Großbritannien 2015: Schottland ⇒ Bericht zur Tour

Sehr kurzentschlossen haben wir uns zu einer Tour nach Schottland entschieden. Da Flüge und Mietwagen so kurzfristig sehr teuer sind, wollen wir auf eigener Achse anreisen. Damit wir aber nicht nur im Auto sitzen, buchten wir die Fähre von Amsterdam nach Newcastle und zurück.

Überfahrt
Bisher kannte ich nur die Fähren nach Nordafrika, beim Boarding ging es da immer recht hektisch zu. Nicht so bei dieser Passage. Alles lief ruhig und geordnet ab, keine Schreierei des Personals und reichlich Platz zwischen den Autos. Außerdem bekam man ein Kärtchen, auf dem der richtige Treppenzugang zum Auto notiert war, damit man es bei der Ankunft gleich wieder findet. Entgegen meiner Befürchtung war die Nordsee ruhig und das Schiff schaukelte nicht, so dass mein empfindlicher Magen eine ruhige Nacht in der Kabine verbringen durfte. Auch bei der Ankunft in Newcastle verlief alles ruhig. Niemand ließ sein Auto warm laufen und verstänkerte das ganze Deck oder drängelte, wie es bei den Afrika-Fähren leider üblich ist, insgesamt also eine sehr angenehme Überfahrt.

Newcastle – Edinburgh
Den Linksverkehr kannte ich ja schon von einer Japan-Reise, so dass ich recht schnell mit der „falschen“ Seite klar kam. Zudem muss man nach gleich nach der Ankunft durch gefühlte 27 Kreisverkehre kurven, so dass man sich in Newcastle recht schnell umgewöhnen kann. Wir ließen die Hafenstadt rasch hinter uns und wir lotsten uns in Richtung Küste. Zwischendurch stoppten wir in Alnwick, um Geld zu wechseln und einen Kaffee zu trinken. Da die Parkplätze in der Innenstadt alle belegt waren, stellten wir das Auto etwas außerhalb ab und nutzten die Gelegenheit zu einem Sightseeing-Spaziergang. Die alten Natursteinhäuser verströmen ein besonderes Flair und das (eigentlich unerwartet) schöne Wetter ließ alles noch einmal so schön auf uns wirken. In den Straßen reihten sich kleine Geschäfte aneinander und zahlreiche Kneipen warben mit schönen Schildern um Kundschaft. Nachdem wir uns in einer Bank mit „Pfunden“ eingedeckt hatten, suchten wir uns ein nettes Café und bestellten – nein, keinen Earl Grey, sondern Cappuccino. Leider konnte das heiße Getränk geschmacklich nicht mit den angenehmen Eindrücken des Ortes mithalten, dafür war der Preis jedoch höher als erwartet und brachte einen Vorgeschmack auf die vergleichsweise hohen Lebenshaltungskosten der britischen Insel.

An der Küste angekommen, spazierten wir ein Stück am Strand entlang und suchten uns einen Platz für ein kleines Picknick. Die Sonne lachte vom blauen Himmel und ein milder Wind strich durch das hohe Gras, das die Sanddünen hinter dem Strand bedeckte. Während wir unseren Hunger bekämpften, schauten wir den anderen Spaziergängern am Strand und deren herumtollenden Hunden zu und blickten auch auf die gegenüber liegenden Inseln, auf denen Leuchttürme und auch eine alte Burg zu erkennen waren. In der Ferne, weiter strandaufwärts, war ein großes Castle auszumachen, das wir später noch besuchen wollten. Doch zunächst genossen wir einfach den Augenblick und hörten auf das Rauschen der Wellen.

Ein paar Kilometer weiter erreichten wir das Bamburgh Castle. Die imposante Burg, auf einem Basalthügel direkt an den Ufern der Nordsee thronend, ist eine der eindrucksvollsten Burgen Englands. Imposant ist auch der Eintrittspreis von 12,25 GBP/Person (knapp 17 €), so dass wir uns auf die äußere Betrachtung der Mauern beschränken. Am anderen Ende des Ortes befindet sich die Parish Church of St. Aidan. Der ursprüngliche Ort der Anbetung wurde an der Stelle der heutigen Kirche im Jahre 635 durch St. Aidan gegründet. St Aidan wurde damals von König Oswald zu Bamburgh von Iona aufgerufen, das Christentum in seinem neu vereinigten Königreich Northumbria zu etablieren.

Hinter Berwick-upon-Tweed passierten wir die Grenze nach Schottland und wurden mit einer überdimensionalen Flagge und einem Failte gu Alba willkommen geheißen. Von hier aus ist es nicht mehr weit bis nach St. Abbs, einem kleinen Örtchen direkt an der Küste. Der Reiseführer empfiehlt eine Wanderung an der Küste und wir ziehen uns sogleich die Wanderschuhe an. Nach dem Überwinden einer langen Holztreppe, vom Hafen in den oberen Ortsteil, fanden wir den Einstieg in den Discovery-Trail. Dieser führt zunächst direkt an der Steilküste entlang, um hinter einem Hügel weiter im Landesinneren zu verlaufen. Nach dem Passieren eines Viehgatters wanderten wir zwischen wolligen Schafen einen weiteren Hügel hinauf, an dessen Hang sich einige Hasen Höhlen gegraben haben. Scheinbar furchtlos saßen sie in der Sonne und ließen sich durch uns nicht stören. Etwas weiter erspähten wir dann den Leuchtturm, das eigentliche Ziel unserer Wanderung. Leider zogen dann dunkle Wolken auf, so dass wir lieber den Rückweg antraten, um dem Regen zu entgehen. Hoch über der nun vor uns liegenden Küste blies dann der Wind so stark, dass wir gerne Abstand zum Abgrund gehalten haben, um nicht hinunter geweht zu werden. Auf dem letzten Kilometer erwischten uns die Regentropfen dann doch noch. Zum Glück war es eher ein Nieseln und kein Platzregen. Doch nach nicht mal einer halben Stunde war dieser Spuk vorbei und der blaue Himmel zeigte sich wieder.

Unser nächstes Ziel war Edinburgh, in dessen Feierabendverkehr wir in die Stadt hinein schlichen. Irgendwo tauchte dann ein Lidl-Markt auf, in dem wir einige Vorräte für das Abendessen besorgten. Danach fuhren wir weiter Richtung City, in deren Randbereich wir schon von Zuhause aus ein B&B buchten. Die Überraschung war groß, als uns ein Schild empfing, dass der Hausherr für eine halbe Stunde nicht da sei, man ihn aber auf seinem Mobilphone erreichen könne. Zwei kleine Probleme hatten wir nun, wie lautet die Vorwahl von GB, denn die war auf dem Zettel nicht aufgeführt und mein Handyakku war fast leer. Bei ersterem Problem half uns der Reiseführer weiter, beim zweiten mich kurz zu fassen. Per Telefon erfuhren wir wo der Haustürschlüssel liegt und in welches Zimmer wir einziehen durften. Außerdem mussten wir noch auf einem Formular eintragen, was wir gerne frühstücken würden. Das Auto parkten wir im engen Hinterhof, was unserem Wirt einen Blumenkübel kostete ;-). Dann enterten wir endlich unser geräumiges Zimmer.

Edinburgh
Nach dem Frühstück rüsteten wir uns für den Besuch Edinburghs. Vom Wirt bekamen wir zahlreiche Tipps, auch mit welchem Bus wir fahren sollten, um direkt zum Ziel zu kommen. Doch zwei Kilometer sind keine Strecke für uns, die laufen wir doch prima zu Fuß. Zunächst blieben wir hauptsächlich auf der Royal Mile, einer Straße, die zwischen Edinburgh Castle und Holyrood Palace verläuft. Wir besichtigten z. B. die St. Giles‘ Cathedral, die Free Church of Scotland, natürlich auch das Edinburgh Castle und durchstöberten einige Geschäfte, um nach Mitbringsel zu suchen. Dann wechselten wir auf die Seite der Neustadt, um uns dort z. B. das Scott-Denkmal anzuschauen und auch mal durchs Jenners (das „Harrods von Edinburgh“) zu schlendern. Auf einer Bank beim Scott-Denkmal ließen wir uns von der Sonne verwöhnen und tranken unseren Tee, während wir Möwen und Eichhörnchen beobachteten. Da einige Sehenswürdigkeiten weit verteilt sind, fuhren wir auch mit einem Sightseeingbus durch die Stadt, der die ganzen mehr oder weniger interessanten Orte anfuhr. Nach einer kleinen Wanderung über den Calton Hill, von dem aus man über die ganze Stadt und auch bis zum Firth of Forth schauen kann, beendeten wir unsere Stadtbesichtigung und machten uns wieder auf den Heimweg. Trotz Busfahrt hatten wir doch nicht wenige Kilometer per Pedes hinter uns gebracht und waren entsprechend müde von der Tour.

Edinburgh – Inverness (Nairn)
Edinburgh verließen wir über die Brücke über den Firth of Forth. Leider war der Himmel bedeckt, aber wenigstens fiel kein Regen. Auf der gegenüberliegenden Seite des Meeresarmes erreichten wir bei Kirkcaldy wieder die Küste und klapperten einige der kleinen Küstenorte ab, die im Reiseführer empfohlen wurden. Leider erfüllten die Dörfer nicht unsere Erwartungen von „schön“. Kurz bevor wir ins Landesinnere abbogen, fanden wir das Örtchen Crail, das uns mit seinem Charme wieder mit dem Reiseführer versöhnte. Wir liefen durch die Gassen, schauten uns den Hafen an und endeten schließlich in einem süßen Café mit Terrasse zum Meer hin. Bei Cappuccino, heißer Schokolade und Walnusskuchen genossen wir die milde Luft und das Ambiente.
Unsere nächste Station war St. Andrews. Hier hatten sich William und Kate seinerzeit beim Studium kennengelernt - wusste meine Begleiterin zu berichten ;-). Wir interessierten uns jedoch zunächst für die Ruinen der St. Andrews Cathedral, deren Türme und Mauern sich in den Himmel recken. Neben alten Grabsteinen fanden wir auch welche mit aktuellem Datum, anscheinend wird der Friedhof noch benutzt. Nach den alten Steinen wollten wir auch ein paar neuere sehen und fuhren in die Innenstadt. Hier war es voll wie am Strand von Rimini und kein Parkplatz war zu ergattern. So ließen wir die Stadt links liegen und fuhren weiter.

Vor Dundee überquerten wir den Firth of Tay, erreichten bald darauf Perth - leider nicht das in Australien ;-) - und durchquerten die Highlands. Bedauerlicherweise war der Himmel ziemlich zugezogen, so dass wir die Landschaft nicht wirklich genießen konnten. Unser heutiges Ziel, Inverness, wollte uns dann auch nicht aufnehmen. Alle B&B waren ausgebucht. In den besseren Hotels gab es noch vereinzelte Zimmer, aber für 180 GBP die Nacht, war das deutlich außerhalb unseres Budgets. Wir entschlossen uns in einen der nächsten Orte weiterzufahren und nahmen Nairn ins Visier. In der Dämmerung erreichten wir ein potentielles B&B. Der Wirt war ein sehr netter alter Mann und auch Lilly, sein Schottischer Terrier freute sich über uns. Wir bezogen ein süßes Zimmer und machten uns nach dem Duschen über Käse, Baguette und Rotwein her, zum Ausgehen waren wir zu müde und im Bett essen macht auch Spaß. Am Morgen bekamen wir ein super schottisches Frühstück serviert, nur den Black Pudding mochten wir nicht anrühren. Der alte Mann lachte, „I also don’t like your German sausages!“ Nach dem wir unsere Siebensachen gepackt und eingeladen hatten, fuhren wir nochmal nach Inverness, um uns die Stadt anzuschauen. Nun lösten wir auch das Rätsel der ausgebuchten Unterkünfte, es fand ein Marathonlauf statt, dessen zahlreiche Teilnehmer die Quartiere in Beschlag nahmen. Wir zogen durch die Straßen und schauten auch in einige Geschäfte rein, um ein paar Andenken zu finden. Doch die extrem hohen Preise hielten unsere Geldbörsen fest in den Taschen.

Von Inverness aus ist es nur ein Katzensprung bis zum Loch Ness. Der See ist ca. 40 Kilometer lang, aber sehr schmal. Am Ende des oberen Drittels erreichten wir Urquhart Castle, eine alte Ruine direkt am Wasser gelegen. Wir besichtigten das Gemäuer und fanden eine ruhige Bank, auf der wir etwas ausruhen und die Sonne genießen konnten, die gerade zwischen den Wolken hervor kam. Nach dem Sightseeing picknickten wir noch auf dem Parkplatz die Reste vom Abendessen, außerdem mussten die aus Deutschland mitgebrachten Bananen dringend weg ;-). Im Loch Ness Tourist Center kauften wir noch ein paar Modell-Nessis für die Daheimgebliebenen und bogen dann nach Westen ab, um zur Isle of Skye zu kommen. Am Loch Duich erhöhte ein Schild unsere Aufmerksamkeit, „Scenic Route“ stand da geschrieben, da biegen wir doch gleich mal ab. Wir wurden nicht enttäuscht, ein schmales einspuriges Sträßchen führt hoch auf einen Berg hinauf. Von oben hat man eine wunderbare Sicht auf den Loch Duich und in benachbarte Täler. Auf der anderen Seite geht es wieder bergab, vorbei an vereinzelt stehenden Gehöften, kamen wir auch an einen winzigen Ort mit humorvollen Bewohnern vorbei, auf dem Ortsschild steht: „Glenelg (Earth) Twinned with Glenelg (Mars)“ ;-). Ein paar Kilometer weiter erreichten wir an der Gleineig Bay den Endpunkt der Strecke. Ab hier geht es nur noch mit einer Fähre weiter, die um diese Jahreszeit jedoch nicht mehr fuhr. Macht nichts, die Scenic Route ist so schön, die können wir auch wieder zurück fahren. Wieder am Loch Duich angekommen, fuhren wir nun die Küstenstraße entlang und erreichten bald darauf das Eilean Donan Castle. Da es schon nach 17:00 Uhr war, konnte es nicht mehr von innen besichtigt werden. Zumindest konnten wir es uns von außen anschauen und auch die abendliche Lichtstimmung genießen. In Kyle of Lochalsh, kurz vor der Brücke zur Isle of Skye, fanden wir schließlich ein nettes B&B für die Nacht, in dem wir müde in die Betten fielen.

Kyle of Lochalsh – Rassay
Bevor wir weiter fuhren, ergänzten wir in Kyle of Lochalsh noch unsere Vorräte. Danach fuhren wir über die Skye-Bridge zur Isle of Skye hinüber. Unser erstes Ziel war Portree. Hier schauten wir uns Stadt und Hafen an und planten die weitere Tour auf der Insel. Dazu gehörte eine Wanderung zum „Old Man of Storr“, einem hinkelsteinförmigen Felsen, den man schon von weitem sehen kann. Der Parkplatz liegt direkt an der A855 am Loch Leathan. Der erste Teil des Aufstiegs führt über einen geschotterten Weg, der durch ein abgeholztes Waldgebiet führt. Warum die Bäume gefällt wurden und warum das Holz noch so wahllos herumliegt, verstanden wir beide nicht. Unterhalb des Felsmassivs „The Storr“ endet der Weg und geht in einen Trampelpfad über. Nun wurde es steiler und unwegsamer und der Wind blies kühl über uns hinweg. Als wir am Fuß des Old Man of Storr stehen, sehen wir, dass der Pfad noch weiter zum Gipfel eines anderen Berges führt. Wir schauten uns an und beschlossen, dass wir da noch hinauf wollen. Zwanzig Minuten später standen wir auf dem Gipfelplateau und der Wind zerrte an Jacken und Haaren. Doch wir hatten einen schönen Blick über den Sound of Rassay, den Loch Leathan und natürlich auch auf den Old Man of Storr.

Unsere Wanderung hatte länger als geplant gedauert. Da wir noch die Fähre zur Insel Raasay erreichen wollten, verzichteten wir auf die angedachte zweite Wanderung auf der Trotternish Halbinsel und fuhren zum Kilt Rock weiter. Der Felsen heißt so, weil die Basaltstrukturen so aussehen, wie die Falten eines Kilts. Direkt vor dem Fels stürzt sich der Mealt Fall ins Meer hinab. Solche Sehenswürdigkeiten locken natürlich Touristen an und schon bald flüchteten wir vor den in Bussen herangekarrten Scharen von Asiaten. Bei Staffin kürzen wir aus Zeitgründen den Weg nach Uig ab und werden mit einer Fahrt auf einem einspurigen Sträßchen durch eine schöne Hügellandschaft belohnt. Manchmal sieht es so märchenhaft aus, dass man jeden Moment mit dem Auftauchen eines Hobbits rechnet. In Uig wollten wir eigentlich einen Kaffee trinken, doch mangels eines Cafés fuhren wir trocken weiter. Über die Westküste von Trotternish erreichten wir wieder Portree und fuhren von dort aus zum Hafen nach Sconser weiter. Zehn Minuten später rollten wir auf die Fähre nach Raasay – das hatten wir gut getimed!

Insgesamt nur drei Autos standen auf dem Schiff und wir hatten zuerst Angst, dass der Platz nicht reicht. Die Fahrt war ruhig, die Sonne lachte vom Himmel, doch der Wind war ziemlich kalt. So platzierten wir uns windgeschützt, aber für Sonnenstrahlen erreichbar auf die windabgewandte Seite des Fährbootes und kosteten das schöne Wetter aus. Schon von See aus konnten wir unser Hotel entdecken. Es sieht aus wie ein kleines Schloss und wir freuten uns schon auf den Aufenthalt. Vom Hafen aus sind es nur wenige hundert Meter bis zur Unterkunft und wir wunderten uns, dass wir für den Preis eines normalen B&B auch einen etwas luxuriöseren Schlafplatz bekommen können - Unsere Internetrecherche hatte sich ausgezahlt ;-).

Rassay
Nach einem opulenten Frühstück, man durfte aus einer Menükarte seine Morgenmahlzeit wählen, gingen wir wieder auf Wanderschaft. Vom Hotel aus liefen wir an der Südküste entlang und erfreuten uns dabei am wolkenlosen blauen Himmel und am Meeresrauschen. Wie immer begleiteten zahlreiche Schafweiden mit den dazugehörigen Wolltieren unseren Weg, wobei sich genauso viele Tiere diesseits wie jenseits des Zaunes am grünen Gras labten. Nachdem wir die alte Mole passiert hatten, erreichten wir das Örtchen East Suisnish, das wohl über weniger als zehn Seelen zählen dürfte. Über einen schmalen Pfad zwischen den Weiden hindurch, erreichten wir den Strand mit einem kleinen Leuchtturm. Auf zwei großen Steinen sitzend, tranken wir den am Morgen gekochten Tee und freuten uns über das fantastische Wetter. Teils über steinigen Strandboden und teils durch sumpfige Wiesen setzten wir unseren Weg fort. In einer kleinen Bucht entdeckten wir plötzlich einen Seehund, der neugierig das Köpfchen aus dem Wasser reckte. Doch kaum hatte er uns entdeckt, ging er wieder auf Tauchstation. Angespannt warteten wir am Strand auf sein erneutes Auftauchen, doch leider war er dann etwas weiter weg von uns entfernt und nur noch schwer auszumachen. Nachdem wir die nächste „Ortschaft“ (zwei Häuser) erreicht hatten, machten wir kehrt. Eigentlich planten wir durch das Landesinnere zurück laufen, doch das schöne Wetter wollten wir am Meer entlang genießen. Außerdem hielten wir nach weiteren Seehunden Ausschau, uns hatte das „Jagdfieber“ gepackt. Zurück in Rassay, erkundeten wir den kleinen Ort und schauten uns auch im einzigen „Tanke Emma Laden“ der Insel um. Um die verbrauchten Kalorien auszugleichen, kurbelten wir den Umsatz mit dem Kauf von zwei Snickers an. Da unsere Thermosflasche mit dem Tee auch leer war, setzten wir uns vor unserem Hotel in die untergehende Sonne und ließen uns Café Latte servieren. Leider konnte auch dieser Kaffee geschmacklich nicht mit dem Preis mithalten :-(.

Rassay – Ballachulish
Heute gingen wir mal etwas früher zum Frühstücken, damit wir noch eine der Fähren am Vormittag erreichen. Die Überfahrt war wieder ruhig und die Sonne kam gut gegen den kühlen Wind an. Sogar einige Seehunde konnten wir im Wasser beobachten. Wieder auf der Isle of Skye bogen wir hinter Broadford in eine unscheinbare Straße Richtung Kylerhea ab. Laut Reiseführer soll es dort eine Wildbeobachtungsstation geben. Vom Parkplatz aus musste man noch ca. anderthalb Kilometer laufen, was bei dem schönen Wetter recht angenehm war. Das „Kylerhea Wildlife View“ besteht aus einer Holzhütte mit Beobachtungsfenstern, hoch über einer Verbindung zwischen Gleneig Bay und Loch Alsh. Den Angaben nach sollte man hier Wale, Seehunde, Otter und zahlreiche Vögel beobachten können. Dazu sind in der Hütte Ferngläser auf den Tischen ausgelegt. Während die anderen Göäste mit dem Fernglas suchte, positionierte ich mich mit dem 400er Tele hinter den Fenstern. Eine ganze Weile lang passierte nichts, dann tauchte plötzlich der erste Seehund auf. Leider ist die Hütte doch etwas weit vom Wasser entfernt, so dass man schon Ferngläser oder ein gutes Tele braucht, um die Tiere gut sehen zu können. Kurz bevor wir wieder zurück wollten, entdeckte ich einen Otter. Er tauchte auf und wieder ab, verschwand für einige Zeit in den Fluten, um an anderer Stelle wieder aufzutauchen. Als er endlich einen Fisch gefangen hatte, brachte er ihn an Land und verspeiste in dort genüsslich. Wale hatten wir leider keine sichten können, aber die Seehunde und besonders der Otter waren diesen Abstecher wert.

Wieder auf dem Festland zurück, stoppten wir bei Balmacara für eine weitere Wanderung. Das Tourist-Office besteht nur aus einem Raum mit zahlreichen Flyern. Vom eigentlichen Startpunkt war nichts zu sehen. So starteten wir frei Schnauze zu unserer Tour. OK, nicht ganz, eine ganz grobe Karte hatten wir, so dass wenigstens die Richtung nicht ganz falsch war. Nach einem Anstieg zwischen Kuh- und Schafweiden, erreichten wir ein kleines Wäldchen. Nun ging es auf einsamen schmalen Pfaden weiter. In den Bäumen hing Irish Moss, was auf die normalerweise sehr feuchte Luft in dieser Gegend schließen lässt. Heute jedoch war es sonnig und warm. Über eine Hochebene mit blühenden Erika-Sträuchern erreichten wir bald den Loch Achaid, der einsam in einem Tal gelegen ist. Vom Ufer aus führte der Weg wieder zurück nach Balmacara, doch wir verpassten einen Abzweig und mussten einen etwa fünf Kilometer langen Umweg machen, um wieder zum Auto zurück zu kommen. Doch die Strecke allein war nicht Strafe genug, wir mussten auch 130 steile Höhenmeter überwinden. Das nächste Mal passen wir aber besser auf …
Auf der Weiterfahrt reihte sich nun Loch an Loch. Loch Duich, Loch Cluanie, Loch Loyne, Loch Garry, Loch Lochy und Loch Eil. Da wir in Fort William keine bezahlbare Unterkunft fanden, wichen wir nach Ballachulish aus, direkt am Loch Leven. Hier blieben wir zwei Nächte, denn am morgigen Tag wollten wir den Ben Nevis besteigen.

Ben Nevis
Wir wollten unbedingt auf den höchsten Berg Großbritanniens, den Ben Nevis steigen. Um mich dafür zu begeistern, brauchte es keine Überredungskunst. So packten wir warme Sachen und Verpflegung in den Rucksack und fuhren zum Einstieg nach Glen Nevis. Bei schönstem Wetter starteten wir den Aufstieg, wohl wissend, dass der Gipfel an neunzig von hundert Tagen im Jahr vernebelt und verregnet ist. Die ersten drei Kilometer bestehen aus treppenartigen Natursteinen und fordern die Oberschenkelmuskeln gleich zu Beginn heraus. Danach geht es ein Stück weit etwas gemächlicher weiter. Zwischendurch rasteten wir kurz und tranken unseren Tee aus der Thermosflasche. Der Himmel war wolkenlos und die Aussicht in die Täler und über die benachbarten Berge himmlisch schön. Wir passierten den Loch Meall und stiegen immer weiter hinauf. Vorbei an einem Wasserfall, mit dessen Wasser wir uns etwas abkühlten, erreichten wir einen Streckenabschnitt mit viel losem Gestein. Dort hatte man fast das Gefühl, dass man bei drei Schritten vorwärts wieder einen zurück macht. Außerdem wurde der Pfad steiler und anstrengender. Besonders das letzte Stück war ziemlich steil und forderte unsere Kondition heraus. Etwas erschöpft erreichten wir dann endlich den Gipfel. Dort oben stehen einige Steinhäuschen und einige andere Wanderer hockten dazwischen auf den Steinen und stärkten sich mit Getränken und belegten Broten. Der Blick nach unten war grandios, über uns blauer Himmel und darunter ein tolles Bergpanorama. In den Tälern lagen Wolken wie Wattebäusche, die Leute dort unten dachten bestimmt, sie hätten schlechtes Wetter. Wir setzten uns in den Windschatten eines der Steinhäuser, tranken unseren Tee und genossen den Sonnenschein, der hier oben ziemlich selten ist.

Unterwegs begegneten wir einigen anderen Leuten, die jetzt erst den Aufstieg angingen. Bis die wieder runter gehen, wird es bestimmt dunkel sein. Müde und mit etwas schmerzenden Muskeln kamen wir endlich am Auto an und fuhren nach Fort William hinein. Dort kauften wir zuerst für das Abendessen ein und gönnten uns dann eine kleine Junk-Food Mahlzeit bei McDonald’s. Nach so einer Anstrengung darf man auch mal sündigen ;-). Zum Essen (wieder im Bett), probierten wir eine Flasche englischen Rotwein. Dieser schmeckte irgendwie weihnachtlich. Leider hatten wir bei der Auswahl nicht alles auf dem Etikett gelesen und kauften versehentlich eine Art Glühwein. Zum Glück hatten wir noch eine Flasche eines anderen Weines erstanden, so dass wir unser Essen nicht mit kaltem Glühwein hinunterspülen mussten …

Ballachulish – Mallaig - Loch Leven – Glasgow
Für heute hatten wir uns die Strecke von Fort William nach Mallaig in den Plan geschrieben. Diese sollte landschaftlich sehr schön sein. Leider traf dies unserer Meinung nach nicht ganz zu, was zum einen sicher auch dem trüben Wetter geschuldet war, zum anderen der Bundesstraße mit viel Verkehr. Nur der Abstecher bei Arisaig, parallel zur A830 an der Küste entlang, wollte uns gefallen. In Mallaig ist die Straße zu Ende, ab hier geht es mit Fähren weiter. Da uns der Ort nicht sonderlich begeisterte, kehrten wir um und suchten den Abzweig zum Glenfinnan Monument, einer Eisenbahnbrücke, die schon in vielen Filmen als Kulisse diente, z. B. bei Harry Potter. Täglich fährt eine Dampflok auf dieser Strecke und natürlich fuhr diese genau dann, als wir noch nicht an der Brücke waren. Zumindest haben wir sie vom Auto aus auf der Strecke fahren sehen. Wer einen Blick auf das Glenfinnan Monument werfen möchte, muss vom Glenfinnan-Museum aus ungefähr zwei Kilometer wandern, um zum Aussichtspunkt mit Brückenblick zu gelangen. Nach der gestrigen Ben Nevis Wanderung, schmerzten unsere Muskeln auf dieser eigentlich kurzen Strecke ziemlich, doch wenn wir schon mal hier waren, dann wollten wir das Viadukt auch anschauen.

Auf dem Rückweg kamen wir wieder bei Ballachulish vorbei. Diesmal umrundeten wir auch noch den Loch Leven. Die Nordseite war landschaftlich sehr schön, die kleine Straße führt durch verträumte Wäldchen, alte Häuser stehen dann und wann am Straßenrand. In Kinlochleven kommt man auf die Südseite des Lochs. Hier war die Landschaft offener und für uns nicht ganz so schön wie die Nordseite anzuschauen. Auf dem weiteren Weg nach Süden überquerten wir die Grampian Mountains und fuhren danach am Ufer des größten Lochs, dem Loch Lomond, entlang. Leider war die Straße schon hier sehr verkehrsreich, bevor wir in den Stau des Glasgowschen Stadtverkehrs eintauchten.

Glasgow
In Glasgow hatten wir die schlechteste Unterkunft dieser Tour, was allerdings nicht heißt, dass sie auch günstig war. Von der Sauberkeit und vom Frühstück her (hier gab es zumindest den besten B&B Kaffee) war es OK, doch das Zimmer war eng und abgewohnt, die Matratzen durchgelegen und durch die Fenster hörte man die ganze Nacht den Straßenverkehr und lärmende Leute. Unseren Tag in der größten Stadt Schottlands (600.000 Einwohner) verbrachten wir mit dem Besuch des „Kelvingrove Art Gallery and Museum“ und der „Gallery of Modern Art“ (GoMA). Natürlich stöberten wir auch durch die Geschäfte (haben aber nichts geshopped) und haben in Cafés gesessen. Nach unserem kurzen Besuch stand für uns fest, Glasgow kann man - muss man aber nicht gesehen haben.

Glasgow – Jedburgh
Hauptattraktion dieser Strecke war für uns in Peebles die „Chocolatier & Patisserie by Ruth Hinks“, in der wir nach einer Stadtbesichtigung einkehrten. Ruth ist ein UK World Chocolate Master und bereitet die leckersten Sachen zu. Wir genossen unsere heiße Schokolade und das leckere Gebäck, Kalorien zählen darf man allerdings nicht ;-). In Melrose besuchten wir die Melrose Abbey und in Selkirk die Selkirk Abbey. Letztere war für Besucher jedoch schon geschlossen. Nach einem Umweg über Hawick erreichten wir dann endlich unsere letzte Unterkunft, das Hundalee House. Nun ja, zunächst mussten wir das Haus erstmal finden. Es steht ziemlich außerhalb von Jedburgh und war im Ort nicht ausgeschildert. Leider hatten wir uns auch nicht die genaue Adresse aufgeschrieben, so dass das Navi uns auch nicht helfen konnte. Normalerweise fragen Männer ja nie nach dem Weg, aber heute machte ich eine Ausnahme ;-). Schon die erste Passantin konnte uns weiterhelfen und uns den Weg beschreiben. Als wir dort ankamen, war die Freude groß. Welch ein Palast im Gegensatz zum B&B in Glasgow, und nicht mal teurer als der laute Schuppen. Die Wirtin ist eine vornehme englische Dame, die es jedoch auch locker angehen ließ und ihre Späßchen machte. Hier fühlten wir uns sofort wohl.

Jedburgh - Newcastle
Nach dem Frühstück im wunderschön eingerichteten Esszimmer des Hundalee Houses, packten wir unsere Sachen fährengerecht zusammen. Das heißt, dass jeder nur eine Tasche mit den notwendigen Klamotten für eine Übernachtung hat und etwas Proviant. Bevor wir in Richtung Hafen fuhren, schauten wir noch schnell ins Städtchen Jedburgh rein. Dort besichtigten wir die Ruine des Augustinerklosters Jedburgh Abbey und das Jedburgh Castle. Danach schauen wir noch in das „Mary, Queen of Scots' Visitor Centre“ rein. Über mehrere Stockwerke eines Hauses, in dem Maria Stuart einmal gewohnt hatte, wird deren Geschichte in Worten und Bildern erzählt. Kaum hatten wir Jedburgh verlassen, da fing es an in Strömen zu regnen. Der Regen hielt sich hartnäckig bis Newcastle, so dass wir am letzten Tag kaum etwas von der Landschaft genießen konnten. Aber wir wollen nicht meckern, die ganze Reise über hatten wir trockenes und zum Teil unerwartet schönes Wetter, da darf es am letzten Tag auch mal „Englisch“ sein.

In Newcastle fuhren wir zu einem Barbour-Outlet-Factory. Wir wollten unbedingt eine der schönen Wachsjacken haben und fand im Internet die Adresse des Outlets, das zufällig in Newcastle gelegen ist. Dazu mussten wir die ganze Stadt durchqueren und stellten verwundert fest, wie groß der Ort ist. Bei der Hinfahrt wurden wir vom Hafen aus um Newcastle herum geleitet, so dass wir die Größe damals nicht mitbekommen hatten. Dank Navi wurden wir aber prima zum Ziel gelotst, auch wenn die letzten zweihundert Meter durch eine Baustelle gesperrt waren und wir einen Umweg fahren mussten. Wir durchstöberten das Outlet-Center und fanden jeweils beide unter der Vorjahres-Kollektion eine schöne und günstige Barbour Jacke. Da lacht das Frauenherz – ok, ich habe mich natürlich auch gefreut ;-).

Die Verschiffung war, wie schon auf der Hinfahrt, problemlos und ruhig. Auch die Nordsee blieb in der Nacht magenfreundlich, wenngleich es auch ein wenig mehr schaukelte, als auf dem Hinweg. Die sehr kurzfristig geplante Tour haben wir prima hinter uns gebracht, das Wetter war viel besser als erwartet und wir haben viel gesehen und erlebt - was will man mehr ...