Oman 2009 - Mit ein paar Rädern mehr als sonst ...


Vorgeplänkel
Irgendwie war bei diesem Flug der Wurm drin. Zuerst ein verspäteter Abflug, weil ein Passagier fehlte, aber sein Gepäck an Bord war. Aus Sicherheitsgründen musste dann das Gepäck wieder ausgeladen werden. Beim Landeanflug in Dubai war es sehr neblig, außerdem war die elektronische Landehilfe des Flugplatzes ausgefallen. Wieder aus Sicherheitsgründen mussten wir eine Weile kreisen. Als der Sprit knapp wurde, landeten wir in Abu Dhabi. Nachtanken, warten. Warten. Warten. Nach zweieinhalb Stunden geht es endlich weiter und etwas später landeten wir endlich in Dubai. Ich sollte vielleicht vorausschicken, dass Vroni extreme Flugangst hat und die aus Sicherheitsgründen durchgeführten Verzögerungen bei ihr eher Unsicherheit auslösten. Wie dem auch sei, jetzt stehen wir endlich wieder auf festem Boden und genießen die Wärme, nein, schon eher Hitze in den Emiraten.

Aber das Schicksal war noch nicht ganz so gnädig. Schnurstracks liefen wir zur Gepäckausgabe. Und liefen und liefen. Ich war ja nicht das erste Mal hier und konnte mich noch gut erinnern, dass man ganz schön lange laufen musste, aber so lange? Irgendwann kamen wir endlich an. Doch die Verwunderung war groß, waren wir doch in einem ganz anderen Terminal gelandet, nämlich dem Terminal 3. In den letzten zwei Jahren wurde der Flughafen wohl kontinuierlich erweitert, so dass ich den richtigen Abzweig verpasste. Einige hilfreiche Gespräche mit dem Flughafenpersonal später, rollten wir in einem kostenlosen Shuttlebus zurück zum Terminal 1. Da lag unser verwaistes Gepäck, die anderen Fluggäste waren inzwischen natürlich schon lange weg. Am Mietwagenschalter bekamen wir dann unser Auto, zugeteilt und wurden zum Terminal 3 zurück chauffiert. Durch die Verspätung waren nämlich alle Autos am Terminal 1 schon weg. Glück im Unglück, dadurch bekamen wir eine Klasse größer als gebucht, statt eines Toyota Echo, einen Mitsubishi Lancer.

Nun geht es endlich los
Trotz der Verzögerungen ist es immer noch früher Vormittag und unser vorbestelltes Hotel kann erst ab 14:00 Uhr bezogen werden. So starten wir erstmal zu einer Sightseeingtour durch Dubai. Im Gegensatz zum richtigen Terminal, finde ich das Burj al Arab noch ohne Karte und GPS, dafür reichen meine Orientierungssinne noch ;-). Nach dem Vroni am Strand vor dem berühmten Hotel genug Muscheln gesammelt hat, fahren wir ein Stückchen weiter, zum Madinat Jumeirah. Hier kann man sich auf künstlichen Kanälen durch das Hotelgelände schippern lassen, oder durch die Shoppingzone laufen und Kunst und Krempel bestaunen. Schon bald haben wir genug davon, wir sind müde vom fast schlaflosen Nachtflug.

Unser Hotel ist klein, aber sehr schön. Es liegt mitten in einem restaurieren Altstadtviertel. Um einen blumenbestandenen Innenhof  gruppieren sich die Zimmer. Um die Ecke liegt der Dubai Creek, zu dem wir nach dem Duschen und einer kleinen Ruhepause hin laufen. Dabei entdecken wir ein schönes Soukviertel, dass ich bei meinen vorigen Reisen noch nie gesehen habe. Auf dem Creek fahren zahllose kleine Wassertaxis und bringen ihre zumeist indischen Passagiere von einer Seite zur anderen hinüber. Vroni und ich wechseln mit einem etwas größeren Boot zur anderen Seite hinüber, nach Deira. Leider besteht hier auch alles aus Baustellen, so dass wir lange nach dem Lokal suchen müssen, in dem ich früher schon öfter gegessen habe. Mittlerweile ist die Speisekarte auch kyrillisch beschriftet, da hier viele reiche Russen Urlaub oder Geschäfte machen.

Bevor wir unser nächstes Ziel, die Halbinsel Musandam ansteuern, fahren wir noch zum Einkaufen. Wir brauchen Wasser, Obst und allerlei Kleinigkeiten, die unser Fluggepäck zu sehr belastet hätten. Nach einigem Herumkurven und Suchen des rechten Weges, die Stadt scheint nur aus Baustellen und Umleitungen zu bestehen, landen wir dann endlich im Parkhaus der Emirates Mall, dem riesigen Shoppingpalast an der Skihalle. Hier sehen wir uns etwas um, so riesige Malls gibt es bei uns Zuhause ja nicht, und erledigen unsere Einkaufsliste. Zuletzt genießen wir im Starbucks den letzten halbwegs anständigen Kaffee, denn ab jetzt gibt es nur noch den hier und im Oman üblichen Nescafé – und das, obwohl die Stadt Mokka gar nicht so weit weg ist :-(.

Nach einigen Stunden Fahrt durch eher weniger schöne Gebiete, Baustellen und Industriekomplexe der Emirate, erreichen wir die omanische Grenze vor der Halbinsel Musandam. Nach dem Grenzübertritt wird die Landschaft schön und die Straße kurvenreich und bergig. Wenn wir jetzt unsere Motorräder hätten … Doch auch mit vier Rädern genießen wir die Kurven und erreichen schon bald Khasab. Wir checken ins Hotel Khasab ein und buchen auch gleich eine Dhaufahrt für den nächsten Tag.

Pünktlich um 09:00 Uhr werden wir, zusammen mit anderen Bootstourern, von einem Kleinbus abgeholt und in den Hafen gebracht. Dort verteilen wir uns auf die verschiedenen Dhaus, je nach dem, ob Halb- oder Ganztagestouren gebucht wurden. Wir teilen unsere Dhau mit einer indischen Familie und schippern als erstes los. Im Gegensatz zum letzten Mal ist die See ruhig, fast spiegelglatt, was meinem eher weniger seemannstauglichen Magen sehr entgegen kommt. In den Fjorden heben sich die kahlen grauen Berge kontrastreich vom blauen Wasser ab, einfach toll hier durch zu schippern. Nach dem wir zunächst erfolglos einige Buchten nach Delfinen abgesucht haben, tauchen die verspielten Tierchen doch noch auf. In kleinen Schulen schwimmen sie vor uns her, oder tauchen plötzlich neben dem Boot auf, um mit diesem scheinbar um die Wette zu schwimmen. Ein paar Mal springen sie auch ganz aus dem Wasser und zeigen ihre verwegenen Sprünge. Mittags wird das Essen serviert, das wir in einer abgelegenen Bucht einnehmen. Danach werden uns einsame Dörfer gezeigt, die nur auf dem Wasserwege zu erreichen sind. Mittlerweile werden sie auch mit Strom versorgt und auf Staatskosten auch mit lebenswichtigem Wasser. Aus welchen Gründen auch immer, fällt das Baden und Schnorcheln diesmal aus. Mir ist es gleich, das Wasser ist eh eiskalt, aber Wasserratte Vroni ist doch etwas enttäuscht.

Bevor wir weiter nach Süden fahren, holpern wir noch über eine Piste zu einer Aussichtsstelle über eine schöne Bucht. Kurz vor diesem Punkt muss ein steiler Aufstieg überwunden werden, den unser Lancer prima meistert. Einigen Landcruiser-Fahrern, die Touristen durch die Lande karren, sind wir zu langsam und werden abenteuerlich überholt. Oben am Aussichtspunkt werden wir von den Fahrern bewundernd begrüßt. Warum verstehen wir auch nicht, so schlimm ist die Strecke ja auch nicht. Wahrscheinlich fassen sie nicht, dass mit einem zweiradgetriebenen Auto mehr geht, als so mancher 4WD-Fahrer glauben will ;-). Leider ist das Licht morgens nicht so schön. Eher trüb liegt die Bucht viele Meter unter uns. Erst am Nachmittag wird das Wasser blau strahlen, wenn die Sonne die richtige Stellung hat. Vor zwei Jahren haben wir einige schöne Nächte unten am Wasser verbracht. Dort gibt es schattenspendende Dächer und Tanks mit Süßwasser. Doch die kurvenreiche steile Piste sparen wir uns diesmal, man muss es ja nicht übertreiben, wenn man mit einem normalen PKW unterwegs ist.

Einige Stunden später erreichen wir Sohar. Zuerst besuchen wir den Fischmarkt und schauen den Händlern und Käufern beim Handeln zu. Danach besuchen wir das Fort, zumindest haben wir das vor. Doch leider ist es wegen Renovierung geschlossen und wir müssen uns mit der Außenansicht zufrieden geben. Im touristischen Handwerkszentrum ist auch nichts los, da fahren wir lieber in den Lulu-Supermarkt, suchen die dortigen sauberen Toiletten auf, kaufen fürs Abendessen ein und gönnen uns ein Eis. Die Nacht verbringen wir im Zelt, einige Kilometer außerhalb der Stadt, nahe eines Camel Racing Tracks. Morgens beim Frühstück reiten zwei Jungs auf Kamelen vorbei, die einige Rennkamele in Bewegung halten. Auf meine Frage, ob ich ein Foto machen dürfe, kommt ein cooles „no problem, no problem!“

Während wir der Küstenstraße weiter folgen, biegen wir in Saham und Al Kaburah vom Wege ab und besuchen die dortigen Forts. In Saham kostet der Besuch Eintitt (umgerechnet 1 €/Person), das andere Fort kann kostenlos besichtigt werden. In beiden Forts bekommen wir eine kostenlose Führung, in Al Kaburah werden wir sogar noch zum Tee eingeladen. Bei Al Masnaah folgen wir dann einer Straße nach Süden in die Berge. Hier gibt es noch mehr Forts zu besichtigen. Als erstes erreichen wir das Fort in Al Hazm. Leider wird auch dieses gerade renoviert. Als Trost lädt uns der Wächter zu Kardamonkaffee und Datteln ein. Außerdem dürfen wir sein altes Gewehr bewundern, dass aber nur Show für die Touristen sei, wie er uns versichert. Im Fort von Rustaq treffen wir auf einen Radreisenden, bzw. leider nur auf sein Fahrrad, das mit einem Gepäckanhänger ausgestattet am Eingang lehnt. Ich hätte gerne ein paar Worte mit ihm gewechselt, da ich auch mal gerne eine längere Reise mit dem Fahrrad machen würde. Nach der Besichtigung des Forts werden wir wieder zu einem Kardamonkaffee eingeladen. Leider ist dieser gewürzte Kaffee überhaupt nicht nach unserem Geschmack, so dass wir lieber ablehnen. Ja, ja, ich weiß, sich weiter oben im Bericht über den Nescafé beschweren, aber hier schwächeln ;-).

In Rustaq gibt es noch eine heiße Quelle, die wir uns auch anschauen. Neben einer kleinen Moschee ist ein großer Trichter im Boden, aus dem das Wasser aufsteigt. Durch die Mineralien sind die Ränder des Kraters gelb gefärbt. Nachdem das heiße Nass ans Licht getreten ist, wird es in einen Kanal umgeleitet, der ein Stück weit daneben von gemauerten Kabinen gesäumt ist. Hier kann man sich ausziehen und ein Bad nehmen, wie man an einigen Männern sieht, die mit Handtüchern bewaffnet hinter den Eingängen verschwinden. Einige Kilometer weiter biegen wir wieder Richtung Küste ab und fahren zum Fort von Nakhl. Zusammen mit dem Fort von Rustaq ist es eines der größten und für mich auch eines der schönsten Forts im Oman. Einige behaupten, wenn man eine der Wehrburgen gesehen hat, hat man alle gesehen. Irgendwie ist diese Aussage auch nicht so ganz falsch, trotzdem finde ich die alten Mauern faszinierend und anziehend. Nach dem wir das Nakhl-Fort von innen besichtigt haben, fahre ich noch durch das Wadi auf die andere Seite des Flussbettes, um das schöne Gemäuer auch von dort abzulichten. Der Weg ist schon recht, äh - sagen wir mal  unbequem zu fahren, doch man muss nicht gleich die Hände vor die Augen legen, Vroni, soo schlimm war’s doch auch nicht ;-).

Nach dem wir die Nacht in einem schmuddeligen Hotel in Mutrah (Matrah), kurz vor Muscat verbracht haben, fahren wir weiter zum Wadi Shab. Vor zwei Jahren noch, führte eine teils üble Piste an der Küste entlang bis nach Sur. Heute fahren wir auf einer neuen Autobahn entlang, die demnächst auch Maut kosten wird. Die Stationen, ähnlich wie in Italien und Frankreich, sind schon fast fertig gebaut. Noch sind sie aber nicht in Betrieb, so dass wir sie kostenlos benutzen können. Ausfahrten sind selten, so dass ich wohl eine Abfahrt zu früh zum Wadi Shab abbiege. So kommen wir doch noch in den Genuss der übel holprigen Strecke, die für eine Enduro nur ein Klacks wäre. Seit es die Straße gibt, wird die Piste natürlich nicht mehr gepflegt. Vom Sturm und Regen weggerissene Abschnitte müssen über abenteuerliche Steigungen umfahren werden, die spitzen Schreie meiner Begleiterin überhöre ich geflissentlich ;-).

Das Wadi Shab ist für mich eines der schönsten Sehenswürdigkeiten im Oman. Nach einer knapp zwei Kilometer langen Wanderung erreicht man den Einstieg zu einem von Felsen gesäumten Wasserbecken. Dort kann man seine Klamotten zurück lassen und durch das Becken schwimmen. Am Ende muss man ein Stück über Steine laufen (am besten Badeschuhe mitnehmen, sonst tut es weh) und ein weiteres Becken schließt sich an. Am Ende des dritten Beckens ist ein schmaler Spalt im Fels, gerade groß genug, dass, je nach Wasserstand, ein Kopf hindurch passen könnte. Letztes Mal musste man kurz tauchen, ca. 2 Meter weit. Diesmal passte der Kopf gerade so durch. Hinter dem Spalt öffnet sich eine aus heruntergestürzten Felsen gebildete Höhle. Durch oben gelegene Spalte fällt Sonnenlicht herein, das wie kleine Sterne auf der Wasseroberfläche tanzt und sich spiegelt. Auf der gegenüberliegenden Seite plätschert ein Wasserfall herunter, den man mit Hilfe eines im Stein befestigten Seiles hinaufklettern kann. Oben kann man die Felsen umgehen und von der Seite, aus ca. zwei bis drei Metern Höhe, wieder in das Becken der Höhle springen. Das Wasser ist tief genug - zumindest bin ich nicht bis zum Grund gekommen ;-). Es ist dort so schön, dass man gar nicht mehr weg möchte …

Den Tag beschließen wir am Schildkrötenstrand bei Ras al Jinz, zumindest war es so geplant. Doch wo bisher der Eingang zum Campingplatz war, erhebt sich jetzt die Wand eines Hotels. Campieren darf man nicht mehr, näselte der Rezeptionist, aber wir könnten uns doch ein schönes Zimmer nehmen. Können schon, aber wollen nicht. Knapp 80 €/Person im Doppelzimmer gehen über unser Budget und dem Willen, soviel für ein Zimmer auszugeben. Wir brauchen keine goldenen Wasserhähne, nur ein sauberes Bett und ein sauberes Klo. Wir fahren wieder ungefähr zwei Kilometer zurück und kommen dort im Al Naseem Tourist Camp unter. Das Camp besteht aus schilfverkleideten Holzhütten, die sanitären Anlagen sind vorbildlich. Frühstück, Abendessen und Getränke (Tee, Wasser) sind im Preis inbegriffen. Mit insgesamt 70 € zwar kein Schnäppchen, aber eher unseren Bedürfnissen angepasst.

Abends geht es wieder zum Hotel zurück. Um 21:00 Uhr starten die von Rangern geführten Touren an den Strand, um die Schildkröten beim Eierlegen zu beobachten. Während einige Mitarbeiter den Strand nach den gepanzerten Tieren absuchen (jetzt sind wir gerade in einer eher schlechten Legezeit), werden wir über das Schutzgebiet, das Leben der Tiere und unser Verhalten während der Exkursion aufgeklärt. Nach einiger Zeit gehen wir los. Die beiden Kröten am Strand haben ihre Eier leider schon abgelegt, so dass wir nur noch das Zugraben der Löcher beobachten können. Doch auch einige frisch geschlüpfte Exemplare können wir auf ihrem Weg ins Wasser begleiten. Schade, dass nur zwei von zehntausend jungen Schildkröten überleben werden …

Freitags ist Tiermarkt in Nizwa. Damit wir rechtzeitig dort sind und der Abstecher passend in unsere Route eingebaut werden kann, fahren wir heute (Mittwoch) schon hin. Auf dem Weg dorthin besuchen wir noch eine Schlucht mit wasserführenden Bächen und Badeteichen. Die Straße windet sich über steile An- und Abstiege durch die Berge, bis wir bei Muqal den Einstieg erreichen. Ähnlich wie beim Wadi Shab, aber mehr touristisch erschlossen und auch nicht ganz so spektakulär, läuft man hier ein Stück weit das Wadi hinauf. Vorbei an einigen Badeseen, an dem sich die einheimischen Jugendlichen tummeln, wird der Weg immer mehr zur Kletterpartie. Bald haben wir die anderen Leute hinter uns gelassen und sind allein unterwegs. An einem schön gelegenen Becken ziehen wir uns um und tauchen ein ins kühle Nass. Ok, Vroni taucht ein. Ich selbst mache nur die Füße nass, mir ist das Wasser zu kalt. Bald darauf suchen wir eine andere Stelle und werden fündig. Hinter einem Felsen kann man in ein flaches Becken steigen. Um die Ecke ist ein Platz für unsere Klamotten, dann wird das Wasser tiefer und ist sogar halbwegs warm! Ein flacher „Wasserfall“ führt aus dem Becken hinaus in ein weiteres. Ich nutze den glatten Lauf als Rutschbahn und lande im anderen Becken. Hm, wie komme ich nun wieder zurück? Der einzige Ausstieg aus dem von hohen Felsen umsäumten Becken ist die Rutsche, und die ist sauglatt. Nach einigen vergeblichen Versuchen wieder zurück zu klettern, schaffe ich den Rückweg gerade so. Wenn Vroni mich nicht gezogen und gehalten hätte, wäre ich sicher noch heute da unten ;-). Wir liegen noch eine ganze Weile im Becken, aalen uns in Wohlgefühl und genießen die Zeit.

Nach der ersten von vier Nächten in Nizwa, gehen wieder wir auf Besichtigungstour. Vorher geben wir noch schnell unsere Wäsche in einer Laundry ab. Vroni weigerte sich zunächst ihre Unterwäsche von fremden Leuten waschen zu lassen, doch ich beruhige sie, dass das Zeug sicher gleich in einer Waschmaschine verschwinde und sich niemand dafür interessiere. Der gute Mann am Tresen versichert uns, dass unsere Wäsche am nächsten Morgen fertig sein wird. Als ich Frage, was uns der Service kostet, macht er die Tüte auf und legt laut zählend jedes Wäschestück einzeln auf die Theke. Ich spüre, wie Vronis Blicke in meinem Rücken stechen und bohren ;-).

Nachdem wir das Fort von Jabrin besichtigt haben, machen wir uns auf den Weg zur Al Hoota Cave. Normalerweise fährt man mit einer kleinen Bahn bis zur Höhle, doch die ist außer Betrieb. Doch 400 Meter lassen sich problemlos laufen, da brauchen wir (noch) keine Bewegungshilfe. In kleinen Gruppen, geordnet nach arabisch oder englisch sprechenden Besuchern, werden wir durch die Tropfsteinhöhle geführt. An wichtigen Orten stehen Guides, die die Besonderheiten erklären und die Leute dann zum nächsten interessanten Punkt weiter schicken. Nach dem wir uns vor der Höhle bei einem Kaltgetränk blinzelnd wieder ans helle Licht gewöhnt haben, fahren wir zum Jebel Shams weiter. Zuerst geht es auf Asphalt wieder steil den Berg hinauf. Später wechselt der Untergrund zu Schotter, doch dieser kann unseren Lancer nicht aufhalten. Vom höchsten Punkt aus, hat man tolle Einblicke in die bis zu 1000 Meter tiefen Schluchten. Außerdem ist es hier oben angenehm kühl, es lässt sich gut aushalten in der Sonne zu sitzen und auszuruhen. Im Gegensatz zu früher gibt es hier oben nun auch einen Verkaufstand, an dem aus Ziegenhaar geflochtene Bändchen und Fossilien zum Verkauf angeboten werden. Einige Ziegen betteln um Futter und folgen einem auf Schritt und Tritt. Noch ist alles nicht so aufdringlich touristisch, dass es unangenehm wirkt. Hoffen wir, dass es so bleibt.

Heute Morgen sind wir schon früh beim Frühstück, denn wir wollen zeitig am Tiermarkt sein. Anscheinend waren wir noch nicht früh genug auf den Beinen, denn die Parkplätze sind alle besetzt. Da ich weiß, dass alle Menschen faul sind, Zuhause wollen auch alle direkt vor dem Eingang parken, fahre ich einfach ein paar Meter vom Markt weg. Siehe da, hier gibt es genug Platz. Und während andere immer noch nach einer Parkmöglichkeit suchen, sind wir schon mitten im Geschehen. Gedränge, laute Schreie, Tiergestank. Hier ist der Teufel los, aber auf eine eher angenehme Weise. Es ist einfach Trubel, so wie er sein soll und so wie er zu erwarten war. Die Käufer haben einen inneren und einen äußeren Kreis gebildet, dazwischen laufen die Verkäufer mit ihren Tieren und preisen sie lautstark an. Nach dem wir lange genug zugeschaut haben, laufen wir weiter in den Souk hinein. Es gibt getrennte Gebäude für Fleisch, Fisch und Gemüse. Letzteres ist das angenehmste Haus. In den anderen riecht es nicht besonders gut und das ganze Blut ist auch nicht jedermanns Sache.

Nach dem ganzen Trubel suchen wir wieder die Ruhe. Da kommen uns die Bienenkorbgräber bei Al Ayn gerade recht. Über zwanzig dieser steinernen Gebilde in Form von Bienenkörben stehen in mehr oder weniger gutem Zustand auf einem Bergzug. Wir kraxeln den mit losen Steinen übersäten Hang hinauf und schauen uns um. Während dessen wird das ganze Tal mit einem großen Lautsprecher beschallt, der an einer kleinen Moschee hängt und anscheinend das Gebet lautstark nach außen trägt. Das war’s dann mit der Ruhe. Kurz vor Ibri gibt es weitere Grabbauten. Das Gelände ist riesengroß und eingezäunt. Am verschlossenen Tor hängt ein Hinweis, dass man es über einen seitlichen Zugang, an einer angrenzenden Umspannstation betreten könne. Tatsächlich ist dort eine kleine Lücke im Zaun. Eine Hinweistafel informiert über die historischen Hintergründe und den Fortschritt der Ausgrabungsmaßnahmen. Wir besichtigen einige der kreisförmigen Gebilde. Ein paar sind ziemlich verfallen, andere wurden wieder aufgebaut. Dann treibt uns die Hitze wieder zum klimatisierten Wagen zurück.

Für den Jebel al Akhdhar mieten wir uns einen Toyota Land Cruiser, weil wir müssen. Die Hochebene darf man nur mit Allradfahrzeugen befahren. Grund seien die starken Steigungen und Gefälle, nicht etwa üble Offroad-Strecken. Der Vermieter erklärt, dass wir vor jedem Gefälle den Allrad und die Untersetzung aktivieren müssen. Auf die Steigungen und Gefälle bin ich mal gespannt. Wenn ich dran denke, was unser Lancer schon für steile Passagen gemeistert hat, und das ohne Allrad und auf Schotter. Um es vorweg zu nehmen, wir hatten nie den Allrad gebraucht, die Untersetzung schon gar nicht. Es gibt einige andere ähnlich steile Strecken im Oman, z. B. der Weg zum Jebel Shams, der oben sogar eine Schotterstrecke ist. Und dafür werden komischerweise keine Allrad-Fahrzeuge vorgeschrieben. Ein Polizeiposten, am Fuß der Auffahrt kontrolliert die Fahrzeuge und die Führerscheine, trägt die Insassen in ein Buch ein und lässt erst dann passieren. Eine gut ausgebaute Straße führt steil nach oben. Weiter oben gibt es ab und zu kleine Parkplätze, von denen aus man in die Täler blicken kann – wenn man denn kann. Heute ist es leider ziemlich diesig und wir müssen auf die Talblicke meist verzichten. Wir fahren fast alle Strecken auf der Hochebene ab, finden tiefe Schluchten, trockene Wasserfälle und einen Picknickplatz, auf dem angeblich Prinzessin Diana schon gespeist und gestaunt haben sollte.

Mittags suchen wir ein Café, um uns zu stärken, doch die meisten Läden haben geschlossen. Wir finden eine Bäckerei und schauen uns um. Der Bäcker hat nur Fladenbrot im Angebot, aber dieses backt er ganz frisch vor unseren Augen. Ein Teig wird tellergroß ausgerollt und auf eine Art Kissen gelegt. Mit diesem Kissen taucht er nach unten in den offenen Ofen hinein und haftet den Fladen an die heiße Wand. In der Mitte brennt ein Feuer, das die Hitze erzeugt. Schon nach kurzer Zeit sind die Brote fertig und werden für uns eingepackt. Jetzt fehlen uns nur noch die Getränke. Kurz darauf finden wir doch noch ein offenes Café. Doch es gibt keinen Kaffee, nur Tee. Also gut, dann trinken wir halt Tee. Bis dieser serviert wird, fangen wir schon mal an, das frische Brot zu verspeisen. Es schmeckt wirklich sehr lecker – im Gegensatz zum Tee. So eine schreckliche Brühe habe ich noch nie vorgesetzt bekommen. Vroni überwindet sich und trinkt ihn leer, ich lasse fast alles stehen, das Zeug kriege ich einfach nicht runter.

Unser persönlicher Höhepunkt war die Fahrt zu Höhlenwohnungen, die im Reiseführer nicht erwähnt sind. Nach ein paar Kilometern Piste, für die auch kein Allrad notwendig gewesen wäre, erreichen wir einen Taleinschnitt. Auf der gegenüberliegenden Seite kleben an der Felswand einige gemauerte Häuschen. Daneben sieht man Höhlen, deren Eingänge mit Zäunen und Matten abgeschirmt sind. Dahinter erkennen wir Ziegen und Schafe. Kindergeschrei und Gesprächsfetzen werden vom Wind herübergeweht. Eine Seilwinde führt von hier auf die andere Seite hinüber, um Lasten rasch und einfach transportieren zu können. Ein schmaler Fußpfad windet sich ins Tal hinunter, in dem Felder und Grünflächen zu sehen sind. Dann führt ein steiniger Weg weiter zu den Höhlen und Hütten hinauf. Es ist sicher nicht einfach, so abgeschieden zu leben, doch heute wird das Leben etwas leichter sein als früher. Stromkabel führen hinüber und neben der Seilwinde ist ein kleiner Parkplatz, auf dem die Autos der „Höhlenmenschen“ stehen ;-).

Wenn wir schon einen Geländewagen haben, dann wollen wir ihn auch nutzen. Deshalb fahren wir noch ein paar „grobe“ Wadis ab, z. B. das Wadi Muaydin. Auf grobem Schotter pflügen wir durch das enge Tal, passieren kleine Oasen und verlassene, halbverfallene Dörfer. Jugendliche spielen Fußball auf einem groben Kieselplatz, wie würden die sich über einen Rasenplatz freuen. Ab und zu müssen wir uns durch tiefen Schotter wühlen, den ein reißender Bach hinterlassen hat. Bald ist das Tal so eng und unwegsam, dass es nur noch zu Fuß weiter geht, Zeit umzudrehen.

Nach den vier Tagen in Nizwa, zieht es uns weiter in den Süden hinunter. Da es außer Wüste im mittleren Teil des Omans kaum etwas gibt und wir dem Lancer Dünenfahrten nicht zumuten können und wollen, wird es eine lange Etappe werden. Doch bevor wir die lange Strecke wirklich angehen, besuchen wir noch das Fort in Fiyqin und eine halbverfallene alte Stadt bei Manah. Das Fort ist mehrere Stockwerke hoch und besteht hauptsächlich aus zwei Türmen, die leider nur im Erdgeschoss miteinander verbunden sind. Das heißt zweimal schmale steile Treppen steigen, aber es lohnt sich. Von oben sieht man auf eine halbverfallenen uralten Ortsteil und eine kleine Moschee. Alles ist ruhig, nur ein paar Vögel zwitschern und das Gurren der allgegenwärtigen Tauben klingt herüber. Ein paar Kilometer weiter laufen wir durch eine weitere halbverfallenen Ortsteil. Die Lehmmauern leiden unter dem Regen und müssen ständig repariert werden. Deshalb sind viele auf Beton umgestiegen und lassen die ihre Lehmhäuser verfallen.

Viele Kilometer weiter, in Hayma, tanken wir auf. Hier weichen wir von der Hauptstrecke nach Salalah ab und fahren auf einer Straße, die dem Oil Department of Oman gehört, mitten ins Erdölgebiet hinein. Unser Tagesziel ist die Gegend um Marmul. Landschaftlich gibt es hier weniger als Nichts zu sehen. Alles ist flach, alles ist mit Fahrspuren versehen, überall hat schon mal ein Bagger seine Schaufel in den Boden gerammt. Je näher wir Marmul kommen, desto öfter sehen wir Ölförderanlagen am Horizont, rot brennende Gasfackeln leuchten uns entgegen. Die allgegenwärtigen Pferdekopfpumpen rücken immer näher zur Straße. Als wir direkt zwischen den Pumpen durchfahren, halten wir an, um sie genauer zu betrachten. Ein Elektromotor treibt die Pumpe an, unablässig heben und senken sie ihre massigen Köpfe. Um die Förderöffnung herum ist alles mit Rohöl benetzt, das schwarze Gold, von dem wir so abhängig sind. Ein paar Kilometer weiter folgen wir einer Pipelinepiste, um von der Straße wegzukommen. Außer Sichtweite, aber leider nicht außer Hörweite, wie wir in der Nacht feststellen müssen, bauen wir unser Zelt auf. Es ist windig und wir müssen den Windschatten des Autos nutzen, damit wir das Zelt aufstellen können. Unter der Apsis kochen wir eine Suppe und essen dazu Fladenbrot mit dem obligatorischen „La Vache qui rit“ Streichkäse, Tomaten und Gurken.

Am Morgen ist es windstill. Das Zelt ist feucht und braucht lange zum Trocknen. Schon bald nach dem Zusammenpacken erreichen wir Marmul, ein Ort der fast ausschließlich aus Erdölcamps besteht. Wir tanken nach und trinken einen Kaffee im Restaurant neben der Tankstelle. Vor zwei Jahren waren nicht ganz 60 der ca. 160 Kilometer langen Strecke nach Thumrait geteert, der Rest war Piste. Nun ist die gesamte Strecke asphaltiert, so kommen wir rasch vorwärts. Die Straße von Thumrait nach Salalah ist mit Baustellen und Umleitungen übersät. Man ist gerade dabei, eine Autobahn durch die Dhofarberge bis nach Salalah zu bauen. In Salalah fahren wir zum Hotel Tourist Village, in dem wir während der letzten beiden Omantouren immer eine Ferienwohnung hatten. Allerdings immer mit sechs Leuten, zu zweit ist uns die Geschichte leider zu teuer, wie wir an der Rezeption feststellen müssen. Vroni durchsucht den Reiseführer nach Übernachtungstipps. So finden wir ein Zimmer in den Arabian Sea Villas, ganz am anderen Ende von Salalah. Das Haus liegt direkt am Strand, das Zimmer ist schön und sauber, was will man mehr.

Da es erst Mittag ist, wollen wir die Zeit nicht vergeuden und fahren ganz in den Westen rüber, Richtung yemenitischer Grenze. Früher kam man nur bis zu einer Militärstation, ca. 18 Kilometer hinter Mughsayl und wurde dann zurückgeschickt. Heute soll man direkt bis zur Grenze kommen. Hinter Mughsayl kann man so genannte Blowholes bewundern. Das sind Löcher im Boden der steinigen und unterspülten Küste, durch die bei Wellengang ein Wasserstrahl hochschießt. Ich bin nun schon das dritte Mal hier, kein Wellengang, kein Blow :-(. Dafür haben wir dichten Nebel, der umso dichter wird, desto höher wir in die Berge hoch kommen. Ganz oben sind wir dann über den Wolken und erblicken wieder die Sonne. Am Militärposten werden unsere Passdaten in ein Buch eingetragen, dann dürfen wir weiter. Mit den wechselnden Höhen, sind wir mal unter den Wolken, mal darüber und oft mittendrin. Nach gut 60 Kilometern erreichen wir einen zweiten Militärposten. Hier wieder das gleiche Spiel, Pass abschreiben und freundlich weiterwinken. Kurz hinter dem Posten biegen wir auf die alte Straße ab, die durch die Berge bis an den Yemen heranführt. Das dieser Weg kaum benutzt wird, sieht man an den vielen Steinen auf der Straße, die von den umgebenden Felsen herab fielen und die niemand wegzuräumen scheint. Außerdem ist der Boden übersät mit Fäkalien von Kamelen, Rindern, Schafen und Ziegen. Ich möchte nicht wissen, wie unsere Radkästen aussehen, nicht umsonst heißen die Teile auch Kotflügel ;-). Da wir auf der gesamten Strecke nur sehr langsam vorwärts kommen, wird es immer später und es fängt an zu dämmern. Wir überlegen umzudrehen. Plötzlich stehen zwei Männer am Straßenrand und winken. Ich halte an und drehe das Fenster runter. Freudig begrüßen uns die beiden auf Arabisch, sie können anscheinend kein Englisch. Mit Händen und Füßen fragen sie uns, was wir denn suchen, denn bald gehe es nicht mehr weiter, was wir auch auf der Karte sehen. Der jüngere der beiden spielt die ganze Zeit mit einem langen Dolch herum, was mich etwas irritiert. Doch sie bleiben freundlich und verabschieden uns herzlich. Wir nutzen die Gelegenheit und drehen um. Noch einmal winken wir uns zu, dann zirkeln wir zwischen Steinen und Sch….e wieder zur Hauptstraße zurück.

Nach einer schönen Nacht in der Villa und einem prima Frühstück, wollen wir heute die andere Himmelsrichtung erkunden. Zunächst fahren wir ganz nach Osten, nach Mirbat. Unterwegs stoppen wir kurz an einem trockenen Wasserfall. Im Sommer ist hier Regenzeit und dann stürzen sich die Wasser an dieser imposanten Felswand hinunter, wie uns ein Bild im Reiseführer zeigt. Das Fort in Mirbat war bisher immer geschlossen und nur von Außen zu besichtigen. Diesmal ist es von einer Bretterwand umzäunt und soll anscheinend renoviert werden. Dafür können wir im Hafen den Fischern zuschauen, wie sie ihren Fang an Land bringen und die Fische schuppen und ausnehmen, oder sie in Wassercontainern auf den Ladeflächen ihrer Pickups geben, um sie auf den Märkte Salalahs anzubieten. Über Taqah wollen wir dann zu den Baobabs, oben in den Bergen fahren. Die Piste ist eine reine Baustelle und manchmal grenzwertig für unseren Lancer. An der Stelle, wo die ersten Affenbrotbäume auftauchen sollen, klafft eine riesengroße ausgebaggerte Grube. Die werden doch nicht die schönen dicken Bäume entfernt haben? Ein Stück weiter, wo es zur nächsten Stelle mit Baobabs geht, werden wir von Baustellenarbeitern gebeten umzudrehen. Tatsächlich ist der Boden vor uns total aufgerissen und nur für richtige Geländewagen passierbar. Schade, dann wird es diesmal nichts mit den schönen Bäumen.

Wir fahren weiter nach Norden zur Taiq Cave. Eine vor sehr langer Zeit eingestürzten Höhle, die heute ein großes Tal bildet und in deren Felswänden zahllose Vögel nisten. Bei Tawi Atayr gibt es eine ähnliche Cave, die auch im Reiseführer beschrieben ist, aber die ist nur schlecht zugänglich und kaum einzusehen. Danach machen wir uns auf den langen kurvenreichen und von vielen auf der Straße laufenden Kühen belegten Weg, Salalah im Norden zu umfahren. Im Nordosten wollen wir das Grab von Hiob (der mit der entsprechenden Botschaft) besichtigen. Einsam und ruhig liegt das Gelände vor uns. Eine Moschee, ein paar niedrige Gebäude und das Haus mit dem Grab. Ein älterer Herr weist uns an, die Schuhe auszuziehen, bevor wir den Innenraum betreten. Das Grab des angeblich über drei Meter großen Hiob ist mit grünen (die Farbe Mohammeds) Laken belegt. Vor dem Haus ist ein kleines Viereck gemauert. Unter dem Deckel der angebliche Fußabdruck des Riesen.

Bevor wir wieder nach Norden fahren, gehen wir morgens noch etwas an den Strand. Vroni schwimmt in den Wellen und ich ruhe mich im Sand aus. Nach dem Frühstück und dem Packen sind wir wieder auf Achse. In Thumrait tanken wir voll und biegen bald darauf auf die Piste nach Shisr (Ubar) ab. Ubar soll eine versunkene Beduinenstadt sein, die von amerikanischen Archäologen ausgegraben wurde, dort wollen wir hin. Anfangs ist die Piste noch halbwegs zu fahren, aber die Qualität wird immer schlechter. Schließlich quälen wir uns teilweise mit kaum 20 km/h vorwärts. Für die kaum mehr als 70 Kilometer brauchen wir letztendlich drei Stunden! Im Laden vor der Ausgrabungsstätte kaufen wir kalte Getränke und machen erstmal Pause im Schatten der heruntergekommenen Anlage. Danach besichtigen wir das Museum, ein mittelgroßer Raum hinter dem Kramladen, in dem allerlei Dinge aus der damaligen Zeit (oder auch nicht) ausgestellt sind. Die Ausgrabungsstätte selbst, kann auf gekennzeichneten Wegen besichtigt werden. Ist aber, zumindest in meinen laienhaften Augen, nichts Besonderes. Der beschwerliche Weg mit einem PKW lohnt sich meiner Meinung nach nicht. Das letzte Mal war ich mit meiner Enduro da, da war wenigstens der Weg noch spaßig und wir fuhren damals in die Rub al Khali weiter. Nun müssen wir wieder auf übler Piste zu Straße zurück. An dem im Bau befindlichen großen Kreisverkehr von Shisr gibt es viele Abzweige. Wir kamen vom Süden her und wollten nun eigentlich den Weg nach Norden nehmen. Aber ein neuer Abzweig nach Südosten, fällt durch seine gute Piste auf. Ein Versuch ist es wert. tatsächlich ist die Piste viel besser und wir kommen gut voran. Nach einiger Zeit erreichen wir eine Baustelle, hier wir eine neue Teerstraße gebaut. Kurz darauf können wir auf den neuen Asphalt wechseln und schon rollen wir locker zur Hauptstraße zurück. Wenn wir das vorher gewusst hätten …

Nach einer Übernachtung im schmuddeligen Hayma Motel, setzen wir unseren Weg nach Norden fort. Bei Al Gabah versuchen wir erfolglos eine Salzabbaustelle zu erreichen, die wenige zehn Kilometer von der Straße entfernt sein soll. Doch die Piste wird so übel, dass wir das Unternehmen leider abbrechen müssen. So setzen wir unseren Weg unverrichteter Dinge fort. Auf dem Weg zu unserem Etappenziel Barka, an der Küste oberhalb von Muscat, besichtigen wir wenigstens noch die Forts in Birkat, Imti und Sumail. Letzteres liegt in den Sumail Oasen, einem von tausenden von Palmen gesäumten Wadi, dass wir nur schwer finden. Am Abend erreichen wir endlich Barka und landen wieder in einem etwas schmuddeligen Hotel. Die Auswahl ist hier halt begrenzt und wir können nur zwischen Not und Elend wählen. An der Rezeption fragen wir gleich nach, ob denn morgen wirklich ein Stierkampf stattfindet, denn jeden zweiten Freitag im Winter (den haben wir morgen) soll es einen geben. Tatsächlich findet einer statt und zwar nachmittags um 16:00 Uhr, prima!

Da der Stierkampf erst am frühen Abend beginnt, müssen wir die Zeit bis dahin überbrücken. Dazu fahren wir nach Al Bustan, gleich hinter Muscat, an einen öffentlichen Strand. Unterwegs schauen wir noch kurz ins City Center bei Seeb rein, einer großen Shopping Mall. Wir geben unseren Wagen bei einem Car Wash nebenan ab, er hat es wirklich mehr als nötig und stöbern in der Zwischenzeit in der Mall herum. Bei Costa Coffee frühstücken wir, endlich mal wieder ein anständiger Kaffee. Danach kaufen wir noch einige Dinge ein, die wir fürs Überleben brauchen, Brot, Käse, Obst, Gemüse. In einem blitzsauberen Wagen setzen wir dann unseren Weg fort und sind schon bald am Strand. Unter einem Sonnendach finden wir Schatten. Während Vroni mit den Fischen spielen geht, liege ich auf unserer Matte und teste die Augenlieder auf Durchlässigkeit. Nach ein paar Stunden treten wir den Rückweg an, um nicht zu spät zum Stierkampf zu kommen.

Als wir die Arena erreichen, stehen schon die ersten Stiere angepflockt davor. Einige schnauben wild und scharren mit den Vorderbeinen tiefe Löcher in den Boden. Andere stehen ganz ruhig da, als ginge sie das Ganze nichts an. Mit der Zeit füllen sich die Ränge, aber auch am Rand der Kampffläche selbst, machen es sich viele bequem. Immer mehr Stiere werden herangebracht und an Pflöcken rund um die Kampffläche festgebunden. Irgendwann taucht ein Sprecher mit einem Megaphon auf und eröffnet die erste Runde. Zwei stattliche Tiere werden herangeführt und wirken zuerst ziemlich lustlos. Plötzlich gehen sie aufeinander los und schieben sich gegenseitig mal in die eine und dann in die andere Richtung. Die Besitzer rennen um die beiden Tiere herum und feuern sie lautstark an. Auf einmal werden die beiden Kontrahenten getrennt, ein Seil ist immer an einem Vorderbein befestigt, und der Kampf ist vorbei. Wer nun warum gewonnen oder verloren hat, bleibt uns unklar. So werden nacheinander immer zwei weitere Stiere in die Mitte der Arena gebracht. Mal eher ohne Kampfeslust und mal eher stürmisch gehen die Rindviecher aufeinander los und werden schon bald wieder getrennt. Alles ist eher spaßig, ohne Blutvergießen und ohne tierischen Ernst. Am Besten ist es, wenn sich eines der Tiere losreißt und mitten unter die rund um die Kampffläche sitzende Menge läuft. Die springt natürlich panisch auf und stürmt davon. Klar dass ich auch die ganze Zeit vorne am Geschehen dabei bin. Aber statt wegzulaufen, versuche ich die panische Menge zu fotografieren, wie die Leute ihre Schlappen stehen lassen und barfuß das Weite suchen ;-).

Buraimi
Um nicht die langweilige Küstenautobahn fahren zu müssen, nehmen wir eine neue Teerstraße durch die Berge. Über Rustaq und Yangul beschreiben wir einen großen Bogen und erreichen bei Sohar wieder die Küste. Von da aus wenden wir uns wieder ins Landesinnere und sind am Abend in Buraimi. Schon 20 Kilometer vor der Stadt bekommen wir unseren omanischen Ausreisestempel in den Pass gedrückt. Nun sind wir aus dem Oman draußen, aber noch nicht in den Emiraten drinnen. Buraimi ist noch omanisch, direkt daneben liegt die emiratische Stadt Al Ain. Beide Orte sind neuerdings durch einen Grenzzaun getrennt. Touristen können nur über den nördlichen Hili-Übergang die Seiten wechseln, das aber problemlos und ohne Stempelung des Passes. Erst wenn man tatsächlich dauerhaft in die Emirate möchte, wird man beim Immigration-Office vorstellig und lässt sich seinen Einreisestempel geben.

Noch am Nachmittag versuchen wir den Kamelmarkt in Al Ain zu finden. Aber es scheint ihn nicht zu geben. Wir haben drei Reiseführer mit unterschiedlichen Angaben. Wir fragen zig Leute und jeder schickt uns woanders hin. In Al Ains Innenstadt gibt es Baustellen, Umleitungen und einen Heidenverkehr. Wir suchen uns einen Wolf, aber finden ihn nicht. Genervt geben wir auf und fahren jetzt erstmal zum Jebel Hafeet hinauf, der ca. 20 Kilometer außerhalb liegt. Am Fuße des Berges wurden künstliche Landschaften mit Seen und begrünten Hügeln angelegt, alles künstlich bewässert. Die Straße windet sich steil und kurvenreich den Berg hinauf - warum ist hier kein Allrad vorgeschrieben ;-). Oben angekommen, stehen wir auf einem großen Parkplatz mit Aussicht, doch das ist Vroni nicht genug. Sie will noch einen steilen Schotterweg, bis fast zur Spitze des Berges hinauf laufen. Also machen wir das und latschen los. Der Weg zieht sich steinig hinauf, doch die Aussicht lohnt sich. Mit einem Motorrad wäre man durch die Öffnung im Zaun auch durchgekommen, dann hätte man ganz oben zelten können …

Obwohl wir offiziell schon aus dem Oman draußen sind, führt unser Ausflug weiter durch omanisches Gebiet. Das geht nur, weil die Grenzeabfertigung so weit weg von Buraimi stattfindet. Zuerst fahren wir fast bis zur Grenzstation zurück, biegen dann aber auf eine kleine Straße nach Norden ab. Nach einiger Zeit biegen wir nochmals ab, diesmal nach Osten und erreichen Khutwa. Bevor wir weiter fahren, kaufen wir noch frisches Brot ein. Ein Stückchen weiter kommen wir über eine Passhöhe und sehen von hier oben aus schon die Palmen der Oase. Wir fahren durch die Gärten und finden einen kleinen schattigen Platz, ideal für ein Frühstück. Ich werfe den Gaskocher an und mache Wasser für den Kaffee heiß. Vroni breitet derweil unsere universelle Unterleg-Matte aus und kümmert sich um die restliche Verpflegung. Grillen zirpen, Vögel zwitschern und wir picknicken gemütlich, einfach nur schön. Ab und zu kommt jemand vorbei, der in den Gärten arbeitet und winkt uns freundlich zu. Nach der Stärkung spazieren wir durch die Oase und schauen uns alles an. Es gibt verzweigte Bewässerungssysteme, Felder mit Viehfutter oder Gemüse, Bananenstauden, Dattelpalmen. Am anderen Ende der Oase ist ein Wadi mit einer tiefen schmalen Schlucht. Ganz unten plätschert ein Bach und liefert das Wasser für die Pflanzen. Neben einer Hütte steht ein Mann und backt ein riesiges Fladenbrot. Als Ofen dient ein auf der Seite liegendes Fass, in dem ein Feuer brennt. Auf der heißen Fassseite wird dann das Brot gebacken. Dahinter versteckt sich eine kleine Moschee im dichten Grün der Gärten. Ein Abstecher, der sich gelohnt hat!

Weiter im Norden, bei Mahda, besichtigen wir ein weiteres Fort. Neben der Straße finden wir auch eine interessante Wasserpumpe. Ein großvolumiger Einzylinder treibt lautstark und langsam, mit vielleicht 100 Umdrehungen/Minute, eine Pumpe über einen Treibriemen an. Das Treibstofffass liegt leicht leckend auf einem Erd-/Steinhaufen, der arme Boden. In einem Bogen halten wir wieder auf Buraimi zu, biegen dann aber ins Fossile-Valley ab. Ein fast kreisrundes Tal zwischen den Bergen. Auf einer Sandpiste fahren wir tief hinein und parken den Wagen irgendwo am Rand. Dann kraxeln wir zwischen den Felsen herum und suchen die Fossilien zwischen den Steinen, natürlich nur zum Fotografieren der Objekte! Neben Muscheln und Schnecken finden wir auch Reste von Korallen. Leider auch jede Menge Müll, den irgendwelche Leute hier liegen gelassen haben.

Am nächsten Morgen reisen wir dann offiziell in die Emirate ein. Dabei stellen die Grenzer fest, dass wir nie draußen waren. Bei der Ausreise in Hatta vor ein paar Wochen, wurde vergessen unsere Pässe abzustempeln. Aber alles kein Problem meint er, unsere Visa wären ja noch gültig. Nach einem überteuerten Frühstück im Leisure Restaurant, versuchen wir nochmals unser Glück mit dem Kamelmarkt, doch wiederum erfolglos. Was soll’s, es hat halt nicht sollen sein. Wir fahren auf die Autobahn und düsen Richtung Abu Dhabi weiter. Kurz vor der Stadt biegen wir erst nach Westen, dann nach Süden ab und fahren zu den Liwa Oasen hinunter. Gleich zu Beginn gibt es linkerhand das emiratische Automuseum. Es ist nicht zu übersehen, steht doch ein übergroßer Land Rover am Straßenrand, in dem ein Restaurant eingerichtet wurde. Das Museum ist zwar noch nicht fertig, ein Besuch aber dennoch möglich. Der Eintritt ist (noch) kostenlos. Im Inneren stehen viele schöne alte, aber auch neuere Autos. Außerdem ein übergroßer Lastwagen, in dessen Inneren eine ganze Wohnung mit Küche, mehreren Schlafzimmern und Bad untergebracht ist. Angeblich ist das Ungetüm wirklich mal gefahren, mit max. 26 km/h soll es durch die Wüste gerollt sein. Nach ca. 150 Kilometern, so gut wie nur geradeaus, erreichen wir das östliche Ende der Liwa Oasen. Hier schwenken wir in westliche Richtung und fahren auf einer autobahnähnlichen Straße, die letzten ca. 60 Kilometer bis nach Mizer’ah. Im letzten Büchsenlicht erreichen wir das Liwa Resthouse, das seine besten Zeiten schon lange hinter sich hat.

Heute ist unser letzter Urlaubstag. Zuerst machen wir noch einen Abstecher in die Dünen der Rub al Khali. Knapp 20 Kilometer weit kann man auf Asphalt durch die Sandberge kurven, bis der Teer bei der Moreeb Dune endet. Diese Düne ist wie ein Skigebiet in unseren Breiten ausgebaut, nur halt für Motorsport mit Quads und 4WDs anstatt für Ski. Es gibt Flutlicht für nächtliche Aktivitäten, einige Unterkünfte, Kinderspielplätze und ein Campinggelände.

Nach vielen Kilometern langweiliger Autobahn erreichen wir Abu Dhabi. Dort fahren wir direkt zum Break-Water-Island. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf die Skyline von Abu Dhabi. Außerdem besuchen wir die Marina Mall (saubere Toiletten!), kaufen etwas Obst, trinken guten Kaffee und essen auch ein Eis. Danach düsen wir nach Dubai weiter. Dort wollen wir auf dem Dubai Creek noch eine Bootsfahrt machen. Doch bis wir da sind, fängt es schon zu dämmern an, so dass sich die Fahrt nicht mehr lohnt. Die letzten Stunden bis zum Rückflug verbringen wir in der City Center Mall nahe dem Flugplatz. Wir essen noch etwas, bewundern die Angebote, gönnen uns noch einen guten Kaffee und lassen die Reise Revue passieren. Vroni spricht immer vom „nächsten Mal“, also scheint es ihr gefallen zu haben (net geschimpft is gn'ug gelobt ;-) ), mir aber auch!