Neuland Wüste - die Ausrüstung
Camping allgemein
Auf Wüstenreisen leidet die Campingausrüstung sehr unter dem Sand,
den scharfen Steinen, den Dornen, den Temperaturschwankungen oder auch dem Regen,
den es auch dort reichlich geben kann. Ich schwanke da immer zwischen guter
haltbarer Ausrüstung, die nach der einen oder anderen Tour schrottreif sein
kann (aber natürlich nicht muss) und billiger "Wegwerfware", bei
der es eh egal ist. Im Prinzip überwiegen die Vorteile der qualitativ besseren
Ausrüstung. Das Fahren auf den Pisten und durch die Dünen ist anstrengend
und man sollte schon gut schlafen um am nächsten Tag fit zu sein. Ein stabiles
Zelt, dass den Wind, Staub und Fliegen abhält sowie eine bequeme Isomatte, wo
einem nicht immer die Arme oder Beine taub werden, sind wichtig für einen guten
erholsamen Schlaf, der natürlich auch auf die Laune innerhalb der Gruppe
Auswirkungen hat.
Tunesien, Nachtlager in den Dünen
Zelt
Bei den gebräuchlichsten Zelten für Wüstentouren unterscheidet
man Kuppel-und Tunnelzelte. Kuppelzelte lassen sich etwas leichter aufbauen und
stehen meist ohne Häringe. Tunnelzelte haben die bessere Raumausnutzung und
oft eine große Apsis für das Gepäck oder auch zum Kochen bei schlechtem
Wetter. Letztere benötigen zum Stehen mindestens 2 Häringe an den Stirnseiten.
Beide Formen haben also ihre Vor- und Nachteile, auf die ich hier allerdings nicht
weiter eingehen möchte, dass würde in einem Glaubenskrieg ausarten. Soll
jeder für sich selbst abwägen, was ihm wichtiger ist. Wichtig für
alle Zelte ist, dass man sie sturmfest abspannen kann, dass wegen der Hitze eine
gute Durchlüftung durch beidseitige Eingänge möglich ist und dass
ein wirksames Mückenschutzgitter (Größe der Maschen) vorhanden sein
sollte. Gerade für die Wüste sind auch stabile Reißverschlüsse
notwendig, die nicht gleich bei jedem Sandkorn den Geist aufgeben. Da die Zeltböden
meist recht dünn sind, ist eine stabile Unterlage auch nicht verkehrt. Auf
jeden Fall sollte man sich gleich ein Reparaturset für die Zeltwände/-böden
besorgen, damit man bei evtl. Beschädigungen die Löcher verschließen
kann.
Isomatte
Auch bei Isomatten gibt es Unterschiede in Art, Dicke und Material. Es gibt
einfache Schaumstoffmatten, die sich oft schnell durchliegen, aber ansonsten recht
unempfindlich gegen äußere Einflüsse sind. Die selbstaufblasenden
Luftmatratzen sind durch Dornen und spitze Steine gefährdet, jedoch meist
bequemer (je nach Dicke) als die einfachen Schaumstoffteile. Auch hier sollte
man ein entsprechendes Reparaturset mitführen. Allen gemeinsam ist das relativ
große Packvolumen, bei relativ geringem Gewicht.
Kocher
Zum Kochen haben sich Benzinkocher bewährt, die es in vielen qualitativen
und preislichen Abstufungen gibt und den Vorteil haben, dass man den notwendigen
Brennstoff immer im Tank des Motorrads dabei hat. Manche Benzinkocher sind etwas
arbeitsintensiv, insbesondere, wenn man verbleites Benzin verwendet. Ich habe einen
Coleman Benzinkocher, der mir in dieser Hinsicht jedoch nie Probleme gemacht hat.
Man sollte auch Ersatzteile (je nach Modell verschieden) wie den Generator und Dichtungen
für die Pumpe mitführen. Nichts ist ärgerlicher als einen nicht funktionierenden
Kocher mitzuschleppen. Hier gibt es einen Benzinkocher-Test:
Gaskocher sind eine saubere Sache, allerdings muss man immer (relativ große) Ersatzkartuschen mitschleppen und auch die Versorgung im jeweiligen Land ist nicht immer gewährleistet. Uns sind die Kartuschen immer dann ausgegangen, wenn es im weiten Umkreis keinen Ersatz dafür gab! Auch Esbit- und Petroleumkocher haben den Nachteil, dass man den Brennstoff immer zusätzlich mitführen muss.
Geschirr
Bei dem Geschirr (Töpfe, Tassen, Teller und Besteck) bevorzuge ich die
schwerere Version aus Edelstahl. Bei Aluminium gibt es immer hässlichen Abrieb
und das Essen brennt leichter an (bei mir zumindest). Es gibt auch Geschirr aus
Titan, aber das ist unverhältnismäßig teuer. Die Anzahl und die
Größe der Töpfe werden durch die Größe der Gruppe bestimmt,
es muss ja nicht jeder eigene Töpfe mitschleppen. Als Besteck hat sich das
Bundeswehrbesteck bewährt, es ist preisgünstig, stabil, geschmacksneutral
und vielseitig verwendbar.
Wasser und dessen Transport
Der Körper verliert in der Wüste nicht nur durch die Hitze sondern
auch durch den Fahrtwind an Wasser, viel mehr als man glaubt. Oft spürt man
keinen Durst, der Körper ist aber trotzdem geschwächt, was sich z. B.
auch durch Konzentrationsschwächen bemerkbar machen kann. Das kann zu einem
Sturz mit entsprechenden Folgen führen. Deshalb sollte man immer Trinkpausen
einlegen und sich notfalls zwingen etwas zu trinken. Je nach Jahreszeit und Temperatur
sollte man sich zwischen 2 und 5 Litern pro Tag, manchmal sogar mehr, zuführen.
Da mit dem Schweiß auch wichtige Mineralien ausgeschwemmt werden, das sieht
man auch an den Salzrändern der Klamotten, sollte man dem Körper auch
diese Mineralien wieder zuführen. Dazu eigenen sich entsprechende Mineralien-
und Vitamintabletten, die in Wasser aufgelöst werden. Die gibt es in z. B.
Drogerien, aber auch bei Aldi. Dadurch bekommt das Wasser auch etwas Geschmack
und lässt sich leichter schlucken, denn das mitgeführte Wasser hat ja
Umgebungstemperatur und das kann locker über 40°C sein - dementsprechend
schmeckt es dann :-(
Je nach Jahreszeit, Reiseziel und Entfernung zur nächsten Versorgungsstation, muss man einen mehr oder minder großen Vorrat an Wasser mitführen. Hierzu eignen sich Kunststoffkanister und Wassersäcke. Man sollte darauf achten, dass diese geschmacksneutral sind, sonst kann einem vom Kunststoffgeschmack fast schlecht werden. Kanister haben den Nachteil, dass sie leer genauso groß sind wie voll. Der Vorteil gegenüber Wassersäcken ist jedoch die größere Stabilität bei einem evtl. Sturz. Man sollte die Wasservorräte auch lieber in mehrere kleine Behälter verteilen, statt in einem großen. Mehrere kleine lassen ich leichter verstauen und verteilen als ein großer Behälter. Auch ist im Falle eines Sturzes oder bei Verlust eines Behältnisses nicht gleich der ganze Vorrat flöten und das kann lebenswichtig sein. Ein sogenannter Camel- Bak, das ist ein kleiner Rucksack mit einem Wassersack darin und einem Schlauch, der bis zum Mund reicht, leistet auch gute Dienste zum Transport und zur ständigen Verfügbarkeit des kostbaren Nasses. Da Wasser nicht gerade leicht ist, sollte man volle Behälter möglichst nah am Schwerpunkt anbringen, leere Behälter wiegen fast nichts, die kann man dann irgendwo (natürlich sturzgeschützt) dran schnallen. Die 1,5 Liter Plastikflaschen mit Mineralwasser die es überall zu kaufen gibt, eignen sich auch gut für den Transport. Obwohl die Flaschen keinen stabilen Eindruck machen, halten sie eine Menge aus. Manch eine Flasche hatte ich über drei Wochen dabei, ohne dass sie kaputt ging. Beim Kauf darauf achten, dass sie einen Schraubverschluss haben. Den einfachen Stopfen bei manchen Flaschen verliert man oft und damit auch das Wasser.
Metallkanister schließe ich hier aus, sie sind zwar stabil, aber sperrig und schwer.
Benzin und dessen Transport
In den nordafrikanischen Ländern gibt es bis auf wenige Ausnahmen in Marokko
und evtl. Tunesien kein bleifreies Benzin. Ein Motorrad mit Katalysator ist für
solche Touren also weniger zu empfehlen. Oft ist auch die Spritqualität um
einiges schlechter als in Mitteleuropa. Bei Maschinen die Superbenzin benötigen,
z. B. KTM, muss man aufpassen, dass der Kraftstoff die richtige Oktanzahl hat. Meist
weiß man aber nicht, ob das auch im Tank ist, was auf der Zapfsäule steht.
Ich habe mit meiner KTM bisher noch keine Probleme in Tunesien und Marokko gehabt.
Maschinen mit Doppelzündung z. B. Transalp, Africa Twin oder umgebaute BMWs
haben es da nicht ganz so schwer.
Für die meisten Strecken in Marokko und Tunesien reicht der serienmäßige Kraftstofftank (d. h. eine Reichweite von 300 km) aus. Bei längeren Sandfahrten muss man aber mit einem erheblich höheren Verbrauch rechnen. Meine max. Verbrauchswerte lagen bei 15 l/100 km bei meiner Transalp auf einer Libyentour und bei 19 l/100 km mit meiner KTM während der Rallye El Chott in Tunesien! Beides allerdings auf schnell gefahrenen Strecken bei extrem weichsandigen Etappen. Der normale Durchschnitt lag in beiden Fällen bei ca. 8 l/100 km. Auf eher steinigen Pisten unterscheidet sich der Verbrauch kaum von Fahrten auf der Straße. Man muss aber auch mit Benzinverlust bei evtl. Stürzen rechnen.
Beim Sprittransport scheiden sich die Geister wieder. Die einen schwören auf Kanister, dass ist die billigste Methode, allerdings kann man Probleme bei der Unterbringung und mit dem Fahrverhalten bekommen, siehe auch Gepäcktransport. Kanister haben den Vorteil, das man sie nach der Bewältigung der versorgungslosen Strecke verkaufen oder verschenken kann, dann ist man sie los. Benötigt man sie längere Zeit, dann sind sie oft im Weg und das Gewicht stört. Deshalb ist es wichtig, sofort den Kanister in den Haupttank umzufüllen, sobald die entsprechende Menge verbraucht wurde. Der leere Kanister wiegt dann nicht mehr so viel. Allerdings steigt bei einem Sturz das Verletzungsrisiko durch die Kanister (egal ob voll oder leer) wieder an. Die Kanister haben noch den Vorteil, dass bei Beschädigung des Tanks oder eines Kanisters nicht gleich der ganze Sprit verloren ist.
Libyen: Großer Tank, Hecktanks und 2 "Angstkanister",
zusammen ca. 55 Liter Sprit
Die teuerste Methode sind größere Tanks oder Zusatzhecktanks, die mehr oder weniger schwerpunktgünstig angebracht sind. Das Gewicht ist näher an der Maschine und man hat mehr Platz fürs Gepäck. Der Nachteil eines einzelnen großen Tanks ist der, dass bei dessen Beschädigung unter Umständen der gesamte Spritvorrat verloren ist.
Noch teurer sind allerdings Begleitfahrzeuge, die einem das Gepäck und den Sprit transportieren. Dafür hat man dann Fahrspaß pur ...