Oman und Emirate 2011 - Weil's so schön war, noch einmal ...

Wir verlassen gerade das Flugzeug, als das Handy klingelt. Aman, unser Kontaktmann für den gemieteten 4x4, ruft an und fragt, wo wir denn bleiben würden. Unser Flieger ist pünktlich, deshalb verstehen wir seine Eile nicht. Während wir unser Gepäck holen, uns durch den Zoll arbeiten und am ATM Geld ziehen, ruft er noch dreimal an, obwohl wir ihm bereits gesagt hatten, dass wir mindestens noch eine halbe Stunde brauchen würden. Als wir uns am Ausgang des Terminals treffen, ist er immer noch in Eile. Die Übergabe des Jeep Cherokee beschränkt sich auf wenige kurze Erklärungen und die Frage, „... do you know automatic? Start engine! OK?“ Kein Rundgang um das Fahrzeug, keine Erläuterungen zu der Ausrüstung. Kaum haben wir unsere Koffer verstaut, ist Aman auch schon verschwunden. Wir montieren unser GPS und lassen uns zum vorgebuchten Hotel leiten.

Wir bleiben zwei Tage in Dubai, besichtigen wieder einmal diese Stadt ohne Grenzen. Diesmal schaffen wir es auch auf die Aussichtsplattform des Burj Khalifa zu kommen. Im letzten Jahr hatten wir den Besuch vorgebucht, doch als wir rauf wollten, waren die Fahrstühle defekt (so wurde zumindest offiziell verlautbart) und wir bekamen unser Geld zurück. Diesmal klappt alles und wir fahren mit dem schnellsten Doppeldeck-Aufzug der Welt (10 m/s) zur zweithöchsten Aussichtsplattform der Welt in den 124. Stock. Dabei fährt der Aufzug so sanft an und bremst genauso sanft ab, dass wir von der Beschleunigung kaum etwas mitbekommen. Der Ausblick in gut 400 Metern Höhe ist super, auch wenn die Luft heute wieder mal nicht ganz klar ist. Wir sehen am Horizont eine der drei Palmeninseln und das bisherige Wahrzeichen Dubais, das Burj al Arab. In der anderen Richtung können wir in der Ferne den Dubai Creek mit den zugehörigen Stadtteilen ausmachen. Auf der Rückseite reicht der Blick bis in die Wüste im Hinterland. Unter uns breitet sich ein künstlicher Teich mit Wasserspielen aus, dessen Blau uns fast blendet.

Natürlich schlendern wir auch wieder am Dubai Creek entlang, die Luft ist geschwängert mit dem Geruch von brackigem Wasser, Dieselabgasen der Wassertaxis und der diversen Garküchen.  An der Anlegestelle der Abras genießen wir unseren geliebten Mangosaft und schauen dem bunten Treiben zu, wie die Bootsführer lauthals um Fahrgäste buhlen und Menschen verschiedenster Nationen vorbei flanieren. Danach durchstreifen den Souk, mit seinen bunten Stoffen, chinesischem Kunststoffkitsch, allerlei Andenken und vielem mehr. Am Abend besuchen wir das Restaurant nahe dem Dubai-Fort und lassen uns dort das Kamelfleisch schmecken. Leider ist das Kamel-Curry vom letzten Jahr nicht mehr im Angebot, so dass wir auf eine andere Kamel-Spezialität ausweichen müssen, dessen Fleisch leider nicht mehr so zart wie üblich ist.

Nachdem wir Lebensmittel und Wasser eingekauft haben, machen wir uns auf den Weg nach Al Ain. Die Fahrt über die Autobahn verläuft erwartungsgemäß unspektakulär. In Al Ain müssen wir eine Weile suchen, bis wir den Kamelmarkt gefunden haben. Dies ist unser dritter Anlauf, um den Markt zu finden. Während der letzten beiden Reisen in die Emirate sind wir mehreren widersprüchlichen Wegbeschreibungen gefolgt und hatten nie Erfolg. Heute hat es endlich geklappt. Es ist Mittagszeit, die Hitze flimmert über dem Boden, überall liegen die Händler im Schatten und dösen, einige wenige von ihnen feilschen mehr oder weniger lautstark miteinander. Wir sind die einzigen Touristen auf dem Platz und laufen zwischen den Gattern umher, in denen die Dromedare und zum Teil auch Ziegen und Schafe auf Käufer warten. Der Geruch der Tiere und deren Ausscheidungen liegt wie ein schweres Gas in der Luft, jetzt fehlt ein leichter Wind, der das Atmen erleichtern würde. Ein paar Jugendliche begrüßen uns und führen uns in die Gatter hinein. Wir können die Tiere streicheln und fotografieren und auch ganz junge Kamele beim Säugen beobachten. Natürlich ist der „Service“ nicht umsonst und das zuerst verlangte Bakschisch natürlich völlig überzogen.

Nach dem animalischen Zwischenstopp rollen wir zur Grenze weiter. Dort werden wir ins Büro eines Zöllners gebeten und geben unsere Papiere – jeweils eine Kopie der Fahrzeugpapiere, Amans Führerschein, eine Art TÜV-Bericht und ein Schreiben in Arabisch. Der Grenzer grinst zuerst, dann wird er ernst. In dem arabischen Text steht nur, dass mit dem Fahrzeug alles in Ordnung sei und die Personen mit diesem Schreiben damit fahren dürften. Eine Versicherung, wie bei der Anmietung ausgemacht und auch bereits bezahlt, gibt es nicht. Wir versuchen Aman telefonisch zu erreichen, aber er nimmt nicht ab. Genervt ziehen wir ab und fahren zu einer großen Shopping Mall. Hier finden wir in den Räumen einer Café-Kette eine Internetverbindung und wir kontaktieren die eigentlichen Vermieter des Jeeps. Diese wollen sich sofort um eine Lösung kümmern. Irgendwann ruft Aman uns an und fragt, was wir denn in Al Ain wollten. Al Ain gehört zum Emirat Abu Dhabi und bei Fahrzeugen mit Zulassung in Dubai wären die Grenzer sehr penibel. Wir sollten gefälligst nach Hatta (Emirat Dubai) fahren, dort wäre der Übergang problemlos. Abgesehen davon, dass es ihn nichts angeht, was wir in Al Ain oder sonst wo machen, hätte er den Einreiseort und die Begründung bei der Übergabe gleich mitteilen sollen. Da wir aber trotzdem keine Versicherungspapiere haben, werden wir in Hatta sicher genauso scheitern. Danach telefonieren wir wieder mit dem Vermieter, anscheinend hat das Fahrzeug nun doch keine Versicherung für den Oman. Wir sollten eine abschließen und bekämen die Kosten nach der Reise erstattet. Für heute ist es erst mal zu spät. Wir suchen einen Übernachtungsplatz und ärgern uns über die fehlende Versicherung und die Behauptung Amans, die Probleme lägen am falschen Grenzübergang. Wenn die Papiere in Ordnung wären, ist der Grenzübergang egal. Vor allem hatte uns ja der emiratische Grenzer nicht rausgelassen, ob uns die Omanis ohne korrekte Versicherung reingelassen hätten, steht auf einem anderen Blatt.

Wir fahren in ein kleines Tal, abseits der Straße. Es ist bereits dunkel und die Scheinwerfer leuchten überall hin, nur nicht auf den Weg vor uns. Plötzlich sitzen wir fest. Die Vorderachse ist bis zum Anschlag im Sand verschwunden, es geht trotz Allrad weder vor noch zurück. Wir leeren den Kofferraum, damit das Fahrzeug leichter wird, doch beim Gewicht des Jeeps, ist die Masse des Gepäcks natürlich marginal. Dann schnappe ich mir die Schaufel und grabe den Boden unter dem Auto weg. Mit dem Wagenheber hebe ich die Karosse an und lege Steine unter die Räder. Doch beim Versuch aus der Falle herauszukommen, scheitern wir immer wieder. Die Räder finden auf dem losen Boden keinen Halt und drehen durch – ich drehe auch bald durch. Ohne fremde Hilfe kommen wir hier wohl nicht mehr so schnell weg. Ich schnappe mir meine Taschenlampe und laufe die ca. zwei Kilometer zur Straße zurück. Nach einer halben Stunde winken und auf Hilfe hoffen, stoppt endlich ein Wagen. Der Fahrer spricht kaum Englisch, ruft aber die Polizei an. Ich erkläre dem Beamten, dass wir feststecken und bitte ihn um Hilfe. Mein Gesprächspartner verspricht jemanden vorbei zu schicken. Mein Helfer bittet mich in sein Auto und wir versuchen mit Händen und Füßen miteinander zu kommunizieren. Er zeigt mir Bilder seiner Kinder und erklärt, dass er in Abu Dhabi wohne, jedoch im Oman arbeite und gerade auf dem Nachhauseweg sei.

Nach einer gefühlten halben Ewigkeit trifft endlich die Polizei ein. Wir fahren zu unserem Wagen und schauen uns gemeinsam die Sachlage an. Einer der beiden Polizisten bringt einen Abschleppgurt, dessen Enden weder bei seinem, noch bei unserem Fahrzeug befestigt werden kann. Mit arabischer Improvisationskunst, wird der Gurt verknotet und mit dem Hebel eines Wagenhebers gesichert. Doch auf mit Hilfe des Zugfahrzeugs bekommen wir unseren Jeep nicht frei. Dann versucht es einer der Beamten mit Gewalt und etwas Anlauf. Der Gurt spannt sich fast bis zum Bersten und mit einem lauten „Zing“, fliegt der Stahlhebel wild durch die Luft. Gut, dass ich so etwas geahnt habe und Vroni und ich gehörig Abstand gehalten haben! Nun Graben die beiden Uniformierten weiter unter dem Auto herum. Jeder Versuch ihnen zu helfen wird energisch abgelehnt, so dass sich unser Einsatz auf das Leuchten mit der Taschenlampe beschränkt. Dann wird das Polizeifahrzeug umgedreht, um das Ziehen im Rückwärtsgang zu probieren. Nach einer erneuten Verknotungsaktion zieht der Blaulicht-Nissan an und … auf einmal ist unser Jeep wieder frei -  Alhamdulillah (Allah sei Dank)! Die Polizisten ermahnen uns, nicht in der vorgesehenen Richtung weiter zu fahren – auf die Idee wären wir eh nicht gekommen ;-). Und falls wir wieder einmal Probleme bekämen, sollten wir nicht zögern, die Polizei um Hilfe zu bitten.

Die Stunde ist nun schon fortgeschritten und wir versuchen Ordnung in unser Chaos zu bringen. Der Gepäck wird verstaut und das Dachzelt aufgeklappt. Der Hunger ist uns vergangen und die Lust jetzt noch den Kocher auszupacken ebenso. So läuten wir die Nachtruhe ein und versuchen das Dachzelt zu erklimmen. Doch die Leiter zur Schlafstatt hinauf ist lebensgefährlich. Obwohl wir die Stiege ganz ausfahren, reicht sie kaum bis zum Boden. Als Hilfe stellen wir eine Alukiste drunter, um die Differenz auszugleichen. Doch beim Besteigen der Sprossen senkt sich der Wagen in die Federn und der Boden des Zeltes gibt auch etwas nach. Dabei klappt die Leiter plötzlich weg und wir müssen aufpassen, dass wir nicht rücklings zu Boden fallen. Da ist nichts drin mit nachts schnell mal raus, wenn die Blase drückt. Die nächste Überraschung liegt im Zelt, oder besser liegt eben nicht da. Es gibt nur ein Bettzeug und eine einfache Decke für zwei Personen. Es ist hier zwar nicht wirklich kalt, aber in der Nacht frieren wir uns einen ab. Am nächsten Morgen geht der Ärger weiter. Die Plane für das Dachzelt ist ein altes Überzelt von einem Igluzelt und passt hinten und vorne nicht. Schon auf der Fahrt von Dubai nach Al Ain, hat sich das Teil einen abgeflattert und wir mussten unterwegs mehrmals die Plane neu fixieren. Wir brauchen fast eine Dreiviertelstunde, bis alles verzurrt ist. Wenn das jeden Morgen so lange dauert ...

Nach einem spartanischen Frühstück und gut 140 Kilometer Fahrt erreichen wir den Grenzort Hatta. In einem Versicherungsbüro, das ich noch von meinen Motorradtouren vor ein paar Jahren her kenne, bekommen wir die notwendige Versicherung. Diese Versicherungspolice ist das einzige Stück Papier, das die Grenzer sehen wollen, die anderen Dokumente interessieren gar nicht. Von wegen nur Hatta und nicht Al Ain. Wenn die Papiere stimmen, kommt man überall über die Grenze! Durch den geänderten Einreiseort, sind wir nun weitab von unserer ursprünglich geplanten Route. Nun müssen wir zuerst zur Küste hinunter, bevor wir wieder in den Westteil des Omans können, um von dort aus in den Süden zu fahren. Doch zunächst sitzen wir am Strand unter Palmen, genießen Meer, Sand und Sonne und lassen den Puls langsam runter kommen.

Bis Maqaisah folgen wir der Küstenstraße und biegen dann nach Südwesten in die Berge ab. Mit der Zeit lässt der eh nicht starke Verkehr weiter nach und die Straßen werden schmaler. Kurve um Kurve zirkeln wir durch die braune Landschaft. Ab und zu sehen wir ein paar grüne Flecken, kleine Oasen in denen Gemüse angebaut wird. Ziegen und Schafe weiden den kargen Boden ab und müssen natürlich immer dann die Straßenseite wechseln, wenn ein Auto angefahren kommt. Als wir Ibri erreichen, wollen wir gleich die Altstadt besichtigen. Leider können wir nur von außen schauen, denn Restaurierungsarbeiten sind im Gange und deshalb ist der Zugang gesperrt. Einer der Arbeiter vertröstet uns, wir sollen am Abend nochmal vorbei kommen, dann würde er uns durch die Anlage führen. Momentan sei der Chef da und da sei ein Besuch der Bauten nicht möglich. Der noch bewohnte Teil des Ortes ist fast menschenleer, die Geschäfte sind geschlossen, verrammelt und verriegelt. Nur ein alter Mann zieht mit seinem Eselskarren durch die Gassen und nickt uns freundlich zu. Nach der missglückten Besichtigung suchen wir ein Hotel und gehen die Liste im Reiseführer durch. Das erste Haus finden wir erst gar nicht, das zweite wird gerade renoviert, aber bei der dritten Unterkunft haben wir Erfolg und bekommen dort ein schönes Zimmer.

Nach einer ruhigen Nacht setzen wir die Fahrt nach Salalah fort. Wie schon am Vortag ist die Landschaft flach und es geht fast nur geradeaus durch gleichförmige Landschaften. Im Laufe des Tages wird es immer wärmer, manchmal spiegeln uns die Luftschichten Trugbilder vor. In der Ferne sehen wir große Steine auf der Fahrbahn liegen. Beim Näherkommen werden diese immer kleiner und „wandern“ an den Straßenrand. Ansonsten gibt es bis zum Horizont nicht wirklich etwas zu sehen und das Radio hat schon seit Dubai keinen Empfang mehr. Damit es nicht zu langweilig wird, machen wir ab und zu einen Abstecher über Pisten, die zum Teil parallel zur Straße verlaufen oder zu einem verlassen Ölbohrturm oder Viehgatter führen. Außer ein paar Eidechsen finden wir nichts und niemanden. Das alles sind natürlich keine wirklichen Sehenswürdigkeiten, aber immerhin besser als immer nur stur geradeaus zu fahren. Die einzige Attraktion auf dieser Strecke ist ein Schwertransport, der ein breites Stahlgerüst geladen hat und den Gegenverkehr zum Ausweichen in den Sand neben der Straße schickt. Gegen Abend fahren wir von der Straße ab und arbeiten uns durch weichen Sand ein Stück weit in die Randbezirke der Rub al Khali hinein. Hinter ein paar niedrigen Plateau-Felsen können wir sichtgeschützt unser Dachzelt aufklappen und die nun fast völlig zerfetzte Plane vom Dach schälen. Dann ist auch schon Zeit für das Abendessen. Die vier zum Wagen gehörenden Aluboxen bilden den Tisch und auf den zwei gemütlichen Klappstühlen können wir es uns bequem machen. Wir schnippeln Gemüse und bereiten als Vorspeise eine Suppe zu. Die No-Name-Gaskartusche, eine andere haben wir bisher nicht besorgen können, wird im Camping-Gaz Kocher nicht wirklich dicht. Wir klemmen eine Münze unter den Schraubfuß und siehe da, es funktioniert, da die Kartusche nun fester angepresst wird. Das ist natürlich keine vernünftige Lösung für einen Sicherheitsbeauftragten ;-). Nach dem Essen genießen wir den Sonnenuntergang und die Stille der Wüste. Über uns funkeln die Sterne, Zeit für Entspannung und tiefe Gedanken.

Die nächsten gut 300 Kilometer verlaufen ähnlich wie gestern, alles flach und trocken. In Thumrait machen wir Pause, essen ein Egg-Sandwich und lassen uns einen Mangosaft schmecken. Um uns herum ist geschäftiges Treiben. Überall hämmert und poltert es, Baustellenfahrzeuge fahren hin und her, Staub hängt in der heißen Luft. Mit frisch vollgetanktem Wagen fahren wir dann nach Westen, Richtung Mudayy. Dort schwenken wir nach Süden und rollen auf einer üblen Holperpiste zur Küste hinunter. Diese Strecke wollten wir schon lange mal fahren, doch erst auf dieser Reise klappt es. Die einsame, aride Gegend zeigt keine wirklichen Höhepunkte. Die Taleinschnitte sind graubraun, ab und zu sehen wir etwas Grün am Talgrund. Die Piste ist in einem schlechtem Zustand, alles im und am Wagen klappert und quietscht und wir kommen nur langsam vorwärts. Zwischen Hilal und Seefeer erreichen wir wieder asphaltierte Straßen. Es ist eine rechte Wohltat, fast lautlos und sanft dahin zu gleiten – ja ja, man kann’s den Offroadern nie recht machen ;-). Auf der Küstenstraße rollen wir Richtung Salalah. Wir passieren einen Checkpoint, an dem wir unsere Pässe zeigen müssen. Vor ein paar Jahren war dies der westlichste Punkt, den man hier unten als Tourist erreichen konnte, ohne eine Sondergenehmigung für das Grenzgebiet zum Yemen zu haben. Den Posten gibt es zwar immer noch, aber man kann nun nach der Kontrolle weiter fahren. Uns zieht es jedoch von hier aus in östliche Richtung.

In Salalah beziehen wir unsere vorgebuchten Zimmer in einem kleinen Hotel direkt am Strand. Hier waren wir vor zwei Jahren schon einmal und uns hatte es gut gefallen. Wir wollen ein paar Tage ausspannen, bevor wir uns wieder Richtung Norden begeben. Da wir keine Strandlieger sind, beschränkt sich das Badevergnügen auf eine gute Stunde an den Nachmittagen. Den Rest der Zeit sind wir auf Tour in der Stadt und der Umgebung. Beim Besuch der „Großen Moschee“ fragen wir an der Pforte, ob wir auch hinein dürften. Klar, meint der Wächter, ihr müsst nur die Schuhe ausziehen. Wir sind die einzigen Besucher, außer uns wuselt nur ein Reinigungs-Team durch den riesigen Gebetsraum und staubsaugt den Teppich. Imposante hölzerne Portale dominieren die Seiten und über uns schwebt ein riesiger Kronleuchter, der laut Angaben des Reiseführers in Bayern gefertigt wurde. Wir genießen noch eine Weile die Ruhe und die Kühle des Hauses, bevor wir uns aufmachen, um irgendwo einen Kaffee zu trinken. Den Abend verbringen wir in einem Restaurant am Rande der Stadt. Wir sind fast die einzigen Gäste und werden mit Riesenportionen und kleinen Aufmerksamkeiten auf Kosten des Hauses verwöhnt.

Unweit unserer Unterkunft liegt eine Ausgrabungsstätte, der antike Weihrauchhafen Al-Baleed, der sogar zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Ein kleiner Kanal verbindet die Ruinen mit dem Meer, auf dem einige kleine Boote dümpeln. Die gesamte Anlage zieht sich ein Stück weit an der Küste entlang, man sieht, dass immer noch daran gebaut und restauriert wird. Da es dunkel wird, können wir nicht lange herumspazieren, dafür besuchen wir das Museum, dort gibt es genug Licht für wissensdurstige ;-).

Von Salalah aus fahren wir durch das Erdölgebiet Richtung Ostküste. Als ich vor einigen Jahren mit dem Motorrad hier war, musste dazu eine mehrere hundert Kilometer lange Piste bewältigt werden. Heute ist (leider) alles geteert und man dümpelt sanft durch die steinigen und sandigen Landschaften. Die Tankstelle in Marmul wurde mittlerweile auch umgebaut und modernisiert, nun tanken hier ja nicht mehr nur die Baustellenfahrzeuge der Erdölfirmen, sondern auch andere Durchfahrende und Touristen. Man muss nun bei Marmul auch nicht mehr zwischen den Fördertürmen hindurchzirkeln, die Straße führt jetzt außen herum, an den Anlagen vorbei. Kurz bevor wir die Küstenstraße erreichen, stoppen wir und gehen auf Fossiliensuche. Hier in der Umgebung hatte ich vor einiger Zeit schon mal übernachtet. Boden und Wände waren damals voll mit versteinerten Muscheln und Schnecken. Diesmal ist die (fotografische) Ausbeute weniger üppig. Komisch, laut GPS sind wir genau an dem Zeltplatz von 2006, an dem man quasi inmitten der Fossilien schlief. Inzwischen waren hier in der Gegend jedoch Raupen und Bagger unterwegs und haben die Landschaft ein wenig umgestaltet. Ein Stück weiter, bei Qaysad, biegen wir zum Hafen ab und setzen uns in den Schatten eines Vordaches. Während wir zu Mittag essen, beobachten wir die Fischer, wie sie die Boote für die nächste Ausfahrt klar machen. Sie winken freundlich herüber, während sie unter großem Palaver an Tauen ziehen oder Kisten stapeln. Bei Al Juwayrah verlassen wir die Straße und fahren auf einer Piste zum Meer. Dort finden wir eine Lagune, in der einige Flamingos herumstaksen und ihr Futter suchen. Dazu gesellen sich krächzende Möwen, die sich vom Himmel herab ins Wasser stürzen und Fische fangen. Ein idyllisches Plätzchen, genau das Richtige zum Übernachten. Wir klappen das Dachzelt auf, kochen unser Abendessen und genießen das Mahl mit Blick auf die Tierwelt in der Lagune.

Nach dem Frühstück geht die Fahrt weiter. Nach einigen Kilometern auf der Teerstraße biegen wir wieder auf eine Piste in Richtung Meer ab. Wir wollen zu den weißen Dünen fahren, die hier ins Meer hinab gleiten. Die Piste umfährt einen Berg, dahinter wird die Strecke sandiger und weicher. In einem Bogen fahren wir auf die Küste zu und erreichen nach einiger Zeit eine Saline. Wir irren zunächst auf den Rändern der Becken umher, bis wir endlich wieder den richtigen Weg finden. Wir erreichen einen Strand, von dem aus es durch weichen Sand zu den nahe gelegenen weißen Dünen geht. Eigentlich wollten wir dort übernachten, doch Vroni merkt an, das wir die Lebensmittelvorräte nicht aufgefüllt hätten und es eine hungrige Nacht geben könnte. Außerdem ist es noch nicht Zeit für ein Nachtlager, deshalb fahren wir die ganze Strecke wieder zurück und rollen auf der Teerstraße noch bis Sur weiter. Wir erreichen die Stadt im Dunkeln und suchen uns im Reiseführer ein Hotel. Das Zimmer ist groß, die Angestellten sehr freundlich und um uns bemüht. Um die Ecke ist ein Restaurant, dort sitzen wir im Freien und lauschen beim Essen dem Plätschern des Meeres.

Nach dem Frühstück laufen wir zum Fort Al Hamouda im Stadtteil Al Ayjah. Auf dem Weg dorthin liefern sich zwei Ziegenböcke ein Duell. Es knallt richtig, wenn die Schädel und Hörner gegeneinander schlagen. Gegenseitig schieben sie sich mal in die eine, dann wieder in die andere Richtung, ohne auf Passanten und Autoverkehr zu achten. Im Fort sind wir, wie so oft, die einzigen Besucher. Das restaurierte Viereck ist nicht groß und rasch besichtigt. Nach dem obligatorischen Eintrag ins Besucherbuch laufen wir zum Hotel zurück und setzen motorgetrieben unseren Weg fort. In Sur besuchen wir noch zwei weitere Forts. Das Fort Sinesilas thront auf einem Hügel über der Stadt, hinter den Häusern kann man das Meer sehen. Die Zimmer in diesem Bauwerk sind zur Abwechslung nicht leer, sondern mit Gebrauchsgegenständen, alten Waffen, Teppichen und spärlichen Möbeln bestückt. Die Wächter plaudern im Schatten miteinander, ohne auf den Ansturm der Touristenmassen zu achten – außer uns ist nur noch eine einzelne Person in den Gemäuern unterwegs ;-). Nach der Besichtigung kreuzen wir durch enge Einbahnstraßen zum Fort Bilad Sur. Dieses ist jedoch geschlossen und lässt sich nur von außen „bewundern“. Um die Ecke wartet eine Bäckerei auf Kunden, der Geruch nach frisch Gebackenem liegt in der Luft und lockt uns an. Wir besorgen dort frisches Brot und ein paar süße Stückchen, bevor wir nach Südwesten aus der Stadt heraus rollen.

Unser heutiges Ziel ist die Wahiba. Doch bevor wir in den Sandkasten abbiegen, besuchen wir kurz das Örtchen Al Mudayrib. Hier finden wir einige alte Häuser und auf den Hügeln ringsum stehen noch ein paar steinerne Türme. Die Luft steht zwischen den Mauern, es ist heiß. Grillen zirpen, als wir durch die engen Gassen laufen und uns die alten Bauten anschauen. Zwischen halb verfallenen Gebäuden hindurch suchen wir uns einen Weg zu einem der Wehrbauten auf dem Hügel. Von dort oben aus blicken wir über den Ortskern hinweg in die gelblich schimmernde Wahiba hinein. Die Luft ist diesig und lässt die Konturen verschwimmen. Nach dem Abstieg über den Geröllhang tanken wir den Wagen voll, kontrollieren Öl- und Wasserstände und füllen die Wasservorräte auf. Zum Abschluss gönnen wir uns noch ein Eis. Bei Al Wasil biegen wir dann auf eine Piste in Richtung Sandlandschaft ab. Wir folgen dem Tal einige Kilometer und über ein paar Dünen erreichen wir ein Touristencamp. Dort haben wir uns für eine Nacht eingemietet und einen Kamelritt gebucht. Normalerweise meiden wir so einen Touristenrummel, doch auf dieser Tour sollte ja alles etwas gemütlicher und ohne Stress ablaufen. Die Wahiba hatten wir ja schon in den Jahren zuvor mehrmals durchquert, so dass wir diesmal mal eine andere Variante probieren wollten. Wir beziehen eine Strohhütte und genießen den heißen Willkommens-Tee. Am Abend fahren wir mit einem Führer und einigen anderen Fahrzeugen in die Dünen, um den Sonnenuntergang zu erleben. Einige der anderen Fahrer meinen, sie müsste zeigen was für tolle Wüstenfahrer sie sind. Da wird grundlos überholt oder auch so dicht aufgefahren, dass es fast zu Zusammenstößen kommt. Wenigstens graben sich die Angeber ein und müssen von den Führern wieder aus den Tiefen des Sandes befreit werden ;-). Der Sonnenuntergang ist für uns dann doch etwas unspektakulär. Da hatten die einsamen Erlebnisse der vorhergehenden Abende, ohne Rufen und Geschwafel anderer Leute doch eine andere Qualität. Aber wir haben es ja nicht anders gewollt. Später im Lager bekommen wir ein reichhaltiges Abendmahl serviert. Wenigstens ist die kulinarische Seite nicht zu verachten. Nach dem Essen werden Trommeln geschlagen und einige der Angestellten singen zu deren Rhythmus. Shishas werden herumgereicht und verströmen den süßlichen Duft von Tabak und Apfelaromen. Eigentlich ist der Abend im Kreise der anderen Urlauber doch ganz nett.

Am Morgen werden wir durch Kamelgebrüll geweckt. Vor dem Lager liegt ca. ein Dutzend der Höckertiere im Sand. Einige sind schon gesattelt, andere werden gerade für den Ausritt vorbereitet. Doch vorher gibt es noch ein gutes Frühstück im Schatten der Strohmatten. Dann wird es ernst. Wir werden auf die Tiere verteilt und bekommen Instruktionen, wie man sich beim Aufstehen oder Niederlegen der Dromedare zu verhalten hat. Ruckweise werden wir nach oben gehoben, dann staksen die Tiere los. In einer Reihe werden wir durch die Dünen geschaukelt und ich erinnere mich daran, wie ich vor einigen Jahren in Jordanien während eines Ritts „seekrank“ wurde. Auch heute muss ich gut durchatmen, damit das Frühstück nicht neugierig nach oben kommt. Nach einer knappen halben Stunde sind wir wieder zurück. Vroni ist froh, dass sie endlich mal auf einem Kamel reiten konnte, ich bin froh, dass die Eierei auf dem hohen Rücken endlich vorbei ist ;-). Die anderen Touris bleiben eine weitere Nacht im Lager, wir aber packen unsere Sachen zusammen und fahren nach Al Wasil zurück. Der Führer, bei dem wir uns abmelden, hat zunächst Angst, dass wir den Weg nicht finden. Doch als wir ihm versichern, dass wir gut ausgerüstet sind und ein GPS haben, lässt er uns fahren – na ja, verfahren kann man sich hier eigentlich eh nicht …

Über Al Wasil und Al Kamil fahren wir nach Sur zurück. Auf der gut ausgebauten Straße kommen wir rasch vorwärts und erreichen schnell die Hafenstadt. Dort tanken wir wiederum voll, kaufen noch ein paar Lebensmittel ein und fahren an der Küste entlang ins Wadi Tiwi weiter. Seit vorletztem Jahr gibt es eine Autobahn bis fast nach Muscat hinauf. Die parallel verlaufende Piste verfällt mit der Zeit immer mehr. Auch der Weg ins Wadi Tiwi ist seit einiger Zeit frisch geteert, zumindest das untere Stück. Weiter oben wird die Fahrbahn immer schmaler, die Strecke immer steiler und kurviger. Vroni wird ganz unruhig, auf ihrer Seite fällt der Hang steil bis ins Tal ab und sie hat Angst, dass wir abstürzen. In einer schattigen Nische machen wir Pause und lassen uns die Leckereien aus Sur schmecken. Das Wadi ist eine Sackgasse, mit einigen Teichen, die man zu Fuß erkunden kann. Da wir hier schon einmal waren und heute noch zu „unserem“ im letzten Jahr entdeckten See wollen, verzichten wir auf den Marsch und fahren zur Küste zurück.

Nach einigen wenigen Kilometern entlang der Küste, biegen wir wieder in die Berge ab. Hier führt eine Schotterpiste in die Hajar Mountains hinauf. Diesen Weg sind wir letztes Jahr heruntergekommen und können uns noch gut daran erinnern, wie steil diese Piste ist. Auf neun Kilometern überwinden wir nun 1.100 Höhenmeter, was mit Motorkraft ja kein Problem ist. Mit dem Mountainbike wollte ich dort nicht unbedingt hinauf müssen ;-). Trotzdem hat auch das Auto auch etwas Mühe mit dem Aufstieg, die Wassertemperaturanzeige ist kurz vor dem roten Bereich, der Lüfter läuft im Dauerbetrieb. Nach einer ganzen Weile erreichen wir die Hochebene mit den uralten Grabtürmen, die wir dieses Jahr jedoch links liegen lassen. Hier haben wir ungefähr den höchsten Punkt erreicht, ab jetzt geht es fast nur noch bergab. Wir rollen durch zwei einsame Dörfer und furten durch schmale Wasserläufe. An einem Gehöft stoppen uns zwei Jugendliche und betteln um Schokolade und Trinkwasser. Mit Süßigkeiten können wir nicht dienen, aber Wasser haben wir genug dabei und können ihnen ein paar Flaschen überlassen. Auf teilweise üblen Pisten holpern wir weiter durch das Wadi Khabbah und benötigen für die Fahrt viel länger, als wir vorher abgeschätzt hatten. Immer wieder tauchen unvermittelt einsame Örtchen auf. Wie kann man nur hier draußen wohnen, so weit weg vom Schuss? Zumindest wird derzeit eine Stromversorgung durch die Berge aufgebaut. Hin und wieder treffen wir auf die vermummten Arbeiter, die in kleinen Trupps Löcher ausheben oder Strommasten setzen. Nach einigen Stunden Schaukelei erreichen wir endlich den See bzw. das, was von ihm übrig ist. Es ist kaum noch Wasser da, überall haben schwere Baufahrzeuge das Gelände umgegraben – oder war es doch das starke Unwetter vor einigen Wochen? Auch unser schöner Übernachtungsplatz vom Vorjahr ist nicht mehr auffindbar. Dafür stehen jetzt hoch über dem Tal kleine Schattendächer, von denen aus man das schöne Gewässer überblicken könnte, wenn es denn noch da wäre. Enttäuscht beschließen wir bis Ibra weiter zu fahren und uns dort ein Zimmer zu nehmen. Hier ist es uns doch zu ungemütlich. Als wir endlich am Hotel ankommen, ist es schon dunkel. Wir beziehen unser Zimmer und machen uns über die restlichen Lebensmittel her. Danach wälzen wir Landkarten und Reiseführer um die weitere Reise zu planen.

Nach einer Verbindungsetappe von Ibra nach Bahla, mieten wir uns für zwei Nächte in einem weiteren Hotel ein. Am nächsten Tag fahren wir zum Jebel Shams hinauf, um dort eine Wanderung zu unternehmen. Wie bereits bei früheren Besuchen ist der obere Teil der Strecke immer noch ungeteert und steil – gut so ;-). Am ersten Aussichtspunkt in die Tiefe, haben die dort oben wohnenden Menschen mittlerweile ein kleines Häuschen hingestellt, um dort Handarbeiten und Fossilien zu verkaufen. Früher standen hier nur ein paar klapprige Tische im Wind. Wir halten an der zugigen Kuppe nicht lange an, sondern fahren solange weiter, bis der Weg an einer Ansammlung Häuser endet. Hier gibt es einen kleinen Parkplatz, einen kläffenden Hund und ein Hinweisschild zum Wanderweg. Unterhalb des Gipfelgrates führt ein Pfad zu einer alten Ansiedlung mit Terrassenfeldern. Schon nach einem kurzen Stück des Weges lädt eine offene Hütte zu einem zweiten Frühstück ein. Ein paar aufdringliche Ziegen streunen um uns herum und versuchen etwas von unserer Brotzeit zu stibitzen. Wir müssen sogar handgreiflich werden, um die hungrigen Tiere immer wieder von uns wegzuschieben, so sehr versuchen sie uns zu bedrängen.

Der Weg ist steinig, links steigt der Fels senkrecht nach oben, rechts geht es ungesichert 1000 Meter in die Tiefe. Man muss ja während des Marsches nicht in die Schlucht schauen, dann kommt man auch ohne Schwindelanfälle weiter ;-). Die Sonne knallt ihre Strahlen direkt auf unseren Weg und lässt uns in der Hitze schwitzen. Neben zahlreichen Eidechsen in allen Größen sehen wir noch eine Schlange, aber auch einige Vögel haben sich in die kahle Landschaft verirrt und zwitschern ihr Liedchen. An einer Stelle finden wir einen zurzeit trockenen Wasserfall. Das kalkhaltige Wasser hat seine Spuren hinterlassen, die wie ein versteinerter Vorhang aussehen. Weiter hinten in der Schlucht läuft man unter überhängenden Felsformationen hindurch, bis man endlich auf die Überreste der alten Siedlung stößt. Fast sehen die Gebäude aus wie die Pueblos im amerikanischen Westen, nur ist hier alles kleiner und schmaler. Gegenüber im Fels sieht man die Terrassen, auf denen früher Essbares angebaut wurde. Will man wirklich so abseits und unter diesen harten Bedingungen leben? Anscheinend gab es solche Leute. Durch die fortgeschrittene Zeit, liegt der Rückweg nun im Schatten der Berge und ohne Sonne frieren wir sogar etwas. Auch im Oman ist es in ~2.000 Metern Höhe nicht so warm wie im Tal. Etwas erschöpft erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt und rollen zufrieden nach Bahla zurück. Abends im Hotel lassen wir uns im Speisesaal kulinarisch verwöhnen – das muss auch mal sein ;-).

Das Urlaubsende naht und die letzten Tage möchten  wir in den Emiraten verbringen. Über Ibri und Al Ain fahren wir bis nach Abu Dhabi. Im Internet haben wir uns dort ein schönes Hotel zum Entspannen ausgesucht. Wir beziehen dort eine Art Ferienwohnung mit Schlaf- und Wohnbereich und einer Küchenzeile. Das Bad ist sehr schön und auf dem Dach gibt es einen Pool und eine Sauna. Nach dem Pech mit dem unzureichenden Dachzelt, wollen wir es uns doch etwas gut gehen lassen. In der Nähe gibt es eine Shopping Mall mit Supermarkt, Boutiquen Elektronik-Shops und vielem mehr. Wir kaufen fürs Abendessen und Frühstück ein und schauen uns die im Überfluss angebotenen Waren aus aller Welt an. Nach dem Einkauf buchen wir eine Stadtrundfahrt für den morgigen Tag. Mit dem Bus kommt man bequem durch die Staus und wird direkt (ohne Parkplatzprobleme) vor den Sehenswürdigkeiten abgesetzt.

Früh am Morgen stehen wir an der Bushaltestelle und warten auf die Abfahrt. Dann geht es endlich los. Da dies die erste Fahrt am Morgen ist, sind nur wenige Leute mit an Bord. In der oberen offenen Aussichtsplattform ist es jetzt zwar noch etwas frisch, aber man kann die Umgebung gut beobachten. Der Palast und das Emirates Palace Hotel interessieren uns weniger, wir wollen zur großen Moschee von Abu Dhabi. Auf dem Weg dorthin bewundern wir die Bauwerke der Stadt. Wohin man auch blickt, stehen verglaste Wolkenkratzer. Jedoch nicht einfach nach oben gezogen, sondern mal verdreht, mal schräg stehen oder durch Brücken miteinander verbunden. Allesamt architektonisch interessant gestaltet. Schon von weitem sieht man dann die Kuppeln und Minarette der großen Moschee. Alles ist in einem kühlen Weiß gehalten. Rund um das Gotteshaus bewässern zahlreiche Sprinkler die Grünflächen. Überall wuseln Gärtner und Putzkolonnen herum und sorgen für Ordnung und Sauberkeit. Frauen und Männer haben getrennte Eingänge. Die Frauen bekommen einen schwarzen Mantel und ein Kopftuch und man muss im Inneren suchen, um seine Begleiterin wieder zu erkennen, nicht dass man mit der falschen schwarz gekleideten Dame den Besuch fortsetzt ;-). Ein Aufseher teilt die interessierten Besucher dann in Grüppchen auf und teilt jedes von ihnen einem weiblichen Guide zu. Das Mädel leitet uns durch die zahlreichen Höfe und Hallen und erklärt uns die Geschichte der Moschee, die Gebetszeiten und beantwortet bereitwillig die gestellten Fragen. Nach der Führung streifen wir noch alleine umher und bestaunen die farbigen Intarsien in den Marmorwänden und Säulen. An einer großen Wand sind alle 99 Namen Allahs angeschrieben, den hundertsten Namen weiß nur das Kamel (so heißt es). Der „Rest“ von Abu Dhabi ist für uns eher weniger sehenswert. Im Hafen gibt es nur Plunder und fotografieren darf man dort auch nicht, weil Hafen = Grenze = Fotografierverbot. Viele „Sehenswürdigkeiten“ sind noch, oder schon wieder im Bau. Bis auf die Moschee war Abu Dhabi für uns ernüchternd. Beim nächsten Mal würden wir wohl die vorgelagerten Inseln besuchen. Diese sind zwar Privateigentum der Herrscherfamilie, seit einiger Zeit jedoch Naturschutzgebiet und öffentlich zugänglich. So verbringen wir den Abend im Pool und der Saunalandschaft und kochen uns in unserer Küchenzeile etwas Leckeres.

Auf der Fahrt von Abu Dhabi nach Dubai verfahren wir uns ein wenig. Die Karten im GPS sind älter als die Straßen, deren Verlauf sich stündlich zu ändern scheint. Trotzdem ist die Strecke über den Norden der Stadt, mit den teilweise künstlichen Inseln, die mit Brücken miteinander verbunden sind, nicht verkehrt, man sieht mal was anderes. Die Autobahn nach Dubai ist dann weniger interessant, wir sitzen die Strecke einfach ab. Da es noch früh am Tag ist, fahren wir zu den Stränden im Nordosten von Dubai. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen in der Nähe eines Cafés mit Toiletten und relaxen am Strand. Vroni geht ein wenig schwimmen, mir ist das Wasser zu kalt. Über uns schweben Flugzeuge hinweg, die vom unweit gelegenen Flugplatz aus in alle Welt starten. Morgen werden auch wir in einer der Maschinen sitzen. Bevor wir unsere letzte Unterkunft aufsuchen, stromern wir noch ein wenig durch eine Shopping Mall und genießen einen Cappuccino bei Starbucks. Bis auf wenige Ausnahmen gibt es hier sonst nur Instantkaffee. Dann müssen wir unser Zimmer beziehen, das Gepäck ordnen und den Wagen für die Rückgabe fertig machen.
Schon eine ganze Weile sitzen wir in der Lobby des Hotels und warten auf Aman, unsere Kontaktperson für die Rückgabe des Autos. Natürlich können wir keine deutsche Pünktlichkeit erwarten, aber anderthalb Stunden später als ausgemacht ist vielleicht doch etwas viel. Wir müssen ja noch zum Flugplatz, unser Flieger wartet nicht. Etwas mürrisch kommt der gute Mann dann daher und will gleich wieder weg. Doch vorher soll er uns, wie ursprünglich abgesprochen, zum Flugplatz bringen. Eigentlich hat er dazu keine Lust, doch wir bestehen darauf. Also fahren wir mit dem Auto hinter ihm und seinem Kumpel her. Am Flugplatz will er gleich weg, doch vorher wollen wir, wiederum wie abgesprochen, die Kaution zurück. Freiwillig rückt er nur 300 der 500 Euro heraus, den Rest bekämen wir von den belgischen Besitzern überwiesen, wenn er (angeblich) bei der Polizei abgeklärt hätte, dass wir uns nichts zu Schulden hätten kommen lassen. Wir haben keinen zeitlichen Spielraum für lange Diskussionen, unser Flieger geht und das weiß er natürlich. So müssen wir ohne die restlichen 200 Euro zurück in die Heimat reisen.

Fazit: Das Auto an sich war OK, aber die Ausrüstung (Lenkdrachen, Taucherbrille usw.) wohl mehr an Strandurlaub als an Wüstendurchquerungen angelehnt. Der Kocher war für die wuchtigen Töpfe zu unterdimensioniert und das Dachzelt brachte mehr Ärger als Nutzen (Leiter zu instabil, Abdeckplane ungeeignet). Unsere 200 Euro und die ausgelegten Kosten für die nicht vorhandene Versicherung bekamen wir sofort überwiesen, als wir wieder zuhause waren und die Besitzer um Klärung baten. Aman hatte das Geld eigenmächtig einbehalten, ohne dass die Vermieter das angeordnet oder abgesprochen hatten. Durch die Probleme mit dem Dachzelt waren wir am Ende mehr in Hotels, als ursprünglich geplant, es macht einfach keinen Spaß, eine dreiviertel Stunde für das Einpacken des Zelts zu verschwenden und unterwegs ständig die flatternde Plane neu befestigen zu müssen. Da wäre eine richtig zugeschnittene Hülle sicher die bessere Alternative. Das nächste Mal werden wir sicher wieder einen normalen Geländewagen mieten und die eigene Ausrüstung mitbringen, so wie in den vorangegangenen Reisen in die Emirate und den Oman.

© Giancarlo Albrecht