USA 2008: Bericht zur Tour

San Diego
Die breit ausgebaute Straße bringt uns direkt zum Hafen hinunter. Und da steht sie schon, die Midway. Ein Flugzeugträger aus dem 2. Weltkrieg, der später modernisiert und auf die Anforderungen düsengetriebener Flugzeuge angepasst wurde. Als ehemaliger Flugzeugmechaniker und Luftwaffensoldat interessieren mich natürlich die Technik des riesigen Schiffes und die ausgestellten Flugzeuge aus mehreren Epochen. Auf der anderen Seite des Hafens stehen zwei weitere Flugzeugträger und auch andere Kriegsschiffe. San Diego hat den größten Marinehafen der USA, dementsprechend groß ist auch die Anzahl der Militär-Einrichtungen und Schiffe.

Vom Hafen aus ist es nicht weit bis zum Gaslamp-Quarter. Die „alte“ Innenstadt zeigt sich mit vielen schönen Gebäuden. Kneipen und Restaurants laden zum Verweilen ein. Ein Einkaufszentrum, das Horton Plaza, wurde prächtig ausstaffiert und glänzt mit tollen Farben und Formen. Etwas müde vom Laufen und Staunen, erreichen wir wieder den Hafen. Hier entern wir einen oben offenen Doppeldeckerbus und lassen uns nun durch die Stadt kutschieren. Nach dem Gaslamp-Viertel, das wir vorher schon per Pedes erkundet hatten, kommen wir ins italienische Viertel, Little Italy genannt. Auch hier ist alles schön hergerichtet. Italienische Restaurants und Cafés, viele bunte Blumen und farbige Häuser geben dem Viertel ein tolles Ambiente. Etwas weiter erreichen wir die Old Town von San Diego. Hier sieht alles westernmäßig aus und aus dieser Zeit stammen die Gebäude auch. Heute sind die Häuschen wieder hergerichtet und dienen als Souvenirläden oder Restaurants. Auch hier stehen überall bunte Blumenarrangements und Kakteen. Bei einem Feigenkaktus, der gerade blüht, beobachten wir einen Kolibri, wie er flügelschlagend den Nektar aus den Kelchen saugt. Es gibt aber auch zahlreiche andere Vögel, die das Dasein der Touristen nutzen. Einige nutzen die aufgestellten Zierbrunnen als Badestelle (bei der Hitze würden wir das auch gerne machen), andere warten bei den Restaurants auf Heruntergefallenes.

Nach der Besichtigungstour schlendern wir noch durch das Seaport Village. Auch hier wurden alte Gebäude für den touristischen Kommerz umgebaut. Trotzdem sind die Häuschen und die Umgebung nett anzusehen. Für mich eher von außen, Petra zieht es mehr ins Innere, wo es (für sie) tausend schöne Dinge zu bestaunen gibt. In einem Pavillon spielt eine Band. Davor tanzen zahlreiche Leute. Eine ältere Frau mit so einer rollenden Gehhilfe fällt uns auf. Ausgelassen tanzend schiebt sie ihren Karren um den Pavillon. Musik kann anscheinend heilend wirken ;-).

Heute wollen wir kurz nach Mexiko rüber. Nachdem wir das Auto dann in einem Parkhaus untergestellt haben, fahren wir mit der Straßenbahn nach San Isidro, zur Mexikanischen Grenze. Die Tageskarte kostet 5 $/Person und gilt 24 Stunden. Je näher wir zur Grenze kommen, desto einfacher werden die Häuser. Die Grundstücke sehen zum Teil etwas verwahrlost aus, alles macht einen ärmlichen Eindruck. Von der Endhaltestelle aus geht es dann zu Fuß weiter. Eine Brücke führt über die Grenzbefestigungen, die illegale Einreisende aus Mexiko abhalten sollen. Unsere Einreise nach Mexiko interessiert niemanden. Keine Grenzer stehen da, keine Passkontrollen. Erst wenn man länger als 72 Stunden bleiben möchte, muss man „richtig“ einreisen. Auf dem Weg in das Zentrum von Tijuana, stehen zahlreiche Souvenir-Shops Spalier. Noch ist nicht viel los, der große Ansturm muss wohl erst nach uns kommen. In der City ist dann schon viel mehr Betrieb. Andauernd werden wir von Händlern, Fotografen, Taxifahrern und sonstigen „Gewerbetreibenden“ angesprochen, eingeladen und auch angebettelt. So schlimm habe ich das noch nicht mal in Nordafrika empfunden.

Die Kombination aus Hitze, Lauferei und „Anmache“ stresst uns irgendwann gewaltig. Wir suchen uns einen sympathischen älteren Taxifahrer, handeln um den Preis und lassen uns auf eine Stadtrundfahrt ein. Vollmundig verspricht er uns alle Sehenswürdigkeiten zu zeigen, das reiche Tijuana, das arme Tijuana usw. Tatsächlich aber stehen wir oft im Stau. Die so genannten Sehenswürdigkeiten können wir nur aus dem Auto heraus bestaunen. Das ist das größte Hotel, das ist das schönste Hotel, das ist eine super Diskothek. OK, einige Standbilder mit Helden aus der Aztekenzeit, einigen Revolutionären und sogar Abraham Lincoln waren auch dabei. „Hay una iglesia bonita cerca aquí“, frage ich in holprigem Spanisch. Wenigstens eine schöne Kirche möchte ich mir noch ansehen. Prompt steuert unser Chauffeur in die City zurück und bleibt ganz kurz vor einer Kirche stehen. Schnell, schnell fotografieren, meint er, ich kann nicht so lange hier stehen bleiben. Klick, klick, und schon gibt er wieder Gas. Nun ist auch die gebuchte Stunde um. Der Rückweg durch die Stadt ist wieder nervig, fast wie ein Spießrutenlauf - ok, ganz so schlimm war es auch nicht ;-). Natürlich ist Tijuana nicht mit dem übrigen Mexiko gleichzusetzen, da würden wir den Mexikanern unrecht tun. Deshalb gibt es auch keinen Grund für uns noch länger hier zu bleiben. Wir laufen wieder zur Grenze zurück. Die Wiedereinreise zurück in die USA ist natürlich nicht so einfach wie die Ausreise heute Morgen. In einer langen Reihe stehen wir vor der Passkontrolle und arbeiten uns langsam vorwärts. Irgendwann sind wir kontrolliert und abgefertigt und dürfen (wieder) in die USA – ein Traum für viele Mexikaner.

Joshua Tree National Park
Wegen den kühlen morgendlichen Temperaturen und weil wir ein ganzes Stück fahren müssen, sind wir schon um 06:00 Uhr los. Bald liegt der dichte Stadtverkehr hinter uns und wir cruisen mit 65 MPH über die breiten Straßen. Als wir an der Touristeninfo in Palm Springs aus dem klimatisierten Wagen steigen, laufen wir wie gegen eine Wand. 36°C Hitze schlägt uns entgegen. Mit Infos und einem Stadtplan versorgt, durchqueren wir den Ort. Am anderen Ortsende suchen wir den Supermarkt auf, um uns mit Speis’ und Trank zu versorgen. Wegen der Hitze legen wir uns gleich zwei 10 Liter Kanister mit Wasser zu. Außerdem kaufen wir frisches Obst und Gemüse, Reis, Nudeln, Brot und Käse. Das sollte für „die Wildnis“ reichen. Bevor wir in die Wüste fahren, besuchen wir noch das Flugzeugmuseum von Palm Springs. Hier sind die alten Jäger und Bomber ausgestellt. Mir gefallen besonders die Pin-Up Gemälde auf einigen der Flieger. Gerade heute ist ein Jubiläumstag und einige noch lebende Veteranen sind da und lassen sich von den Besuchern über die alten Zeiten und die Erlebnisse befragen. Neben den ganzen Luftfahrzeugen steht auch eine alte Zündapp KS750 da. Der so genannte „Grüne Elefant“, nach dem das Elefantentreffen in Deutschland benannt ist.

Nach all der alten Kriegstechnik wollen wir nun endlich schöne Landschaften erkunden. Nach dem wir 10 $ Eintritt berappt haben, dürfen wir in den Nationalpark einfahren. Überall stehen hier die Joshua Trees, nach dem der Park auch benannt ist. Einst zogen die Mormonen hier durchs Land und sahen in dem Baum den Propheten Josua, der die Arme in den Himmel streckt. Darauf hin nannten sie diese ungewöhnlichen Bäume Joshua Trees. Neben diesen Yucca-Pflanzen gibt es noch zahlreiche dornige Büsche, Kakteen und auch viele blühende Blumen. Überall wuseln Eidechsen oder Grey Ground Squirrels (eine am Boden lebende Eichhörnchenart) herum. Wo es solche Tiere gibt, sollte es auch viele Schlangen geben. Jedoch bekommen wir keine zu Gesicht, was vielleicht auch besser für uns ist. Daneben gibt es auch zahlreiche größere und kleinere Felsformationen, die entdeckt und begutachtet werden wollen. Von einer Anhöhe mit dem Namen Keys View aus, können wir tief in die Täler schauen. Durch die Höhe ist es sogar etwas kühl, zumindest angenehmer als in der Ebene unten.

Death Valley National Park
Ins Tal des Todes wollte ich schon immer mal. Aber als ich bei 48°C in der Salzebene stehe, wäre mir ein anderes (kühleres) Ziel fast lieber gewesen ;-). Aber nun sind wir hier und wollen auch alles sehen. Von Dantes View aus hat man einen guten Blick ins eigentliche Death Valley. Kilometerweit zieht sich das salzige Tal vor uns hin. Tief unten kann man winzig klein die Straße nach Badwater ausmachen. Dort wollen wir auch noch hin. Der nächste Stopp ist am Zabriskie Point. Hier gibt es erodierte Sedimente aus einem See zu bestaunen, der schon vor 9 Millionen Jahren ausgetrocknet ist. Einige Kilometer weiter erreichen wir die Abzweigung nach Badwater. Blinker links und tritt aufs Gas. Auf dem Weg legen wir noch einige Stopps ein. Zum Beispiel am Eingang zum „Golden Canyon“. Weiter als ein paar hundert Meter laufen wir jedoch nicht rein. Es ist einfach zu heiß, um sich zu bewegen. Ich bin eher die kühlen Wüsten im winterlichen Nordafrika gewöhnt, wo man eher friert als schwitzt ;-). Auch zum Naturfelsbogen kommen wir nicht. Zweieinhalb Meilen zu Fuß und noch mal soviel zurück, wollen wir uns in dem Backofen nicht antun. Da ist uns „Devil’s Golf Course“ schon lieber. Auf einem schönen Schotterweg kann man da mit dem klimatisierten Auto (man, bin ich ein Weichei geworden) hinfahren und sich den grob aufgebrochenen Salzboden anschauen. Danach erreichen wir Badwater. Mit -80 Meter der tiefste Punkt der USA. Zum Vergleich, das Tote Meer liegt auf -400 Meter. Wie der Name schon sagt, ist das dort vorhandene Wasser nicht genießbar, wie seinerzeit schon die „20 Mule Expedition“ feststellte. Hoch über uns in den Felsen steht ein Schild mit der Aufschrift „Sea Level“. Ist schon ein komisches Gefühl, wenn man sich das Meer da oben vorstellt.

Da es hier unten mehr als heiß ist (die Eidechsen sind in unser Lagerfeuer gekrochen, um sich abzukühlen), beschließen wir den Tipp im Reiseführer zu beherzigen und in Panamint Springs zu campen. Der Ort (nur ein paar Häuser) liegt auf einem höheren Niveau zwischen zwei Pässen und soll um einiges kühler sein. Aber Achtung, kühler heißt nicht unbedingt kühl. Tatsächlich kühlte es nachts auf 33°C ab. Zum Glück hatte ich meinen Daunenschlafsack dabei ;-).

Sequoia National Park
Schon vor der Einfahrt in den Park kommen wir durch tolle Landschaften. Kernville liegt am schönen Isabella Lake und entsprechend gut ist hier auch die touristische Infrastruktur. Ein großes Schild mit der Aufschrift „Coffee“ lässt uns in eine Seitenstraße einbiegen. „White Water Coffee“ heißt der Laden und ist ein richtig amerikanisches Diner. Unter einem großen Schirm suchen wir Schutz vor der Sonne, die heute früh schon unbarmherzig runterknallt. Eine mütterlich wirkende Frau stellt uns Omelette mit Brownies und eine große Kanne Kaffee auf den Tisch. Das Frühstück ist lecker, sehr reichhaltig und sogar noch günstig. Nach der Stärkung folgen wir dem Lauf des Kern River und steigen dabei immer höher in die Berge hinauf. Zwischendurch machen wir Pause am Ufer und bestaunen die Stromschnellen.

Auf der Weiterfahrt verlieren wir irgendwie etwas die Orientierung. Schier endlos fahren wir durch hügeliges goldgelbes Weideland. Wir beobachten Geier, bestaunen große Viehherden und hoffen irgendwann einmal auch anzukommen. Weiter im Norden wandelt sich die Landschaft. Große Plantagen mit Zitrusfrüchten mit herrschaftlichen Häusern dazwischen bilden einen grünen Kontrast zum bisher trockenen Land. Wir erreichen das Ufer des Kaweah Lake, auch hier gibt es eine gute touristische Infrastruktur. Dann wollen wir die auch gleich nutzen, auch wenn es nur in Form einer Tankfüllung ist. Bald darauf erreichen wir die Einfahrt zum Sequoia National Park. Da es schon spät ist, nehmen wir gleich den ersten Campingplatz. Nein, eigentlich den zweiten, den ersten Platz verpassen wir irgendwie. Der Ranger, an der Campingeinfahrt, mahnt uns dringend die Hinweise zum Verhalten gegenüber Bären zu beachten. Die Bärenfalle, gleich hinter der Zufahrt, macht uns dann zusätzlich etwas unsicher. Ok, dann suchen wir uns einen Platz, der nicht gerade am Rand des Campgrounds liegt, dann haben wir noch etwas „Luft“ zu einem eventuellen Besucher im Fellmantel.

Zu jeder Parzelle gehört eine Feuerstelle mit Grillrost, eine Tisch-Bank Kombination und ein bärensicherer Stahlkasten, in den man alles Essbare, aber auch Seife und anderes, was noch Bären anlocken könnte einschließen muss. Auf keinen Fall darf man etwas im Auto lassen, da Bären, auf der Suche nach Futter, das ganze Fahrzeug zerstören können. In dem Fall gibt es auch noch Geld- und Haftstrafen für den Autofahrer. Die ganzen Maßnahmen sind nämlich zum Schutz der Bären da und nicht zum Schutz der Touristen. Denn ein Bär, der einmal an die Touristennahrung gekommen ist, will immer wieder so leicht an Futter kommen. Solche Bären können dann gefährlich werden und müssen erschossen werden.

Am Abend besuchen wir die Infoveranstaltung eines Rangers. Er klärt über mögliche Gefahren im Park auf, weist immer wieder auf die Verhaltensweisen gegenüber Bären hin und erzählt uralte Fabeln über den Bären. Ein netter Abend, wenn uns nicht dauernd Stechmücken plagen würden. Bei der Hitze will man auch nichts Langes überziehen. Der Ranger hilft mit Mückenspray aus, so dass wir nicht ganz ausgesaugt werden.

Schon sehr früh sind wir wieder unterwegs. Das hat den Vorteil, fast die Einzigen auf der Straße zu sein. So können wir in Ruhe die Aussichten genießen und finden überall Stellen zum Anhalten. Überall stehen die riesigen Sequoias, nach denen der Park benannt wurde. Zur gleichen Familie gehören die Redwoods, die jedoch an der Küste stehen. Die Redwoods sind höher, aber schlanker als die Sequoias. Letztere beeindrucken durch ihren sagenhaften Stammdurchmesser, der sich bis hinauf zur Krone kaum verjüngt. Wir laufen einige Trails entlang, um die Natur zu genießen. Dabei umrunden wir feuchte Wiesengebiete, deren Böden zu weich für Baumbewuchs sind und deshalb eine willkommene Lichtung im Wald bilden. Zahllose Eich- und Erdhörnchen wuseln überall herum. Vielstimmiger Vogelgesang dringt an unsere Ohren, doch leider sind die Sänger weit oben in den Bäumen und selbst mit dem 400er Teleobjektiv kaum auszumachen.

Wir besteigen den Moro Rock, der mit Treppenstufen und Geländer auch für weniger geübte Kletterer begehbar gemacht wurde. Von der Felsspitze aus hat man einen tollen Blick auf die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Blickt man Richtung Westen, so ist der Blick weniger toll. Die verschmutzte Luft der Küstenmetropolen liegt wie ein graubrauner Schleier zwischen Bergen und Himmel. Zum Nachmittag hin erreicht diese Schmutzwolke den Moro Rock und hüllt ihn dunkel ein, erzählt uns eine Rangerin, die hier oben einen Vortrag zum Park und der Natur hält. Als sie mein Tele sieht, gibt sie uns den Tipp, in Crescent Meadow nach Bären zu schauen, da sie dort am Morgen eine Mutter mit zwei Jungen gesehen hat. Als ich frage, ob Muttertiere nicht gefährlich seien, meint sie, dass wir nur auf ca. 100 Meter Abstand bleiben und die Verhaltensregeln beachten sollten, dann würde nichts Gefährliches dabei sein. Dann wollen wir der Dame mal glauben und uns auf den Weg dorthin machen.

Etwas später laufen wir auf dem Crescent Meadow Loop um die Feuchtwiesen und durch den Wald. Mit geschärften Sinnen achten wir auf jede Kleinigkeit, um vielleicht doch einen Bären zu Gesicht zu bekommen. Als wir die Stelle erreichen, an der die Bären heute Morgen waren, finden wir nur noch einen Haufen „Bärendreck“. Petra lichtet diesen Haufen ab, damit wir wenigstens „etwas“ von einem Bären vorweisen können ;-).

Die Nacht verbringen wir am anderen Ende des Parkes. Nach dem unser Zelt steht, haben wir noch etwas Zeit und machen einen Ausflug zum Hume Lake. Hier ist einiges los, viele Leute sind am Baden in dem für diese Höhe doch recht warmen See. Wir gehen zumindest bis zu den Knien ins Wasser, um uns etwas zu erfrischen. Dann kurven wir zum Campingplatz zurück und kaufen in einem kleinen (teuren) Markt bei der Touristen-Info noch etwas Brot und Käse für das Frühstück und 2 Flaschen kaltes Corona, um das Abendessen zu bereichern. Wir kochen Nudeln und als „Soße“ gibt es gedämpftes Gemüse. Hm, wie gut das riecht, denken wir und schauen ab und zu über die Schulter, ob da nicht ein pelziger Mitesser der gleichen Meinung ist.

Yosemite National Park
Mit dem Schild: „Alle Campingplätze im Park sind belegt“, werden wir bei der Einfahrt in den Yosemite National Park empfangen. Das sind ja schöne Aussichten. Nun gut, dann wollen wir uns erstmal um die wirklich schönen Aussichten kümmern, das mit dem Schlafplatz bekommen wir schon irgendwie geregelt. Nach der Fahrt durch die eher baumlose Ebene zwischen dem Sequoia und dem Yosemite Park, empfinden wir die Wälder als recht angenehm. Viele Stellen sind mehr oder weniger frisch einem Feuer erlegen. Das Feuer ist nicht immer schlecht für den Wald. Den großen Bäumen macht es meist nichts aus und bei einigen Baumarten öffnen sich die Zapfen nur bei großer Hitze und geben erst dann ihren Samen zur Vermehrung frei. Manchmal steht ein schneeweißer abgestorbener Baum neben einem pechschwarz verkohltem Gegenstück auf einer Lichtung. Dann wieder sind ganze Hänge schwarz.

Wir biegen zum Glacier Point ab. Kurvenreich führt eine Stichstraße zu unglaublichen Aussichtspunkten. Dort steht man an einer steil abfallenden Felswand, von der es 1.000 Meter hinab in die Tiefe geht. Gegenüber sieht man die weißen Gipfel der Sierra Nevada, darunter stürzt Schmelzwasser über mehrere Wahnsinns-Wasserfälle in die Tiefe. Ein absolut toller Anblick, vielleicht einer der schönsten während der gesamten Tour! Nur widerwillig trennen wir uns von diesen Naturschönheiten und machen einen Abstecher am Merced River entlang zum Yosemite Village, praktisch unterhalb der Wasserfälle. Da das Touristenaufkommen mittlerweile ziemlich hoch und die Zeit schon fortgeschritten ist, bleiben wir nicht lange. Wir müssen ja noch einen Schlafplatz klar machen. Wir verlassen den Park in Richtung San Francisco und finden gleich hinter der Parkausfahrt einen Campingplatz mit freien Plätzen. Der kostet zwar fast das Doppelte, wie die Plätze im Park, hat dafür jedoch eine Dusche, worüber fast alle Plätze in den Parks nicht verfügen!

Am nächsten Morgen fahren wir in den Park zurück. Die Eintrittskarte gilt sieben Tage lang, so brauchen wir nicht erneut Eintritt zu zahlen. Wir durchqueren den Park von West nach Ost und fahren den Tioga Pass hinauf. Unterwegs können wir wieder zahlreiche Tiere beobachten, außer den üblichen Hörnchen und Vögeln gibt es Hirsche und Murmeltiere zu entdecken. Tolle Felsgebilde türmen sich über grüne Wiesen und kleine, teils schneeumrahmte Teiche verstecken sich in den schattigen Wäldern. Am 3.000 Meter hohen Tioga Pass verlassen wir den Park auf der Ostseite und wir rollen zum Mono Lake hinab. Der Mono Lake ist ein Kratersee mit unterirdischen Zuflüssen. Leider ist durch den starken Wasserverbrauch der Großstädte der Wasserspiegel im Laufe der Jahre um ca. 15 Meter gesunken, was zu einer Beschädigung des Ökosystems führte. Da wir nun nach San Francisco weiter wollen, müssen wir die Straße über den Tioga Pass wieder zurück fahren. Wieder auf dieser Straße zu fahren ist jedoch alles andere als eine Strafe. Die tollen Ausblicke und die Streckenführung sind die Wiederholung allemal wert.

San Francisco
Da die Übernachtungen in San Francisco nicht gerade billig sind, suchen wir etwa 70 Kilometer außerhalb nach einer Bleibe. Im Mount Diablo State Park werden wir fündig. Am Fuß der Passstraße steht ein Schild, dass jeglicher Alkohol im Park verboten sei. Außerdem darf man hier nicht schneller als 15–25 MPH fahren. Na ja, viel schneller ginge bei den engen Kurven eh nicht und die zwei einsamen Flaschen Bier, die wir dabei haben, werfen wir jetzt auch nicht auf den Müll. Außer uns ist hier niemand unterwegs, zumindest nicht mit dem Auto. Ab und zu treffen wir ein oder zwei Radfahrer, die hier ihre Feierabend-Runde drehen (Respekt, bei diesen Steigungen!). Als wir den Campingplatz endlich erreichen, sind wir die einzigen Gäste. Selbst die Ranger-Station ist nicht besetzt. Aber es gibt die Möglichkeit der Self-Registration. Einfach einen Umschlag aus einer Box ziehen, die Fragen beantworten und zusammen mit dem Geld in eine Art Briefkasten werfen. Nachdem das Zelt steht und wir so am herumkruschteln sind, taucht auf einmal ein Hund auf. Beim näheren Hinschauen entpuppt er sich jedoch als Kojote. Kaum habe ich die Kamera in der Hand, ist er auch schon wieder im Dickicht verschwunden. Später, als wir gerade mit dem Kochen fertig sind, taucht er wieder auf. Aber auch diesmal entzieht er sich rasch meinen Versuchen ihn abzulichten, schade :-(.

Am Morgen packen wir alles zusammen und stürzen uns wieder der Zivilisation entgegen. Kaum sind wir wieder auf den fünfspurigen Freeways angelangt, sind diese nur noch Ways, aber leider nicht mehr free. Bumper to Bumper schieben wir uns langsam Richtung Stadtzentrum weiter. Für die Überquerung der Bay Bridge müssen wir 4 $ Maut zahlen. Die Mautstation ist mit ein Grund für den Stau, aber danach geht es auch nicht unbedingt schneller voran. Erst kurz vor dem Hafengebiet lockert sich der Verkehr auf. Wir fahren gleich zur Golden Gate Bridge durch, überqueren diese und parken am Besucherzentrum auf der Nordseite. Nachdem wir das kolossale Bauwerk eingehend bestaunt haben, fahren wir zur Südseite zurück. In dieser Richtung sind 5 $ Maut fällig, aber zum Glück ohne Stau. Auch auf der Südseite gibt es ein Besucherzentrum, mit Blick auf die Brücke und nach Alcatraz hinüber. Danach suchen wir uns ein Parkhaus in der Nähe der Fisherman’s Warf. Ab jetzt geht es zu Fuß weiter. Wir erkunden den Pier 39, der mit Souvenirläden und Restaurants voll gestopft ist. Auf der Rückseite gefällt es mir da besser. Hier, direkt am Pier, haben sich eine Menge Seelöwen niedergelassen und machen mit lautem Gebrüll auf sich aufmerksam.

Nach einem anstrengenden Marsch durch das hügelige San Francisco, erreichen wir die berühmte Lombard Street. Das ist die steile gewundene Straße, die sicher viele auch aus dem Fernsehen kennen. Die Strecke ist mit zahlreichen Blumen geschmückt und weil jeder die Straße auch mal fahren möchte, gibt es natürlich ein entsprechendes Gedränge davor. Da haben wir Fußgänger es doch etwas einfacher. Das Einfache relativiert sich aber schon bald wieder. Unser nächstes Ziel ist Chinatown und bis da hin sind es gute 3 Kilometer. Müde und verschwitzt tauchen wir dann in die fernöstlich wirkende Welt dieses Viertels ein. Überall wird chinesisch gesprochen, fremdartige Schriftzeichen prangen auf Schildern und über Geschäften und natürlich laufen hier auch eine Menge Asiaten herum. Die St. Mary’s Church, die wir kurz besichtigen, wirkt hier in der Umgebung fast fremdartig. Nach einem weiteren kilometerlangen Lauf durch die Stadt (an manchen Stellen bin ich froh, dass es nicht dunkel ist), erreichen wir den Alamo Square Park mit den sieben Schwestern. Die so genannten Schwestern sind adrett hergerichtete pastellfarbene Häuschen, die am Rande des Parks in einer Reihe stehen. OK, das Ganze sieht nett aus, aber jetzt wo ich davor stehe, ist mir der lange Weg fast zu schade gewesen. Von hier aus sind es nun noch mal ca. 2,5 Kilometer bis zur Station des Cable Car. Ganz zurück wollen wir nun auch nicht mehr laufen, dafür ist es uns zu heiß und zu hügelig.

Als wir an der Cable Car Station ankommen, müssen wir uns hinter einer langen Schlange anstellen. Zum Glück kommen aber ständig neue leere Bahnen an, die vom Personal per handgetriebener Wendescheibe herum gedreht werden. Endlich können auch wir uns setzen und schon geht die ruckelige Fahrt los - lieber schlecht gefahren, als gut gelaufen ;-). Die Fahrt ist schon ein Erlebnis und lohnt sich IMHO mehr als der Anblick der sieben Schwestern, auch wenn meine Schwester anderer Meinung ist. Nachdem wir auf dem Weg zum Parkhaus zwangsläufig ein weiteres Mal Fisherman’s Warf besichtigt haben, fahren wir zum Twin Peaks hinauf. Ein netter Verkäufer in Santa Ana hatte uns den Tipp gegeben, unbedingt dort hinauf zu fahren. Der Anblick lohnt sich wirklich. Man hat einen Überblick über die Buchten, von der Golden Gate Bridge über Downtown und die Bay Brigde bis ganz nach Osten hinüber. Außerdem ist es hier oben kühl und windig, ein idealer Ort um der Hitze zu entfliehen.

An der Küste entlang fahren wir Richtung Santa Cruz. Dabei haben wir tolle Ausblicke auf den Pazifik und die langsam untergehende Sonne. Ungefähr 50 Kilometer vor Santa Cruz, nahe des Ano Nuevo State Reserve, erreichen wir den schönen Costanoa Camp Ground. Leider ist die Rezeption schon geschlossen, aber ein Mitarbeiter sagt, dass wir ruhig übernachten und uns erst am Morgen anmelden sollen. Gesagt getan. Während ich das Zelt aufbaue, macht sich Petra an die Zubereitung des Abendessens. Im letzten Büchsenlicht genießen wir die Ruhe, das Essen und die langsame Abkühlung der Luft.

West Coast
Von San Francisco aus fahren wir auf der Küstenstraße California 1 ein paar hundert Meilen bis Los Angeles hinunter. Neben den tollen Ausblicken auf den Pazifik gibt es dort noch weitere Sehenswürdigkeiten.

Monterey
Wer kennt nicht John Steinbecks Roman, Cannery Row (Deutscher Titel: Die Straße der Ölsardinen). In dieser Straße (Cannery Row) in Monterey lagen einst die Ölsardinenfabriken, in denen die Menschen hart arbeiten mussten. Als ich das Buch vor vielen Jahren las, wollte ich einmal diesen Ort besuchen, zum Einen wegen der Geschichtsträchtigkeit des Ortes und zum Anderen, weil es dort heute ein interessantes Aquarium gibt. Nun habe ich es endlich geschafft ;-). Das Aquarium ist gut ausgeschildert und ein Flat Rate Parkhaus haben wir auch gleich in Beschlag genommen. Noch ein Stück zu Fuß um die Ecke und dann sind wir in der berühmten Cannery Row. Statt Fabriken stehen dort heute Souvenirgeschäfte, Cafès und Burgerläden. An manchen Ecken findet man aber auch noch historische Gebäude und kann sich vielleicht ein wenig die alten Zeiten vorstellen.

Das Aquarium ist in verschiedene Zonen aufgeteilt, z. B. Binnengewässer, Küstenbereich, oder Hochsee. Außerdem gibt es Abteilungen für Meeressäuger oder Wirbellose Tiere usw. Die Anlagen sind auch besonders für Kinder interessant. Hier kann man nämlich nicht nur anschauen, sondern auch anfassen. In vielen Bereichen gibt es Stände, an denen Mitarbeiter Pflanzen und Tiere erklären und man die Exponate auch berühren darf. Natürlich darf auch der Kommerz nicht fehlen, so gibt es dort auch einige Souvenirläden, in denen von Schmuck bis T-Shirts alles feilgeboten wird, was in irgendeiner Weise mit dem Aquarium bzw. den Meeresbewohnern zu tun hat.

Big Sur
Als es Zeit für einen Schlafplatz wird, kommt kein einziger Camp Ground in Sicht. Kilometer um Kilometer spulen wir auf der Küstenstraße ab. Erst als wir kaum noch daran glauben, finden wir endlich einen Platz. Er liegt in einem dichten Wald und ist schon ziemlich voll. Leider ist hier alles sehr staubig und alles was mit dem Boden in Berührung kommt, ist gleich mit dem "Dreck" überzogen. Dafür müssen wir hier wenigstens nicht mit Bären rechnen. Bei der Weiterfahrt am nächsten Morgen stellen wir fest, dass dieser Campingplatz nur der erste von ungefähr fünf weiteren gewesen ist. Vielleicht wären die anderen Plätze etwas angenehmer gewesen ...

Seeelefanten
Kurz vor San Simeon gibt es eine Bucht, in der sich Seeelefanten tummeln. Schilder weisen darauf hin, dass man den Tieren nicht zu nahe kommen sollte, um sie nicht zu stören (und natürlich auch nicht von ihnen angegriffen zu werden). Schon von weitem hört man das Brüllen der Tiere. Und wenn man sie nicht hören würde, dann würde man sie auf jeden Fall riechen. Die Viecher stinken bestialisch. Trotzdem ist es schön, diese Tiere in freier Natur anzutreffen und beobachten zu können.

Carmel Mission
In Carmel steht eine der vielen Missionsstationen, mit denen die Besiedelung Kaliforniens begann. Eigentlich wollten wir mehrere dieser Missionen besichtigen, aber unser Zeitplan war zu straff und ich hatte im Vorfeld auch zu wenig Infos zu den Missionen und ihrer genauen Lage gesammelt. Also schauen wir uns wenigstens diese eine Mission an. Das auffälligste an der Carmel Mission ist die ungemeine Blütenpracht. Überall sprießen die Blüten ans Licht. Es gibt auch eine kleine Museumsabteilung, mit Bildern, Geschichten und Werkzeugen aus der Gründer- und auch aus der späteren Zeit. Interessant sind auch die Veränderungen der Mission im Laufe der Geschichte. Ganz früher stand nur die Kirche einsam in der Landschaft. Dann kamen Nebengebäude, ein Zaun und eine Schule hinzu. Zuhause muss ich mich mal an eine Literaturrecherche zum Thema Missionen in Kalifornien machen. Das was ich bisher darüber gelesen habe, z. B. über die Zusammenarbeit mit den Ureinwohnern, statt sie auf "Teufel komm raus" bekehren zu wollen, klingt recht interessant.

Delfine
Bei Santa Monica sehe ich plötzlich zwei Delfine aus dem Wasser springen und sich dabei auf abenteuerliche Weise zu drehen und zu wenden. Zum Glück ist gerade ein (unbefestigter) Parkstreifen am Straßenrand und in einer Staubwolke bringe ich den Wagen zum Stehen. Doch kaum habe ich die Kamera Schussbereit, zeigen uns die "Flippers" maximal die Schwanzflosse oder tauchen mal mit der Schnauze aus dem Wasser auf. Mehr als eine halbe Stunde währt meine Geduld nicht, so fahren wir dann ohne spektakuläre Kunststücke auf dem Datenspeicher weiter :-(.

The End
Die letzte Nacht vor dem Rückflug verbringen wir auf dem Parkplatz des Disneyland Hotels. Bis Mitternacht stromern wir durch Downtown Disney und schauen uns die kaufwütigen Amis in den Shops an, trinken Kaffee und auch kühle Getränke und lassen unsere Tour langsam ausklingen. Die Nacht im Auto ist kurz und unbequem. Petra liegt auf dem Rücksitz, ich versuche auf dem Beifahrersitz mit herunter gedrehter Lehne zu schlafen. Es ist brütend heiß im Wagen und ich mache das Beifahrerfenster auf. Nun ist es zwar kühler, doch kommen auch blutsaugende Plagegeister ins Innere und verhindern auch den kleinsten Schlaf. Um 03:30, kurz vor dem Klingeln des Weckers, haben wir genug von der Nacht. Eine kurze Katzenwäsche und Zähneputzen mit Hilfe unseres restlichen Wassers aus den Kanistern. Dann kramen wir unser Gepäck flugzeuggerecht zusammen und machen uns auf den Weg zum Flughafen. Um 05:00 Uhr geben wir das Auto ab und checken danach ein. Dann ein letzter Starbucks-Kaffee am Terminal. Trotz Zeitdruck und Hetze war die Tour doch viel besser als ich anfangs befürchtete. So etwas in der Art, auf jeden Fall mit mehr Zeit für Wanderungen durch die Parks, könnte ich mir auf jeden Fall wieder vorstellen. Weichei hin oder her, statt mit der Enduro über Pisten holpern mit einem klimatisierten SUV dahin zu gleiten hat auch was. Ja ja, ich werde alt ... ;-)