausreißt. Wenigstens können wir uns einigermaßen windgeschützt waschen. Mit Steinen bauen wir eine Feuerstelle. Diejenigen, die eine Crossbrille haben, setzen sie gegen den herumwehenden Sand auf. Die anderen müssen halt blinzeln. Trotz des unangenehmen Wetters, sitzen wir noch ziemlich lange da und klönen. Als ich mich schlafen lege, ist im Zelt wieder mal alles mit feinem Mehl überzogen. Hat einer einen Staubsauger dabei?

In Hijj tanken wir wieder voll und bunkern Vorräte. Heute soll es spannender als gestern werden, die Strandpiste steht auf dem Programm. Die letzten 40 Kilometer Teer, dann noch 10 Kilometer Salzpiste und wir stehen im Tiefsand am Strand. Gerd kramt seinen Luftdruckprüfer heraus und wir reduzieren den Reifendruck. Nach einigem Gewühle können wir direkt am Strand entlang fahren, das ist leichter. Vor einem Fischerdorf müssen wir wieder in den Tiefsand, denn Felsen versperren den Weg am Wasser entlang. Ich quäle mich den Hügel hinauf und fahre mich ordentlich fest. Dani stürzt und verletzt sich dabei leicht. Wir biegen die Suzi wieder gerade und Dani erholt sich bald. Die vor uns liegende Strecke sieht echt übel aus. Dani und Gerd wollen lieber umdrehen und außen herum fahren. Wenn ich mir den Sand so ansehe und meinen immer noch spotzenden Motor so betrachte, dann schließe ich mich den beiden lieber an. Ok, die Sache ist abgemacht. Clemens, Frank und Rigo bleiben auf der Piste, wir anderen fahren zurück. Nun bin ich das zweite Mal an der Strandpiste gescheitert und wieder an den bescheidenen Dünen. Der Rückweg ist auch die reinste Qual. Es ist ein hartes Stück Arbeit, bis ich durch den weichen Sand endlich wieder am Strand bin. Einmal muss mir Gerd sogar helfen, die Maschine wieder frei zu bekommen. Bin ich froh, als wir endlich wieder in Hijj sind.

Während wir in Hijj auf unser Essen warten, checke ich die Maschine. Luft nachpumpen und Ölstand prüfen. Ich muss einen ganzen Liter Öl nachfüllen, obwohl ich vor 500 Kilometer erst auf Maximum aufgefüllt habe. So eine Sch..., anscheinend hat der Motor Sand gefressen und nun sind die Zylinderlaufbahnen verschlissen. Das Gleiche hatte ich schon mal bei meiner anderen Transalp, bei unserer Libyentour 1998. Ab jetzt muss ich den Ölstand im Auge behalten. 130 Kilometer später fahren wir von der Straße runter und suchen uns einen Lagerplatz. Es ist fast windstill - prima. Das mein Vorderrad ziemlich platt aussieht, ist jedoch weniger prima. Während Daniela und Gerd ihr Zelt aufstellen, baue ich schnell das Vorderrad aus und ziehe den Reifen ab. Gemeinsam mit Gerd suche ich dann den Übeltäter, einen winzigen Akaziendorn. Da man die Dornen nicht herausziehen kann, sie brechen sofort ab, wenn man sie mit einer Zange packen will, stoßen wir das Teil mit einem kleinen Schraubenzieher von außen nach innen durch. Nun noch den Schlauch geflickt, alles wieder zusammenbauen und den Reifen aufpumpen. Da es gerade so schön windstill ist, nutzen wir die Gelegenheit, um uns gründlich zu waschen. Gerd hat den Deckel einer Wasserflasche perforiert, um diese als Dusche nutzen zu können. Abwechselnd stellen wir uns in die Waschschüssel und duschen uns gegenseitig ab. Als wir es uns nach dem Essen so richtig gemütlich machen wollen, kommt doch noch starker Wind auf und treibt uns zeitig in die Schlafsäcke. Schade, es war so ein schöner Abend.

Nachdem wir unser Lager abgebrochen haben, fahren wir zur Straße zurück. Irgendwie ist meine Maschine so komisch gerollt und kaum bin ich auf dem Asphalt, bemerke ich auch gleich den Grund dafür. Der Vorderreifen ist schon wieder platt. Bis die anderen beiden bei mir sind, habe ich das Rad schon ausgebaut. Trotz unserer gründlichen Suche am Vorabend, finden wir tatsächlich noch einen Stachel im Reifen. Auch diesen entfernen wir in gewohnter Weise, suchen noch einmal gründlich alles nach weiteren "Eindringlingen" ab und bauen wieder alles zusammen. Mit ein wenig Verzögerung setzen wir dann unseren Weg fort. Um die Strecke zur Küste abzukürzen, wollen wir, wie schon auf dem Weg nach Süden, wieder durch den Nordteil der Wahiba fahren. Die Pisten waren recht gut, so dass einem flotten Vorwärtskommen nichts im Wege stehen sollte. Gerd will aber nicht noch einmal genau die gleiche Strecke fahren und baut deshalb eine Variante ein. Diese hat zur Folge, dass wir uns tierisch verfahren. Das Herumirren an sich ist nicht so schlimm, wir wollten eh ein paar schöne Pisten einflechten, doch mit dem Zeitvorteil ist es jetzt natürlich Essig. So holpern wir durch die Gegend, wohl wissend, dass wenige Kilometer nördlich die von uns angepeilte Straße verläuft. Doch der zwischen ihr und uns liegende Gebirgszug ist unüberwindlich und muss im weiten Bogen umfahren werden. Pünktlich zur Mittagszeit erreichen wir Al Qabil. Zuerst fahren wir die Tankstelle an und füllen die Tanks auf. Direkt neben der Tanke ist ein nettes Restaurant, welches wir praktischerweise für das Mittagessen nutzen. Da die Zubereitung unseres Mahles etwas länger dauert, fülle ich zwischendurch Öl nach und prüfe den Luftdruck.

Nachdem wir unser Hühnchen mit Reis verschlungen haben - übrigens mit mehreren leckeren Soßen und zum Abschluss ein kühles Eis - setzen wir unseren Weg fort. Das heißt, eigentlich wollten wir das, aber schon nach wenigen Metern ist das Vorderrad an Danielas Suzi platt. Nun heißt es Kommando zurück und wieder an die Tankstelle gefahren, von der wir gerade gestartet sind. Während Gerd sich um den platten Reifen kümmert, nutze ich die Gelegenheit, um nach meinen Vergasern zu sehen. Irgendwie ist meine Leerlaufdrehzahl manchmal bei 3.000 1/min oben und beim Anfahren kommt kaum Leistung. Gepäck runter, Verkleidung, Sitzbank und Tank abbauen und "schnell" mal die Vergaser raus. Die Schwimmerstände sind in Ordnung, Dreck ist auch kaum zu sehen. Doch die Vergaserschieber laufen nicht ganz sauber. Irgendwie haben sich winzige Sandkörner zwischen Schieber und Führung gemogelt und blockieren zeitweise deren Bewegung. So gut es mit meinen hier zur Verfügung stehenden Mitteln geht, reinige ich Schieber und Führung. Dann baue ich alles wieder zusammen und bin ungefähr zeitgleich mit Gerd und Danielas Flickaktion fertig. Wenn man will, kann man auch bei einer "verbauten" Transalp schnell arbeiten. Die Vergaserschieber sind dann bis zum Ende des Urlaubs nicht mehr hängen geblieben, also nicht nur schnell, sondern auch noch gut gearbeitet - ich weiß, Eigenlob stinkt ;-)

Durch das lange Mittagessen und die nachfolgende Reparaturorgie ist es schon dunkel, als wir auf dem Campingplatz in Ras al Jinz ankommen. Die anderen drei, Frank, Rigo und Clemens sind schon seit gestern Abend da. Sie haben die Strandpiste innerhalb kürzester Zeit gemeistert, auch wenn sie schwieriger zu fahren war, als sie dachten. Gemeinsam essen wir zu Abend und warten dann auf die Ranger, die uns und andere Besucher in der Nacht zu den Schildkröten führen. Um 22:00 Uhr werden wir abgeholt. Zunächst erzählt einer der Führer Wissenswertes zu den Schildkröten, deren Verhalten und wie wir uns zu verhalten hätten. Dann tasten wir uns im Dunkeln über den langen Strand bis kurz vor die Wasserlinie. Hier haben einige der Guides schon Schildkröten ausgemacht, die jedoch ihre Eiablage schon beendet haben und nun ins Meer zurück kriechen. Wir werden dann noch über eine Stunde hin und her geführt, ohne eine weiter Kröte zu finden.

Morgens um 05:00 Uhr klingelt mein Wecker. Ich stehe auf und wecke Gerd, Daniela, Clemens und Frank. Ab dieser Uhrzeit darf man wieder an den Strand, der sonst des nachts gesperrt ist. Es ist immer noch stockdunkel. Wir laufen den ganzen Strand hoch und runter und finden tatsächlich noch eine "späte" Schildkröte, die gerade ihr Nest zudeckt. Im respektvollen Abstand beobachten wir die Krötendame, bis sie wieder ins Meer zurückkriecht. Im ersten morgendlichen Büchsenlicht tauchen dann auch die ersten Möwen auf. Sie suchen nach frisch geschlüpften Schildkrötenbabys, um ihre Speisekarte zu ergänzen. Clemens findet drei der kleinen Nestflüchter und rettet sie vor den Möwenschnäbeln. Die Ranger haben am gestrigen Abend gesagt, dass wir die kleinen Kröten einfangen und in ein Aquarium auf dem Campingplatz bringen sollten. Sie würden die Kleinen dann bei nächster Gelegenheit im Dunkeln und ohne Möwen vom Strand aus ins Wasser kriechen lassen.

Um das Frühstück zu vereinfachen, fährt Frank zu einem Laden vor dem Campingplatz und kauft für jeden zwei Egg-Sandwiches. In der Zwischenzeit kochen wir Kaffee und Tee. Nach der Stärkung packen wir unsere Siebensachen und düsen los. Unser nächstes Ziel ist das Wadi Ash-Shab, das wir auf einer holprigen Piste erreichen. Am Eingang des Wadis lassen wir unsere Moppeds stehen und ziehen uns für eine Wanderung um. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern, kann man hier seine Sachen einfach stehen lassen, ohne Angst haben zu müssen, dass nachher etwas fehlt. Dann laufen wir tief in die Schlucht hinein. Der Weg ist manchmal einfach und manchmal beschwerlich und führt immer an einem Wasser führenden Flüsschen entlang. Zuerst läuft man neben dem Wasser entlang und muss ihn auch öfter mal überqueren, dann ist man wieder so hoch über dem Flussbett, dass einem fast schwindelig wird. Clemens und ich laufen ein Stück voraus und prompt an unserem eigentlichen Ziel vorbei. Dafür klettern wir schmale Steige entlang, die einem, beim Blick in die Tiefe, das Fürchten lehren. Als es nicht mehr weiter geht, zumindest nicht ohne eine ordentliche Sicherung, müssen wir uns eingestehen, dass wir wohl falsch sind. Von den anderen kommt auch keiner nach, also klettern wir wieder zurück. Auf einem Felsen, neben dem Flüsschen, finden wir das Quartett wieder. Frank, Gerd und Rigo sind im Wasser unten, Daniela bleibt lieber auf dem Trockenen.

Clemens und ich ziehen uns rasch aus. Mist, stelle ich verärgert fest, ich habe meine Badehose am Motorrad gelassen. Was soll's, dann geh ich eben in Unterhosen baden, hier kennt mich eh niemand. Wir klettern dann zu den anderen ins Wasser hinab und schwimmen stromaufwärts durch eine Art Teich. Das machen wir natürlich nicht rein zufällig, sondern wollen zu einer Höhle, die im Reiseführer beschrieben ist. Dazu müssen wir drei Teiche durchschwimmen und zwischendurch über steinige Bänke laufen, was barfuß nicht ganz ohne Schmerzen vonstatten geht. Am Ende des dritten Teiches erreicht man eine Öffnung im Fels, die jedoch zu klein zum Durchschwimmen ist. Hier muss man darunter durch tauchen, etwa zwei bis drei Meter weit. Auf der anderen Seite erreicht man eine Höhle, die durch große herabgestürzte Felsen gebildet wurde. Durch die Schlitze zwischen den Felsen kommt genug Licht herein, um gut sehen zu können. Einfach super hier unten. Wir durchschwimmen die Höhle und klettern auf der anderen Seite einen kleinen Wasserfall hinauf. Irgendjemand hat hier mal ein Seil angebracht, so dass wir uns daran hochziehen können. Durch einen schmalen Spalt kommen wir wieder an das Tageslicht zurück. Ein einheimischer Jugendlicher zeigt uns einen anderen Weg in die Höhle zurück. Hier erreichen wir einen rutschigen Felsen, etwa drei bis vier Meter oberhalb der Wasseroberfläche. Das Wasser sei zehn Meter tief, meint er noch, und wir können ruhig von hier oben runterspringen. Gerd traut sich als erster in die Tiefe hinab und wir anderen folgen ihm natürlich. Weil es so schön war. klettern wir gleich nochmal zum Felsen hinauf und springen abermals hinunter. Einfach toll hier und viel schöner, als man es sich nach der Beschreibung im Reiseführer vorstellen mag.

Irgendwann müssen wir leider den Rückmarsch antreten. Bis zu den Motorrädern sind es ca. eine Stunde Fußweg. Wir ziehen unsere Motorradsachen wieder an und müssen uns gleich um einen Platz für die Nacht kümmern. Das heißt, eigentlich müssen wir nur noch hinfahren, denn den Ort, einen kleinen Sandstrand, haben wir vorher schon ausgemacht. Wir sind dort nicht die einzigen Übernachtungswilligen. Zwei geführte Touristengruppen haben dort auch schon ihre Zelte stehen, doch es ist auch für uns noch genug Platz da. Frank stellt sein Zelt direkt am Strand auf, wir anderen bleiben lieber etwas weiter oben. Da das Schwemmholz nicht so recht brennen will, müssen wir die Kocher einsetzen, um unser Abendessen zuzubereiten. Heute spendiert Frank eine Runde Knödel, dazu gibt es zwei verschiedene Soßen, eine mildere und eine pikantere Variante. Nach dem Essen sitzen wir noch lange da, schauen in die Sterne und hören dem Rauschen des Meeres zu.

Es geht weiter nach Norden. Die meiste Zeit fahren wir auf staubigen, aber kurvenreichen Pisten. Ab und zu werden wir auf Teile der neuen Asphaltstraße geleitet, doch schon nach jeweils mehreren hundert Metern ist immer Schluss und wir dürfen weiter schottern. Kurz vor Muscat erreichen wir eine gut ausgebaute kurvenreiche Strecke. Hier lassen wir die Maschinen ordentlich laufen, zumindest soweit das die Grobstoller zulassen. Die Strecke ist nicht ganz einfach, sie ist ziemlich hügelig und hinter jedem Hügel erwarten uns neue Überraschungen, wie enge Kurven, Esel, Schafe, Steine auf der Straße usw. Von einem Aussichtspunkt aus kann man dann auf Teile der Hauptstadt hinunter schauen. Die Häuser wurden in die zahlreichen Arme der Wadis hinein gebaut und der Ort breitet sich aus wie die Arme eines riesigen Kraken. Auf dem Weg durch die Stadt müssen wir uns erst wieder an den dichten Straßenverkehr gewöhnen. Von jeder Seite her scheinen sich die Autos auf uns zu stürzen, gehupe hier, gequietsche da. Wie schön war doch die Ruhe in der Wüste. Wir steuern einen großen Lulu-Supermarkt an. Eigentlich mehr zum Schauen, als zum Einkaufen und um endlich mal wieder einen anständigen Kaffee zu trinken. Im Oman gibt es in den Restaurants nur löslichen Kaffee und der schmeckt mir überhaupt nicht. Die großen Supermärkte haben meist eine spezielle Caféteria, in der es richtigen Kaffee und auch Kuchen und Torten gibt. Auf die Kalorienbomben verzichten wir jedoch. Nach dem Bummel machen wir ordentlich Strecke, um die verlorene Zeit wieder reinzuholen. In einem Akazienwald finden wir ein nettes Plätzchen mit viel trockenem Holz für ein Lagerfeuer.

Weil die anderen mit dem Zusammenpacken kein Ende bekommen, fahren Clemens und ich schon mal bis zur Straße vor. Leider verfahren wir uns dabei irgendwie und müssen einen großen Bogen schlagen, um wieder an die Stelle zurückzukommen, an der wir gestern von der Straße in den Wald gefahren sind. Von den anderen ist keine Spur zu sehen. Sind sie immer noch nicht losgekommen oder sind sie schon weiter? Wir warten noch eine Weile, dann beschließt Clemens, dass sie schon weiter gefahren sind. Also nehmen wir die Verfolgung auf, als nächstes Etappenziel hatten wir ja den Supermarkt in Sohar ausgemacht. Nach einer guten Stunde Fahrt, sehen wir schon von der Straße aus, dass die andere Gruppe vor dem Lulu steht. Also nichts wie hin. Im Markt kaufen wir frisches Gemüse, Obst und Wasser für die nächsten Tage ein. Außerdem gönnen wir uns ein leckeres Eis. Nach dem Shopping düsen wir Richtung Grenze weiter. Vor der Grenze müssen wir im Versicherungsbüro eine Versicherung für die Emirate abschließen. Doch der Container ist geschlossen. Ich versuche mehrmals die Tür zu öffnen, doch da rührt sich nichts. Als ich dies den anderen gerade mitteilen will, höre ich wie jemand von innen aufschließt. Etwas verschlafen schaut ein junger Mann heraus und gähnt herzhaft. Na gut, dann klappt das mit der Versicherung doch noch. Da sich der Versicherungskram hinzieht, gehen diejenigen, die den Schein in der Tasche haben, gleich zu den weiteren Stationen des Grenzübergangs weiter. Ausreise Oman, Kontrolle Oman, Vorkontrolle UAE, Einreise UAE, Nachkontrolle UAE. Gerd und Dani sind die letzten. Damit wir nicht alle solange warten müssen, schicken uns die beiden schon mal vor, ein Restaurant für das Mittagessen zu suchen. Schon wenige Kilometer später werden wir fündig. Ein Lokal ohne Tische und Stühle. Hier sind kleine Bereiche mit Vorhängen abgetrennt und mit Teppichen ausgelegt. Zuerst müssen wir die Schuhe ausziehen, dann dürfen wir und auf den Boden setzen. Überall liegen Kissen herum, damit man es sich bequem machen kann. So ungewohnt ist diese Sitzhaltung für uns eigentlich nicht, beim Campen sitzen wir ja auch auf dem Boden, doch für ein Restaurant ist es etwas ungewöhnlich. Das Essen schmeckt deshalb aber nicht weniger gut und die Portionen sind riesig.

Nach dem Essen müssen wir wieder auf die Bahn. Mittlerweile hat sich der Himmel mit Wolken zugezogen und der Wind frischt ganz schön auf. Die Gegend um uns herum ist auch nicht mehr schön. Überall Baustellen, überall viele LKW, Gestank und Staub. Wir kämpfen uns verbissen weiter, arbeiten gegen den starken Seitenwind an und versuchen uns im starken Verkehr zu behaupten. So unangenehm wie diese war bisher noch keine Etappe. Als wir endlich die Grenze nach Musandam erreichen, dämmert es schon. Ab hier sind wir wieder auf omanischem Territorium. Zum Glück sind wir die einzigen an der Grenze, so dass wir relativ zügig abgefertigt werden. Als Lagerplatz für die Nacht haben wir einen Felsvorsprung hoch über dem Meer vorgesehen, der einige Kilometer vor Khasab liegt. Frank, Rigo und ich fahren zügig voraus. Die anderen drei folgen mit etwas Abstand. Hinter der Grenze ist die Straße gut ausgebaut und führt kurvenreich an der Küste entlang. Eigentlich eine richtig schöne Heizerstrecke, doch mit all dem Gepäck und den Geländereifen müssen wir die Gashand etwas bremsen. Trotz der Eile verlieren wir den Kampf gegen die Dunkelheit. Wir folgen den Lichtkegeln unserer Scheinwerfer, die kaum gegen die Schwärze der Nacht ankämpfen können. Dann haben wir endlich den Felsen erreicht. Etwa 200 Meter Piste bis zum eigentlichen Schlafplatz müssen wir noch bewältigen und die ist dicht ganz ohne. Dann die große Enttäuschung, hier oben windet es so stark, dass wir die Maschinen kaum halten können. Kein guter Platz, um Zelte aufzubauen. Auf der Fahrt zur Straße zurück, müssen wir wieder den ekligen steinigen Graben von vorhin überwinden. Irgendwie gebe ich nicht genug Gas und falle samt Maschine um. Mit Hilfe von Frank und Rigo wuchte ich den Bock wieder hoch und bringe ihn durch den Graben wieder auf die Piste. Auf den Zwischenfall hätte ich auch verzichten können. Wieder bei der Straße angelangt, treffen wir gerade auf die drei Nachzügler. Hm, was nun? Windig ist es überall, wo finden wir jetzt einen geeigneten Schlafplatz? Wir beschließen weiter zu fahren und jede Gelegenheit zu prüfen, die sich ergibt. Kurz vor Khasab ist linkerhand ein großer Platz direkt am Meer. Hier haben früher die Schmuggler aus dem Iran ihre Waren umgeschlagen, heute sind sie beim neugebauten Hafen direkt in Khasab tätig. Eine Ecke des Platzes ist von großen Felsen halbwegs windgeschützt. Wir fackeln nicht lange, einen besseren Ort wird es sicher nicht geben. So schnell es geht bauen wir unsere Zelte auf. Danach nehmen wir noch eine Brotzeit ein, bevor wir uns in unsere Hütten verkriechen.

Am Morgen sieht die Welt schon besser aus. Der Wind ist nicht mehr so stark und die Wolken haben sich verzogen. Da ich wieder als erstes zusammengepackt habe, fahre ich schon mal vor, um für uns eine Bootsfahrt in den Fjorden von Musandam zu buchen. Dazu fahre ich in das Hotel, in dem ich letztes Jahr übernachtet habe. Dort an der Rezeption kann man alles erledigen, außerdem können wir unsere Sachen im Hotel lassen und die Maschinen davor parken. Als die anderen ankommen, ist schon alles klargemacht. Wir ziehen uns um und verstauen unsere Klamotten in einem Nebenzimmer. Dann werden wir von einem Auto abgeholt und in den Hafen gebracht. Wir sechs sind die einzigen Passagiere des Bootes, das passt uns sehr. Zunächst fahren wir aus dem Hafen und ein Stück weit auf das Meer hinaus. Dann biegen wir in in einen der zahlreichen Fjorde ein. Wie auch im letzten Jahr, suchen wir zuerst die Stellen, an denen sich Delfine beobachten lassen. Mittlerweile haben sich noch zwei weitere Boote zu uns gesellt. Die Bootsführer pfeifen in bestimmten Lauten, um die Meeressäuger anzulocken. Nach einer Weile tauchen die ersten Delfine auf. In kleinen Schulen schwimmen sie an unseren Booten vorbei oder tauchen darunter durch. Dann verschwinden sie wieder für eine Weile, um irgendwo anders wieder aufzutauchen. Mitten im Fjord springt Gerd dann mit seiner Schwimmbrille ins Wasser, um mit den Delfinen zu schwimmen. Aber sie nehmen vor ihm Reißaus und er kann sie unter Wasser nicht beobachten. Nach dem wir uns an den Tieren satt gesehen haben, tuckern wir weiter in die Felsenwelt hinein. In einer Bucht gehen wir vor Anker. Hier bekommen wir eine Schnorchelausrüstung und können uns die Unterwasserwelt näher betrachten. Brr, das Wasser ist ziemlich kalt. Trotzdem wagen wir uns in das salzige Nass hinein. Wer schon einmal am Roten Meer war, ist sicher etwas enttäuscht. Keine farbenprächtigen Korallen, nur Felsen und viele Seeigel. Natürlich gibt es auch eine Anzahl Fische und einige Muscheln, schön, aber nicht weltbewegend. Da war der Platz vom letzten Jahr, Telegraph Island, doch etwas besser. Doch nun ist dort eine Militärstation und es darf nicht mehr geschnorchelt werden, schade.

Auf dem Rückweg zieht sich der Himmel wieder mit Wolken zu. Der Wind lässt Schaumkronen auf den Wellen tanzen. Hm, so ein Wetter auf einem Holzkahn ist nichts für mich. Mit wird ja schon auf der großen Fähre nach Tunesien schlecht, wenn etwas Seegang aufzieht. Der Wind frischt immer weiter auf und peitscht das Wasser. Schließlich müssen wir das Sonnendach einholen, bevor es in Stücke geht. Die letzten Kilometer vor dem Hafen fängt es dann noch an zu regnen. Wir decken uns mit den herumliegenden Teppichen zu und versuchen uns so vor den kalten Tropfen zu schützen. Als wir endlich anlegen, nieselt es nur noch leicht. Statt zum Hotel, lassen wir uns direkt nach Khasab hinein bringen. In einem Restaurant wollen wir uns ein frühes Abendessen gönnen. Wir können unter dem überdachten Vorbau des Hauses sitzen und bestellen uns lauter leckere Sachen. Während wir essen, verzieht sich der Regen und die Sonne schaut wieder heraus. Nach der ausgiebigen Mahlzeit marschieren wir zum Hotel und rüsten uns zur Weiterfahrt. Wir verlassen Khasab in Richtung Süden und biegen auf die Piste in die Berge ein. Nach guten 20 Kilometern erreichen wir unser Ziel, eine schöne Bucht. Gerd, Daniela und Frank haben im letzten Jahr schon hier übernachtet. Bevor den Ort erreichen, müssen wir jedoch noch einige Schotterkehren bis zum Meer hinab meistern. In einer Ecke der Bucht stehen einige schattenspendende Unterstände. Einer ist von einer Gruppe Kuweitis besetzt, die hier gerade Picknick machen. Kaum sind wir dort, werden wir sogleich zum Tee eingeladen. Außerdem bekommen wir richtigen arabischen Kaffee und dürfen eine besondere Süßspeise kosten. Als die Leute aufbrechen, bauen wir unsere Zelte unter den Unterständen auf. Dann sammeln wir wieder Holz für ein schönes Feuer. Trotz des üppigen Mahls, das noch gar nicht solange her ist, bruzeln wir uns noch eine Kleinigkeit.

Nach dem Frühstück stehen wir alle aufbruchbereit da. Wir wollen die Piste nach Süden befahren und uns die Bergwelt anschauen. Ich war letztes Jahr schon dort und obwohl es wirklich super schön ist, fehlt mir die rechte Lust. Als ich bemerke, dass Daniela auch nicht mitfahren möchte, bleibe ich auch im Lager zurück. Die anderen Vier wollen unbedingt noch etwas schottern gehen und tuckern los. Ich ziehe mich wieder um, wasche meine Wäsche und schreibe Tagebuch. Zwischendurch gehe ich mit Dani zur Rampe, an der einige Einheimische ihre Boote zu Wasser lassen. Wir schauen dem geschäftigen Treiben eine Weile zu. Später lege ich mich ein wenig ins Zelt um zu dösen. Draußen sind mir zu viele Fliegen, die mich ständig stören, hier drinnen habe ich wenigstens meine Ruhe. Ein lautes Geräusch lässt mich aufschrecken, Gerd ist zurück, während die übrigen drei Leute noch etwas die Gegend unsicher machen. Gemeinsam kochen und essen wir einiges von unseren Vorräten, damit wir diese nicht wieder mit nachhause nehmen müssen. Als der Rest der Truppe eintrudelt, entfachen wir wieder ein schönes Feuer. Da die Fliegenplage langsam überhand nimmt, bastelt Frank eine schöne Fliegenklatsche und versucht Herr der Lage zu werden. Zu einem großen Teil schafft er das auch. Als es dunkel wird, nutzen wir das Wasser aus den hier deponierten großen Wassertanks, um uns ordentlich zu waschen. Ist schon praktisch, wenn man eine so gute Versorgungslage hat.

Diese Nacht war leider nicht so heimelig, wie die vorangegangene. Einige Leute aus Dubai haben sich zwischen uns breit gemacht, mit Geländewagen, Boot und viel unnötigem Lärm. Als erstes wurde ein Stromaggregat angeworfen, damit die Gesellschaft elektrisches Licht hat. Die ganze Nacht war dann lautes Gequatsche angesagt. Als es dann kühler wurde, haben sie sich in die Autos gesetzt und die Motoren laufen lassen, um sich an der Heizung aufzuwärmen. Zwischen 02:00 und 03:00 Uhr, hatten dann Leute auf einer Dhau, die in der Bucht vor Anker lag, die Musik so laut aufgedreht, dass das Echo von den umgebenden Bergen widerhallte.

Dank des geräuschvollen Aufbruchs unserer Nachbarn, bin ich schon früh auf den Beinen. Da wir uns heute sowieso trennen und uns erst heute Abend in Dubai wieder treffen wollten, packe ich und fahre schon um 07:00 Uhr los. Ich genieße die kurvenreiche Fahrt über die Küstenstraße, spüre die Kühle des Morgens und schmecke die salzige Luft. An der Grenze werde ich ruckzuck abgefertigt. In einem Vorort von Ras al Kaimah gönne ich mir ein schnelles Frühstück und kontrolliere unter den Augen fachkundiger Zuschauer den Ölstand. Die Leute fragen mich höflich nach dem üblichen woher und wohin und nicken anerkennend mit dem Kopf. Dann düse ich weiter nach Dubai. Die gut 200 Kilometer lange Strecke ist langweilig und ohne Reize. Die Metropole empfängt mich mit dem üblichen Stau. Dank der breiten Koffer ist es nichts mit dem Durchschlängeln, Geduld ist angesagt. Zunächst lenke ich die Fuhre ich nach Deira, der Altstadt von Dubai. Dort arbeite ich mich zur Küste durch. Auf der Uferstraße ist weniger los, wie ich schon letztes Jahr feststellen konnte. An einer Tankstelle ergänze ich meine Spritvorräte und fülle wieder mal einen Liter Öl nach. Dann fahre ich zum Burj al Arab. Das Hotel ist immer wieder schön anzuschauen. In einem Parkhaus, ca. 200 Meter vom Hotel entfernt, lasse ich meine Transalp zurück und mache mich dann zu Fuß auf den Weg zum Hotel Madinat Jumeirah. Die Anlage des Hotels ist mit künstlichen Kanälen durchzogen, auf denen man sich mit kleinen Booten herumschippern lassen kann. Im Zentrum ist eine kleine Shopping Mall integriert, mit zahlreichen Restaurants und Souvenirläden in denen es sich herrlich schlendern lässt. Im Gegensatz zur bisherigen Tour ist das zwar ein riesengroßer Touristenrummel, aber trotzdem schön anzuschauen und mal was anderes. Wie auch schon im letzten Jahr, besuche ich dann auch noch das Hard Rock Café. Da hier die Straßen schon wieder umgebaut wurden, muss ich doch etwas suchen, um zum Eingang zu gelangen. Drinnen läuft prima Musik und die Besucher aus den unterschiedlichsten Ländern, meist Leute die in Dubai arbeiten, verströmen ein internationales Flair. Nachdem ich eine Kleinigkeit gegessen und mir zwei obligatorische T-Shirts besorgt habe, düse ich weiter.

Im Parkhaus der Mall of the Emirates ist die Hölle los. Unzählige Leute kommen zum Shoppen in dieses super duper Einkaufszentrum. Im Starbucks-Café, gleich neben der Ski-Halle, die hier direkt angeschlossen ist, will ich mich mit den fünf anderen treffen. Ich habe noch eine halbe Stunde Zeit, schlendere durch die riesigen Gänge und schaue dem Treiben zu. Im Starbucks bestelle ich mir einen riesigen Cappuccino, ich denke es ist bestimmt ein halber Liter! Endlich wieder Kaffeegenuss, der hier sonst übliche lösliche Kaffee ist ein Graus. Als erste kommen Daniela und Gerd vorbei, etwas später dann auch Frank und Rigo. Wir gehen gemeinsam essen, Auswahl gibt es hier mehr als genug. Danach stromern wir durch die Angebotsvielfalt des Hauses, bis wir uns für die Fahrt zum noch unbestimmten Nachtlager aufmachen.

Es geht auf Mitternacht zu, als wir das Parkhaus verlassen. Etwas außerhalb von Dubai wollen wir uns einfach ins Gelände schlagen. Allerdings ist das gar nicht so einfach wie gedacht. Nach einiger Herumirrerei stehen wir vor der Einfahrt zum Parkplatz des Dubai-Land, einem Vergnügungspark. Der Park an sich ist geschlossen und in einer dunklen Ecke am Rande des Parkplatzes lassen wir uns nieder. Zunächst wollen wir uns ohne Zelt zum Schlafen legen, aber einige Stechmücken lassen dann zuerst mich und etwas später auch Dani und Gerd das Zelt aufbauen. Frank und Rigo harren tapfer weiter aus. Endlich schlafen - denkste. Gegen 02:30 Uhr kommt der Sicherheitsdienst und fragt nach unserer Genehmigung hier zu übernachten. Natürlich haben wir keine. Der etwas aufgebrachte Mann meint, wir müssen sofort hier verschwinden. Dies sei ein Privatgelände und wenn uns etwas passieren würde, dann hätten sie die Verantwortung. Die "Wachen" vom Dubai-Land haben uns natürlich gesehen, als wir unser Nachtlager errichteten, aber sie ließen uns in Ruhe, da wir ja nichts Böses vorhatten. Nun kam aber der Chef vorbei und der will und kann das nicht dulden. OK, er ist natürlich im Recht. Er lässt auch nicht mit sich reden und so müssen wir alles zusammenpacken und aufsatteln. Also wieder raus auf die Straße. Direkt hinter dem Gelände, ungefähr zwei Kilometer Luftlinie vom alten Lager entfernt, fahren wir gleich wieder von der Straße runter. Hier ist eine verlassene Baustelle und im Grünstreifen daneben bauen wir rasch unsere Zelte wieder auf. Der Platz ist zwar keine Augenweide und der Lärm von der Straße, ein LKW nach dem anderen, ist auch beträchtlich, aber für ein paar Stunden wird - nein muss es gehen.

Etwas übernächtigt räumen wir gegen 07:00 Uhr unseren Krempel wieder zusammen. Das war nun schon die zweite Nacht in Folge ohne richtigen Schlaf. Der kühle Fahrtwind hilft uns wach zu bleiben, als wir wieder nach Dubai zurück fahren. Wir lenken unsere Rösser direkt zu Aramex, um sie für den Heimweg zu verpacken. Vorher wollen wir uns jedoch noch ein Frühstück gönnen. Da die Spedition in einem Industriegebiet angesiedelt ist, liegt es nahe sich dort nach einem Lokal umzuschauen. Wir finden auch eines, in dem viele indische und pakistanische Arbeiter ihre morgendliche Mahlzeit einnehmen. Ein Tisch ist für uns gerade noch frei. Wir bestellen Egg-Sandwiches, Kaffee und Fruchtsaft. Und weil wir danach immer noch hungrig sind, bestellen wir das gleiche noch mal.

Da heute Freitag ist, sind die Leute von Aramex nicht da. Zum Glück lässt uns der Wachposten trotzdem auf das Gelände, nachdem er unsere Personalien aufgenommen hat. Dann fängt die große P(l)ackerei an. Gepäck sortieren, Moppeds teilzerlegen und alles in die Kisten packen, was nicht als Gepäck mit in den Flieger kann. Gegen Mittag haben wir in schweißtreibender Arbeit alles erledigt. Nachdem wir noch schnell geduscht haben, lassen wir uns von der Wache zwei Taxis bestellen, um in die Stadt zu fahren. Das ganze zieht sich dann doch in die Länge, weil keiner der Fahrer weiß, wo Aramex im Industriegebiet zu finden ist. Komischerweise weiß der Wachposten nicht mal die Adresse seines Arbeitgebers. Außerdem haben nur manche der Straßen Namen, aber Hausnummern gibt es keine. Doch die Wache bemüht sich redlich. Abwechselnd hängen wir an seinem Handy und versuchen die Taxis in die richtige Richtung zu leiten. Als schon fast niemand mehr daran glaubt, stehen die Autos dann endlich vor der Tür. Zuerst fahren wir zum Flughafen, um dort unser Gepäck zu deponieren. Danach lassen wir uns noch mal nach Deira bringen und schlendern dort durch die überfüllten Straßen. Da heute Freitag, also der islamische Sonntag ist, ist die Stadt voll mit Leuten. Nach dem Abendessen trennen wir uns noch einmal. Gerd und Dani treffen sich mit Bekannten, die auch hier in Dubai sind. Clemens besucht noch einmal seinen Kumpel, der hier arbeitet und Rigo, Frank und ich laufen durch die modernen Souks der Altstadt. Unser Flug geht erst um 03:00 Uhr am Morgen und wir müssen noch etwas Zeit totschlagen. Um noch etwas zu entspannen, lassen wir uns ein letztes Mal in eine Shopping Mall fahren. Im dortigen Starbucks hängen wir noch etwas ab und trinken guten Kaffee. Die letzen Nächte mit wenig Schlaf sind nicht spurlos an uns vorüber gegangen.

Als es Zeit für den Aufbruch zum Flughafen ist, wollen wir uns ein Taxi nehmen. Doch die Idee haben eine Menge von anderen Leuten auch. Nach dem Einkaufen stehen alle geduldig in einer langen Schlange, die sich durch das ganze Untergeschoss zieht, vor dem Ausgang, an dem die Taxis abfahren. Soviel Zeit haben wir aber nicht, um uns dort einzureihen. Also raus auf die Straße und dort ein Taxi gesucht. Doch die Taxis sind entweder besetzt oder sie halten einfach nicht an. So laufen wir ein ganzes Stück in Richtung Flughafen, in der Hoffnung unseren Flug nicht zu verpassen. Nach ca. zwei oder drei Kilometern erbarmt sich doch noch ein Fahrer und bringt uns zum Airport. Wir holen unser Gepäck und geben unsere letzten Dirham in einem der dortigen Restaurants aus. Die anderen drei trudeln auch nach und nach ein, jetzt geht es gleich Nachhause.

Vier Wochen Oman (und etwas Emirate) sind schon wieder vorbei. Fast 6.000 Kilometer haben wir auf dem Rücken unserer Maschinen verbracht und dabei einiges erlebt. Was bleibt, ist die Erinnerung - und mein Motor, der nun bald mehr Öl als Benzin säuft ;-)