Oman 2010: Bericht ⇒ Mit dem Toyo durch Wüste und Berge |
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Gedränge, Gehupe, quälendes Vorwärtskommen in der Hitze. Autos drängen sich in nicht vorhandene Lücken, indische und pakistanische Radfahrer drängen sich entgegen der Fahrtrichtung zwischen den Blechkarossen hindurch. Schon seit Stunden versuchen wir unser Hotel in Dubai zu finden. Vroni schimpft, wozu wir eine Menge elektronischer Geräte mitschleifen, wenn die Dinger eh nichts taugen. Tatsächlich ist die Straße nicht im Kartenmaterial unserer GPS-Empfänger zu finden, und die aus Google Earth herausgesuchte Koordinate ist falsch. Passend dazu sehen wir an einer Bushaltestelle eine Werbung für die sich ständig veränderte Stadt: „Dubai is like a map which is updated every day!“ Wir fragen einen Taxifahrer nach dem Hotel und dieser zeigt lächelnd auf die andere Straßenseite, da steht der Kasten. Tatsächlich sind wir schon mehrmals daran vorbei gekrochen, ohne es zu sehen … Endlich liegen wir frisch geduscht und übermüdet vom Nachtflug auf unserem Bett und gehen noch mal den bisherigen Tag durch. Früh am Morgen sind wir gelandet und hatten gleich unser Auto abgeholt, einen Toyota Fortuner Geländewagen. Damit sind wir gleich zur Dubai Mall gefahren, dem Einkaufszentrum im Burj Khalifa, dem mit 828 Metern Höhe momentan höchstem Gebäude der Welt. Nach einem zweiten Frühstück bei Starbucks, wollten wir uns für eine Führung auf der Besucherplattform anmelden. Für heute und morgen waren keine Plätze mehr frei, deshalb buchten wir eine Besichtigung am Ende unserer Reise. Nachdem wir dann die ganzen Geschäfte bewundert hatten und im Supermarkt Vorräte und einen Klappspaten für unsere Tour eingekauft haben, wollten wir rasch zum Hotel. Aus dem Rasch wurden dann fast fünf Stunden! Heute wollen wir es locker und richtig touristisch ;-) angehen. Deshalb lassen wir uns vom Hotel Shuttle zum City Center Einkaufszentrum bringen und chartern dort eine Stadtrundfahrt mit einem oben offenen Doppeldeckerbus. So eine Sightseeingtour hatte ich schon öfter in verschiedenen Städten gemacht, man kommt bequem zu den verschiedensten Sehenswürdigkeiten, ohne sich selbst durch den Verkehr quälen zu müssen. Weiter will ich gar nicht auf die Stadtrundfahrt eingehen, außer dass sich diese Tour aus touristischer Sicht gelohnt hat (auf der rechten Seite sieht man am besten). Am Ende haben wir uns dann noch auf einer Dhau über den Dubai Creek schippern lassen und den Sonnenuntergang bewundert. Einen Tipp noch für das Abendessen: In dem restaurierten Viertel neben dem Dubai Museum gibt es zwei kleine Restaurants, das eine ist ein Gartenlokal, bei dem anderen sitzt man auf einer Dachterrasse. In beiden Lokalitäten ist die Auswahl nicht besonders groß, aber man kann dort lecker essen, z. B. zartes Kamelfleisch. Nach dem Großstadtleben geht unsere Tour heute richtig los. Erstes Ziel ist die Halbinsel Musandam. Die Fahrt bis zur Grenze ist eher langweilig, erst nach dem Grenzübertritt wird die Landschaft gebirgig und die Kurven schreien nach einem Motorrad. In Khasab ziehen wir omanische Rial aus dem Automaten und kaufen noch ein paar frische Sachen für das Abendessen ein. Dann rollen wir auf die Piste ins Landesinnere. Das heißt, zu Beginn ist der Weg eine Baustelle, auch hier soll die schöne Piste also geteert werden. An einem Abzweig zu einer Ansiedlung steht ein Mann und hält den Daumen raus. Wir räumen die Sitzbank frei und nehmen ihn mit. Kurvig und teils sehr steil führt uns das Schotterband auf über tausend Meter hinauf. Unser Mitfahrer redet nicht viel, erst als er aussteigen will, wird er munter. Bis zur Passhöhe am Jebel Harim sind wir dann wieder alleine. Vom Pass aus hat man einen schönen Blick auf den weiteren Pistenverlauf und ins Tal hinunter. Ein paar Kilometern weiter ist ein omanischer Grenzposten, der uns die Weiterfahrt verweigern würde, dort war ich vor ein paar Jahren schon einmal mit dem Motorrad. Deshalb und weil die Sonne gerade hinter den Bergen verschwindet, sparen wir uns den Rest der Piste und den Besuch der Grenzanlage. Wir müssen ja noch unser Zelt aufbauen, wenn es geht noch vor der Dunkelheit. Wir drehen um und holpern zum Khor Najd, dem wohl meist fotografierten Fjord im Oman. Die meisten bleiben oben am Aussichtspunkt stehen und scheuen die engen Kehren zum Meer hinunter, obwohl man dort unten gut campen kann. Im letzten Büchsenlicht bauen wir unser Zelt unter einem, momentan unnötigen, Sonnendach auf. Danach brutzele ich uns das Abendessen, das wir bei Vollmond und Meeresrauschen im Hintergrund einnehmen, ist das nicht romantisch … Am Morgen wecken uns einige Ziegen, die ihr karges Mahl zwischen den Steinen suchen. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit dem herrlichen Panorama über den Fjord vor Augen, packen wir unser Zelt zusammen und fahren nach Khasab. Dort buchen wir zuerst ein Zimmer im Khasab Hotel und fahren dann gleich weiter zum „Musandam Sea Adventure Tourism“ Reisebüro, in dem wir am gestrigen Mittag eine Dhaufahrt gebucht hatten. Pünktlich werden wir abgeholt und fahren in den Hafen, in dem schon einige der alten hölzernen Segelschiffe liegen. Natürlich werden die Boote heute mit einem Motor angetrieben und der Stoff, der früher das Segel bildete, liegt heute horizontal über dem Deck und dient als Sonnenschutz. Eine Deutsche namens Dagmar stellt sich uns als Reiseleiterin vor. Das ist schon meine vierte Dhautour, aber die erste mit einem Touristenführer - die Zeiten ändern sich. Wir müssen noch eine Weile warten, da noch eine Reisegruppe aus Dubai angemeldet ist und die hat sich leider verspätet. In der Zwischenzeit bekommen wir leckeren Tee serviert und Dagmar gibt die ersten Informationen zur Tour. Dann kommen endlich die Nachzügler, hauptsächlich Deutsche, aber auch ein englisches Pärchen. Komischerweise kommen wir sofort mit den Engländern in ein nettes Gespräch, unsere Landsleute kapseln sich ab. Der 16 Kilometer lange Khor Shimm, durch den wir seit knappen zwei Stunden tuckern, ist der größte Fjord der Halbinsel. Die in verschiedenen Beige- und Brauntönen schimmernden Kalksteinfelsen spiegeln sich im ruhigen tiefblauen Wasser. In einigen Buchten haben sich kleine Dörfer an den Fuß der über 1000 Meter hohen Wände geduckt. Die Ortschaften der hauptsächlich vom Fischfang lebenden Bewohner sind nur auf dem Wasserweg zu erreichen. Die Kinder gehen auf ein Internat in Khasab und kommen nur am Wochenende nachhause. Wir stoppen in einer kleinen Bucht, um zu Schnorcheln und zu Baden. Vroni und ich sind sofort im Wasser, gefolgt von den Briten und einigen wenigen Deutschen. Den meisten ist das Wasser zu kalt, aber wenn sogar ich reinhüpfe, kann es eigentlich nicht zu kalt sein ;-). Man kann die Unterwasserwelt bei weitem nicht mit dem Roten Meer vergleichen, vor allem ist die Sicht nicht so klar wie dort. Aber man sieht trotzdem eine Menge bunter Fische, meist Kaiserfische und kleine Barsche, aber auch Seeigel und Muscheln und hier meine ich lebende und nicht die leeren Kalkschalen, die man am Strand findet. Auch Schnecken und verschiedene Korallenarten lassen sich unter Wasser bewundern. Als wir (für die Mitreisenden endlich) wieder aus dem Nass steigen, wird das Mittagessen serviert. Es gibt Fisch, Hühnchen, Reis, Gemüse, Salat, Kichererbsenbrei und Fladenbrot. Am Nachmittag legen wir in einer anderen Bucht an und Vroni soll mit einem Brotfladen ins Wasser steigen. Kaum ist sie drin, wird sie auch schon von zig blau-gelben Kaiserfischen umschwärmt, die das Brot fressen wollen. In dem ganzen Getümmel wird auch Vroni mit angeknabbert, was aber nicht wirklich schmerzhaft ist. Ich schnorchele und tauche am Meeresgrund entlang, immer von einigen Fischen begleitet. Sie warten darauf, dass ich den Sandboden mit den Flossen etwas aufwühle und stürzen sich dann auf die aufgewirbelte Wolke, um etwas Fressbares darin zu finden. Diesmal sind wir die beiden Einzigen im Wasser, die anderen sind anscheinend zu bequem oder zu satt vom Essen. Sie schauen nur zu, wie wir von Fischen umschwommen werden und lachen über Vronis Schreie, wenn eines der Flossentiere wieder ihren Finger statt des Brotstückchens erwischt hat. Auf der Rückfahrt zum Hafen sehen wir leider nur 2 Delfine. In den letzten Jahren waren es immer ganze Schulen, sogar mit Jungtieren, aber dieses Mal machen sich die Meeressäuger ziemlich rar, schade. Trotzdem war die Dhaufahrt wieder ein schönes Erlebnis und bei einer evtl. weiteren Reise in den Oman, würde ich wieder mitfahren. Nun machen wir noch einen Abstecher ins Wadi Qadah. Dort soll es noch einige uralte Felsgravuren geben, die wir anschauen wollen. Nach einigen Kilometern Piste erreichen wir den Ort Tawi. Hühner gackern, Ziegen meckern und Grillen zirpen was das Zeug hält. Hier im engen Tal scheint die Luft zu stehen und die Hitze drückt schon früh an diesem Morgen. Vroni liest die Beschreibung vor, nach der wir den Platz finden sollen. Ein Brunnen soll unter zwei Bäumen stehen und dann gleich links seien die gravierten Felsen. Wir finden einige Brunnen und einige Bäume, aber keine Gravuren. Erst als wir schon fast aufgeben wollen, finden wir durch Zufall das gesuchte Ziel. Viel zu offensichtlich steht der Brunnen mit seinen beiden Bäumen am Pistenrand, vielleicht sollten wir mal die Brille putzen ;-). Die Felsen mit den Gravuren liegen wie durcheinander gewürfelt neben der Piste. Sie stammen aus einer Höhle, die durch Erosion zusammenfiel und deren Wände dann von der Bergwand herabstürzten. Schiffe, Kamele und weitere Symbole und Zeichen sind gut auf den verwitterten Steinen zu erkennen. Das Alter der Gravuren liegt bei geschätzten 2.000 Jahren! Einige Zeit später befinden wir uns am Fuß der Berge des Emirates Ras al Kaimah. Wir suchen den Einstieg zur so genannten Dibba Piste, die von hier aus über omanisches Gebiet und durch spektakuläre Landschaften nach Dibba führen soll. Nicht immer wird man von den emiratischen Grenzern durchgelassen, aber wir wollen es trotzdem versuchen. Nach der Durchquerung einer mit Akazien bewachsenen Ebene, erreichen wir einen steilen Weg in die Berge hinauf. Ein Schild verbietet die Weiterfahrt mit Fahrzeugen. Ist das der Einstieg? Landkarte und GPS helfen uns nicht weiter. Sollen wir uns vom Verbotsschild abhalten lassen? Wir wollen die Weiterfahrt wagen. Zuerst den Allrad einschalten, dann tief Luft holen und Gas geben. Die Piste ist mehr als steil, doch der Toyota zieht unbeirrt hinauf. Enge steile Kehren, in denen der Wagen auch mal etwas wegrutscht, lassen Vroni immer wieder kurz aufschreien. Irgendwann erreichen wir eine Hochebene, auf der ab und zu kleine Bauernhäuser stehen und Felder im grünen Kontrast zu den braunen Bergen stehen. Nach mehreren weiteren Anstiegen und dem Durchqueren von einem tiefen Graben, stehen wir auf einer Art Pass hoch über Ras al Kaimah mit Blick auf das Meer. Rein von der Richtung her müssen wir falsch sein. Ich erkunde zu Fuß den weiteren Pistenverlauf und kehrte kopfschüttelnd zu Vroni zurück. Hinter der nächsten Kurve geht es so steil hinab, dass man zu Fuß schon den Halt verliert und den Hang hinunterrutscht. Das Risiko ist mit zu groß, außerdem sind wir offensichtlich sowieso auf der falschen Strecke gelandet. Wir drehen um und fahren den ganzen Weg wieder zurück. Die steilen Anstiege, die unser Wagen so gut gemeistert hatte, sind bei der Abfahrt nicht so einfach zu bewältigen. Teilweise rutschen wir mit blockierten Rädern die steilen Pisten hinunter. Zwischendurch steigt Vroni sogar aus und geht zu Fuß, weil sie Angst hat mit dem Wagen abzustürzen - und wer denkt an meine vollen Hosen? ;-). Als wir wieder unbeschadet im Tal ankommen, fällt uns nicht nur ein Stein vom Herzen. Das nächste Mal drehen wir früher um oder fahren solche Steilhänge erst gar nicht hoch … Am nächsten Tag stehen wir an der emiratisch/omanischen Grenze direkt an der Küste. Der Grenzer ist anscheinend etwas überfordert, doch irgendwann haben wir alle notwendigen Stempel im Pass und rollen weiter nach Süden. In einem Supermarkt ergänzen wir unsere Vorräte und kaufen für Vroni einen schönen Schal, der beim Besuch der großen Moschee in Muscat als bei Frauen vorgeschriebenes Kopftuch dienen soll. Außerdem gönnen wir uns im dortigen COSTA Café einen leckeren Latte, einen von uns bevorzugten STARBUCKS gibt es in diesem Laden leider nicht. In den Straßencafés der Emirate und im Oman gibt es nur Nescafé und der arabische Kaffee mit Kardamon in den seltenen omanischen Wasserpfeifen-Stuben behagt unseren Geschmacksnerven nicht. Deshalb suchen wir zwischendurch Supermärkte auf, um mal wieder einen (für unseren Geschmack) halbwegs anständigen Kaffee zu bekommen. Frisch gestärkt suchen wir das Wadi Mubrah und biegen nach rechts in Richtung Berge ab. Doch irgendwie stimmen die Ortschaftsnamen auf der Landkarte nicht mit denen auf den Ortsschildern überein. Nach vielen Kilometern beschließen wir umzudrehen, weil wir den falschen Weg genommen haben – so denken wir in diesem Moment zumindest. Also wieder zur Küste zurück und in den nächsten Weg Richtung Gebirge eingebogen, aber auch dieser ist nicht der Richtige. Schließlich fahren wir die Hauptstraße nach Al Hoqain hinauf, die wir eigentlich vermeiden wollten. Hinter Al Hoqain wechseln wir auf eine Piste durch das Wadi Bani Ghafir und schlängeln uns die Berge hinauf. Einige Wasserdurchfahrten sind in diesem Flussbett unumgänglich und würzen den Weg. An beiden Seiten finden wir Oasengärten, deren Palmen sich über die Hügel verteilen und mitten darin kleine Ortschaften mit traditionellen Lehmbauten. Eigentlich wollten wir hier oben irgendwo campen, aber es gibt zu viele Leute und zu wenig geeignete Plätze für ein Zelt. Schließlich endet das Wadi an einer Teerstraße und wir rollen darauf bis nach Rustaq, an dessen Ortsrand wir ein Hotel für die Nacht finden. Zum Abendessen gibt es die Einkäufe, die für das Campen gedacht waren, mit dem Gaskocher lässt sich ja auch in einem Zimmer gut brutzeln ;-). Wie fahren durch das Wadi Sathan und wollen zu einem Wasserfall, an dem wir auf der Motorradtour 2007 übernachtet hatten. Natürlich finde ich nicht auf Anhieb den richtigen Weg ;-), trotzdem holpern wir über schöne Bergpisten durch das Akhdar-Gebirge und genießen Aussichten in tiefe Täler und auf bis zu 3.000 Meter hohe Gipfel. Dabei finden wir ein schönes Seitental, in das wir uns zu Fuß vorarbeiten. Schon nach wenigen Hundert Metern finden wir einige Wasserbecken, die zum Baden einladen. Gemeinsam mit Fischen, Fröschen, Kaulquappen, Schnecken und anderem Getier genießen wir die einsame „Bergbadewanne“ inmitten einer engen Schlucht. Nach dem erfrischendem Bad, müssen wir langsam wieder die richtige Richtung finden. Vom Laptop lade ich den Track von 2007 runter und kaum macht man es richtig, funktioniert auch die Orientierung wieder ;-). Der gesuchte Wasserfall ist auch diesmal ohne Wasser, trotzdem klettern wir die Felswände hinauf und in das tief eingeschnittene Wadi hinein, aus dem das Wasser kommen würde, wenn es denn da wäre. Außer einigen alten Pfützen ist hier oben alles trocken. Der Einschnitt führt weiter durch den Berg bis zum Dorf Balat Seet, doch für diese Wanderung fehlt uns gerade die Muße. Wir folgen auf steilen Pisten weiter dem Wadi Bani Anf und erreichen bald hinter Hat eine Passhöhe. Ab hier rollen wir auf Teer ins Tal hinab und erreichen bei Sonnenuntergang die Stadt Nizwa. Hier beziehen wir unser vorbestelltes Zimmer im „Majan Guest House“. Nach dem wir uns stadtfein gemacht haben, bringen wir unsere Schmutzwäsche in eine Laundry und suchen ein omanischen Restaurant auf, in dem wir schon bei der letzten Reise essen wollten, es aber irgendwie nicht geschafft hatten. Die Speisen unterscheiden sich nicht besonders von der hier sonst üblichen indischen Küche, aber man sitzt auf dem Boden und jede Familie oder Gruppe hat eine eigene „Kabine“, die vor den Blicken anderer Gäste abschottet. Das Essen schmeckt prima aber das Sitzen auf dem Boden ist trotz zahlreicher Kissen auf Dauer unbequem. Und wenn man 50 ist, fällt einem das Aufstehen (mit vollem Wanst) und das Entfalten der zusammengekauernden Knochen am Ende doch ziemlich schwer ;-). Um die müden Knochen etwas zu trainieren, wollen wir heute durch das Wadi Qurai wandern. Nach einigen Kilometern Autobahn erreichen wir den Abzweig und folgen einer Teerstraße, die laut Reiseführer eine Piste sein sollte, bis zu einem Dorf, in dem alle fahrbaren Wege enden. Nun wird der Rucksack umgeschnallt und Trinkwasser eingepackt, bevor wir dem Falaj in die Schlucht hinein folgen. Auf den Betonmauern des Wasserlaufes kann man prima laufen, ohne ständig über die Steine des Flussbettes steigen zu müssen. Doch einige Hürden wurden schon eingebaut. Zuerst müssen wir auf dem ca. 40 Zentimeter schmalen Falaj, natürlich ohne Geländer, das ungefähr vier Meter tiefer liegende Wadi überqueren. Später ragen Felsen soweit über den kleinen Kanal, dass wir entweder wie Freeclimber herum klettern müssen, oder auf allen Vieren kriechen, oder die sichere Variante den Abstieg in das Flussbett wählen. Unterwegs treffen wir ein paar Jungen, die auch das Wadi hinauf laufen. Einer von ihnen hat eine Plastiktüte in der Hand, aus der eine Katze herausschaut und kläglich miaut. Als wir ihn nach dem Sinn des Transportes fragen, schenkt er uns das Tier und nachdem es kurz um unsere Beine gestrichen ist, verschwindet es auch schon zwischen den Felsen. Weit oben in der Schlucht finden wir schöne Wasserbecken mit kleinen Wasserfällen. Überall wachsen Moose und andere Pflanzen und das leuchtende Grün ist eine Wohltat für unsere Augen. Leider darf man hier nicht baden, da das Wasser die Trinkwasserversorgung für die unterhalb liegenden Häuser ist. Trotzdem lohnt sich die Wanderung in diese schöne Schlucht, auch wenn sie am Ende nur etwas für das Auge und natürlich eine Übung für den Körper ist … Für den Rückweg nach Nizwa wählen wir eine kleine Nebenstraße, die durch Birkat al Mauz führt. Hier geht es zum Jebel Akhdar hinauf, den man nur mit einem Allradwagen befahren darf. Obwohl wir schon im letzten Jahr oben waren, wollen wir diesmal noch einmal hinauf fahren. An der Kontrollstation werden unsere Namen und die Nationalität in ein Buch eingetragen, dann heißt es, „start four wheel, good bye!“ Wir steigen die steilen Straßen hinauf und überqueren eine Hochebene. Diesmal wollen wir nicht wieder das ganze Plateau abfahren, sondern nur die Felsenwohnungen besuchen. Nach einigen Kilometern Piste erreichen wir die bewohnte Felswand und beobachten eine Gruppe Mädchen und junge Frauen, die Töpfe und andere Sachen auf dem Kopf balancieren und auf einem Pfad zuerst in das Wadi hinab steigen und dann auf der anderen Seite zu den Felshöhlen hinauf laufen. Weit hallen ihre Rufe durch die ganze Schlucht. Ein kleiner Junge gesellt sich zu uns und während er irgendetwas Süßes aus einem Glas schleckt, ruft er immer wieder Worte zur Felswand hinüber. Ein alter Mann taucht dort auf und erwidert etwas. Anscheinend können die Bewohner auch über weite Strecken so miteinander kommunizieren. Wieder in Birkat al Mauz zurück, besuchen wir das dortige Fort. Es ist zwar wegen Renovierung geschlossen, aber die Tür ist offen. So schleichen wir uns hinein und schauen uns im Innenhof um. Die Arbeiten sehen abgeschlossen aus, nur die Hinweisschilder sind noch abgedeckt. Bevor wir Ärger bekommen, verdrücken wir uns lieber und fahren zum anderen Ende des Ortes. Hier klettern wir zu den halb verfallenen alten Lehmhäusern hinauf und schauen uns in den Ruinen um. Von hier oben aus hat man einen prima Überblick über die palmenbestandene Oase und auf den kurz bevorstehenden Sonnenuntergang. Ein schöner Abschluss des Tages. Schon früh am Morgen sind wir wieder auch Achse und fahren nach Al Qabil, am Nordrand der Wahiba Sands. Dort tanken wir voll und ergänzen Lebensmittel und Wasser. Ein Eis am Stil rundet die Einkäufe ab. Bevor es in die Wüste geht, besuchen wir noch die Oase Al Wahiyah. Sie wird als malerisch und schön beschrieben und ein Picknick im Schatten der Palmen soll herrlich sein. Na ja, vielleicht war das früher mal so. Uns präsentieren sich die Gärten nicht mehr ganz so romantisch. Einige der Pflanzungen sind heruntergekommen, reger Verkehr in dem Örtchen verbreitet Unruhe. Im Hinterkopf beschäftigt mich der noch zu findende Einstieg nach Süden, da habe ich keinen Nerv, um mit Gewalt doch noch ein schönes Eckchen zu suchen – Flucht nach vorn. Bevor es richtig in die Wüste geht, besteht Vroni darauf, die Tankfüllung zu ergänzen, obwohl die letzte Füllung noch keine 50 Kilometer her ist. Nach dem wir dann einige Male am vermeintlichen Pisteneinstieg vorbei getuckert sind, wird der Laptop ausgepackt und das GPS daran angeschlossen. Mit Hilfe von TTQV und der hinterlegten Rasterkarte finden wir dann schnell den richtigen Eingang zum Sandhaufen. Als wir sicher sind, den richtigen Weg eingeschlagen zu haben, wird der Rechner wieder weggepackt. Nun folgen wir den vorhandenen Spuren nach Süden. Anfangs ist die Strecke leicht zu befahren, wir haben noch nicht mal den Allrad eingeschaltet. Hin und wieder kommen wir an armselig ausschauenden Hütten vorbei, einige Kamele blicken uns gelangweilt nach. Dann kommt der Punkt, an dem wir auf den Antrieb aller vier Räder angewiesen sind. Ein steiler Dünenanstieg stemmt sich unserem Vorwärtsdrang entgegen. Mit dem Auto habe ich noch nicht viel Wüstenerfahrung, bisher war ich (fast) immer nur auf zwei Rädern in sandigen und steinigen Gefilden unterwegs. Der erste Anlauf zur Überwindung des Hindernisses geht natürlich schief, kurz vor dem Dünenkamm bleibt unser Toyo stehen. Zum Glück kann ich den Wagen wieder freibekommen, in dem ich rückwärts die Düne runterfahre. Dann machen noch einen Versuch, jedoch mit mehr Anlauf, aber auch diesmal scheitern wir. Wiederum fahren wir den Sandhaufen rückwärts runter. Mit noch mehr Anlauf und eingeschalteter Untersetzung versuchen wir es noch einmal. Schlingernd, aber ohne die Traktion (völlig) zu verlieren, arbeiten wir uns hinauf und haben es geschafft. Auf der ganzen Strecke hatten wir nur zwei oder drei solcher „Problemstellen“, der Rest war ohne große Schwierigkeiten zu bewältigen. Falls jemand meint, es wäre verantwortungslos gewesen die Wahiba alleine und ohne Sandbleche zu befahren, ich habe schon gewusst was ich tue. Ich habe diese Wüste schon mehrmals mit dem Motorrad durchquert und kannte die nicht sehr großen Schwierigkeiten der Strecke. Außerdem sind alle paar Kilometer Brunnen oder Hütten mit Einheimischen zu finden. So dass wir bei einer eventuellen Panne zumindest nicht verdursten müssten und schnell Hilfe gefunden hätten. Tief in der Wahiba erreichen wir auf eine Sandebene, die mit zartgrünen Grasbüscheln übersäht ist. Hier treffen wir überall auf Ziegenherden, die scheinbar herrenlos durch die Sandberge ziehen. Doch in einiger Entfernung zu unserer Strecke sehen wir immer wieder Hütten, oder Umzäunungen mit Kamelen. Hier leben die Besitzer der grasenden Tiere. Zwischendurch kommen wir immer wieder an einsamen Brunnen vorbei. Wenn man hier Wasser holen möchte, sollte man etwas technisches Verständnis mitbringen. Man muss nämlich zuerst den Motor eines Generators mit einer Kurbel zum Laufen bringen, dann den Strom zur Pumpe einschalten und erst jetzt sprudelt das kühle Nass aus den Tiefen des Brunnens hervor. Gegen Abend lassen die Dünen nach und eine große ebene Fläche breitet sich vor uns aus. Das Flachland ist eher suboptimal für einen schönen Übernachtungsplatz. So schlagen wir uns seitlich in die nicht vorhandenen Büsche und fahren auf eine Ansammlung kleiner Dünen zu. Zu Fuß suche ich eine schöne geschützte Stelle und winke dann Vroni zu, dass sie mit dem Toyo folgen soll. Sie rollt durch ein Dünental und auf den nächsten Dünenriegel, hinter dem ich ein Plätzchen im Windschatten gefunden habe. Nach dem das Zelt steht, sammeln wir abgestorbenes Holz für ein Lagerfeuer. Dann knete ich den Teig für unser Wüstenbrot. Nach dem das Feuer heruntergebrannt und nur noch Glut übrig ist, packe ich die Teigfladen in den heißen Sand unter der Glut. Nach wenigen Minuten ist aus dem Teig ein duftendes Brot geworden. Den Sand klopfen wir mit einem Stock von den heißen Fladen. Gibt es etwas Besseres als im Sand selbstgebackenes Brot? Ja sicher, aber nicht wenn man am Feuer sitzt und Millionen Sterne über sich hat, da scheint es das leckerste Mal der Welt zu sein. Natürlich essen wir nicht nur trockenes Brot, sondern auch Nudeln in Soße und das frische Gemüse aus Al Qabil. Kaum ist die Sonne aufgegangen, steigen auch schon die Temperaturen ins ungemütliche. Im Schatten des Autos frühstücken wir, bevor wir unsere Siebensachen zusammenpacken. Den größten Teil der Wahiba haben wir bereits hinter uns, das nahe Meer können wir schon fast riechen. Ohne Probleme überwinden wir den restlichen Sand. Erst am Ende der Strecke türmen sich einige verspurte Dünen mit runden Rücken auf, bevor sie steil zum Meer abfallen. Der Sand ist weich und verlangt nach einem beherzten Einsatz des Gaspedals. Der Toyotamotor zieht uns unbeirrt die Dünen hinauf, vor uns am Horizont glitzert der indische Ozean. Dann stürmen wir den letzten Sandhügel hinunter und erreichen die neue Teerstraße, die an der Küste entlang die Wahiba umgeht. Ein paar Kilometer rollen wir auf dem Asphalt, der dann in die Piste einer Baustelle übergeht. Das letzte Stück der Straße ist noch nicht ganz fertig. Wir erreichen den Abzweig zur Insel Masirah, die wir besuchen wollen, und müssen unser weiteres Vorgehen überdenken. Die Tanknadel steht auf leer und wir wissen weder ob es in 20 Kilometer entfernten Fährhafen von Shana eine Tankstelle gibt, noch ob wir heute noch eine Fähre bekommen. Die nächste sichere Tanke steht in Hiji und ist 43 Kilometer entfernt. nach einigem Hin und Her entscheiden wir uns für die uns bekannte Tanke. Wir rollen mit spritsparendem Tempo auf der Asphaltstraße nach Hiji. Unterwegs leuchtet schon die rote Warnlampe „Fuel level low“. Vroni grinst mich an und ich weiß, was sie sagen will. Hätte sie nicht auf das Nachtanken in Al Wahiyah bestanden, dann würden wir jetzt schon stehen. In Hiji füllt der Tankwart 61 Liter in den 65 Liter fassenden Tank – na ja, so leer war er nun auch wieder nicht ;-). Nach der Tankaktion stehen wir im Hafen von Shana. Die nächste Fähre, so sagt man uns, geht in einer Stunde. Wir parken den Wagen im Schatten eines Gebäudes und ruhen uns etwas aus. Als die Fähre anlegt, ist es vorbei mit der Ruhe. Alle die übersetzen wollen, drängeln sich an der Rampe, obwohl die ankommenden Fahrzeuge noch nicht einmal herunter gefahren sind. Hupen, drängeln, schreien, schimpfen, Motor aufheulen lassen … Mehrere Einweiser versuchen, zum Teil mit gegensätzlichen Anweisungen, Ordnung in das Chaos zu bringen, doch alle Mühen sind vergebens. Irgendwann ist die Fähre endlich leer und das Chaos geht weiter. Mit Millimeterabständen drängen alle PKW und LKW auf einmal auf die Rampe. Wir halten uns dezent im Hintergrund. Als Vorletzte tuckern wir auf das Boot, das letzte Fahrzeug steht mit seiner Ladefläche über der Auffahrrampe hinaus. Egal, da lassen die Fährleute die Rampe halt auf. Erinnerungen an das Unglück der Estonia Da wir für eine weitere Nacht im Freien eingekauft hatten, frühstücken wir auf dem Zimmer, um unsere Lebensmittel aufzubrauchen, bevor sie verderben. Dann starten wir zur Inselumrundung. Auf der Ostseite finden wir einen kilometerlangen einsamen Strand, genau das Richtige für uns. Übermütig fahre ich direkt an den Strand und grabe mich tierisch ein. So eine Sch…ande, da fährt man problemlos durch die Wüste, aber hier muss ich unbedingt feststecken. Kaum habe ich den in Dubai gekauften Klappspaten ausgepackt, kommen zwei Omanis angefahren. Ohne viele Worte reduzieren sie den Luftdruck der Reifen und fangen mit Graben an. Dann fährt einer von ihnen den Toyota gekonnt aus dem Sand. Mit gestenreichen Ermahnungen, an diesem Strand nicht mit dem Auto entlang zu fahren, da der Sand zu weich ist, verabschieden sie sich und schon sind wir wieder alleine. Ich parke den Wagen im Schatten eines Schilfdaches und dann machen wir das, was viele Touristen machen, nur nicht so einsam wie wir: Wir legen uns an den Strand, gehen Schwimmen und genießen das „dolce far niente“ … Lange bleiben wir nicht am Strand, denn wir wollen keinen Sonnenbrand riskieren. Außerdem hat Vroni Bekanntschaft mit einer Qualle gemacht - nur so kam sie freiwillig aus dem Wasser ;-) – und wir wollen heute auch noch etwas mehr von der Insel sehen. Einige Buchten weiter finden wir einen felsigen Strand. Auf und zwischen den Steinen tummeln sich hunderte rote Krabben. Im Wasser finden wir noch mehr Tiere, Schnecken, Papageienfische, Seeigel. Unter dem Vordach einer alten Fischerhütte treffen wir auf Hermann. Er ist Südamerikaner mit Wohnsitz in Italien und zurzeit mit einem Fahrrad auf Tour. Wir unterhalten uns eine ganze Weile über viele verschiedene Themen. Er ist ein angenehmer und interessanter Zeitgenosse, gerne hätten wir uns noch weiter mit ihm unterhalten. Auf der Westseite der Insel finden wir wieder einen tollen Strand. Es ist gerade Ebbe und das flache Wasser schimmert blass-türkis. Weiter draußen sehen wir bunt gekleidete Fischer in ihren Booten bei der Arbeit. Wir ziehen sofort unsere Badesachen an und stürzen uns ins warme Wasser. Hundert Meter weiter draußen ist eine Sandbank, zu der man durch knietiefes Wasser waten kann. Überall sind rote und weiße Krabben, die zum Glück vor unseren Füßen flüchten und nicht ihre Zangen einsetzen wollen. Einfach traumhaft sich hier ungestört im Meer zu tummeln, wer will da noch an die überfüllten Strände der üblichen Touristenziele denken? Der tolle Strand beschließt unsere Inselrunde. In Hilf lassen wir unsere Reifen wieder aufpumpen und kaufen für die nächsten zwei Tage ein, denn wir wollen noch einmal durch die Wahiba fahren. Dieses Mal sind wir die Ersten und vorerst auch die Einzigen, die auf die Fähre fahren. Erst nach und nach füllt sich das Boot, zuletzt wird sogar noch ein riesiger Sattelschlepper gekonnt in die enge Mittellücke gezirkelt. Die Fahrt zum Festland ist zeitlich etwas kürzer, als die Fahrt zur Insel und auch der Anlegepunkt ist heute direkt an der Küste und nicht an der langen Mole. Am Abzweig nach Hiji fahren wir geradeaus weiter, direkt auf eine Piste durch die Wahiba. Jedoch queren wir nur den unteren Zipfel der Sandfläche. Teils etwas tiefsandig, aber unspektakulär erreichen wir ungefähr nach 60 Kilometern die Straße 32 bei Madayrah. Nun folgen wir dem Teerband nach Norden, bis kurz vor Al Jadidah. Hier fahren wir rechts ab in die Wahiba. Zunächst dominieren weite Ebenen und wir müssen etwas zirkeln, um die richtige Richtung zu finden. Viele Spuren führen in zunächst in unsere Richtung, entscheiden sich nach einiger Zeit jedoch für ein anderes Ziel und wollen uns wieder vom Weg abbringen. Auf der Höhe von Matam erreichen wir unverhofft eine Teerstraße. Wir queren ein menschenleeres Dorf und suchen einen nordöstlichen Einstieg in die Wahiba. Eine ganze Weile kurven wir durch eine dicht bewachsene Ebene, durchqueren trockene Flussbetten und lassen uns auf welligem Boden durchschütteln. Dann endlich erreichen wir eine Art Hauptpiste, die uns von dem unangenehmen Untergrund wegführt. Die Gegend hier ist dünn besiedelt und ein rechtes Wüstenfeeling will nicht aufkommen. Als die Piste sich zu einer üblen Wellblechstrecke wandelt, habe ich keine Lust mehr auf diese „Unwüste“. Einige Schüttelkilometer weiter, erblicken wir rechts am Horizont einen Dünenzug. Da wollen, nein, da müssen wir hin. Bei der nächsten Möglichkeit verlassen wir das wellige Terrain und eilen querfeldein auf die Sandhaufen zu. Zu sehr beeilen sollte man sich allerdings nicht. Immer wieder öffnen sich tiefe Gräben vor uns, die man erst im letzten Moment erkennt und durch die man tunlichst langsam fahren sollte. Nach guten zehn Kilometern erreichen wir endlich wieder richtigen Sand. Wir überqueren ein paar niedrige Dünenzüge und folgen den Tälern nach Süden. Der Sand scheint immer härter zu werden und kleine steinharte Wellen schütteln uns immer wieder durch. So etwas Ähnliches hatte ich schon mal in Algerien erlebt, damals hatte es mich fast vom Motorrad geworfen. Ich versuche möglichst nahe an den Dünen zu fahren, fast schon schräg am Hang entlang, um die Wellen zu umgehen. Dann erreichen wir hohe Dünen, in deren Schatten wir unseren Nachtplatz einrichten. Nach dem Abendessen studieren wir im Schein unserer Stirnlampen noch ein wenig die Landkarten. Falls wir irgendwann noch einmal durch die Wahiba fahren sollten, dann ein ganzes Stück östlich vom 58. Längengrad. Da wo es Sand und Dünen gibt und nicht nur zerfurchte Ebenen und Pipelinepisten durch öde Landschaften. Am Rande der Dünen fahren wir nach Norden und aus der Wahiba hinaus. Die letzten 15 Kilometer vor dem Teer sind wieder übles Wellblech. Hin und wieder können wir ausweichen und parallel zur Pipelinepiste fahren, werden aber immer wieder durch Hindernisse auf den unangenehmen Bodenbelag gezwungen. In Al Qabil füllen wir die verbrauchten Vorräte wieder auf und folgen der Asphaltstraße in Richtung Ibra. Ungefähr 20 Kilometer nach Ibra zweigt eine Straße nach Norden ab. Laut Landkarte sollte dieser Weg eine Piste sein. Vroni ist über den Teerbelag enttäuscht. Nach einiger Zeit finden wir eine Lücke im Tal und versuchen eine parallel verlaufende Piste zu finden. Wir finden auch eine, aber die führt geradewegs wieder zurück. Zumindest haben wir so ein nettes, wenn auch sehr steiniges Wadi gefunden, in dem man gut übernachten kann – wenn man ein Dachzelt hat, oder im Auto schläft. Für ein normales, am Boden stehendes Zelt, ist der Untergrund zu steinig und zu uneben. Wir kurven wieder zur Straße zurück und versuchen einige Kilometer weiter noch mal unser Glück. Wir fahren längs durch ein flaches Flüsschen Bei Al Rakakiyah erreichen wir eine T-Kreuzung. Nach Links führt die Straße in einem Bogen zur Strecke Ibra – Bidbid zurück, da wollen wir nicht hin. Nach rechts ist nichts ausgeschildert, aber da wollen wir hin. Wir müssen eine Weile suchen, um endlich den richtigen Weg zu treffen. Auf der Landkarte sind die vorangegangene Straße und die nun vor uns liegende schlechte Piste gleichermaßen mit einer weißen Linie eingezeichnet. Wahrscheinlich war der Straßenbau hier schneller als das Kartenmalen. Zweimal müssen wir ein etwas tieferes Flüsschen queren, was besonders meiner Partnerin großen Spaß macht. Auch im weiteren Pistenverlauf haben wir ständig Wasserdurchfahrten zu meistern, die jedoch nicht tief sind. Schlimmer ist das Gerüttel auf dem sehr holprigen Boden, das mir schon bald auf den Zeiger geht. In einem Dorf halten wir an und kommen mit Salim ins Gespräch. Er lädt uns sofort zu sich nachhause ein und führt uns in sein Wohnzimmer. Der Raum ist mit Teppichen ausgelegt und an der ganzen Wand entlang sind Kissen aufgereiht. Es sieht fast so aus wie in einem der restaurierten Forts. Nur der Schrank mit dem Fernseher, der neben dem Eingang steht, stört den Vergleich. Salims Tochter Nur (auf Deutsch: Licht) und seine Nichte, beide etwas 4-5 Jahre alt, geben uns zur Begrüßung schüchtern die Hand und setzen sich zu uns. Dann bekommen wir Orangen serviert, die Salim für uns schält und in mundgerechte Stücke schneidet. Datteln und omanischer Kaffee runden die Zwischenmahlzeit ab. Nach dem wir eine Weile geplaudert haben, schwingen wir uns wieder in den Allrad. Salim gibt uns seine Mobil-Nummer, damit wir ihn bei eventuellen Problemen anrufen können. Außerdem bekommen wir noch den Tipp, dass es bei Gubrath al Tam einen großen Badeteich geben soll. Dann verabschieden wir uns herzlich und tuckern weiter. Wenige Kilometer später trauen wir unseren Augen kaum. Einige Meter unterhalb der Straße liegt ein tiefblauer Teich, nein, eher schon ein richtiger See. Wir kämpfen uns über eine Geröllstrecke zum Ufer hinab und staunen weiter. An der Felswand entlang verläuft ein Falaj, der an einem Bogen etwas überläuft. Das herab fallende Wasser bildet einen Mini-Wasserfall und durch die Feuchtigkeit an dieser Stelle, ist alles grün bewachsen. Vroni zieht sich sogleich um und stürzt sich in die Fluten, während ich noch etwas das Terrain erkunde. Der See wird linkerhand schmaler und verläuft sich zwischen einigen palmengesäumten Felsen. Vroni schwimmt ans andere Ufer und erkundet zu Fuß den schmalen Teil. Tatsächlich gibt es dort einen schönen Übernachtungsplatz. Ich fahre den Wagen um das Felsmassiv herum und nähere mich von der anderen Seite unserem zukünftigen Schlafplatz. Die Fläche ist zwar klein, aber eben und nur wenige Meter von einem Bach und kleinen Badepools entfernt. Nach dem unser Lager errichtet ist, zieht es uns natürlich ins Wasser. Umgeben von Palmen und zackigen Felsformationen ist es hier richtig paradiesisch. Als wir gerade das Geschirr vom Abendessen abwaschen (natürlich nicht im Badepool), bemerken wir zwei junge Omanis, die in einigem Abstand am Wasser sitzen. Als wir mit der Arbeit fertig sind, kommen sie zu uns und stellen sich vor. Leider können die beiden nur wenig Englisch und wir noch weniger Arabisch, so dass die Konversation nur schleppend verläuft. Bald darauf verabschieden sich die beiden und gehen ihres Weges. Später, als wir uns gerade bettfein machen wollen, tauchen zwei Scheinwerferlichter in der Nähe auf und halten auf uns zu. Umständlich wendet das Fahrzeug auf dem Geröllboden und nähert sich dann rückwärts unserem Lagerplatz. Es sind die beiden Jungs von vorhin. Einer lädt Holz von der Ladefläche ab und beginnt sofort ein Feuer zu entzünden. Der Andere bringt uns Schüsseln mit frisch gebackenem Fladenbrot, Hühnchenfleisch in einer scharfen Soße, Datteln und Wasser. Noch bevor wir wissen wie uns geschieht, verabschieden sich die beiden auch schon wieder und verschwinden in der Dunkelheit. Hm, na dann auf, zum zweiten Abendessen, diesmal sogar am „offenen Kamin“ … Am nächsten Morgen stapeln wir das gespülte Geschirr unserer Gastgeber auffällig auf einem der Felsen und schreiben einen Dankesbrief auf Englisch und noch mal das gleiche in gebrochenem Arabisch, soweit ich das zusammen bekomme. Der Abschied von diesem schönen Ort fällt uns schwer, aber wenn es am Schönsten ist, soll man ja bekanntlich aufhören. Die Piste wird nun besser und führt uns immer weiter in die Hajar Berge hinauf. An einer Biegung steht ein runzliger alter Mann mit einem großen Sack vor sich auf dem Boden. Wild gestikulierend hält er uns an und erklärt mit Händen und Füßen, dass wir ihn unbedingt mitnehmen sollen. Klar, das machen wir, und schon sind Mann und Sack im Fond verstaut. Unser Weg wird nun immer steiler, wir kommen nur noch mit Allrad und Untersetzung weiter. Das Männchen (das ist nicht respektlos gemeint, aber er sieht aus, als wäre er den Hobbits entsprungen) redet die ganze Zeit auf uns ein, doch wie verstehen keine Silbe. Seine Laute hören sich nicht mal Arabisch an. An einem Abzweig müssen wir nach links abbiegen, aber unser Mitfahrer fuchtelt und redet wie wild, dass wir unbedingt geradeaus müssten. Drei Kilometer ist uns alles klar. Hier ist sein Dorf und er wollte das letzte Stück nicht zu Fuß gehen. Sei’s drum, so können wir wenigstens ein wenig die omanische Gastfreundschaft ausgleichen und den Leuten hier auch etwas Gutes tun. Nach dem wir wieder in der richtigen Spur sind, geht es immer noch höher in die Berge hinauf. Auf gut 1.800 Metern, erreichen wir eine Art Passhöhe. Hier oben stehen einige uralte Grabtürme, die schon 4.000 bis 5.000 Jahre alt sein sollen. Wir genießen die einsame Besichtigung und denken mit Schaudern an die Ausgrabungsstätten in Griechenland zurück, die man damals nur in Kompaniestärke durchschreiten konnte. Wenn jemand in Ruhe „alte Steine“ anschauen möchte, dann ist er hier genau richtig. Und einen schönen Übernachtungsplatz gäbe es hier oben auch noch kostenlos dazu. Für uns ist es aber noch zu früh, um ans Nächtigen zu denken. Wir folgen weiter der kurvigen Straße und erreichen bald darauf die Küste – theoretisch. Luftlinie mögen es noch ein oder zwei Kilometer bis zum Strand sein, aber erstmal müssen wir noch gut 1.200 Meter Höhenunterschied überwinden, um auf Meeresniveau zu kommen. Dazu haben die Straßenbauer eine eng gewundene und steile Piste in die Felswand gesprengt, die wir nun im Schritttempo hinunter rollen. Auf einer Seite droht der steile Abgrund und auf der anderen Seite begrenzt die senkrechte Felswand unseren Weg. Vroni muss ab und zu ihr Gesicht mit den Händen bedecken, aber ob das wirklich hilft? Sollte ich das in der nächsten Kehre auch mal versuchen ;-). Wir haben den Abstieg heil überstanden und rollen nun in das Wadi Tiwi hinein. Bisher sind wir immer nur vorbei gefahren, diesmal wollen wir es uns endlich anschauen. Doch wir haben Pech, man baut gerade eine Teerstraße ins Wadi hinein. Auf einer staubigen Baustellenpiste, versuchen wir trotzdem unser Glück und fahren ein ganzes Stück weit in das Tal hinein. Weiter oben ist von der Baustelle zwar nichts mehr zu spüren, aber irgendwie geht uns die Geduld aus. Wir kehren um und fahren weiter zum Wadi Shab. Unter der neuen (grausligen) Autobahnbrücke am Wadi-Eingang parken wir den Toyota und packen unsere Badesachen ein. Mit einem kleinen Ruderboot werden wir zur anderen Seite hinüber geschippert, ab hier müssen wir dann wandern. Die Luft steht im Tal und es ist glühend heiß. Wo es nur geht, und es geht leider nicht oft, versuchen wir im Schatten von Felsen oder Palmen zu laufen. Die gut zwei Kilometer durch das steinige Bachbett bis zu den Badepools ziehen sich wie Gummi. Doch einmal ist jeder Weg zu Ende und das kühle Wasser lässt uns die Strapazen schnell vergessen. Wie schon in den Jahren zuvor, durchschwimmen wir die drei langgezogenen Wasserbecken und tauchen in die Höhle am Ende des letzten Teiches ein. Diese Bademöglichkeit ist für uns eines der Highlights im Oman. Durch Spalte zwischen den Felsen fallen Sonnenstrahlen in die Höhle ein, so dass man genug Licht hat. Am anderen Ende ergießt sich ein Wasserfall in das Becken und über angebrachte Seile kann man diesen hinauf steigen. Diese Stelle ist einfach traumhaft! Nach dem Baden und dem Rückweg zum Auto, sind wir ganz schön geschafft. Es war ein schöner, aber auch anstrengender Tag. Bis nach Muscat, unserem heutigen Etappenziel, sind es noch gut 160 Kilometer. Dank der Autobahn, über die ich vorhin noch geschimpft hatte, ist es aber nur ein Katzensprung. Früher musste man noch auf einer ruppigen Piste die Küste hinauf fahren und einen halben Tag für die Strecke opfern. Vielleicht hätte es besser so bleiben sollen. Aber für die einheimische Bevölkerung ist diese Straße ein Segen, und für diese Leute ist sie ja auch gebaut worden. Nach einem weniger guten Frühstück, das dem Hotelpreis in keiner Weise gerecht wird, wollen wir den heutigen Tag in und um Muscat verbringen. Wir beginnen unsere Tour mit der Besichtigung der großen Sultan Qaboos Moschee. Die religiöse Stätte liegt eingebettet in einer parkähnlichen Landschaft. Überall gibt es bunte Blumenbeete und grüne, schattenspendende Bäume. Vroni muss, wie alle Frauen, ein Kopftuch anziehen, das wir schon vor ein paar Tagen besorgt hatten. Überall glänzt blankgeputzter Marmor, die hellen Flächen blenden uns fast. Bevor man die Innenräume betritt, muss man natürlich die Schuhe ausziehen. Dort, wo die Besucher entlang laufen, sind die herrlichen Teppiche mit einem blauen Laufteppich geschützt. Schön gearbeitete Holzdecken wölben sich über uns und die Wände sind mit floralen Mustern übersät, es ist überraschend wenig Kalligrafie zu sehen. Der Mihrāb besteht aus einem dreidimensional gearbeiteten, fast farbenprächtig zu nennenden, Gewölbe. Überall sorgen große Kronleuchter für die Illumination der Gebetsräume. Der riesige Haupt-Lüster soll angeblich in Bayern gefertigt worden sein. In der Bücherei stehen eine Menge Rechner mit Internetanschluss, die für wissenschaftliche Recherchen gedacht sind. Wir fragen das Personal, ob wir kurz ins Internet dürfen, um unsere Mails abzurufen. Ausnahmsweise wird es uns gestattet und zwei Geräte werden für uns freigeschaltet. In einer Bucht, am südlichen Ende der Stadt, finden wir das Aquarium. Eigentlich ist es nur ein Ableger einer wissenschaftlichen Einrichtung und für Besucher freigegeben. Leider ist es nicht besonders groß und die einzelnen Aquarien ein wenig lieblos aneinander gereiht. Da uns die Besichtigung nicht ganz befriedigt, wollen wir uns direkt in der Natur umsehen und fahren an den Strand bei Al Bustan. Vroni badet im Meer und ich döse im Schatten. Fischer bieten eine Bootsfahrt an, um die steinige Küste zu besichtigen, verlangen aber eine horrenden Preis. Als ich sage, dass der Preis viel zu hoch ist, geht einer von ihnen von selbst auf die Hälfte herunter. Das ist doch eine gute Basis, denke ich und handle weiter, bis wir uns einig sind. Eine halbe Stunde werden wir herum geschippert, aber es lohnt sich nicht wirklich. Vroni möchte unbedingt noch ins Wadi Suwayh. Dazu fahren wir 100 Kilometer! in den Süden, bis nach Hayl al Ghaf. Nach einigen Kilometern Asphalt, biegen wir in die Piste ein. Ein auf einem Hügel thronendes Fort kontrolliert den Eingang zum Wadi. Wir folgen dem Talverlauf und bewundern einige Felsformationen, die von Wind und Wetter bizarr geformt wurden. Dort, wo wir einige gefüllte Wasserbecken zu finden hofften, herrscht leider Trockenheit. Um nicht wieder die gleiche Strecke zurück zu fahren, versuchen wir in einem Bogen weiter südlich wieder zur Straße zu kommen. Tatsächlich finden wir auch einen Weg und fahren nach Muscat zurück. Gelohnt hat sich die lange An- und Rückreise nicht wirklich, aber einen Versuch war es schon wert. Als wir den alten Stadtkern der Hauptstadt erreichen, ist es schon dunkel. Wir schauen uns den bunt beleuchteten Palast an, bewundern alte Handelshäuser aus der Zeit der portugiesischen Besetzung und finden die kleine Moschee Masjid al-Khor unterhalb des Forts Mirani. Ansonsten ist hier leider nichts los, vielleicht wäre ein Besuch bei Tageslicht besser gewesen. Knurrende Mägen lenken unsere Gedanken von der Kultur zur profanen Nahrungsaufnahme. Wir lenken den Toyo wieder in die neuen Stadtteile zurück und wählen ein omanisches Restaurant. Noch einmal wollen wir das Essen auf dem Boden sitzend versuchen und falten die alten Knochen zusammen ;-). Unsere Speisen sind lecker, die Bedienung sehr freundlich und trotz der etwas unbequemen Haltung, ist es ein schöner Abschluss des Tages. Es geht weiter nach Norden. In Seeb stoppen wir an einer Mall, wir wollen endlich wieder einen guten Kaffee trinken. Natürlich sind wir wieder einmal zu früh dran, die Geschäfte öffnen frühestens um 09:30 Uhr. Der Supermarkt hat jedoch schon auf, hier besorgen wir uns frisches Obst. Danach trinken wir bei Starbucks unseren obligatorischen Latte - der lösliche Kaffee im Hotel war kaum zu trinken. Frisch gestärkt ziehen wir weiter und fahren ins Wadi Kharous. Hier tauschen wir die leichte Fußbekleidung gegen Wanderschuhe und stapfen durch das Flussbett und durch die Oasengärten das Tal hinauf. In den künstlichen Wasserleitungen finden wir wenige Fische und viele Frösche. Eidechsen wuseln zwischen den Steinen herum. Die Hitze der stehenden Luft ist unbarmherzig, wie wird es erst im Sommer sein? Als wir ein ganzes Stück weit hinaufgelaufen sind, hören wir plötzlich ein Kind rufen. Auf der anderen Talseite, hoch oben in einem Garten, steht ein Junge, winkt uns zu und ruft, „come, come!“ Wir klettern auf die andere Talseite, was an dieser Stelle nicht gerade einfach ist und steigen zum hoch gelegenen Garten hinauf. Der Knabe kommt uns entgegen und stellt sich als Mohammed vor. Er spricht einige wenige Brocken Englisch, so dass wir das Notwendigste austauschen können. Dann ruft er, „… good bye!“ und verschwindet im dichten Grün der Oase. Von der Hitze und dem „Klettern“ ermüdet, treten auch wir den Rückzug an. Weiter unten winken uns Kinder zu und lachen uns an - hoffentlich nicht aus ;-). Ein alter Mann treibt einen hochbeladenen Esel vor sich her, andere Männer halten im Schatten ein Schwätzchen. Idylle pur, könnte man meinen, aber die Arbeit in der Oase ist sicher nicht einfach. Einige Stunden später erreichen wir Buraimi. Kurz vor der Stadt steht der omanische Grenzposten, hier reisen wir aus dem Oman aus. Nun sind wir offiziell nicht mehr im Oman, mangels emiratischer Grenze aber auch noch nicht im Nachbarstaat. Zwischen Buraimi (OM) und Al Ain (VAE) kann man ohne Stempel hin und her fahren. Da wirkt der große Grenzzaun, der sich durch die ganze Doppelstadt zieht, irgendwie fehl am Platz. Wir beziehen das gleiche Hotel wie im letzten Jahr. Vorteil: Es ist billig. Nachteil: Alles andere ;-). Glühlampen kaputt, keine Bettlaken, keine Handtücher, kein Toi-Papier usw. Ein paar Anrufe bei der Rezeption beseitigen die Mängel, so dass wir am Ende doch zufrieden sind. Nein, diesmal suchen wir nicht mehr nach dem Kamelmarkt. Das hatte uns letztes Jahr fast 2 Tage gekostet und war nicht von Erfolg gekrönt. Aus dem Reiseführer „Offroad in the Emirates“, suchen wir die Pistenstrecke nach Hatta heraus und programmieren das GPS. Einige Koordinaten sind falsch, aber das bemerkt man rasch, wenn man sich die Daten in TTQV auf der hinterlegten Landkarte ansieht. Nach der ganzen Vorbereitung ist die Enttäuschung jedoch groß. Statt einsamen Pisten erwarten uns glatte Teerstraßen. Da nützt auch die 2009er Ausgabe des Führers nichts. Die Straßen gibt es sicher schon länger als ein Jahr. Der einzige Lichtblick ist eine kurze Piste zu den „Hängenden Gärten“. Wir finden eine hohe Felsformation, doch nicht wirklich etwas, was nach Gärten aussieht. Die paar grünen Büsche, hoch oben zwischen den Steinen, können nicht gemeint sein, oder doch? Vroni klettert hinauf, um die Gegend zu erkunden. Ich bleibe lieber unten im Schatten, da mein Kreislauf gerade im Keller ist. Doch auch sie findet da oben nichts wirklich Sehenswertes. Als wir die Hatta-Pools erreichen, kommt die nächste Enttäuschung, überall Müll! Der graue Himmel lässt das Ganze gleich noch abweisender wirken. Hoffentlich sieht es im Oman nicht auch bald so aus, wenn auch dort irgendwann Teerstraßen bis in die kleinsten Wadis führen. In der Oase Hatta besichtigen wir das Museumsdorf, das die besten Zeiten auch schon hinter sich hat. Heute ist irgendwie der Wurm drin. Über die Mountain-Road fahren wir Richtung Küste. Wir sind immer noch nicht in den Emiraten eingereist, bisher hat sich uns noch kein Grenzer in den Weg gestellt. Das Problem müssen wir lösen, damit wir beim Rückflug nicht ernste Schwierigkeiten bekommen. Als wir das Meer erreichen, biegen wir nach Süden zum nahen Grenzposten ab. Nun kommen wir jedoch von der falschen Seite und der Grenzer kann uns keinen Einreisestempel geben, er ist nur für die Ausreise zuständig. Wir sollen am besten nach Hatta zurückfahren. Das wollen wir natürlich nicht und bleiben hartnäckig. Der Vorgesetze wird gerufen und das Palaver beginnt Vroni reißt das Gespräch an sich und erklärt, dass es nicht unser Problem ist, wenn man ohne Kontrolle einreisen kann. Nach einer Weile weicht das kategorische Nein langsam auf. Wir werden auf die Ausreiseseite der Grenze geführt und dort wird weiter diskutiert. Letztendlich werden unsere Pässe dann doch gestempelt – wir sind drin! Die Nacht haben wir in einem super Hotel in Fujairah verbracht. Tolles Zimmer, ein Wahnsinns-Frühstückbuffet und das alles für kaum 20 € mehr, als die „Absteige“ in Muscat gekostet hatte. Dafür müssen wir uns mit dem Regen abfinden, der seit gestern Abend vom Himmel tröpfelt. Na ja, ein richtiger Regen ist das nicht. Ein paar einsame Tropfen, die beim Fallen schon fast verdunsten. In Ras al Khaimah muss es schon heftiger gewesen sein, wie die englische Tageszeitung berichtete, die heute Morgen aufs Zimmer gebracht wurde. Dort hatte man sogar mit Überschwemmungen zu kämpfen. Wir kämpfen uns derweil durch den aufgewirbelten Staub eines Industriegebietes nach Hayl durch. Dort steht ein ehemaliger Herrscherpalast, den wir besichtigen wollen. Kaum kommen wir dort an, kommt schon ein indischer Wächter, der uns die Anlage zeigt. Er schnappt sich auch gleich meinen Fotoapparat und postiert ständig Vroni und mich vor den Gebäuden, um uns zu fotografieren. Die Führung ist eigentlich gut, aber seine Fotosessions nerven nach einer Weile. Am Ende überreiche ich ihm sein Scherflein und stapfe noch mal alleine los, um auch einige Bilder ohne uns im Kasten zu haben ;-). Weiter im Norden finden wir uns im Hajar Bani Hamid wieder. Hier soll es schöne Wasserpools geben, die Betonung liegt auf soll. Wir pflügen durch tiefe Canyons, vorbei an Oasengärten und Ziegenherden. Doch das einzige Wasser tröpfelt ab und zu von oben. Laut GPS könnte es eine kleine Piste zu einer westlich gelegenen Straße geben, aber die stellt sich als nicht autotauglich heraus. Also geht es zunächst retour, dann biegen wir ins Wadi Shis ab. Vor einem neu errichteten Örtchen, gabelt sich der Weg. Geradeaus geht es asphaltiert durch das Dorf, ein Schild mit „Tourist Route“ weist an den Häusern vorbei und führt auf einer üblen Rumpelpiste um den Ort herum. Wollen sie die „vielen“ Touristen aus der Ortschaft draußen halten, oder wissen die Bewohner um das Faible der Reisenden, auf Offroad-Wegen unterwegs zu sein? Man weiß es nicht ;-). Zumindest endet der Weg an einer Baustelle. Einige Arbeiter wuseln herum und wir parken im Schatten einiger Bäume. Neben der Baustelle liegt ein schmutziger Tümpel im Schatten der Felsen. Hm, wenn die Bauarbeiten beendet sind und jemand da unten sauber macht, könnte aus dem Wasserloch was Schönes werden. Dann laufen wir eine lange Treppe hinauf, die zum alten Ortskern führt. Von hier aus kann man auf den Mauern eines Falaj an den senkrechten Felsen entlang laufen. Dazu müssen wir aber erst einen tiefen Abgrund überwinden. Der Falaj ist vielleicht 40 Zentimeter breit und hat kein Geländer. Vroni traut sich nicht hinüber und wartet im Schatten. Ich balanciere todesmutig ;-) über den Betonsteg und erreiche sicher die andere Seite. Danach muss man sich zwischen zwei Felsen hindurch zwängen und kommt direkt an der senkrechten Wand heraus. Wenn man nicht in die Schlucht hinunter schaut und sich stattdessen immer geradeaus auf den Wasserlauf konzentriert, dann kann man am Abgrund entlang immer weiter talaufwärts laufen. Obwohl ich nicht schwindelfrei bin, gelingt mir das ganz gut. Der Falaj endet, oder besser beginnt, an einem Wasserbecken, das eigentlich recht sauber aussieht. Ein großes rotes Schild verbietet jedoch das Baden, weil das die Trinkwasserquelle des Dorfes ist. Langsam, immer auf das Gleichgewicht achtend, taste ich mich wieder zu Vroni zurück. Die „Wasserratte“ ist ganz enttäuscht, dass das Bad ausbleiben muss. Aber das Wetter ist heute eh nicht so schön, da kann man es schon verschmerzen. Die nächste „Attraktion“ auf unserem Weg ist das Wadi Wurayyah. Hier soll es einen schönen Wasserfall geben. Die vermeintliche Piste ist natürlich geteert. Wir erreichen den Endpunkt und sehen unter uns eine Piste in einer tiefen Schlucht. Die hätte man fahren können, dann müssten wir jetzt nicht dort hinunter klettern. Als wir die nicht wenig anspruchsvolle Kletterei hinter uns haben, sehen wir, dass die Piste sehr grob ist und sicher keinen Spaß gemacht hätte. Weiter hinten sehen wir niedriges grünes Gebüsch und dazwischen einen Bach fließen. Der Wasserlauf ist ja noch halbwegs in Ordnung, das dahinter liegende Wasserbecken mit kleinem Wasserfall gleicht eher einem Müllplatz. Überall schwimmen leere Verpackungen und Plastikflaschen, die Felsen sind mit Graffiti übersät. Wieder ein Reinfall :-(. Eigentlich wollten wir in Dibba am Strand zelten, doch es weht ein ziemlich starker Wind. Wir weichen ins Beach Motel aus und verbringen dort die Nacht. Das Abendessen auf der windgeschützten Terrasse mit Meerblick ist ja auch nicht zu verachten und besser als im Zelt die Stangen festzuhalten. Die ganze Nacht pfeift der Wind draußen und wächst zu einem richtigen Sturm an. Gut, dass wir die feste Unterkunft gewählt haben. Nun starten wir zum zweiten Versuch, die Dibba-Piste zu befahren. Hinter dem Ort führt eine neu aussehende Straße in die Berge, die schon bald in eine Piste übergeht. Die Wände rücken langsam näher und bilden eine enge Schlucht, das Wadi Khabb Shamshi, durch die gerade mal unser Weg passt. Nach der Engstelle weitet sich das Tal wieder und wir gewinnen Höhenmeter. Ein paar verlassen aussehende Häuser stehen hier und da am Hang, hin und wieder sieht man einige Ziegen. Dann geht es den Zigg-Zagg Pass hinauf, dessen Streckenverlauf auf der Landkarte spektakulärer aussieht, als in natura, er ist trotzdem nicht von schlechten Eltern. Hinter der Passhöhe überqueren wir eine Hochebene mit einigen kleinen Terrassenfeldern. Dahinter öffnet sich das nächste Tal und gibt den Blick auf tolle Felsformationen und tief liegende Oasengärten frei. Einige Kurven später sieht man im Norden den Jebel Harim, auf dessen Passhöhe wir vor drei Wochen standen und auch in die Tiefe blickten. Tief unter uns ist das Kiesbett des Wadi al Bih zu sehen. Dort irgendwo steht der omanische Grenzposten, den wir hoffentlich umfahren können. Die Fahrt in die Tiefe auf losem Gestein fordert trotz Servolenkung die Armmuskeln heraus. Als wir den Talgrund erreichen und die Felswände weiter zurück treten, taucht rechterhand ein Militärlager auf. Mit einer Schranke werden wir an einer Weiterfahrt gehindert. Zwei Uniformierte begrüßen uns und entschuldigen sich dafür, dass sie uns nicht weiter lassen dürfen. Wir versuchen noch ein wenig zu verhandeln, da wir ja aus den Emiraten kommen und gleich da hinten wieder emiratischen Boden betreten würden. Doch die freundlichen Posten können uns nicht helfen und scheinen das auch wirklich zu bedauern. Alles kehrt marsch, den Berg wieder hinauf. Vielleicht ist es ja gar nicht so schlecht, schon hier zurückgeschickt zu werden. Spätestens am Schlagbaum bei Ras al Khaimah, hätten wir die nächste Hürde gehabt und einen doppelt so langen Umweg fahren müssen. Obwohl, die schöne Landschaft wäre es wert gewesen. Am Nachmittag finden wir uns auf der Autobahn grob Richtung Dubai wieder. Vroni hat noch ein paar Abstecher eingebaut, damit die Fahrt nicht zu langweilig wird. Zuerst versuchen wir uns am Fossile Rock, einer Felsformation inmitten einiger Dünen, bei der es, wie der Name erraten lässt, Fossilien geben soll. Mit Hilfe der elektronischen Navigation finden wir die Zufahrt und folgen einer Schotterstrecke. Schon aus einiger Entfernung sind die Sandberge zu sehen, die von einem dunkelbraunen Fels dominiert werden. Einige Zeit später stehen wir auch schon direkt davor. Der Sand scheint weich zu sein und ich erkunde zu Fuß das Terrain. Aus dem Schein wird Gewissheit und ich habe keine Lust, mich am vorletzten Tag noch einzugraben. So wandern wir auf Schusters Rappen durch die Dünen, bis zum Fuß des Rocks. Der Weg war weiter als gedacht und nun stehen wir in der Hitze. Keiner hat große Lust schwitzend in den Steinen herum zu suchen. Also stapfen wir wieder zum Wagen zurück. Vielleicht ist die nächste Sehenswürdigkeit einfacher zu bezwingen. Ungefähr 50 Kilometer vor Dubai schlägt das GPS Alarm. Hier muss gleich der Abzweig zum Sandfall kommen. Natürlich liegt er auf der anderen Seite und wir müssen einige Kilometer Umweg fahren, bis wir die Seite wechseln können. In den Emiraten verlaufen neben den großen Straßen kilometerlange Zäune. Glücklicherweise ist genau hier eine Lücke und schon biegen wir in die Dünen ab. Mit durchgetretenem Gaspedal versuchen wir dem Pfeil des Navis zu folgen, doch der weiche Sand lässt uns nicht so richtig näher ans Ziel kommen. Bevor wir stecken bleiben, wende ich und fahre aus dem losen Haufen heraus. Wir stoppen auf festem Untergrund und sondieren die Lage. So weit ist der Punkt doch gar nicht, eigentlich sollte er gleich hier vorne sein. „Hier vorne“ zeigt auf ein umzäuntes Arreal. Das klapprige Tor ist nur angelehnt und Vroni öffnet das Gitter. Danach geht es auf alten Spuren die Düne hinab, vor uns öffnet sich ein großes Tal, das mit Gras und wenigen Büschen bewachsen ist. Wir durchqueren das Rund und ereichen eine hohe steile Sandwand. Genau hier müsste der Sandfall sein. Der Anblick ist dem Bild im Offroad-Führer sehr ähnlich, nur das gerade kein Sand fällt. Natürlich entsteht der Sandfall nur unter bestimmten Bedingungen und unendlich lange rieseln die Körner auch nicht herab. Zumindest war es einen Versuch wert. Die sehenswerten Objekte der letzten zwei Tage waren zum Teil enttäuschend. Und auch an unserem letzten Tag bleiben wir nicht vor einer Ernüchterung verschont. Unser bereits gebuchter Besuch der Besucherplattform auf dem Burj Khalifa fällt flach. Wegen technischen Problemen mit den Aufzügen, bleibt uns und allen anderen Besuchern der Zugang verwehrt. Wir bekommen unser Geld zurück und werden vertröstet. Bis zu unserem Flug heute Nacht haben wir noch viel Zeit. Wir besuchen die Palmeninsel und das Museumsdorf in Alt-Dubai. Dann besichtigen wir die iranische Moschee und sitzen bei leckeren Fruchtsäften am Dubai Creek, schauen dem ständigen Kommen und Gehen der Abras zu und lassen die Reise Revue passieren. Dies war nun schon die zweite Tour hier unten mit einem Auto. Im Vergleich zu meinen ebenfalls zwei Motorradtouren, war alles etwas bequemer und einfacher. Wir hatten keine Gepäckprobleme, mussten nie unter einer Schutzkleidung schwitzen, konnten uns unterhalten und Musikhören. War es heiß, und das war es immer, schalteten wir die Klimaanlage ein. Wäre es kalt gewesen, ein Dreh am Heizungsregler hätte uns geholfen. Wie nennt man das, wenn man an solchen Sachen Gefallen findet? Hm, ich glaube es heißt „alt werden“ ;-) |