Reisebericht USA 2012/2: Florida |
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Zwei lange Stunden haben wir gebraucht, um vom Flugzeug über die Einreiseschalter bis zur Mietwagenausgabe zu gelangen. Und jetzt ist kein Midsize SUV mehr da, den wir für unsere Tour gebucht hatten. „OK, take this one“, meint einer der Mitarbeiter gelangweilt und zeigt auf die Reihe mit den Fullsize SUVs. Wir entscheiden uns für einen Chevrolet Traverse LT, so einen hatten wir schon im Sommer auf unserer USA-Südwest Tour und waren damit zufrieden. Dieser hier ist sogar noch besser ausgestattet als das damalige Pendant und im Gegensatz zum eigentlich gebuchten Midsize ist der Kofferraum riesig. Als wir endlich auf der Straße nach Key Largo rollen, wird es schon dunkel. Ungewohnte Straßenschilder tauchen im Lichtkegel der Scheinwerfer auf, z. B. „Crocodile crossing“, jedoch bleiben wir von solchen Begegnungen vorerst verschont. Auf dem Weg zum Hotel kaufen wir einige Lebensmittel ein. Getränke für unterwegs, ein leichtes Abendessen für später, das erste Abendessen hatten wir ja schon im Flieger, aber durch die Zeitverschiebung ist der heutige Tag lang. Außerdem ein Frühstück für morgen, denn in unserem vorgebuchten Hotel gibt es keines. Im Hotelzimmer packen wir unser Gepäck von „flugoptimiert“ auf „mit-Auto-unterwegs-optimiert“ um und informieren uns nochmals über die morgige Fahrtstrecke und evtl. Stopps unterwegs. Direkt neben unserer Unterkunft ist ein kleiner Hafen, in wir uns etwas umschauen, bevor wir weiter fahren. Taucher und Schnorchler tragen ihre Ausrüstungen zu den Booten. In einigen Buden kann man Fische und Krebse kaufen, daneben stehen ein paar Reiher und warten auf Fischabfälle. In einer Ecke liegt die originale African Queen, mit der Kathrin Hepburn und Humphrey Bogart im gleichnamigen Film auf einem afrikanischen See ein feindliches Kriegsschiff versenkten. Das Schiffchen ist restauriert und kann für Ausflüge gechartert werden. Auf dem Overseas Highway cruisen wir Richtung Key West, der äußersten, mit dem Auto erreichbaren Spitze der Florida Keys. Zahlreiche Brücken führen von Insel zu Insel, die hier Key genannt werden. Auf dem Grassy Key besuchen wir ein Dolphin Research Center, in dem Delfine gezüchtet und deren Verhalten untersucht wird. Dort kann man die Wissenschaftler bei der Arbeit beobachten und einiges über die Kleinwale erfahren. Ab und zu werden auch kleine Kunststücke vorgeführt, aber alles nicht so zirkusmäßig, wie in den kommerziellen Delfinshows. Einige Kilometer weiter, auf dem No Name Key, wollen wir die sogenannten Key Deers anschauen. Der Park hat samstags leider geschlossen, aber man soll die kleinen Hirsche auch außerhalb des Parks beobachten können. Tatsächlich dauert es nicht lange, bis wir die ersten Tiere am Straßenrand finden. Sie sind gar nicht scheu, denn als wir zum Fotografieren aussteigen, kommen sie vorsichtig auf uns zu und schnuppern an uns. Wahrscheinlich werden sie von manchen Besuchern gefüttert, was allerdings verboten ist und sind deshalb so zutraulich. Bei uns gibt es nichts zu holen, deshalb verziehen sich die haarigen Gesellen schon bald wieder ins Gebüsch. Wir wandern noch etwas an der dicht bewachsenen Uferzone entlang und sehen auch dort einige Hirsche umher laufen. Doch hier sind sie etwas scheuer und halten Abstand. In Key West fahren wir mit dem Auto die berühmte Duval Street ab, um zu schauen was so alles los ist und um die Entfernung zu unserer Unterkunft abzuschätzen. Danach wissen wir, dass vom Hotel aus alles zu Fuß gut zu erreichen ist. Wir schauen auch kurz am Southernmost Point vorbei, den südlichsten Punkt der USA, den man ohne Schiff erreichen kann. Eine lange Touristenschlange hat sich vor dem Monument aufgebaut, alle wollen sich dort fotografieren lassen. Das ist uns zu viel Rummel, wir checken lieber im Hotel ein und gehen dann zu Fuß auf Entdeckungsreise. Auf der Duval Street ist einiges los. Touristenströme ziehen durch die Straße und aus den Kneipen ertönt Party-Stimmung. Wir suchen eine Konditorei, bzw. die amerikanische Version davon ;-) und wollen dort den berühmten Key Lime Pie probieren. Die im Reiseführer empfohlene Kette „Blond Giraffe“ finden wir leider nicht, obwohl es hier sechs Filialen geben soll und diese auch in unserem Stadtplan aufgeführt sind. Also suchen wir uns eine Alternative für den Geschmackstest. Na ja, der Kuchen ist halt amerikanisch süß und für unseren Geschmack den Trubel nicht wert, der um ihn gemacht wird. Trubel gibt es auch jeden Abend am Mallory Square, dort findet eine Sonnenuntergangsparty statt. Die Leute versammeln sich am Strand und feiern bei Musik und Trinkgelagen. Zum Sonnenuntergang fahren zahlreiche Boote aufs Meer hinaus, dort wird weiter gefeiert – Prost! Auf dem Rückweg von den Keys stoppen wir hinter Key Largo am „John Pennekamp Coral Reef State Park“. Wir kommen genau richtig zur Abfahrt des Glasbodenboots und fahren damit aufs Meer hinaus. Das Wasser ist sehr flach, selbst weit draußen auf See, wo wir über einem Korallenriff dümpeln und durch den Glasboden das Leben unter uns betrachten können. Wir sehen einige Fische und Schildkröten sowie zahlreiche Korallen und Wasserpflanzen. Leider ist es nicht so farbenfroh, wie man sich ein Korallenriff vorstellt, eine Mischung aus grau und grün herrscht vor. Vielleicht liegt es an den dicken Glasscheiben des Bootes. Auf jeden Fall sind wir enttäuscht, von der Tour hatten wir uns mehr versprochen. Vielleicht auch, weil wir schon im Roten Meer geschnorchelt sind und dort von der Farbenpracht und den vielen bunten Fischen verwöhnt wurden. Nach der Bootsfahrt wandern wir auf einem Trail durch einen dichten, dunklen Schattenwald. Es gibt zwar viele Hinweistafeln, auf denen die verschiedenen Pflanzen erklärt werden, jedoch fehlen uns hier ein paar Tiere. Es ist noch nicht einmal Vogelgezwitscher zu hören. Wir kämpfen uns durch Farne und Sabalpalmen und bestaunen die rotrindigen Gumbo Limbos, auf die wir später noch öfter treffen werden. Auf dem Weg nach Homestead verlassen wir die US1 und fahren auf der Card Sound Road weiter. Das ist die frühere Verbindung zu den Keys, bevor der Highway gebaut wurde. Hier sind wir fast alleine unterwegs. Direkt hinter der Card Sound Bridge, die Verbindung zum Festland, soll eine urige Kneipe mit Namen „Alabama Jack’s“ sein, in der man gut essen kann. Leider ist der Parkplatz dort übervoll und sehr laute Musik schallt durch die Gegend. Kein Platz (für uns), um in Ruhe sein Abendessen zu genießen. Bevor wir zum Hotel fahren besuchen wir noch das Visitor Center vom Everglades National Park, den wir morgen besuchen wollen, um dort schon mal Infomaterial zu besorgen. Auf dem Rückweg halten wir bei „Robert is here“, ein Obst- und Gemüsehändler (und einiges mehr), der auch im Reiseführer empfohlen wird. Angeblich soll es hier den besten Orangensaft geben, den der Autor je getrunken hat. OK, der war sicher noch nie in Marokko ;-). Was wir bekommen ist ein Gemisch aus wenig Saft und viel Eis, das zusammen gequirlt wird, bis es eine Art Fruchtshake ist. Für uns ist es nur eine wässrige Brühe, die mit 5,20 USD deutlich überteuert ist. Manche Erfahrungen muss man eben selbst machen … Schon früh am Morgen entern wir den Everglades National Park. Die Strecke durch den Park ist eine Sackgasse und endet an der Florida Bay in Flamingo. Links und rechts der Straße gibt es Trails, auf denen man durch Teile der Everglades wandern kann. Diese sind meist relativ kurz, so dass man an einem Tag fast alle ablaufen kann. Wir beginnen mit dem Anhinga- und dem benachbarten Gumbo Limbo Trail. Auf dem Parkplatz werden wir von einem Ranger angesprochen, dass die Geier alle Gummiteile am Auto anknabbern würden. Er zeigt uns eine Kiste mit Planen und Spanngummis und rät uns, diese auch zu benutzen. Also packen wir den Wagen gut ein, bevor wir uns auf den Weg machen. Der Pfad führt zwischen überschwemmten Graslandschaften und Wasserläufen hindurch. Zahlreiche Wasservögel sind zu sehen, Reiher, Kormorane, Anhingas, Enten usw. Außerdem eine Übermacht an Geiern, überall hocken die „gruseligen“ Vögel oder kreisen über dem Gelände. Das schöne hier ist, dass man sehr nahe an die Tiere heran kommt. Man kann aus zwei Metern Entfernung Grau- und Silberreiher bei der Jagd beobachten. Anhingas und Kormorane trocknen ihre Flügel direkt am Wegesrand. In einem Teich schwimmt ein Alligator. Langsam bewegt er sich vorwärts und gleitet unter dem Steg durch, auf dem wir gerade stehen. Dann taucht er auf den Grund hinunter und verharrt dort regungslos. Der Gumbo Limbo Trail ist nach dem gleichnamigen Baum benannt, der hier zahlreich vorkommt. Wegen seiner roten Rinde heißt er im Volksmund auch Touristenbaum, weil diese oft einen Sonnenbrand haben ;-). Neben den Gumbo Limbos gibt es Farne, Mangroven und viele weitere große und kleine Pflanzen zu sehen. Auf dunklen Tümpeln zeigen Seerosen ihre Pracht, verschiedene kleine Blüten suchen zwischen grünen Blättern nach Licht. Zahlreiche Epiphyten überziehen die Äste an den Bäumen. Für Pflanzenfreunde gibt es einiges zu entdecken. Auf dem Weg zum Pinelands Trail, kommen wir am Rock Reef Pass vorbei. Ein Pass im Süden Floridas? Na ja, bei drei Feet Höhe müssen wir uns schon ordentlich anstrengen ihn zu überwinden ;-). Sicher einer der amerikanischen Spleens, aus jedem geknickten Grashalm ein National Monument zu machen - lustig ist es trotzdem. Als wir gerade ein Foto des Schildes machen, entdeckt Vroni im Wasser, direkt neben unserem geparkten Auto, einen Alligator der mit dem Vorderteil in einem Rohr steckt, das unter der Straße hindurch führt. Erst schauen wir nur, dann traue ich mich das gepanzerte Tier anzufassen, das Maul steckt ja im Rohr ;-). Als ich das Tier berühre, bewegt es langsam die Hinterbeine, lässt sich jedoch nicht stören. Ich kann es vorsichtig hin und her schieben und es scheint ihm zu gefallen. Aber wir wollen es nicht übertreiben, so lassen wir das Reptil weiter ruhen und fahren weiter. Auf dem Pinelands Trail bekommen wir hauptsächlich Kiefern zu sehen, deren Kronen hoch über unsere Köpfe hinaus ragen. In Bodennähe breiten sich Farne und Sabalpalmen aus, die ihre Blätter bis weit in den Weg hinein ausbreiten. Außer einigen Insekten und kleinen Spinnen sind keine Tiere zu sehen. Leider werden wir bei der Wanderung von ein paar Stechmücken belästigt, aber so ist das nun mal im Sumpf. Wir krempeln die Ärmel runter, stellen die Kragen hoch und beschleunigen unseren Schritt, um die Arbeit der Blutsauger möglichst zu verhindern. Beim Wandern auf dem Pa-Hay-Okee Overlook Trail bekommen wir wieder angenehmere Tiere zu sehen. Verschiedene Reiherarten, Anhingas und ein paar Raubvögel sitzen auf Ästen oder kreisen über uns. An einem Teich liegt ein Alligator in der Sonne. Direkt daneben steht eine Tisch-Bank Picknick-Kombination. Vroni setzt sich an den Tisch und der Gator lässt sich nicht stören. Unbeweglich liegt er da, aber sicher hat er uns ständig im Blick. Ein paar Meter weiter finden wir einen ganz jungen Alligator, vielleicht 40 Zentimeter lang. Ein Foto gestattet er uns, dann flüchtet er ins Wasser. Ein weiteres Stück weiter, besteigen wir einen hölzernen Aussichtsturm. Leider sind die Wasservögel viel zu weit weg. So nahe, wie beim Anhinga Trail, werden wir ihnen wohl nicht mehr kommen. Zumindest hat man einen Überblick über die flache Landschaft. Bis zum Horizont breiten sich überschwemmte Graslandschaften aus, nur ab und zu durch Baumgruppen unterbrochen. Die weiteren Trails ähneln alle den voran gegangenen. Mal dominieren Palmen und Farne, dann wieder sind Wasservögel zu beobachten. Manchmal führen Holzstege durch dichte dunkle Mangrovenwälder bis zu offenen Gewässern mit Schwimm- und Tauchvögeln. Zuletzt landen wir in Flamingo, an der Küste der Florida Bay. In einem kleinen Restaurant bestellen wir etwas zu essen. Während ich Vegetarisches wähle, probiert Vroni Alligatorfleisch. Ich versuche natürlich auch davon und muss sagen, es schmeckt wirklich nicht schlecht. Auf dem Weg nach Everglades City machen wir im Shark Valley halt. Hier kann man mit dem Fahrrad auf einem Rundweg durch die Everglades fahren. Die Räder mieten wir direkt am Eingang und bekommen für 40 Dollar zwei heruntergekommene Drahtesel, an denen nichts mehr gerade ist – und wir haben uns schon die besten aus dem Angebot heraus gesucht! Was soll’s, wir wollen ja nicht die Alpen überqueren und für flache 25 Kilometer wird es schon gehen. Kaum sind wir auf den Rundkurs eingebogen, liegen auch schon die ersten Alligatoren am Wegesrand. Zuerst haben wir schon etwas Manschetten, aber dann merken wir, dass wir für die Tiere nicht interessant sind. Von der Größe her passen wir eh nicht in ihr Beuteschema und sie selbst haben einen freien Fluchtweg ins Wasser, so dass sie sich nicht bedrängt fühlen. In kaum einem Meter Abstand rollen wir an ihnen vorbei, so als ob nichts wäre. Während unserer Tour treffen wir auch auf Schlangen und Schildkröten, die sich auf oder neben dem Weg sonnen. Bei den Schlangen sind wir doch etwas vorsichtiger und halten Abstand ;-). Am Umkehrpunkt des Rundwegs steht ein großer Aussichtsturm, den wir natürlich besteigen. Von hier oben sieht man einige Teiche direkt neben dem Turm, die voll sind mit großen Alligatoren. Da möchten wir nicht durchschwimmen müssen ;-). Auf dem Rückweg zu den Fahrrädern liegt ein Gator auf dem Weg. Als ich vorbei laufe, reißt er das Maul auf und faucht. Jetzt traut sich Vroni nicht mehr vorbei und wartet lieber auf den Ranger, der zufällig hinter uns kommt. Zusammen mit ihm passiert sie das Untier mit klopfendem Herzen. Der Ranger erzählt uns dann noch, dass in einem Monat, wenn das Wasser noch weiter zurückgegangen ist, der ganze Weg mit Alligatoren voll liegen würde. Da wäre dann wohl kein Durchkommen mehr. Auf dem Rückweg, der in einigem Abstand parallel zum Hinweg führt, ist die Landschaft etwas trockener. Hier treffen wir nur noch vereinzelt auf Großreptilien, dafür steigt die Zahl der Vögel an. Geier sitzen auf dem Weg, Krähen streiten sich um Futter und Reiher gleiten majestätisch über uns hinweg. Zurück am Ausgangspunkt geben wir die Räder zurück und kaufen uns noch ein T-Shirt mit der Aufschrift: „I survived the ride at shark valley“ mit dem Bild eines Gators auf einem Fahrrad ;-). In Everglades City wohnen wir in einem netten, kleinen Hotel mit Pool. Das Schwimmbecken liegt in einer Art Innenhof, der mit einem Moskitonetz überspannt ist. Solche Konstruktionen haben wir auch schon oft an Wohnhäusern gesehen. Momentan halten sich die Blutsauger zum Glück in Grenzen, aber zu anderen Jahreszeiten scheint es hier problematischer zu sein. Schon von Deutschland aus haben wir uns hier im Hotel für eine geführte Kajaktour angemeldet. Unser Guide, Troy, gibt uns zunächst einmal eine Trockeneinweisung, da wir vorher noch nie wirklich Kajak gefahren sind. Danach fahren wir zum Turner River, auf dem unsere Tour beginnt. Schnell sind die Kajaks abgeladen und die Schwimmwesten übergezogen. Auf dem Wasser zeigt uns Troy noch einmal in der Praxis, wie wir mit den Booten am besten fahren, lenken, wenden usw., dann paddeln wir los. Leise gleiten wir auf dem Wasser dahin, während unser Guide uns zeigt, wo sich Alligatoren am Ufer verstecken oder bestimmte Pflanzen wachsen. Einige Reiher suchen nach Fischen und Seerosen gleiten an uns vorbei. Bald darauf erreichen wir eine Art pflanzlichen Tunnel, der durch die Äste von Mangroven und anderen Bäumen gebildet wird. Hier ist es so eng, dass wir die Doppelpaddel auseinander nehmen müssen und nur mit einem weiter rudern, wie bei einem Kanu. Troy warnt uns noch vor Schlangen und Spinnen, die in den Ästen über uns sein könnten. Also Augen auf und vorsichtig weiter rudern. Manchmal hängen die Äste so tief, dass wir die Köpfe ziemlich weit einziehen müssen. Hin und wieder öffnet sich der Tunnel und wir haben ein Stück weit freie Fahrt über einen Teich. Einige Alligatoren ziehen langsam an uns vorüber, in den Mangroven über uns sitzen Anhingas und trocknen ihr Gefieder. Troy zeigt uns Orchideen, die auf den Baumrinden wachsen und erklärt, dass Seerosen zwar schön aussehen, aber äußerst übel riechen. Nach einiger Zeit kehren wir um und machen uns auf den Weg zurück zum Ausgangspunkt – die Arme werden schon langsam schwer ;-). Die Tour hat uns viel Spaß gemacht und es soll auch nicht unsere letzte Kajaktour gewesen sein. Von Everglades City aus machen wir einen Ausflug zum Sanibel Island. Über eine große Brücke erreichen wir die Insel, die sehr touristisch ausgebaut ist. Durch das „Ding Darling National Wildlife Reserve“ führt eine Schotterstraße mit verschiedenen Aussichtspunkten. Hier gibt es zahlreiche Wasservögel, unter anderem auch den weißen Pelikan, der nur auf der Durchreise ist und hier ein paar Tage rastet. Dieses Schutzgebiet ist zwar schön, aber die Tiere sind so weit weg, dass selbst unser 400 mm Teleobjektiv viel zu kurz ist. Wir wandern noch einige kurze Trails ab, bevor wir uns noch Captiva Island anschauen, das nördlich von Sanibel liegt. Hier stehen zahlreiche Häuser der Schönen und Reichen und der ganz schön Reichen. Da es sonst nichts zu bestaunen gibt – ok, der Strand ist noch ganz nett – halten wir uns wieder Richtung Süden und laufen den Bailey Tract Trail. Dieser besteht aus einem Wegenetz, das zwischen einem Flüsschen und mehreren Teichen hindurch geflochten ist. Leider sind hier kaum Tiere zu sehen. Wir entdecken zwar einige Schildkröten, die sich auf Baumstämmen sonnen, aber kaum haben sie uns bemerkt, lassen sie sich ins Wasser fallen und sind verschwunden. Nach dem enttäuschenden Marsch durch die schattenlose Landschaft, haben wir uns ein Eis verdient. Der Reiseführer empfiehlt eine angeblich super italienische Eisdiele in der Nähe des Leuchtturms. Die suchen wir auf und bestellen jeder eine Waffel mit Eis. Das Eis ist zwar echt riesig (amerikanisch halt), aber der Preis ist es auch. Geschmacklich kommt es zwar nicht an die gewohnte heimische Qualität heran, doch für hiesige Verhältnisse ist es ganz gut. Mit einem kalten Klotz im Magen suchen wir noch den Leuchtturm auf und spazieren in seinem Schatten am Strand entlang. Das vielgerühmte Sanibel ist zwar schön, aber touristisch aufgemotzt und mit entsprechend starkem Besucherandrang. Wir glauben, wenn man es einmal gesehen hat, dann reicht es auch. Nördlich von Crystal River liegt der Ecotrail. Es ist zwar schon relativ spät am Tag, doch wir wollen diesem Trail noch laufen. Der Weg führt durch lichte Mischwälder, mit Sabalpalmen, sowie großen und kleinen Bäumen, die übervoll mit Spanish Moss behangen sind. Zwischendurch passieren wir freie, grasbewachsene Flächen. Die Tierwelt hält sich zunächst leider in Grenzen. In einem kleinen Tümpel entdecken wir nur einen einsamen Mini-Alligator, wenige Vögel fliegen viel zu weit weg an uns vorbei. Kurz vor der Hälfte der vier Kilometer langen Strecke raschelt es plötzlich im Gras. Zwei Gürteltiere stöbern nach Fressbarem und schieben sich wie Bulldozer durch die Halme. Sie lassen sich von uns kaum beindrucken und ziehen ihre Bahn. Erst als ich ganz nahe an eines der grauen Tiere herankomme, verharrt es und schließt die Augen. Fast so als wolle es sagen, wenn ich dich nicht sehe, dann siehst du mich auch nicht ;-). Etwas später stoßen wir auf zwei weitere Gürteltiere, die sich von unserer Anwesenheit genauso wenig stören lassen, wie die Kameraden zuvor. Ansonsten sirren nur einige Stechmücken um uns herum, weshalb wir unseren Schritt beschleunigen, um ihren Angriffen zu entgehen. In der Nähe von Crystal River liegt das „Crystal River National Wildlife Refuge“. Zahlreiche Quellen entspringen dort und münden in die Kings Bay. Das Wasser aus den Quellen ist relativ warm, deshalb versammeln sich dort im Winter die Manatees in großen Gruppen. Wir buchen in einer Agentur einen Schnorcheltrip zu den Seekühen. Bevor wir starten, werden wir in zwei Lagen Neoprenanzüge gesteckt. Der erste Anzug ist mit langen Ärmeln und Beinen ausgestattet, der zweite ist die Version ohne die Bedeckung der Extremitäten. Eigentlich dachten wir, dass das Wasser warm sei ;-). Mit Taucherbrille, Schnorchel und Flossen bewaffnet, werden wir dann von Käpt’n Mike über einige Wasserwege, die beiderseits von Einfamilienhäusern flankiert sind, zu den Three Sisters Springs geschippert. Der Bereich, in dem sich die Manatees aufhalten, ist mit einer Bojenkette abgegrenzt. Niemand darf sich innerhalb der Absperrung aufhalten, damit die Tiere ihre Ruhe haben. Wir gleiten ins gar nicht so warme Wasser – die Doppel-Neoprenausstattung hat also durchaus Sinn – und schwimmen zur Absperrung. Von dort aus sieht man ein paar Duzend Seekühe auf dem Grund liegen und dösen. Ab und zu taucht eines auf, um zu atmen und lässt sich dann wieder schwerfällig auf den Boden sinken. Da die Tiere im „warmen“ Wasser kaum Nahrung finden, müssen sie ab und zu in kalte Bereiche hinaus schwimmen, um dort zu fressen. Dabei schwimmen sie ganz nahe an uns vorbei oder tauchen unter uns hindurch. Es ist schon ein beeindruckendes Erlebnis diesen riesigen, friedlichen Pflanzenfresser so nahe zu sein. Die nächste Etappe bringt uns vom Golf von Mexiko auf die andere Seite Floridas, an den Atlantik zurück. Zwischendurch besuchen wir bei Orange City den „Blue Springs State Park“. Hier entspringen einige Quellen, die den St. Johns River speisen. Auch in diesen Gewässern gibt es im Winter Manatees, jedoch darf man dort nicht zu ihnen ins Wasser. Wir können einige wenige Seekühe beobachten, daneben sehen wir Schildkröten beim Sonnen und ein träge daliegenden Alligator. Im Vergleich zu den bisher besuchten Parks und Reservaten ist die Tierwelt überschaubar, weshalb wir nicht allzu lange hier verweilen und zur Küste weiter fahren. Wir folgen der Ausschilderung zum Scrub Ridge Trail und machen uns auf Schusters Rappen auf die Suche nach den Scrub Jays, eine Häherart, die es hier angeblich in Scharen geben soll. Das einzige jedoch, was hier in Scharen auftritt, sind Moskitos. Mit den Händen fuchtelnd und mit schnellen Schritten durchmessen wir den Küstenwanderweg. Trotz der Stechmücken können wir uns an Schmetterlingen erfreuen und auch einen Falken beobachten. Die Scrub Jays bleiben uns gleichwohl verborgen. Unweit vom Scrub Ridge Trail führt uns der Wildlife Trail durch Lagunen und Sumpfgebiete. Dieser ist mit dem Auto zu befahren, das Eintrittsgeld (5 USD) wird in einen, mit Namen und Autokennzeichen versehenen Umschlag gesteckt und in eine Art Briefkasten eingeworfen. Parkbuchten an der Straße bieten die Möglichkeit anzuhalten und die Wasservögel zu beobachten. Leider sind die Viecher viel zu weit weg, um sie richtig betrachten zu können. Ohne ein ordentliches Spektiv ist man hier fast fehl am Platz. Wenigstens können wir ein oder zwei Löffler und ein paar Enten mit dem 400er Tele einfangen, auch wenn die Lichtverhältnisse gerade nicht sonderlich gut sind. Nördlich von Orlando besuchen wir die Wekiwa Springs. Hier entspringen die Wasser des Wekiwa River, in deren Sammelbecken man sogar schwimmen kann. Mir ist das Wasser jedoch zu kalt und Vroni mag nicht alleine in die Fluten. So schließen wir einen Kompromiss und mieten uns ein Zweier-Kajak. Mit der Strömung paddeln wir das Flüsschen hinunter und können dabei eine Menge verschiedener Schildkröten beim Sonnen beobachten. Doch auch Alligatoren sind im Wasser und an den Ufern zu sehen. Eines der Reptilien liegt mit offenem Maul auf einem umgefallenen Baumstamm und ihm direkt gegenüber liegt eine Schildkröte auf der Unterseite ihres Panzers und streckt Kopf, Beine und Schwanz zum Aufwärmen weit aus der schützenden Hülle hinaus. Um bis zum Meer (und wieder zurück) zu paddeln fehlt uns die Zeit, deshalb biegen wir in einen ruhigen Nebenarm ein. Hier ist das Gewässer schmaler und die Baumkronen bilden ein Dach über uns. Außer einigen Vogelstimmen, hört man nur das leichte Platschen unserer Paddel. Das dichte Grün dämpft zudem alle Geräusche, fast ist es wie in einem Tunnel. Auch sind Schildkröten die Hauptattraktion, doch hier sind sie meist im Wasser auszumachen. Nach einer Stunde drehen wir um und müssen nun gegen die Strömung zum Ausgangspunkt zurück. Wie in Stein gemeißelt liegen Alligator und Schildkröte immer noch regungslos auf ihrem Baumstamm – sind die echt oder sind wir in Disneyland? ;-) Auf dem Weg nach Boca Raton stoppen wir am „Pelican Island National Wildlife Refuge“. Hier führt ein kleiner Wanderweg, der Centennial Trail, zunächst auf befestigtem Boden, später über Holzplanken zu einem Aussichtsturm. Auch hier hält sich die Vogelwelt außerhalb unserer Telereichweite auf. Wenigstens blühen hier zahlreiche Blumen, an denen sich Schmetterlinge ihre Nektarrationen abholen. Vom Turm aus sieht man einige Wasserflächen mit angrenzenden Wohnhäusern, also auch kein Augenschmaus für Naturliebhaber. Die auf Hinweistafeln aufgeführten Waschbären sind nachtaktiv, außer ihren „Hinterlassenschaften“ auf den Planken finden wir keine Spur der Fellknäuel. Von Boca Raton aus machen wir einen Ausflug zum „Artur R. Marshall Loxahatchee National Wildlife Refuge“. Die beiden Damen im Infocenter (ehrenamtliche Helfer), sind mehr als freundlich zu uns und klären geduldig all unsere Fragen. Dann machen wir uns auf den Weg durch die Sümpfe. Doch kaum sind wir auf dem Wanderweg, beginnt es zu regnen. Wir fahren zum Infocenter zurück und warten dort den Schauer ab. Beim zweiten Versuch den Sumpf zu erkunden bleiben wir von oben trocken. Leider sind auch hier die Fluchtdistanzen der Vögel sehr groß. Kein Vergleich mit den Everglades im Süden Floridas. Bei unserer Tour treffen wir auf einen älteren Mann, der ein Büchlein über diesen Park und seine Tiere geschrieben hat. „Zufällig“ hat er ein Exemplar dabei, dass er uns stolz präsentiert. Natürlich kaufen wir ihm das ab und er schreibt uns noch eine Widmung hinein. Danach versuchen wir unser „Jagdglück“ noch auf einem Waldwanderweg, doch auch hier verstecken sich alle Tiere vor uns. So bleiben uns nur die zahlreichen Epiphyten, die die Bäume übersäen, denn die können nicht weglaufen ;-). Heute ist der Tag der Heimreise. Unser Flug geht erst am Nachmittag, also ist noch Zeit für Besichtigungen. Da ich mir gestern eine Erkältung eingefangen habe, bin ich nicht sehr Unternehmungslustig. So beschließen wir die Zeit bis zum Abflug im Miami Zoo „totzuschlagen“. In den Zoo nehme ich nur eine Kamera mit dem Standard-Zoom mit, da es mir nicht so gut geht, habe ich keine Lust den kompletten Rucksack zu schleppen. Das war ein großer Fehler. Nicht weil ich fotografisch einiges verpasst hätte, sondern weil während unseres Zoobesuchs das Auto auf dem Parkplatz aufgebrochen wurde und der gesamte Fotorucksack und eine weitere Fototasche samt Inhalt gestohlen wurde. Der Rest unseres Gepäcks lag noch unversehrt im Auto. Die Security des Zoos nimmt den Schaden zwar auf, will jedoch nicht die Polizei rufen, das müssten wir selbst tun. Da es bis zum Abflug nicht mehr lange hin ist, fahren wir zum Flugplatz, um bei der dortigen Polizei eine Anzeige zu machen. Das Schalterpersonal der Lufthansa ist uns dabei sehr behilflich, sie ruft die Polizei an und einer der Mitarbeiter bleibt bei uns, damit wir nicht in letzter Minute unseren Flug verpassen. Nach einiger Zeit kommt eine schwerbewaffnete Polizistin und nimmt die Anzeige auf. Sie entschuldigt sich mehrmals für den Diebstahl und hofft, dass wir Florida deswegen nicht in schlechter Erinnerung behalten. Kaum sind die Schreibarbeiten erledigt, müssen wir auch schon zum Gate hetzen und erreichen gerade noch unseren Flieger. Der Diebstahl am Ende der Reise war natürlich großes Pech. Letztendlich sind wir sicher auch nicht ganz unschuldig daran, weil man Wertsachen nicht im Auto liegen lassen sollte, besonders nicht in einer Gegend wie Miami. Eine Erfahrung, die wir auf nächsten Reisen sicher beherzigen werden … |